Die Corona-Krise als Booster für Nachhaltigkeit? Klingt erstmal nicht logisch. Seit etwa eineinhalb Jahren beschäftigt uns die Pandemie und fordert sehr viel von uns ab – vor allem in Bezug auf die Gesundheit. Da rücken Klima- und Umweltschutz vermeintlich in den Hintergrund. Studien legen aber das Gegenteil nahe. Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie wichtig das Thema ist. Dies wird zunehmend auch beim Konsum sichtbar.

Themen rund um Nachhaltigkeit sind nicht neu. Sie haben in den letzten Jahren aber sehr stark Fahrt aufgenommen. Wir haben eine kritische Masse erreicht. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind aktuell geradezu omnipräsent. Die Fridays for Future-Bewegung – zu Beginn noch von vielen belächelt und die Teilnehmenden des Schulschwänzens bezichtigt – hat etwas verändert. Die junge Generation hat die öffentliche Wahrnehmung für den Klimawandel auf ein neues Level gehoben und Politik und Gesellschaft die Dringlichkeit der Probleme deutlich gemacht.

Parallel dazu ist die mediale Aufmerksamkeit gestiegen. Es gibt mittlerweile eine große Anzahl an Content-Formaten, die sich im Kern damit beschäftigen: vom „Klima Update“ bei RTL bis zur „Green Seven Week“ bei ProSieben. Besonders schnell fündig wird man bei Spotify, wenn man nach Podcasts zum Klimawandel sucht. Auch in der Werbung werden Nachhaltigkeitsaspekte sichtbarer. Immer mehr Kampagnen nehmen Bezug zu regionaler Herkunft, plastikfreier Verpackung oder zur Klimaneutralität der Produkte. Ein Blick auf den Finanzmarkt macht ebenfalls schnell deutlich, wie bedeutend das Thema geworden ist. Die Investitionen in Fonds mit grüner Ausrichtung schießen nach oben. Und wenn Larry Fink als CEO von Blackrock, des größten Vermögensverwalters der Welt, verkündet, dass Klimaschutz höchste Priorität habe und er für Unternehmen ohne Nachhaltigkeitsstrategie keine Zukunft mehr sehe, dann ist das ein sehr deutlicher Appell.

Die Gründe für die wachsende Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz sind offensichtlich und werden in einer Berechnung vom Global Footprint Network anschaulich auf den Punkt gebracht. Einmal im Jahr berechnet die NGO den Tag im Jahr, ab dem wir auf der Welt mehr Ressourcen verbraucht haben, als im Jahresverlauf nachwachsen können. Sprich: Wir leben ab diesem Tag für den Rest des Jahres im Ressourcendefizit. 2021 war das der 29. Juli – also ganze fünf Monate im Defizit!

Mehr als 70% der Deutschen sagen laut einer YouGov-Erhebung, dass der Klimawandel sie in irgendeiner Form beschäftigt. Die Sorgen wachsen und der Wandel wird greifbarer. Das Thema rückt näher an die Menschen heran und wird persönlicher. Nicht zuletzt durch die steigende Anzahl an Naturkatastrophen, die auch auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Die Corona-Krise hat das Bewusstsein verstärkt, weil viele Menschen eine Verbindung zwischen dem Umgang mit der Umwelt und der Pandemie sehen. Auf der anderen Seite steigt das Interesse am Schutz der Umwelt, z. B. an erneuerbaren Energien oder am Kauf eines E-Autos. Konsument:innen machen sich zunehmend Gedanken über die Nachhaltigkeit von Produkten, insbesondere beim Lebensmittelkauf.

Im Durchschnitt entsteht etwa die Hälfte des individuellen CO2-Fußabdrucks durch den Kauf und Verbrauch von Konsumgütern und Lebensmitteln, hat das Umweltbundesamt errechnet. Nachhaltiger Konsum kann demnach einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Dies ist ein Grund, warum das Thema für Marken so hohe Relevanz hat. Doch was ist nachhaltiger Konsum überhaupt? Es bedeutet vor allem: bewusster zu kaufen, genauer hinzuschauen und die eigene CO2-Bilanz im Blick zu haben. Häufig wird Nachhaltigkeit, analog zu den Zielen der Vereinten Nationen, in drei Aspekte aufgeteilt: ökologisch, sozial und ökonomisch. Auf den Konsum übertragen wären das bspw. plastikfreie Verpackungen, Fair-Trade-Produkte oder Second-Hand-Kleidung. Orientierung sollen Siegel und Zertifikate geben – auch wenn Verbraucher:innen deren genaue Bedeutung nicht immer beurteilen können. Oft fehlen Informationen und eine Einordnung.

Bei nachhaltigen Kaufentscheidungen ist häufig eine Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten sichtbar, das sogenannte „Attitude-Behaviour-Gap“. Menschen sagen, dass ihnen Nachhaltigkeitsaspekte beim Kauf wichtig sind, handeln am Point-of-Sale aber letztlich anders. Teilweise, weil sie nicht bereit sind, einen Aufpreis dafür zu bezahlen. Weil sie nicht wissen, inwieweit die Produkte tatsächlich nachhaltig sind oder schlicht, weil sie die Produkte nicht ansprechen. Nachhaltigkeit ist wohl das Thema der Stunde und gewinnt auch beim Einkauf an Relevanz – Haken dran. Aber es bleibt eben immer noch ein Aspekt unter vielen, die Verbraucher:innen zum Kauf eines Produkts bewegen. Der im Titel genannte „grüne Konsum“ bleibt ein Mythos. Konsument:innen, die ausschließlich grün im Sinne von nachhaltig handeln und kaufen, gibt es in dieser Form nicht.  

Gerade deshalb ist es für Marken wichtig, ihre Zielgruppen genau zu analysieren und Abstufungen herauszuarbeiten. Nachhaltiger Käufer ist nicht gleich nachhaltiger Käufer. Die Spannweite geht vom Mainstream, der ab und zu Bio-Produkte im Angebot kauft, bis zu Personen, die sich aktiv engagieren und denen der Umweltschutz am Herzen liegt. Die Motivatoren und Trigger beim Kauf von Produkten mit Nachhaltigkeitsaspekt sind bei diesen zwei Gruppen verschieden. Signifikante Unterschiede gibt es vor allem in Hinblick auf Einstellungen und Lebensstil. Die eigene Verzichtbereitschaft ist an dieser Stelle ein guter Indikator. Sich persönlich für den Schutz der Umwelt einzuschränken, fällt dem Mainstream deutlich schwerer.  Was bedeutet dies für Marken? Nachhaltigkeit ist kein „nice to have“ mehr, sondern ein „must have“ geworden. Entscheidend ist, dass Verbraucher:innen die Aktivitäten wahrnehmen und verstehen. Marken sollten es den Menschen so einfach wie möglich machen, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen. Auch wenn viele Unternehmen noch nicht ganzheitlich grün sind, lohnt es sich, die Kund:innen mit auf die Reise zu nehmen. Dabei sind vor allem Aufklärung und Transparenz gefragt, um nachhaltig erfolgreich zu sein.

Live-Streaming auf Plattformen wie Twitch.tv war bereits vor der Corona-Pandemie eine der am schnellsten wachsenden digitalen Unterhaltungsformen, vor allem rund um Gaming- und Esport-Content. In den letzten 1,5 Jahren, begünstigt von Social Distancing und Lockdowns, hat Streaming noch einmal einen sagenhaften Zuwachs an Zuschauern erfahren und sich als eines der innovativsten und facettenreichsten Unterhaltungsmedien etabliert, und zwar weit über Gaming hinaus.

Wir befinden uns in der Tat inmitten einer Creator & Community getriebenen Content-Revolution. Denn Streaming-Content ist längstnicht mehr auf Twitch beschränkt. Auch YouTube, Instagram, TikTok und selbst LinkedIn bieten inzwischen spannende Möglichkeiten, über Live-Content Zielgruppen zu erreichen, die sich auf Twitch nicht finden. Die inhaltliche Diversität, die leidenschaftlichen Communities und nicht zuletzt die kreativen und innovativen Content Creator machen Streaming zu einem idealen Umfeld für die Markenkommunikation.für zahlreiche Bands, Musiker und DJs waren Streaming-Plattformen in den letzten 1,5 Jahren die einzige Möglichkeit, vor Publikum zu performen und im engen Austausch mit Fans zu bleiben. Für viele Nischen-Sportarten sind Streaming-Plattformen willkommene Alternativen zum von Fußball dominierten TV. Aber auch aus der Streaming-Community selbst heraus entstehen laufend neue Content-Formate für eine Vielzahl von Interessen:

Podcasts und Talkshows rund um Popkultur, von Marvel über Star Wars bis zu Fantasy-Literatur. Kochshows aus der heimischen Küche. Cosplay- und Crafting-Streams. Fitness, Yoga & Workouts. ASMR Streams. Gemeinsames Schauen von Serien und Filmen mit der Community im Stream. Reise- und Roadtrip Streams. Just Chatting, das zwanglose Plaudern mit dem Publikum. Und nicht zuletzt aufwändige, mehrtägige Reality-TV Formate wie die Angel-, Horror- und Mittelalter Camps von Streamer Knossi und Musiker Sido. Der Kreativität und Vielseitigkeit sind keine Grenzen gesetzt.

Was aber alle Formate vereint, sind drei zentrale Erfolgsfaktoren:

  1. Ein gemeinsames, verbindendes Hobby oder Interesse
  2. Eine aktive und involvierte Community rund um das Thema
  3. Ein hohes Maß an Leidenschaft und Involvement auf Seiten der Content Creator

Passiontainment in Form von Live-Streaming bedient all diese Faktoren.

Die Zuschauer motiviert dabei vor allem die Suche nach involvierter Unterhaltung rund um das eigene Hobby, statt der passiven Berieselung. Diskussion, Austausch und gemeinsames Erleben von relevanten Inhalten mit anderen Menschen befriedigt auch die grundlegende Sehnsucht nach Verbindung und sozialen Kontakten, nicht nur während der Pandemie.

Gleichzeitig legt der typische Stream-Zuschauer großen Wert auf Individualität, Authentizität und Kreativität und findet all das bei leidenschaftlichen Content Creatorn, die jeden Tag alles geben, um für ihre Communities herausragenden Content zu schaffen.

Für Marken ist dieses Ökosystem ein ideales Umfeld für Content Marketing. Das hohe Involvement der Zuschauer, die Content Creator als eigene Micro-Medien Marken, die auf zahlreichen digitalen Touchpoints hohe Reichweiten erzielen und nicht zuletzt die vielen verschiedenen Inhalte führen dazu, dass für nahezu jede Marke eine passende thematische Nische existiert, auch abseits von Gaming und Esports.

Der Schlüssel für erfolgreiche Engagements ist dabei wie so oft Relevanz und im Passiontainment Umfeld bedeutet dies, sich aktiv einzubringen und als Marke Teil der begeisterten Community rund um ein Thema zu werden. Die Engagement-Möglichkeiten sind dabei enorm vielfältig – von einfachen Enabling-Mechaniken wie Stream-, Creator- und Format-Sponsorings über Werbung im Umfeld bis zu individuellen Community-Aktivierungen und eigenen Content-Formaten ist vieles möglich.

Mehr Informationen zum Thema Passiontainment finden Sie hier.

Unsere Kollegin Alicia Fricke gibt uns einen spannenden Einblick in die Welt des Digital Media Consultants, das Berufsbild vereint Neugier, analytisches Denken, Kreativität und Kontaktfreude.

Berufsbilder bei der Serviceplan Group

Wer macht eigentlich die Neukundenakquisition für Mediaplus? Und was genau tun unsere Kolleg:innen, wenn es darum geht, neue Kunden zu gewinnen? Susanne Kiefl und Larissa Staadtlich geben uns interessante Einblicke in ihren Job als New Business & Marketing Manager:innen und verraten uns, inwiefern ihr Arbeitsalltag Ähnlichkeit mit einem Barraquito hat.

Seht euch unsere neue Folge Jobtitel-Bingo an und erfahrt mehr über den spannenden Alltag als New Business & Marketing Manager:innen bei Mediaplus.

PS: Neugierig geworden? Dann bewirb dich direkt hier.

Warsteiner

Wie erreicht man Menschen, die einen Werbespot bisher nicht im linearen Fernsehen gesehen haben, stattdessen auf dem Smart TV und steigert damit die Reichweite einer TV-Kampagne? Zusammen mit Mediaplus und Mediascale sowie Samsung Ads setzt Warsteiner hier mit einem intelligenten, technikbasierten Targeting an. Im Gegensatz zu anderen Targeting-Anbietern werden die Werbemittel nur auf Inhalten von Samsung TV Plus in Form von In-Stream Video Ads ausgespielt. Und das nur solchen Zuschauer:innen, die vorher keinen Spot von Warsteiner im linearen Fernsehen gesehen haben.Das Ergebnis: Ein Reichweitenplus von 21 Prozent!

Mit diesem in Europa bisher einzigartigen Kampagnenansatz gelingt es der Biermarke, gezielt die Netto-Reichweite der Bewegtbild-Kampagne zu erhöhen (= inkrementelle Reichweite). Das Besondere: Die zahlreichen Wettbewerber von Warsteiner positionieren sich als typische Fernseh-Biere hauptsächlich klassisch im linearen TV und schalten den Spot parallel online. Für gewöhnlich nutzt man an dieser Stelle sogenannte Überschneidungswahrscheinlichkeiten, um die inkrementelle Reichweite zu schätzen. Ein Nachweis für den real gemessenen Reichweitengewinn auf demselben Endgerät im Haushalt, dem Smart TV, wird aber bei diesem Case zum ersten Mal erbracht.  

Der Hintergrund: Sinkende lineare Reichweiten

Besonders in der jüngeren Zielgruppe sinkt in den letzten Jahren die durchschnittliche Dauer des linearen TV-Konsums. Im Wettbewerb um die Fernsehminuten haben die Angebote des Smart TV im Gegenzug viel zu bieten: Mediatheken, Videos on Demand über Streamingdienste oder aber auch die Sender innerhalb von Samsung TV Plus. Ein relevanter Teil der Besitzer von Samsung Smart TVs gehört dabei zu Nicht- bzw. Wenigsehern von klassischer TV-Werbung. Dieser Problemstellung sind Mediaplus und Mediascale für den Kunden Warsteiner auf den Grund gegangen und haben zusammen mit Samsung ein intelligentes Targeting für In-Stream Video Ads innerhalb der Samsung TV Plus-Sender entwickelt. Zielgruppe waren Non-Commercial-TV-Viewer, Light-TV-Viewer, VOD-Streamer und Gamer – also Personen, die tendenziell weniger lineares TV  schauen. 

Die Methode: Automatische Bilderkennung

Samsung analysiert nach dem Opt-In der User über eine automatische Bilderkennung regelbasiert die Bildschirminhalte der Smart TV-Geräte. Nach Abgleich der Werbeblöcke kann somit auf Millionen Smart TVs bestimmt werden, ob und in welcher Frequenz ein TV-Sport auf einem Endgerät gesehen wurde oder eben auch nicht. Mittels dieser Information wurde extra für Warsteiner ein eigenes Targeting-Cluster gebildet: Die „Non-Viewers TV-Spot“, die im linearen Fernsehen keinen Werbespot von Warsteiner gesehen haben. Nur diese bekommen die Instream Video Ads bei Inhalten von Samsung TV-Plus zu sehen.

Das Ergebnis: Messbare inkrementelle Reichweitensteigerung

Die Kampagne lief vom 31. August bis 25. Oktober 2020 in drei Wellen, in denen der Spot nicht im linearen TV lief. Warsteiner spricht über das neu geschaffene Targeting „Non-Viewers TV-Spot“ erstmals ausschließlich ganz gezielt in den TV Off Air-Weeks (Wochen ohne TV-Kampagne) nur die Haushalte innerhalb der Zielgruppe an, die nachweislich mit der TV-Kampagne nicht über das lineare TV-Gerät in Kontakt kamen.

Beteiligte  Unternehmen:

Der Warsteiner-Case ist auch ein perfektes Beispiel integrierter Planung, selbst über Agenturgrenzen hinaus. Mediaplus Köln betreut Warsteiner bereits seit Längerem im Bereich der klassischen Mediaplanung in Kooperation mit ihrem Schwesterunternehmen mediascale Köln. Mit NE.R.O. betreibt mediascale eine der leistungsstärksten Data-Management-Plattformen im deutschen Markt. Mit NE.RO AI, ein Produkt der NE.R.O.-Plattform, bietet die Agentur außerdem eine Lösung für Targeting ohne Cookies. PREX Programmatic Exchange ist das Angebot der Mediaplus Group im Bereich programmatischen Marketing. Unter dem Stichwort „TV-Content Recognition“ bündelt PREX programmatisch die Reichweiten und Geräte, denen über Bilderkennung spezifisches TV-Sehverhalten zugeordnet werden können. Dies ermöglicht eine Kontaktsteigerung und/oder Nettoreichweitensteigerung von TV-Kampagnen. Samsung Ads hatte die Verantwortung für das Erfassen des Nutzerverhaltens der Smart TV-Besitzer:innen.

Wie sieht die Radio-Landschaft in Deutschland 2030 aus? Im Rahmen des Mittwochmittag Mediatalks auf Clubhouse haben die beiden Hörfunkexperten Olaf Hopp (CEO NRJ Group Deutschland) und Erwin Linnenbach (Geschäftsführer Teutocast sowie Gastgeber Wolfgang Bscheid (Geschäftsführer Mediascale) einige zentrale Zukunftsprognosen gewagt.

Ihre Thesen: Es wird mehr Angebot geben, aber es kommt zu einer Konsolidierung unter den Anteilseignern der Sender. DAB+ wird UKW als Übertragungsstandard ablösen. Und nationale Radiosender werden sich via DAB+ und Web ebenso etablieren, wie neue Vermarkter auf Bundesebene. Sprechen wird das neue Schreiben und die Hörökonomie erfährt eine neue Wertigkeit. Das Smartphone an sich revolutioniert unser Medien und Nutzungsverhalten. Und Audio profitiert von diesem Trend zu Snackable Content.

Noch ist der deutsche Hörfunkmarkt stark fragmentiert. Eine Folge des deutschen Rundfunkrechts, das lokale und regionale Sender bevorzugen wollte, während im internationalen Vergleich meist nationale Radiosender die Märkte prägen. Via Smartphone und Smart Speaker knabbern Podcasts, Musikstreaming, Audiotheken und Hörbücher gerade bei jüngeren Zielgruppen am Zeitbudget für das UKW-Radio. Laut einer Umfrage von Deloitte erzielt Musik-Streaming in jüngeren Zielgruppen bereits größere Reichweiten als das klassische Radio. Und gleichzeitig stagniert der Radio-Anteil am Werbemarkt bei ca. 800 Mio. Euro netto, wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht. Die Rahmenbedingungen für einen Strukturwandel in der deutschen Hörfunk-Landschaft scheinen also gegeben.

Hier ein paar ausgewählte O-Töne aus dem Talk

Erwin Linnenbach, Teutocast: „Eigentlich gibt es keinen deutschen Radiomarkt. Für rund 250 UKW-Sender gibt es derzeit in Deutschland  2500 Eigentümer. Sehr ungewöhnlich, dass da bisher keine Konsolidierung stattgefunden hat. “ …. „Es freut mich, dass die Hörökonomie im Augenblick eine ganz andere Wertigkeit bekommt. Wir hängen im internationalen Vergleich total hinterher, inbesondere in der Politik und bei der Werbewirtschaft, aber auch insgesamt in der Gesellschaft.“ …

„Die jungen Leute finden über Streaming und Podcast wieder zum Hören zurück. Diese Generation ist für uns nicht nur ein Problem, weil sie sich vom klassischen Radio zunehmend abwendet, sondern auch eine Riesenchance, das Hören in Deutschland auf ein international vergleichbares Niveau zu bekommen.“

Wolfgang Bscheid, Mediascale: „Wir registrieren bei Podcasts und neuen gesprochenen Formaten eine völlig andere Qualität des aktiven Hinhörens. Diese Aufmerksamkeitsqualität bildet sich momentan nirgends ab. Wir rechnen immer noch mit einem TKP. Es ist ein großes Manko, dass wir es nicht schaffen, diesen Qualitätsaspekt als Planungsfaktor zu integrieren. Damit würden diese Inhalte eine ganz andere Refinanzierungsmöglichkeit bekommen.“

Olaf Hopp, NRJ: „Ich bin der festen Überzeugung, dass durch mehr Angebot auch mehr Nutzung entsteht. Klassische Radionutzung, die immer noch auf einem extrem hohen Niveau stattfindet, und Podcasts kannibalisieren sich nicht, sondern ergänzen sich wunderbar – aufgrund der unterschiedlichen Nutzungssituationen und –zeiten. Sprechen ist das neue Schreiben. Stimme ist die niedrigschwelligste Interaktionsform, die es gibt, davon werden Audio und Radio profitieren“

Über den Audio-Werbemarkt

Olaf Hopp, NRJ: „Der Kuchen wird größer werden. Der Marktanteil von Radio wird sich im Werbemarkt positiv verändern. Attraktivere Angebote werden dazu führen, dass auch der Ad Share steigen wird. Die Werbeindustrie wird Radio und Audio noch deutlich mehr für sich entdecken. Ich glaube, die neuen nationalen Programm auf DAB+ bieten auch die Chance, neue Vermarktungsstrukturen zu initiieren.“

Erwin Linnenbach, Teutocast: „Ich wäre glücklich, wenn wir beim Werbemarktanteil in Deutschland den europäischen Durchschnitt erreichen. Das wären 7 bis 7,5 Prozent des nationalen Werbekuchens und statt 800 Millionen Euro müßten wir dann eigentlich bei anderthalb Milliarden landen.“

Wolfgang Bscheid, Mediascale: „Ein Podcast funktioniert nicht mit einem klassischen Unterbrecherspot. Wenn wir über die Zukunft von Audio nachdenken, dann müssen wir auch über die Zukunft von Werbeformaten nachdenken. ….Zukünftig sollten Radiomacher auch das Knowhow verkaufen, wie man die Botschaft des Kunden aktiv und unterhaltsam so ins Programm integriert, dass sie nicht mehr stört. Audio ist emotional stark und deutlich günstiger als der Sprung ins Fernsehen.“

Über die zentralen Wettbewerber

Olaf Hopp, NRJ: „Die Innovationsgeschwindigkeit im Radio in den letzten drei Jahrzehnten war markt- und umständebedingt nicht zwingend groß. Bei einer SWOT-Analyse stünden ganz klar die GAFAs und andere internationale Player im Segment ,Bedrohung‘. Sie sind der strategische Wettbewerber. Aber mir ist da nicht bange, wir haben genügend Geschwindigkeit und Finesse, um den Kampf des kleinen David gegen den großen Goliath mit ganz viel Leidenschaft zu führen.“

Wolfgang Bscheid, Mediascale: „Spotiy, Amazon, Apple, die neuen, großen Player im Audiobusiness haben ein anderes Geschäftsmodell. Sie finanzieren sich über Abogebühren und können ein attraktiveres, weil auch werbefreies Angebot gestalten.“

Erwin Linnenbach, Teutocast: „Darin sehe ich eine Chance. Wir haben für unser Autofahrerradio recht schnell die dpd als Partner gewonnen und einen langfristigen Kooperationsvertrag geschlossen. Das ist neues Geld für Audio. Wir müssen endlich die Umfelder anbieten und via Co-Creation oder dauerhaften Sonderwerbeformen in den Dialog mit den Kunden einzusteigen, um deren Kommunikationsziele in unser Programm bzw. die raudiobaiserten Plattformen hineinentwickeln.“

Die Zukunft von Radio und Audio

Olaf Hopp, NRJ: „Die Zahl der neuen Angebote wird weniger rasant steigen als es in den letzten Jahren der Fall war. DAB+ wird UKW als Übertragungsstandard in den kommenden Jahren ablösen. Alle Neuwagen werden mit Radios ausgeliefert, die eine digitale Schnittstelle haben. Das Smartphone an sich revolutioniert unser Medien und Nutzungsverhalten. Und Audio profitiert von diesem Trend zu Snackable Content.“

Erwin Linnenbach, Teutocast: „Nationale Radiomarken werden stärker. Im UKW-Bereich wird es eine Konsolidierungswelle unter den Gesellschaftern geben. Ich hoffe außerdem, dass von außen Investoren, in den Audiomarkt einstiegen. Nationale Radiovermarktung wird sich dramatisch verändern. Und das Hören erfährt endlich Gerechtigkeit in der deutschen Gesellschaft.“

Den ganzen Talk, moderiert von Radio-Expertin Ina Tenz und Journalist Christian Faltin, finden sie hier https://youtu.be/j1hwTEW0Qp8

Austausch auf Augenhöhe

Marken haben bisher nur in eine Richtung kommuniziert – und das, obwohl es seit 20 Jahren Dialogmedien gibt. Jetzt beginnt der alte Status „Die Marke ist der Sender, der Konsument der Empfänger“ zu bröckeln, weil die Konsument:innen alle Rückkanäle nutzen, um selbst Deutungshoheit über Unternehmen und Produkte zu erlangen. Die Folge: Das Machtgefälle der Kommunikation zwischen Marke und Käufer:in verschiebt sich gerade massiv. Zeit umzudenken, meint Wolfgang Bscheid, Managing Partner von Mediascale, in seiner Talking-Heads-Kolumne auf Horizont. 

Zum Thema Austausch auf Augenhöhe lohnt sich immer wieder ein Blick nach Skandinavien. Beispielsweise ins schwedische Malmö. Die Stadt ist heute international als sehr nachhaltig bekannt und hat sich auf der OECD-Liste „Die innovativsten Städte der Welt“ auf Platz 4 hochgekämpft. Dabei war Ende der 90er Jahre von der ehemals prosperierenden Industriestadt nicht mehr viel übrig. Dass Malmö den Turnaround schaffte, ist in erster Linie einem bis dahin nicht praktizierten Kommunikationsansatz zu verdanken. In der drittgrößten schwedischen Stadt spricht jeder mit jedem, alle dürfen mitbestimmen. Nicht nur Politik, Verwaltung und Geschäftsleute, vor allem auch die Bürger:innen. Das ist anstrengend und aufwändig. Doch mit dieser zukunftsweisenden Kommunikationskultur wurde Malmö zum Paradebeispiel einer Smart City. Denn das weiß inzwischen jeder: Solche Mammut-Projekte schafft kein einzelner, sie sind das Ergebnis des Zutuns vieler. Alle nehmen sich ein Stück zurück, um eine große Lösung möglich zu machen.

Übertragen auf die Welt der Markenkommunikation könnte das heißen: Mach Dich nicht so wichtig, mach Dich zum Teil Deiner Community! Doch warum sollten Unternehmen das tun? Nun ja, es ist nicht mehr wegzudiskutieren, dass die kollektive Vernetzung, die Feedback-Kultur und nicht zuletzt auch Corona das über Jahrzehnte gelernte und gelebte Modell „Die Marke ist der Sender, der Konsument der Empfänger“ gerade abschießen. Durchchoreographierte Inhalte und vorgefertigte Aussagen, die man den Konsument:innen mit entsprechendem Werbedruck verabreicht – dieses Konzept wurde auch die letzten Jahre stoisch weitergeführt und das, obwohl die Dialogmedien längst Teil der Lebenswelt geworden sind. Mit riesigen Budgets und rosaroten Kreationen reden sich Marken die Welt weiter schön und hoffen, dass die Konsument:innen Beifall klatschen, beziehungsweise das in Konsum umsetzen. Doch allmählich bahnt sich ein Ende dieser Top-Down Kommunikation an. Die Frage, wie eine zukunftsfähige Begegnung von Marke und Mensch auf Augenhöhe aussehen könnte, wird immer drängender. Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir brauchen ein neues Mindset. 

Bedingt durch die Krise haben Menschen ein feines Gespür dafür entwickelt, ob Unternehmen nur fürs Marketing Dinge tun oder ob eine glaubhafte Überzeugung dahintersteckt. Die Stadt New York beispielweise verklagt gerade hat die Ölmultis ExxonMobil, Shell und BP sowie den Lobbyverband American Petroleum Institute wegen irreführender Werbung und betrügerischer Geschäftspraktiken. Die Unternehmen zählten zu den größten Umweltverpestern, würden ihre Produkte aber als „grüner“ und „sauberer“ bewerben. 

Wer nur zum Schein die Welt retten will, wird zu Recht abgestraft. Das wurmt Verbraucher:innen, die über die Dialogmedien ein gewaltiges Werkzeug in der Hand halten. Nicht nur Marken, auch Parteien und sogar Fußballvereine – sie alle werden in den Dialog gezwungen. Und was tun die Angegriffenen? Die meisten sind weiter um Kontrolle bemüht, doch ihr Rückzugskampf hat längst begonnen. Auch, wenn sie nur scheibchenweise aufgeben, was ohnehin nicht mehr zu retten ist. 

Die Krise macht die Menschen nicht nur sensibler für falsche Werbebotschaften, sie schweißt sie auch enger zusammen. Eine neue Solidarität formiert sich und schiebt Bewegungen in die Mitte der Gesellschaft. Prominente Beispiele: Black lives Matter und Fridays for Future. Hier hat sich eine Form der organisierten Kommunikation gefunden, die so vor ein paar Jahren noch nicht einmal denkbar war.

Wer also morgen noch gehört werden will, für den dürfte es sich lohnen, schon heute die Denkrichtung zu ändern. Der wichtigste Schritt könnte sein, dass Marken in ein ausbalanciertes Miteinander investieren, statt in einen aussichtslosen Kampf. Es gibt sicher kein Patentrezept dafür, wie diese Herkulesaufgabe zu stemmen ist. Aber das hier könnte ein mögliches Szenario sein: Menschen lieben Menschen, die nicht zu 100 Prozent perfekt sind, die nicht auf alles eine Antwort haben, auch mal Fehler machen und diese eingestehen. Genau das macht sie liebenswert. Warum sollte das bei Marken anders sein? Wer so eine Haltung ausstrahlt, erreicht Menschen nicht nur, der bewegt sie. Nicht der bewundernde Fan, sondern der geschätzte Freund sollte daher das neue Leitbild werden. 

Um diesen Spirit „Wir als Marke sind Teil Deiner Gemeinschaft“ umzusetzen, braucht es eine neue Denke. Konsument:in und Marke funktionieren nämlich nur miteinander. Und dieses Miteinander wird nur klappen, wenn beide sprechen und beide zuhören. Vertrauen und Verantwortung, Wertschätzung und gegenseitige Unterstützung statt starrem Konkurrenzkampf und bossy Gehabe. Sie setzen im Idealfall neue Potentiale und Kreativität frei, die eine Marke zum Strahlen bringen.

Die künftige Währung könnte also heißen: Begib Dich auf Augenhöhe mit Deiner Community, kommuniziere transparent und verantwortungsvoll, zeige Dich verwundbar, dann wird man dich als Gleichgesinnten akzeptieren. Und diese neue Beziehung könnte die beste Basis für zukünftigen Erfolg sein. Das Beispiel Malmö illustriert, wie auch andernorts ein neues Miteinander neue Perspektiven schafft. Das könnte auch in der Marken-Kommunikation klappen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Horizont.de

Das People Operations Team von Mediaplus hilft weiter, wo es zu zwischenmenschlichen Problemen im Job kommt. Oder einfach, um neue Perspektiven zu eröffnen.

Es ist fast schon ein physikalisches Gesetz. Dort, wo viele Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und Charakteren eng zusammenarbeiten, entsteht ganz natürlich Reibung – und ab und an resultiert daraus auch Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation. Im Job äußert sich das auf verschiedenste Weise: Stress mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten, Probleme sich zu artikulieren, oder ganz einfach Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Position.

„Es ist uns wichtig, dass unsere Mitarbeiter:innen sich bei Mediaplus wohlfühlen und jederzeit die Möglichkeit haben, sich mit uns auszutauschen, wenn es mal zu Reibungen kommt. Daher haben wir 2019 das People Operations Team ins Leben gerufen, das den Kolleg:innen bei Konflikten oder Problemen mit Rat und Tat zur Seite steht,“ so Regina Schwob, Managing Partnerin Mediaplus. Das Mediaplus People Operations (PeO) Team, das sind wir: Frauke Hennig, systemische Coachin, und Corinna Garschke, M.Sc. Psychologin.

Für die zwischenmenschlichen Probleme im Job können wir die richtigen Ansprechpartnerinnen sein. Ein konstruktives Feedback-Gespräch zwischen den Parteien kann hier schon Abhilfe schaffen. Ab und an benötigen die Beteiligten aber auch eine Begleitung. Und da ist das PeO Team zur Stelle. Unsere Devise – Hilfe zur Selbsthilfe: eine Hilfestellung mit auf den Weg geben, damit die Kolleg:innen selbst an der Lösungsfindung arbeiten können.

Wie wir arbeiten

  • Containing: Wenn jemand an uns herantritt, machen wir zuallererst einmal eine wertfreie Aufnahme der Situation und hören aktiv zu
  • Sondierung: Durch konkrete Fragen arbeiten wir gemeinsam mit dem oder der Kolleg:in den Kern des Themas heraus
  • Auftragsklärung: Dann besprechen wir, ob und gegebenenfalls, wie das PeO-Team unterstützen kann. Ein Ergebnis kann hier auch sein, dass wir gar nicht in Aktion treten, sondern nur zuhören und die richtigen Fragen stellen. Tatsächlich reicht es häufig schon aus, mit einer objektiven Person zu sprechen.
  • Vertraulichkeit/Transparenz: Wenn wir mit dem oder der Kolleg:in beschließen, dass es einer weiteren Unterstützung bedarf, besprechen wir gemeinsam, wen wir wann und wie ansprechen. Alle Inhalte des Gesprächs behandeln wir selbstverständlich vertraulich und geben sie nicht an die Führungskräfte weiter.

Was bieten wir den Mediaplus-Kolleg:innen an?

  • Gesprächsvorbereitung: „Auf welche Art und Weise kann ich Feedback an meine Führungskraft oder Teamkolleg:innen oder Mitarbeiter:innen geben?“
  • Moderation & Mediation: bei Teamkonflikten, in Form von Ressourcenworkshops oder bei der Vorstellung der Ergebnisse unserer regelmäßigen Colleague-Satisfaction-Umfrage
  • Rollenspiele: Z. B. zum Thema Feedbackgespräch oder als Vorbereitung auf Tough Conversations
  • Beratung bei der Jobentwicklung: Wir überlegen gemeinsam mit der Führungskraft, wo und wie sich die einzelnen Teammitglieder am besten weiterentwickeln können
  • Beratung bei internem Jobwechsel: Innerhalb der Serviceplan Group gibt es immer auch die Möglichkeit, sich in anderen Bereichen oder Agenturen weiterzuentwickeln
  • Exit-Interviews mit Kolleg:innen, die die Group verlassen: Daraus lernen wir viel und nehmen das Feedback für künftige Verbesserungen im Arbeitsalltag auf, wann immer es sinnvoll und möglich ist

Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt. Das hat schon Franz Kafka gesagt. Vertrauen kann natürlich nicht erzwungen werden. Wir möchten den Kolleg:innen dieses Angebot jedoch unbedingt machen. Es liegt uns am Herzen, dass sie bei Bedarf mit einer neutralen Instanz sprechen können. Das kann die Führungskraft sein, die Team-Kollegin, der Recruiter, der sie eingestellt hat, die Kolleg:innen aus der Serviceplan HR oder eben auch wir aus dem People Operations Team.

Probleme in sich hineinzufressen, bringt garantiert nichts. Chancen eröffnen sich, wenn man drüber spricht.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Frauke Hennig, General Managerin People Operations.

COVID-19 hat die Welt verändert – im Großen wie im Kleinen. Das hat Auswirkungen auf die Art, wie wir leben, wie wir miteinander umgehen und natürlich auch, wie wir konsumieren. Dass nach der Krise alles wieder sein wird wie zuvor, daran glaubt Mediaplus-Geschäftsführerin Barbara Evans nicht. Sie zeigt auf, wie sich das Denken und Handeln der Menschen verändert und worauf es jetzt wirklich ankommt: nämlich die Zukunft in die Hand zu nehmen und die Konsumprozesse wesentlich zu vereinfachen.

Das vergangene Jahr wird als ein ganz besonderes in die Geschichtsbücher eingehen. COVID-19 hat unser aller Leben verändert. Verunsicherung hat sich breit gemacht. Menschen sorgen sich um ihre Gesundheit und die ihrer Angehörigen. Sie bangen um ihre Arbeitsplätze und die eigene finanzielle Lage. Wirtschaft, Bildung und Sozialleben wurden auf ein Minimum heruntergefahren. Und auch wenn die Impfkampagne derzeit an Fahrt aufnimmt – die Welt scheint immer noch stillzustehen. Für viele Unternehmen ist die Situation nach wie vor schwierig und wird es auch erst einmal bleiben. Wer nicht mit innovativen Ideen erfolgreich die Flucht nach vorne angetreten hat, dem geht womöglich noch auf den letzten Metern des Lockdowns die Liquidität aus.

Klar ist: Diese Krise ist weitaus fundamentaler und langwieriger als alle anderen Krisen der vergangenen Jahrzehnte. Doch was vielen Unternehmen zugutekam: Wirtschaftskrisen, wie wir sie in der Vergangenheit bereits mehrfach erlebt haben, ähneln sich in Verlauf und Folgen. Es gibt daher erprobte Instrumentarien und Regelwerke, derer sich Wirtschaft und Politik bedienen können. Die Wirtschaft wird sich auch dieses Mal erholen – und ist in vielen Bereichen auch schon auf einem guten Weg. So hat die Bundesregierung ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr deutlich angehoben. 2021 rechnet sie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,5 Prozent. Pessimistischer schaut der Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen in die Zukunft: Er hat seine Vorhersage für 2021 zuletzt von 3,7 auf 3,1 Prozent zurückgeschraubt.

Die Lage bleibt also nach wie vor herausfordernd. Was wir weiterhin brauchen, sind kreative und nach vorne gerichtete Ansätze, innovative Herangehensweisen, unkonventionelles Denken und Handeln. Schließlich beobachten wir seit Beginn der Krise ein verändertes Verbraucherverhalten. Dieses zu prognostizieren ist schwierig. Um hier eine verlässliche Aussage treffen zu können, müssen wir lernen, Signale zu lesen und richtig zu deuten, statt uns auf datenbasierte Momentaufnahmen zu konzentrieren. Und wir müssen kurzfristiger und regional kleinräumiger denken und handeln. Die Lage kann sich innerhalb kürzester Zeit erheblich verändern, und dabei können die regionalen Bedürfnislagen extrem unterschiedlich aussehen.

Der Konsum von morgen – eine Vision
Wir haben das Konsumverhalten der Deutschen während der Krise intensiv beobachtet und forscherisch begleitet.[1] Dabei stellten wir fest, dass die Menschen Produkte und Services bevorzugten, die in Funktionalität oder Symbolik ein Gefühl von Geborgenheit hervorriefen. Die Corona-Krise ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Die zunehmende Komplexität unserer globalisierten und digitalisierten Welt, die überall spürbaren protektionistischen Tendenzen, die Auswirkungen des Klimawandels, die gesellschaftliche Spaltung – Krisenpotenziale gab und gibt es viele. Etabliertes, Tradiertes und Regionales als Ausdruck eines gesteigerten Sicherheits- und Nähebedürfnisses gewannen deshalb schon vor Corona an Bedeutung für Konsumenten. Durch die Krise aber wurde dieser Trend nochmals deutlich verstärkt.

Auch eine Rückbesinnung auf das Hier und Jetzt lässt sich beobachten – und natürlich auf die Gesundheit. Den Menschen wurde deutlich, wie fragil und volatil das eigene Leben ist, wie schnell sich alles verändern kann, und dass es sinnvoll ist, nicht alles auf morgen zu verschieben. Bei einigen wird das Sicherheitsstreben auch künftig das Konsumverhalten beeinflussen. Für andere wiederum stehen gänzlich andere Bedürfnisse im Vordergrund. Denn Krisenbewältigung ist eine Frage des Lebensstils und der persönlichen Grundhaltung

Was die Menschen hingegen eint, ist ein ausgeprägter Wunsch nach Selbstbestimmung. Die Corona-Krise hat verdeutlicht, wie abhängig wir alle von äußeren Umständen sind. Die Proteste der einen und die Angst der anderen sind vielfach Ausdruck der Sorge um die eigene Autonomie. Für viele von uns ist das eine ganz neue Erfahrung. Wenig überraschend also, dass „Freiheit“ in die Top-3-Werte des Werte-Index[2] der Menschen aufgestiegen ist und damit den „Erfolg“ verdrängt hat.

Zudem zeigen die Konsumenten eine gesteigerte Anspruchshaltung. Sie erwarten nicht nur überzeugende Qualität zum angemessenen Preis, eine gelungene Verzahnung von stationären und digitalen Vertriebswegen und eine zunehmende Verbraucherzentrierung. Vor allem fordern sie – das ist nicht neu, aber deutlich verstärkt – dass Marken gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Verbraucher wünschen sich Transparenz hinsichtlich der Lieferketten und einen gewissenhaften, nachhaltigen Umgang mit Mitarbeitern und Ressourcen. Auch der eigene Anspruch der Menschen an sich selbst ist gestiegen. Sie spüren: Wir müssen etwas tun – für den Klimaschutz, die Freiheit, für Vielfalt und Gleichheit („Black lives matter“). Das ist gut für die Welt, für den Einzelnen und für die Gesellschaft. Vor allem Vielfalt ist die Voraussetzung für Innovation und Entwicklung.


„Das Unerwartete zu erwarten, verrät einen durchaus modernen Geist“
Oscar Wildes Worte sind heute treffender denn je. Nur wer das Unerwartete erwartet und bereit ist, sich mit ihm zu wandeln, der wird langfristig bestehen. Für Markenverantwortliche heißt das: flexibel bleiben, in kürzeren Zyklen denken und planen und die regionalen Unterschiede des Krisenausmaßes berücksichtigen. Auch das Streben nach 100-prozentiger Perfektion passt kaum mehr in diese von rasanten Entwicklungen und ständigen Innovationen geprägten Zeit. Marketers brauchen den Mut, zu testen und sich mit noch nicht Perfektem aus der Komfortzone herauszutrauen. Sie müssen ein Gespür für die Bedürfnisse der Menschen entwickeln, präsent sein, Nähe und Sicherheit vermitteln und – wo sinnvoll – offen sein für Kollaboration. Denn Innovationen entstehen vor allem an Schnittstellen verschiedener Branchen, Märkte und Disziplinen.


Bei allen Herausforderungen bieten Krisen doch immer auch die Chance auf einen Neuanfang, auf große Sprünge und Innovationen. Sie bieten Anstoß, über den Tellerrand zu schauen, Bestehendes zu hinterfragen, zu bewerten, neu zu denken und auszurichten. Also: Schauen wir nach vorne und gestalten aktiv unsere Zukunft. Eine Zukunft, für die wir Konzepte und Technologien brauchen, die das Einkaufen einfacher und angenehmer machen. „Veni, vidi, vici“ wird zu „Kommen, sehen, kaufen“. Wir brauchen eine nahtlose Verknüpfung von Inspiration und Kaufakt und dafür eine gezielte Ausrichtung der Inhalte auf den Handel.


Krisen-Typen:
So reagierten die Menschen auf Corona

Wir haben während der Akutphase sechs Lebensstil-Cluster ermittelt, die die unterschiedlichen Umgangsweisen der Menschen mit der pandemiebedingten Krise sehr deutlich gemacht haben.

  • „Catch-up“: Die absoluten Optimisten setzten sich vor allem eines zum Ziel: Versäumtes nachzuholen.
  • „Lockdown“: Das Denken und Handeln der Pessimisten wurde weiterhin vor allem von Unsicherheit und Ängsten beeinflusst.
  • „Cocooning“: Diese Menschen konzentrierten sich vor allem auf ihr Zuhause und dessen Verschönerung und ließen sich von der Außenwelt vergleichsweise wenig aus der Ruhe bringen.
  • „Virtual“: Andere wiederum zeigten sich Neuem gegenüber offen und bewiesen sich als digital-, technologie- und innovationsaffin.
  • „Purpose-driven“: Dann gab es die, die Solidarität lebten und sich für Nachhaltigkeit einsetzten.
  • „Self-Care“: Und zu guter Letzt solche, die vor allem ihre Gesundheit und das eigene Wohlbefinden in den Vordergrund stellten – mit gewissen egozentrischen Zügen, Konsum- und Prestige-Orientierung. 

Clash der Lifestyles: Wer sich zu Hause einigelt, hat kein Verständnis für jene, die sorglos ihrer Feierlaune oder Reiselust frönen – und vice versa. Corona spaltet die Gesellschaft wie selten ein Ereignis zuvor und wird langfristig Spuren hinterlassen, die alle Lebensbereiche nachhaltig prägen werden.

Dieser Artikel erschien zuerst im TWELVE, dem Magazin der Serviceplan Group für Marken, Medien und Kommunikation. Weitere spannende Artikel, Essays und Interviews von und mit prominenten Gastautor:innen und renommierten Expert:innen lesen Sie in der siebten Ausgabe unter dem Leitthema „Rethink!“. Zum E-Paper geht es hier.


[1]             Mediaplus Konsumbarometer

[2]             Trendbüro, Measury, Bonsai, Kantar: Werte-Index 2020 Corona Update

Corona bringt das öffentliche Leben zum Erliegen. Das hat gewaltige Auswirkungen auf die Mobilität der Menschen und damit auf die Art, wie man sie kommunikativ erreichen kann.

Sie regelt die Mobilität, wie ihr Pendant an der Straßenkreuzung den Individualverkehr. Springt die Corona-Ampel auf gelb oder rot, werden die Straßen leerer. Einzelhandel, Museen, Galerien, Zoo und Außengastronomie dürfen nur noch unter Auflagen öffnen, bei Inzidenzen über 100 bleiben die Türen weitgehend zu. Nächtliche Ausgangssperren zwingen die Menschen in ihre vier Wände. Das Home Office wird in der Krise zum Main Office. Und auch die Aktionsradien werden kleiner. Bewegung findet nun oftmals im Grünen statt – in Parks oder außerhalb der Städte im ländlichen Gebieten. Und Menschen steigen auf dem Weg zur Arbeit oder zum Supermarkt vermehrt vom ÖPNV auf Auto oder Fahrrad um. Pendlerbewegungen entfallen.

Gerade in der regionalen Kommunikation ist das Mobilitätsverhalten die Grundlage jeglicher Mediaplanung und -optimierung. Der Mediaplus Mobilitätstracker aggregiert und fusioniert die Daten verschiedenster Anbieter und analysiert so die Bewegungs- und Frequenzmuster von Menschen, um Kampagnen bei Bedarf anzupassen. Anonymisierte Nutzerdaten von Google und Apple etwa liefern Erkenntnisse darüber, wie sich die Zahl der Besuche und die Aufenthaltsdauer an bestimmten Touchpoints verändert. Das Datentechnologie-Startup Hystreet misst die Frequenz an Einkaufsstraßen, und Außenwerber wie Ströer erfassen die Aufenthalte rund um Plakatflächen und in Bürogebäuden.

Je nach Situation und Aufgabenstellung fließen weitere Informationen mit ein in die Planung.  Basierend auf RKI Inzidenzwerten prognostizieren wir derzeit Einkaufsstrecken und Einkaufsverhalten in „Echtzeit“ und steuern die Werbung in den Geo-Gebieten entsprechend der geltenden Corona-Regeln aus. So kann auch eine nationale Kampagne durch lokale Gegebenheiten optimiert und sicher ausgeliefert werden. Die Pandemie nimmt aber auch anderweitig Einfluss auf den Media-Mix. Schon in den vergangenen zehn Jahren hat sich im stationären Handel eine stärkere Verzahnung von Offline und Online abgezeichnet – Corona hat die Entwicklung noch einmal beschleunigt. Filialisten entdecken im Web inzwischen neue Kunden. Indem die Merkmale bestehender Käufer mit denen potenzieller neuer Kunden gematcht werden, finden sich statistische Zwillinge der Bestandskunden. Diese müssen aber im Gegensatz zur Laufkundschaft nicht im Umfeld der Filiale leben. Die zusätzlichen Kundenpotenziale werden dann über vielfältige Kanäle bespielt.

Und noch ein Trend hat sich in der Krise beschleunigt:  Dynamic Content und automatisierte Motivanpassungen werden relevant. Regionale Informationen ermöglichen hierbei eine gezieltere Ansprache über individualisierte Kreation.

Natürlich wird die Mobilität sich mit steigender Herdenimmunität und Lockerung der Maßnahmen wieder ändern. Touchpoints wie Flughäfen oder Bahnhöfe werden aber vermutlich noch etwas länger mit niedrigeren Frequenzen kämpfen. New Work und Mobile Office werden Auswirkungen auf Pendlerbewegungen zeigen. Schon jetzt ist absehbar, das regionale und lokale Angebote künftig an Bedeutung gewinnen, da die Menschen sich während Corona auf ihren engsten Kreis besonnen haben und die nahe Umgebung auch wieder schätzen lernten.

Und nicht zuletzt manifestiert sich der schon vor der Krise absehbare Megatrend New Mobility: Wir fahren weniger im eigenen Auto, sind aber nicht zwingend weniger unterwegs. Stattdessen nutzen wir innerhalb der Wohnorte und Wohnviertel und auf dem Weg zur Arbeit Alternativen, wie Fahrrad, E-Bikes, E-Scooter. Hiervon kann die Gattung (D)OoH profitieren: die Kontakte, mit denen Werbeträger gerade an Straßen wahrgenommen werden, werden länger und weniger flüchtig.

Mobilität ist und bleibt fließend, ebenso wie die Faktoren, die auf die einwirken. Doch wie auch immer Mobilität sich entwickelt, es gibt immer Wege, Menschen kommunikativ zu erreichen.