Am Heiligabend 2018 werden jede Menge Sprachassistenten das Licht der Welt erblicken. Zum ersten Mal mit Strom versorgt, werden ihre Kameras den heimeligen Kerzenschein des Weihnachtsbaums erblicken und ihre Mikrofone werden zum ersten Mal die Stimmen ihrer zukünftigen, menschlichen Familienmitglieder hören. Für welchen Hersteller dieser Marketingtraum Realität wird, und wie Bing sich in Sachen Shoppinghilfe mausert, erfahren Sie in den letzten SEO News des Jahres 2018

Sprachassistenten im Weihnachtsstress

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Und auch dieses Jahr werden sie sich erneut in vielen Haushalten wiederfinden: Die allgegenwärtigen Sprachassistenten. Zählten Alexa & Co. schon im vergangenen Jahr zu den Rennern unter dem Weihnachtsbaum, Marktführer Amazon hatte zum Fest 2017 nach eigenen Angaben mehrere Millionen seiner Alexa-Modelle verkauft, so blicken wir auch dieses Jahr mit Spannung auf die Verkaufszahlen. Stellt sich doch die Frage, ob sich der Trend zum Massenprodukt verfestigt und wer das Rennen um die Marktbeherrschung letztlich für sich entscheiden kann. Doch 2018 ist die Konkurrenz schärfer geworden und einige der größten Wettbewerber haben ihre Marktanteile signifikant ausbauen können. Nach Angaben der Unternehmensberatung „Strategy Analytics“ bleibt die weltgrößte Shoppingplattform aus Seattle mit rund 75 Prozent aller Smart Speaker zwar globaler Marktführer. Beim Wachstum im Jahresvergleich konnte aber Google mit seinem „Google Home“-Assistenten die Führung übernehmen. Um mehr als 420 Prozent konnte der Suchgigant aus Mountain View seine Verkäufe steigern und hält nun mit knapp 16 Prozent Marktanteil den 2.Platz im Ranking. Besonders auffällig: Der gemeinsame Marktanteil von Amazon und Google ist im Jahresvergleich von rund 90 Prozent auf nur noch 69 Prozent gefallen. Vor allem die Konkurrenz aus Asien macht Boden gut. So hat der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba auf der kanadischen KI-Konferenz NeurIPS einen Assistenten vorgestellt, welcher in seinen Fähigkeiten dem Technologieführer Google in nichts nachzustehen scheint. Ebenso wie Google auf seiner Entwicklerkonferenz mit einem spektakulären Telefongespräch zwischen Mensch und Maschine Schlagzeilen machte (wir berichteten), so hat auch Alibaba für die Demonstration einer Entwicklungsversion seines Assistenten „AliGenie“ ein menschliches Gespräch gewählt. Bei der Absprache eines Liefertermins schaffte es die Alibaba-Maschine, sich von Zwischenfragen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Aus indirekten Hinweisen des menschlichen Gesprächspartners konnte das System sogar die richtigen Schlüsse in Bezug auf den Lieferort ziehen, eine Herausforderung, an der andere Sprachassistenten bislang gescheitert sind. Im Gegensatz zu Alexa und Google Home, die als Smart Speaker ihren festen Platz in unserer Lebenswelt finden sollen, integriert Alibaba seinen Sprachassistenten unmittelbar in die Geschäftsprozesse seines Unternehmens. So werden telefonische Bestellungen, Preisvergleiche und das Liefermanagement die ersten Teilbereiche sein, in denen AliGenie zum Einsatz kommen soll, so das Unternehmen. Wie sehr die digitale Welt auch beim Sprachassistenten gespalten ist, zeigt sich unter anderem  auch an den Verkaufdzahlen im Reich der Mitte. Den Angaben von Strategy Analytics zufolge hat Google 2017 auf dem weltweit größten Markt lediglich eine halbe Million Google Assistant-Geräte abgesetzt. Zum Vergleich: In den USA hat die Anzahl von Smart Speakern bereits fast die 50-Millionen-Marke erreicht. Das Rennen ist also noch nicht entschieden, die Zukunft der Sprachsuche so offen wie je zuvor.

Shoppen statt suchen

Microsoft hat seiner Suchmaschine Bing eine Reihe neuer Funktionen spendiert, mit deren Hilfe der Nutzer bei Suchen mit Kaufintention unterstützt werden soll. Mit dem Black Friday hat der Tech-Gigant aus Redmond den Zeitpunkt der Präsentation gut gewählt. So war ein Teil der neuen Funktionen speziell für den Black Friday konzipiert, und auch nur an diesem Tag verfügbar. Der Großteil der Funktionalitäten jedoch wird das ganze Jahr bleiben, soll aber gerade in der Vorweihnachtszeit besonders hilfreich sein. In einer Produktvergleichs-Funktion speziell für die Produktkategorie Mobiltelefone zeigt Bing Bewertungen, Rezensionen von Experten und Produkthighlights prominent über den organischen Suchergebnissen. Laut dem Unternehmen, soll es damit erleichtert werden, den neusten Hardware-Trends im Bereich der Mobiltelefonie zu folgen.

Eine zweite Funktion präsentiert Produkte in einer Art Featured Snippet-Vergleichstabelle. Eine Suche nach dem Superlativ (wir berichteten) „Bester Laptop“ resultiert beispielsweise in einer Vergleichsübersicht mit Produktbild, Aufzählung der Funktionalitäten und weiterführender Links. Es handelt sich aber nicht über eine Erweiterung von Bing Shopping, sondern um organische Suchergebnisse. Lediglich die exklusive Black-Friday-Funktion war über Bing Shopping erreichbar und ermöglichte Nutzern das Stöbern durch lokale und überregionale Angebotsflyer zur größten Rabattschlacht des Jahres. Während Google versucht, sein Shopping Produkt mit Hilfe von dubiosem Wettbewerb aus der Schusslinie der Aufsichtsbehörden zu nehmen, setzt Microsoft, die schon häufig in der Vergangenheit, auf Innovationen in der organischen Suche. Es macht also doch einen Unterschied, ob ein Suchsystem komplett vom Anzeigenumsatz abhängig ist, oder nicht.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Internet World Business.

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