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Künstliche Intelligenz hat viele Facetten. Neben autonomem Fahren, Mediaplanung und anderen Anwendungsfeldern ist sie auch im Kontext von Voice ein wichtiger Innovationstreiber. Doch kann Voice überhaupt einen echten Mehrwert bieten und wenn ja, für wen?

Auch fünf Jahre nachdem Amazon sein erstes Echo-Gerät veröffentlicht hat, steht die Technologie Voice noch am Anfang. Die Flut neuer Geräte sowohl von Amazon, als auch von Google und die ständige Veröffentlichung neuer Funktionen und Verbesserungen zeigen, dass es noch viel zu tun gibt, bis Voice sein volles Potenzial entfaltet. Nichtsdestotrotz kann es auch jetzt schon in vielen Bereichen das Leben erleichtern, oder zumindest bequemer machen. Es ist zum Beispiel selbst für die Oma kein Hexenwerk mehr, über Sprache das Licht ein- und auszuschalten, die Heizung zu steuern, nach dem Wetter zu fragen oder die richtige Antwort auf eine Trivial Pursuit-Frage zu erhalten. Und in bestimmten Situationen macht Voice sogar mehr Sinn, zum Beispiel im Auto (zumindest solange wir es noch selbst fahren müssen), auf dem Fahrrad, für Menschen mit Behinderungen oder ältere Menschen, die sich mit anderen Schnittstellen nicht wohl fühlen. Voice ist leicht verständlich und aufgrund seiner Natürlichkeit für jeden gut zugänglich.

Voice kann die Persönlichkeit einer Marke erweitern

Marken kommunizieren mit ihren Kunden hauptsächlich über Kombinationen aus Texten und Bildern. Und natürlich ist jede Marke hier sehr individuell was Tonalität und Bildwelten angeht. Aber ein „echter“ Dialog konnte bis jetzt eigentlich nur mit Stellvertretern oder Markenbotschaftern stattfinden. Durch Voice ändert sich die Situation. Unternehmen müssen sich genau überlegen, wie sie sich als Marke nach außen darstellen, welche Antworten sie wie liefern wollen und können – und das möglichst authentisch.

Man sollte Voice also immer als eine Möglichkeit betrachten, die Persönlichkeit einer Marke zu erweitern und zu schärfen. Dabei hilft es, mit verschiedenen Ansätzen, Inhaltsformaten und Angeboten zu experimentieren, um die „Stimme“ Ihrer Marke zu finden.

In den letzten Jahren haben wir im Plan.Net Innovation Studio mit Kunden aus verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet, um sie bei ihren ersten Schritten im Bereich Voice zu begleiten. Diese Branchen reichen von Finanzen bis Automotive, vom Einzelhandel bis zur Reisebranche und vieles mehr.

Die erste Frage, die man sich bei solchen Projekten stellen sollte ist: Welche Rolle soll meine Marke im Markt eigentlich einnehmen? Will ich einfach nur meine Produkte und Services bewerben, oder versuchen einen gesamten Themenbereich zu besetzen? Will ich nur informieren, oder meinen Kunden direkt die Möglichkeit geben etwas zu kaufen?

In jedem Fall sollte man Mehrwerte liefern, reine Selbstdarstellung kann man sich sparen.

Voice ist aus dem Berufsalltag nicht mehr wegzudenken

Voice ist hier, um zu bleiben. Wie das Internet wird es nicht wieder verschwinden. Deshalb ist es fundamental wichtig, dass man in allen Fachbereichen hinterfragt, inwieweit dieses Thema von Relevanz ist.

Nehmen wir zum Beispiel das Thema Search: Im Web ist es so, dass die ersten drei bis vier Suchergebnisse zu einem Keyword den Großteil der Nutzer abholen. Bei Voice ist eigentlich nur noch das erste Ergebnis relevant. Das führt zu einem noch größeren Wettbewerb und viele Anfragen beantworten die Plattformen mittlerweile komplett autark. Die eigenen Inhalte zu platzieren wird also immer schwieriger, zusätzlich sind die Plattformen noch sehr vorsichtig, was den Einsatz von Werbung angeht. Sie haben – zurecht – Angst, das Vertrauen der Nutzer zu verspielen. Aktuell gibt es daher eine Renaissance der Audio-Spots, die Audio-Streaming-Anbieter beispielsweise als Pre-Roll-Ads vor ihre Inhalte schalten. Ein gelernter Mechanismus, den YouTube seit Jahren verwendet.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass sich die Kollegen und Mitarbeiter gezielt mit Voice auseinandersetzen, dafür die notwendigen Freiräume eingeräumt bekommen und mit der Thematik experimentieren. Da es momentan noch relativ wenige Voice-Experten gibt, bietet dies für interessierte Kollegen die Möglichkeit, sich in dem Bereich fortzubilden und somit für das Unternehmen in einem innovativen Bereich einen Mehrwert zu generieren.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Lead-digital.de.

In der Serie „Dreimal aufgeschlaut“ erklären Experten der Plan.Net Gruppe regelmäßig ein aktuelles Thema der digitalen Welt aus unterschiedlichen Perspektiven. Was bedeutet es für die Oma, was für den Agentur-Kollegen? Und was hat der Kunde, also ein Unternehmen, davon?

Mit der Nutzung unterschiedlichster Onlinedienste, Apps und Websites sorgen wir für riesengroße Datenmengen, die oftmals in Clouds gespeichert und mit jedem einzelnen Nutzer verknüpft werden können. Dabei nehmen die meisten Internetuser den Schutz ihrer Daten nicht allzu ernst und Unternehmen kommen oftmals mit der rasanten Entwicklung nicht hinterher, bedrohliche Sicherheitslücken schnell genug zu schließen. Auch die Politik war lange nicht dazu bereit, bestehende Datenschutzgesetze durchzusetzen.

Der aktuell in den Medien präsente Fall, in dem vermutet wird, ein 20-jähriger Mann habe Politiker und Prominente ausgespäht, zeigt, wie leicht sich über die in der Cloud gesammelten Daten komplette persönliche Netzwerke ausspionieren lassen. 

„Nein Oma, du hast das Internet nicht kaputt gemacht!“

Zugegeben, wer von uns war nicht auch schon nur einen kleinen Klick von einem potenziellen Übergriff durch Hacker entfernt? Falsche Landingpages oder Phishing-Mails verwirren selbst jüngere Semester noch häufig und laden sie dazu ein, all ihre Daten und Passwörter sowie die ihrer Bekannten preiszugeben. Online-affine Omis und Opis bleiben da leider nicht verschont, wenn sie dem Fortschritt die Stirn bieten wollen und der Enkel doch so liebevoll alle Passwörter der Bookmarks im Browser gespeichert hat. „Alles nur einen Klick entfernt, siehst du?“

In der Regel wird der Benutzer aber von täuschend echten E-Mails zum Öffnen eines Anhangs oder Links aufgefordert. Auf der geöffneten Website wird der Nutzer dann gebeten, sich zwecks Authentifizierung bei seiner Bank anzumelden. Folgt er dieser Aufforderung, gelangt der Hacker an die Zugangsdaten und schon ist das Rentenkonto leer und die Scham groß. Doch hinzu kommt, dass Kriminelle Sicherheitslücken sogar bereits im Darknet kaufen können und nicht mal mehr die technischen Kenntnisse eines Hackers brauchen. Diese Art des Übergriffs ist völlig willkürlich und trifft selbst ahnungslose Omis. Einen einfachen Schutzmechanismus gibt es bei einem derartig komplexen Thema also nicht.

Das Benutzen von komplexen Passwörtern und einer Passwort-Manager-App – vor allem das einmalige Verwenden eines Passworts für einen Dienst ist der erste Schritt zur Besserung.

„Safety first – auch im sicher anmutenden Büroalltag“

Als Internetnutzer ist man nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch Kollegen sowie seinem Arbeitgeber gegenüber, dessen Daten man nutzt. Backups vom eigenen oder von Firmen-Smartphones werden heutzutage oft automatisch in einer Cloud gespeichert. Somit ist es nahezu unumgänglich, dass Informationen und Kontaktdaten von Arbeitskollegen auch extern gespeichert werden. Verschafft sich ein Hacker Zugriff auf einen der persönlichen Accounts, wie beispielsweise Google-Mail, Apple oder Facebook, so erhält er automatisch auch den Zugriff auf die Firmenkonten und die Kontaktdaten Dritter, obwohl die Sicherheitsstandards des Unternehmens eingehalten wurden.

Für diese Problematik gibt es beispielsweise sogenannte Sandboxes, die Nutzungskontexte verwalten und dabei helfen, Privates von Beruflichem zu trennen. Aller Anfang sollte aber sein, dass Unternehmen Richtlinien festlegen, die vorgeben, welche Clouds generell genutzt werden dürfen und welche im beruflichen Kontext lieber nicht genutzt werden.

Wie kann meine Firma der schnell wachsenden Bedrohung also richtig begegnen? Auch hier ist die oberste Priorität, den menschlichen Faktor nicht zu unterschätzen. Die komplexesten technischen Sicherungsmaßnahmen können durch unbedachtes Handeln eines Mitarbeiters ausgehebelt werden. Für Angestellte, die beruflich Internetdienste nutzen, gelten die gleichen Sicherheitsmaßnahmen, wie für private Nutzer. Für die Geschäftsführung bedeutet das neben der Ergreifung der verfügbaren technischen Maßnahmen ihre Mitarbeiter im Umgang mit der Nutzung von Cloud-Services, Smartphones, E-Mail-Accounts und weiteren Diensten regelmäßig schulen müssen. Bietet eine Firma Waren- oder Dienstleistungen über das Internet an, so besteht potenziell immer die Gefahr, dass es einem Angreifer gelingt, diese Anwendung zu hacken.

„Ach, wieso sollte man meine Firma denn hacken?“

Viele Kunden – gerade kleinere und mittlere Unternehmen – schätzen die Bedrohungslage durch Hackangriffe falsch ein. Sie stellen die Frage: „Warum sollte jemand denn gerade uns hacken wollen? Wir sind doch viel zu klein und unbedeutend“. Die Massenhacks funktionieren heutzutage aber nicht so, dass ein Hacker sich gezielt ein Opfer aussucht. Im Internet existieren Suchmaschinen, die wie Google das gesamte Internet scannen, um die verwendete Infrastruktur, wie zum Beispiel Hersteller von Servern, Routern etc. und die darauf installierten Versionen der Software, zu katalogisieren.

Weiß ein Hacker, dass in der Webserver-Software A in Version 1.4 eine Schwachstelle ist, die er nutzen möchte, so sucht er danach und startet dann automatisiert einen Angriff auf alle potentiellen Ziele, die die Suchmaschine ihm vorschlägt. Das bedeutet, dass wirklich jeder der im Internet präsent ist, von Hackern – wenn auch indirekt – als potenzielles Ziel identifiziert werden kann. Der einzige Schutz dagegen ist, die Bedrohung zu kennen und in die Sicherheit seiner Systeme sowie die Ausbildung seiner Mitarbeiter zu investieren. In einem Live-Interview mit Edward Snowden auf der CeBit 2017 antwortete er auf die Frage, wie denn das Internet sicherer gemacht werden könne: „Jeder der etwas zum Internet beiträgt, sei es durch Texte, Videos, Apps, Shops, Cloud-Services oder ähnlichem, hat die Aufgabe, seinen Beitrag so sicher wie möglich zu machen“.

Auch im Umgang mit Drittsoftware (Softwarebibliotheken) und weiteren Dienstleistern ohne die moderne Ecommerce-Plattformen überhaupt nicht mehr existieren würden, ist es wichtig darauf zu achten, dass hier die Sicherheitsrisiken erkannt werden. Nur so kann das Risiko minimiert werden, dass das vermeintlich sichere System durch einen unsicheren „Tunnel“ eines Drittanbieters geschwächt wird. Regelmäßige Updates sind hier ein absolutes Muss. Genauso gehört auch das regelmäßige Pentesting aller Systemkomponenten zum Pflichtprogramm eines Anbieters. Zu der Beauftragung eines Implementierungsdienstleister/Hosters etc. gehört heutzutage auch die Vorgabe von Sicherheitsanforderungen (z.B. in Form von Secure-Coding-Richtlinien). Da es dafür keinen definierten Software-Industriestandard gibt, muss man mit Experten zusammenarbeiten, die einen State-of-the-art Standard definieren können. Lassen sich Dienstleister nicht in die Karten schauen, ist dies bereits oft das erste Indiz dafür, dass es langfristig keine Gewährleistung geben wird, dass Sicherheitslücken geschlossen werden.

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In der Serie „Dreimal aufgeschlaut“ erklären Experten der Plan.Net Gruppe regelmäßig ein aktuelles Thema der digitalen Welt aus unterschiedlichen Perspektiven. Was bedeutet es für die Oma, was für den Agentur-Kollegen? Und was hat der Kunde, also ein Unternehmen, davon?

In den westlichen Medien wird Chinas Social Credit System gerne mit der Folge „Nosedive“ von Black Mirror verglichen und als Orwellsche Dystopie bezeichnet. Anhand von Onlinesuchanfragen, dem Shoppingverhalten, der Ausbildung und der Kriminalakte, dem Verhalten in sozialen Medien, sowie vielen weiteren Faktoren soll jeder Bürger nach einem Punktesystem bewertet werden. Fällt der dreistellige Score zu niedrig aus, gibt es weitreichende Konsequenzen. Bestimmte Jobs werden einem verwehrt, die Kinder kommen nicht auf gute Schulen, man kann nicht mehr verreisen und bekommt auch keinen Kredit. Das Bild, das die westliche Presse vom Social Credit System zeichnet, klingt höchst beunruhigend. Doch die Realität sieht zum Glück nicht ganz so dystopisch aus.

Chinas Social Credit System ist ein Ökosystem aus verschiedenen Initiativen

2014 hat die chinesische Regierung einen Plan veröffentlicht, der vorsieht bis 2020 ein umfangreiches Social Credit System zu etablieren. Das Ziel ist, die Staatsführung zu verbessern und Ordnung in einem Land herzustellen, das oft mit Betrug zu kämpfen hat. Da China erst auf dem Weg hin zu einer Marktwirtschaft ist, verfügt es noch nicht über gut funktionierende Institutionen wie etwa Gerichte um mit solchen Problemen umzugehen. Aus diesem Grund versucht die chinesische Regierung eine Art Belohnungs- und Bestrafungssystem zu etablieren, um Vertrauenswürdigkeit und Integrität zu fördern. Das zentrale Joint Punishment Systems setzt Bürger auf eine schwarze Liste, wenn sie gegen gewisse Regeln verstoßen. Wird ein Bürger beispielsweise vom Gericht zu einer Geldstrafe verurteilt und er zahlt diese nicht, kommt er auf eine Blacklist. Passiert dies, können die Betroffenen keine Flüge mehr buchen, in der ersten Klasse von Zügen reisen oder Luxusgüter auf TMALL und Taobao kaufen, bis sie die Strafe beglichen haben. Darüber hinaus wird ihnen der Zugang zu Krediten und Jobs in der Regierung verwehrt.

Doch dieses Joint Punishment System vergibt Bürgern keine Scores. Der Grund für diesen Irrglauben hängt mit Alibaba zusammen. Denn nicht nur die chinesische Regierung arbeitet an einem Social Credit System, sondern auch private Unternehmen haben Initiativen gestartet. Dies wird jedoch von der westlichen Presse oft in einen Topf geworfen und durcheinandergebracht.

Wie Amazon ist Alibaba ein Online-Retailer, über dessen Plattform Händler ihre Produkte an Konsumenten verkaufen. Zu der Zeit, als Alibaba sein E-Commerce Business aufgebaut hat, war China weitgehend ein Bargeldland, in dem nur wenige Leute Kreditkarten besaßen. Um sein Geschäftsmodell ausführen zu können, musste Alibaba den Zahlungsverkehr zwischen Käufern und Verkäufern sicherstellen. Da es in China keine Anbieter wie Visa oder Mastercard gab, die diese Aufgabe übernehmen konnten, musste Alibaba seine eigene Payment Infrastruktur aufsetzen. Daraus ist Alibabas Tochterfirma Ant Financial mit seiner Bezahlplattform Alipay entstanden. Da die meisten Chinesen keine dokumentierte Zahlungshistorie vorweisen konnten, brauchte Alibaba andere Faktoren, um die Kreditwürdigkeit der Konsumenten bewerten zu können und Vertrauen zwischen Händlern und Käufern aufzubauen. Das war die Geburtsstunde des Sesame Credit Scores.

Der Score kann zwischen 350 und 950 Punkten liegen und setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Aus der Menge an Umsatz bei Alibaba. Ob gekaufte Produkte, sowie Strom und Telefonrechnungen rechtzeitig bezahlt werden. Aus der Vollständigkeit an persönlichen Informationen und den sozialen Kontakten.

Daneben plant die Public Bank of China (PBoC) die Entwicklung einer nationalen Bonitätsprüfung, vergleichbar mit der SCHUFA Auskunft in Deutschland. Da ihr dafür allerdings die benötigten Daten fehlen, hat die PBoC 2015 acht Unternehmen testweise damit beauftragt, ein offizielles Credit Scoring System zu entwickeln. Sesame Credit war eines der Unternehmen. Aufgrund von Datenschutzbedenken und Interessenskonflikten hat allerdings keines dieser Unternehmen eine offizielle Lizenz für ihre Rating-Systeme bekommen. Anstatt dessen wurde ein Joint-Venture aus den acht Unternehmen, sowie der China Internet Finance Association gegründet. Dieses Joint-Venture heißt Baihang Credit und ist die erste einheitliche Kreditauskunft in China.

Der Sesame Credit Score bietet meiner Oma viele Vorteile

Zurzeit ist die Teilnahme an Sesame Credits Punktesystem freiwillig und bringt den Nutzern keine Nachteile. Vielmehr erinnert der Score an ein Loyalitätsprogramm ähnlich wie beim Sammeln von Flugmeilen. Ant Financial hat zahlreiche Kooperationen mit externen Partnern abgeschlossen, die Kunden mit einem hohen Score belohnen und ihnen vielfältige Vorzüge bieten. Dazu gehört beispielsweise, dass meine Oma mit ihrem hohen Score keine Anzahlungen bei Hotels, Auto- oder Fahrradvermietungen tätigen muss. Sie bekommt Zugang zur Fast Lane an den Sicherheitskontrollen am Flughafen. Außerdem wird ihr Visumsantrag für Luxemburg und Singapur in einem Eilverfahren bearbeitet. Manche Singles geben ihren Sesame Credit Score auch auf Baihe an, Alibabas Online Dating Service, in der Hoffnung ihre Chancen zu erhöhen.

Der Score soll ein Mittel sein, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Dass er außerhalb der Alibaba Plattform und des unmittelbaren finanziellen Kontextes auch als Kriterium für staatliche Aufgaben wie etwa Flughafensicherheit oder das Ausstellen eines Visums genutzt wird, ist jedoch eine bedenkliche Vermischung verschiedener Ebenen.

Auswirkung des Scores auf Unternehmen: werden Produktkategorien unterschiedlich bewertet?

In einem Presseinterview hatte Li Yingyun, Technology Director bei Sesame Credit, angedeutet, dass die Art der gekauften Produkte sich auf den Score auswirkt. So würde der Kauf von Windeln den eigenen Score erhöhen, da das System davon ausgehe, die Person sei ein verantwortungsvolles Elternteil. Wer hingegen viele Videospiele kauft, wäre weniger vertrauenswürdig, was sich negativ auf die Punkteanzahl auswirkt. Zwar hat Ant Financial diese Aussage später bestritten, doch es bleiben Zweifel. Für Unternehmen, die ihre Produkte über Alibabas Plattformen vertreiben, stellt dies eine große Unsicherheit dar. Wenn ihre Produkte in eine Produktkategorie fallen, die vom Algorithmus negativ gewichtet wird, könnte es dazu führen, dass der Absatz dieser Produkte zukünftig sinkt, weil Konsumenten Angst vor einem Punkteabzug haben.

Hat der Score meines Agentur-Kollegen Einfluss auf meinen eigenen Score?

Ein Punkt, der in der westlichen Presse für Aufsehen gesorgt hat, war das Gerücht, dass das Onlineverhalten und der Score von Freunden in die Berechnung des eigenen Scores mit einfließen. Alibaba hat dies abgestritten. Nach eigenen Aussagen ist nicht das Onlineverhalten von Kontakten ausschlaggebend, sondern lediglich die Größe seines sozialen Netzwerkes. Je mehr verifizierte Freunde man besitzt, desto unwahrscheinlicher ist es nämlich, dass es sich um einen Fake-Account handelt.

Wir sollten die Entwicklungen in China mit kritischem Blick verfolgen

Wie sich das Social Credit System bis 2020 entwickelt, bleibt abzuwarten. Fakt ist jedoch, dass es zu diesem Zeitpunkt (noch) kein übergreifendes, KI-basiertes Super-System gibt, das die chinesische Bevölkerung nach einem Ratingsystem bewertet und sich auf alle Aspekte ihres Lebens auswirkt.

Wenn es um China und Technologie geht, nehmen wir schnell das Schlimmste an und können uns dystopische Szenarien leicht vorstellen. Oft sind die Entwicklungen allerdings etwas komplexer und es lohnt sich eine kritische Auseinandersetzung mit den News aus Fernost. Besonders für Unternehmen, die auf dem chinesischen Markt agieren, ist es essentiell, ihre eigene Recherche zu betreiben und den Markt genau zu beobachten. Als Startpunkt können Websites dienen, die über die technischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen in China berichten:

  • TECHINASIA und Technode sind zwei Blogs, auf denen Technologietrends und die aktuellsten News zu Startups und großen Unternehmen aus China beschrieben werden. Auf Technode gibt es kurze Daily Briefings, die erklären, was vor sich geht und weshalb diese Nachrichten relevant sind. Ebenfalls empfehlenswert sind ihre China Tech Talk Podcasts
  • Die South China Morning Post hat neben einem guten Wirtschaftsressort auch einen ausführlichen Tech-Bereich. Wer die aktuellsten Schlagzeilen zu Chinas Internetgiganten Alibaba, Tencent oder JD.com erfahren will, ist hier an der richtigen Stelle. Man sollte nur im Hinterkopf behalten, dass Alibaba 2015 die Zeitung gekauft hat.
  • Radii China beschäftigt sich vor allem mit den kulturellen Aspekten des modernen Chinas und Magpie Digest gibt gute Einblicke und Insights in Chinas Jugendkultur.

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Während man in ausländischen Geschäften und Restaurants oft Schilder mit der Aufschrift „No cash, only cards“ findet, ist Bargeld in Deutschland weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel. EC- oder Kreditkarten werden vielerorts nicht akzeptiert. Auch Mobile Payment hatte es bisher schwer in Deutschland, doch das könnte sich dieses Jahr ändern. Mit der Einführung von Google Pay im Juni und dem geplanten Launch von Apple Pay im September soll endlich der deutsche Markt erschlossen werden. Höchste Zeit also für Händler und Marketer sich mit den Auswirkungen von Mobile Payment auf das Einkaufserlebnis zu beschäftigen.

Die Nutzung von Mobile Payment ist in Deutschland bisher noch verschwindend gering

Oma, wir müssen reden. Warum hältst du so sehr an deinem geliebten Bargeld fest und bist so zurückhaltend mit neuen Zahlungsmethoden? Hast du etwa Sicherheitsbedenken? Die Angst vor Internetbetrügern und die Sorge um Datenschutz ist in Deutschland wohl der ausschlaggebende Grund, weshalb sich Mobile Payment bisher noch nicht durchsetzen konnte. Mobiles Bezahlen wird bisher eher für kleine Geldbeträge mit geringem Risiko genutzt, etwa beim Lebensmitteleinkauf oder im öffentlichen Nahverkehr.

Oder liegt deine Zurückhaltung daran, dass du den Mehrwert von Mobile Payment bislang noch nicht für dich erkennst? Zugegebenermaßen, durch die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens mit Giro- oder Kreditkarten an der Kasse eines stationären Händlers, genießt man die gleichen Vorzüge wie beim Mobile Payment: Geschwindigkeit und Komfort.

Welche Gründe dich auch davon abhalten Mobile Payment eine Chance zu geben, du bist damit nicht allein. Einer Umfrage von Oliver Wyman (2017) zu Folge, haben lediglich sieben Prozent der deutschen Befragten schon einmal mit ihrem Smartphone am Point-of-Sale bezahlt. Die positive Nachricht: ein Drittel der Nichtnutzer können sich vorstellen in Zukunft Mobile Payment zu nutzen.

In Asien ist Mobile Payment längst in der breiten Masse angelangt

Während wir in Deutschland noch über den kommenden Durchbruch von Mobile Payment diskutieren, gehört das Bezahlen per Smartphone in Asien längst zum Alltag. Letztes Jahr haben 70 Prozent der mobilen Internetnutzer in China mobil bezahlt (CNNIC 2017) und machten damit laut einer Studie der Deutschen Bundesbank mehr als die Hälfte des gesamten Zahlungsvolumens aus. Die führenden Anbieter sind der Instant Messenger WeChat (WeChat Pay) und der Online Retailer Alibaba (Alipay). Die Benutzung der beiden Mobile Payment Apps ist simpel. Für eine Transaktion wird lediglich ein QR Code und die jeweilige App benötigt. Einfach den QR Code scannen und innerhalb der App bezahlen. Alipay und WeChat Pay funktionieren nicht nur in großen Geschäften, sondern ebenso gut zum Bezahlen einer Melone bei einem kleinen Straßenhändler.

Noch spannender ist jedoch die Aussicht zukünftig nicht einmal mehr sein Smartphone zur Authentifizierung von Bezahlvorgängen zu benötigen.
In der chinesischen Metropole Hangzhou können Kunden der Fast-Food-Kette KFC mit einem Lächeln bezahlen. Die verwendete Gesichtserkennungssoftware „Smile to Pay“ braucht ein bis zwei Sekunden um einen 3D Scan des Gesichtes zu erstellen und den Kunden zu identifizieren. Aus Sicherheitsgründen wird die Bestellung zusätzlich durch die Eingabe der Mobilfunknummer verifiziert.

Haben die Entwicklungen im Mobile-Paymentbereich Auswirkungen auf die Agenturarbeit? In absehbarer Zeit wohl eher nicht. Vielleicht ist es aber in Zukunft möglich bei Google Pay die Post-Payment Seite als Werbemittel zu buchen und Ads auszuspielen, die auf das Nutzerprofil – Alter, Geschlecht, Region und Konsumverhalten – zugeschnitten sind.

Wie können Händler Mobile Payment für sich nutzen?

Mobile Payment ist von stationären Händlern bisher eher stiefmütterlich behandelt worden. Waren doch digitale Trends wie Augmented Reality, Virtual Reality und Sprachassistenten viel spannender. Doch Mobile Payment ist ein wichtiger Bestandteil der Digitalisierung des stationären Handels und sollte deshalb nicht außer Acht gelassen werden. Denn viele Kunden nutzen ihr Smartphone bereits während des Offline-Einkaufs. Als Storefinder, zur Produktrecherche oder für die Navigation innerhalb des Stores mit Hilfe von Augmented Reality Apps. Der nächste logische Schritt ist nun die Digitalisierung des Kaufabschlusses.

Wenn stationäre Händler Mobile Payment als Zahlungsmethode unterstützen, dann bieten sie ihren Kunden zwei Vorteile, nämlich Zeitersparnis und Bequemlichkeit. Angesichts des immer schneller und mobiler werdenden Lebensstils der Konsumenten, sind diese Faktoren entscheidend für die Customer Experience und die Zufriedenheit der Kunden.

Vorreiter in Sachen Mobile Payment ist in Deutschland das Fashionkaufhaus Breuninger. Breuninger bietet als erstes deutsches Kaufhaus Alipay und WeChat Pay als Zahlungsmethode an und richtet sich damit an finanzstarke und shopping-freudige, chinesische Touristen.

Ob auch deutsche Shopper künftig mehr mobil bezahlen, wird sich zeigen. Auf jeden Fall sollte der stationäre Handel schon jetzt darüber nachdenken, wie man Mobile Payment sinnvoll in die Customer Experience integrieren kann.

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Schon mal von Kuro Takhasomi gehört? Nein? Unter dem Spitznamen KuroKy gehört der 25-jährige Berliner zu den größten Stars seiner Sportart und hat in seiner Karriere schon über 3,7 Mio. US-Dollar an Preisgeldern gewonnen. Mitte August tritt KuroKy zusammen mit seinen Mitspielern von Team Liquid beim Turnier „The International“ in Vancouver an. Das Ziel: Die Titelverteidigung beim höchstdotierten ESports Event der Welt. Die Sportart? Dota 2., ein teambasiertes Computerspiel. ESports, lange als weltfremdes Hobby für Kellerkinder verspottet, ist auf dem Weg zum Milliardenmarkt. Die Szene entwickelt sich rasant und die Potentiale für Sponsoring und Werbung sind gigantisch.

ESports: So vielfältig wie der klassische Sport, mit Vorbildern für Millionen

Wenn meine Oma mich fragt, was ESports eigentlich sein soll, ist die Antwort recht trivial. Wie bei den Olympischen Spielen treten Spieler alleine oder im Team in verschiedensten Disziplinen gegeneinander im Wettkampf an. Nur sind die Disziplinen nicht Handball, Tennis oder Bogenschießen, sondern Computerspiele wie Dota 2, League of Legends oder Counterstrike. Die Sportgeräte? Maus und Tastatur, statt Schläger, Turnschuhe oder Ball. Und so vielfältig wie die klassischen Sport-Disziplinen sind auch die verschiedenen Games, den „einen“ ESport gibt es nicht.
Organisiert sind die verschiedenen Spiele in Ligen und Meisterschaften, oft mit Teams aus der ganzen Welt. Die Finalrunden füllen große Arenen mit Tausenden von Zuschauern, übertragen werden die Events im Internet und immer häufiger auch im klassischen Fernsehen.

Eines aber haben Sport und ESport gemeinsam – nur mit jahrelangem, harten Training und sehr viel Disziplin gelingt der Sprung vom Hobby zum Beruf. Und genau hier verbirgt sich das Geheimnis zur oft gestellten Frage „Wieso schaut man anderen Leuten beim Zocken zu?“. Aus dem gleichen Grund, wieso man Lionel Messi, LeBron James oder Serena Williams bei ihren Sportarten vor dem Fernseher zusieht: weil sie zu den besten ihrer Zunft gehören und auf dem Platz Dinge anstellen, von denen man als Hobby-Spieler nur träumen kann.

ESports: Attraktives Media-Umfeld und Wachstumsmotor der Streaming-Plattformen

ESports ist primär ein digitales Unterhaltungsmedium und eignet sich aufgrund hoher Reichweiten und Sehdauern hervorragend für digitale Display- und Bewegtbildwerbung. Die primäre Zielgruppe sind junge, techaffine Männer, die über klassische Medien oft nur noch schwer zu erreichen sind. Die wichtigste Plattform ist zweifelsohne die Amazon-Tochter Twitch, ESports Inhalte gehören zu den am meistgesehenen Inhalten auf der Plattform. Eine Besonderheit ist die enge Verbindung zwischen der Fan-Community und den Profis: viele ESports-Begeisterte verfolgen nicht nur die großen Turniere, sondern sind auch treue Zuschauer der täglichen Trainings-Sessions der Spieler, in denen sie direkt mit ihren Vorbildern interagieren und mehr über ihre bevorzugten Games lernen können.

In den letzten Jahren haben auch YouTube und Facebook begonnen, massiv in ESports zu investieren. Die Electronic Sports League hat Anfang des Jahres mit Facebook einen exklusiven Streaming-Deal für einige ihrer populären Turnier-Serien, unter anderen für Counterstrike, abgeschlossen.

Wo junge Zielgruppen Sponsoring und Marketing noch richtig großartig finden

Für Unternehmen ist ESports ein enorm attraktives Sponsoring-Umfeld. Gerade Zielgruppen, die ansonsten nicht im Verdacht stehen, Sponsoren und werblicher Kommunikation gegenüber sonderlich aufgeschlossen zu sein, haben großes Interesse daran, „ihr“ Spiel und „ihre“ Helden wachsen zu sehen.

Die Multiplikator-Effekte des Sponsorings von ESports-Teams oder Spielern sind nicht zu unterschätzen. Durch die ständige Präsenz der Gamer auf den Streaming-Plattformen auch abseits der Turniere werden die Sponsoren elementarer Bestandteil der Community – ermöglichen sie es doch den Athleten ihr Hobby zum Beruf zu machen und auf hohem Niveau ohne finanzielle Sorgen zu bestreiten. Genau das wissen die Fans zu schätzen, Marken können so sehr einfach positive Wahrnehmung in der Szene erzeugen. In Kombination mit einem Social Media-Team, das sich ein wenig auf die Gaming-Kultur einlässt und mit den Fans auf Augenhöhe interagiert, sowie kleinen Aktionen wie Give-aways, entsteht ein schlagkräftiges Marketing-Instrument.

Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung der Kollegen von WaveMaker hat gezeigt, dass im ESports-Umfeld präsente Marken, vor allem aus den Branchen Getränke und Technologie neben hoher Awareness auch sehr gute Aktivierungsleistung unter den ESports-Fans generieren konnten.

Und: Eine gute Gelegenheit, erste Eindrücke rund um ESports, Gaming und die Fans zu sammeln, hat man Ende August während der GamesCom in Köln.

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In der Serie „Dreimal aufgeschlaut“ erklären Experten der Plan.Net Gruppe regelmäßig ein aktuelles Thema der digitalen Welt aus unterschiedlichen Perspektiven. Was bedeutet es für die Oma, was für den Agentur-Kollegen? Und was hat der Kunde, also ein Unternehmen, davon?

1949 wurde das erste Radio im Armaturenbrett eines Autos verbaut. Mittlerweile gehören Bordcomputer mit Internetzugang und integrierten Audiosystemen zur Serienausstattung. Doch an der Mediennutzungssituation hat sich seit den Anfängen nicht viel verändert – bis jetzt. Wenn sich Fahrer künftig nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren müssen, weil autonome Fahrzeuge diese Aufgabe übernehmen, entstehen bisher undenkbare Möglichkeiten für Unterhaltung, Kommunikation und Serviceleistungen.

Meine Oma im autonomen Fahrzeug: welche Entertainment-Möglichkeiten bringt die Zukunft?

Stellen wir uns folgendes Zukunftsszenario vor. Meine Oma wird für ihren wöchentlichen Bridge-Abend von einem selbstfahrenden Auto abgeholt. Sie steigt ein und bekommt auf den 360° Screens im Fahrzeuginnenraum eine Playlist ihrer Lieblingssendungen präsentiert, die genau für die Länge der Fahrdauer zusammengestellt wurde. Das autonome Fahrzeug kennt die Vorlieben und Präferenzen meiner Oma und ist mit ihrem Smart TV verbunden, sodass sie eine zu Hause begonnene Fernsehsendung nahtlos und bequem in Lean-Back Manier im autonomen Fahrzeug weitersehen kann. Ganz wie in einem Wohnzimmer auf Rädern.

Was nicht nur für hippe Gaming-Omas, sondern auch für viele Enkel relevant ist, sind die Möglichkeiten im Spiele-Bereich. Apple hat im März dieses Jahres ein Patent angemeldet, bei dem Passagiere autonomer Fahrzeuge mit Hilfe eines Virtual-Reality Headsets und eines beweglichen Sitzes in eine virtuelle Welt abtauchen können. Durch die Verwendung von Sensoren wird der Spielverlauf auf die Bewegung und Geschwindigkeit des autonomen Fahrzeugs abgestimmt. Steht ein autonomes Fahrzeug beispielweise an einer roten Ampel, muss sich ein Spieler während einer Zombie-Apokalypse in seinem virtuellen Panzer solange verteidigen bis die Ampel auf Grün schaltet und im Spiel der Motor des Panzers wieder anspringt.

Autonome Fahrzeuge für Kunden: ist das Automobil eine geeignete Marketingplattform?

Es gibt 46 Mio. gemeldete PKWs in Deutschland und fast jeder dritte deutsche Autofahrer verbringt an einem normalen Werktag mehr als eine Stunde in seinem Fahrzeug. Wenn in Zukunft Insassen selbstfahrender Autos diese Zeit zur freien Verfügung haben, entsteht ein riesiges Mediennutzungspotenzial, welches über die bisherige Radionutzung (und illegale Smartphone Nutzung) weit hinausgeht. Diese Tatsache zusammen mit dem Wandel des Automobils vom Fortbewegungsmittel zum Device, sind die besten Voraussetzungen für Unternehmen, Content-Anbieter und Werbetreibende innovative Formate und Konzepte für dieses neue Medium zu entwickeln und auszuprobieren.

Dabei ist es jedoch wichtig, eine realistische Erwartungshaltung mitzubringen. Anfänglich werden sehr wahrscheinlich erst einmal bestehende Kampagnentypen adaptiert, die bereits aus anderen Medien und Technologien bekannt sind. Dazu gehören klassische „Content gegen Werbung“-Formate wie etwa Audio- oder Bewegtbildspots in Musik- und Videostreaming Angeboten.

Die Möglichkeiten zur Markenkommunikation werden aber deutlich spannender, wenn Fahrzeuge auf Location-Daten zurückgreifen können. Kommt ein Auto beispielsweise in den Radius eines Supermarktes, könnte ein Audio- oder Bewegtbild Spot abgespielt werden, der über die neusten Rabattaktionen des Händlers informiert. Damit diese Formate aber nicht als störend und aufdringlich empfunden werden, sondern dem Nutzer einen Mehrwert bieten, sollte die Werbung personalisiert sein. Dazu muss das Fahrzeug als Knotenpunkt zwischen standortbasierten Informationen auf der einen und Informationen über die Vorlieben und Interessen der Passagiere auf der anderen Seite fungieren. So kann das Fahrzeug proaktiv oder auf Sprachbefehl hin Restaurants oder Hotels entlang der Strecke finden und selbstständig Reservierungen tätigen.

Mein Kollege und das vollvernetze Fahrzeug: was benötigen Entwickler von Automobilherstellern und was muss bei neuen Diensten für Fahrzeuge beachtet werden?

Damit ein möglichst breites Angebot an unterschiedlichen Angeboten für das Automobil entsteht, muss ein attraktives Ökosystem für Entwickler geschaffen werden. Die Grundlage für die Entwicklung von Apps und Services bilden einheitliche „Betriebssysteme“. Automobilhersteller sollten auf keinen Fall anfangen, konkurrierende Systeme zu entwickeln, da Entwickler sonst unterschiedliche Apps für die einzelnen Plattformen programmieren müssen. Das Entwicklerleben wird auch erheblich vereinfacht, wenn Automobilhersteller attraktive Werkzeuge wie APIs, Dokumentationen oder Codebeispiele und offene Schnittstellen zur Verfügung stellen. Amazon hat beim Lauch seines Sprachassistenten Alexa vorgemacht, wie man erfolgreich einen neuen Markt erschließt. Entwicklern wurden mit dem Alexa Skills Kit die richtigen Tools an die Hand gegeben, sodass innerhalb kürzester Zeit viele unterschiedliche Dienste entstanden sind.

Darüber hinaus benötigen Entwickler Zugriff auf relevante Daten, um personalisierte und standortbezogene Angebote mit einem echten Mehrwert für den Nutzer zu entwickeln. Wenn sich das Auto als Kommunikationskanal zu einem Walled Garden entwickelt, ist dies nicht möglich.

Bei der Entwicklung neuer Dienstleistungsangebote für (teil-)autonome Fahrzeuge ist es außerdem essentiell, die gesamte User Experience zu betrachten. Smart Cars sind nämlich nur EIN Bestandteil einer vernetzten Welt, in der Fahrzeuge mit Smart Homes und Smart Cities kommunizieren.

Sicherlich werden diese neuen Ideen und Konzepte nicht morgen schon marktreif sein. Und bis autonome Fahrzeuge zum Hauptverkehrsmittel werden, vergehen auch noch einige Jahre. Genug Zeit also für Automobilherstellern, Werbetreibende und Marken vieles auszuprobieren und dabei zu lernen.

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