Vergangene Woche hatte ich das Glück, beim CLIO in New York als Chairman der Designjury vorzusitzen. Da wird man schnell ganz schön ehrfürchtig. Geht man anfangs noch sehr selbstbewusst in die Runde, weil man ja selber super Arbeiten eingereicht hat, wird man schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Denn da sind nicht nur die eigenen vermeintlich tollen Arbeiten – sondern direkt daneben liegen, kleben, hängen noch mal ein paar hundert andere, ebenso gute oder bessere Sachen. Und man muss mehr als ein Mal gestehen, dass man das auch zu gerne selber gemacht hätte.
Außerdem trifft man Kreative aus anderen Agenturen aus anderen Ländern, die nicht nur unheimlich nett, sondern auch überaus kompetent sind. Als rot-grün-blinder Texter habe ich mich da ab und an etwas deplatziert gefühlt. In der Designjury. Aber das hab‘ ich vorsichtshalber niemandem gesagt – das mit dem rot-grün-blind und dem Texter. Stattdessen habe ich eifrig juriert und gelegentlich mit sehr „bodenständigen“ Kommentaren den einen oder anderen Designer brüskiert. Aber was soll’s, als Texter hat man eben nichts Anständiges gelernt. Nur schreiben. Und reden eben. Das muss man ausnutzen.
Bei einer durchschnittlichen Medaillenquote von drei Prozent in Relation zu den eingereichten Arbeiten kann am Ende jeder mehr als stolz sein, wenn er zu den Gewinnern gehört. Schließlich misst man sich hier nicht nur mit den Besten des eigenen Landes, sondern mit den Besten der Welt.
Gratulation an alle, die hier einen Pokal abräumen werden. Egal in welcher Kategorie. Und egal in welcher Farbe.