Beiträge

Medienpräsenz ist wichtiger denn je! Als PR-Berater kümmert sich Robert Koria genau darum.

In unserer neuen Folge Jobtitel Bingo gibt er Einblicke in den Arbeitsalltag eines PR-Consultants, erzählt uns, was das Beste an seinem Job ist, und beschreibt, was seine Arbeit mit einem genüsslichen Glas Wein zu tun hat. Und wie man zum PR-Berater wird? Auch das verrät er uns!    

Also, seid gespannt und klickt rein!

PS: Du bist neugierig geworden? Dann bewirb dich direkt hier: https://sp-url.com/jobtitelbingo-pr-content-consulting

Live-Streaming auf Plattformen wie Twitch.tv war bereits vor der Corona-Pandemie eine der am schnellsten wachsenden digitalen Unterhaltungsformen, vor allem rund um Gaming- und Esport-Content. In den letzten 1,5 Jahren, begünstigt von Social Distancing und Lockdowns, hat Streaming noch einmal einen sagenhaften Zuwachs an Zuschauern erfahren und sich als eines der innovativsten und facettenreichsten Unterhaltungsmedien etabliert, und zwar weit über Gaming hinaus.

Wir befinden uns in der Tat inmitten einer Creator & Community getriebenen Content-Revolution. Denn Streaming-Content ist längstnicht mehr auf Twitch beschränkt. Auch YouTube, Instagram, TikTok und selbst LinkedIn bieten inzwischen spannende Möglichkeiten, über Live-Content Zielgruppen zu erreichen, die sich auf Twitch nicht finden. Die inhaltliche Diversität, die leidenschaftlichen Communities und nicht zuletzt die kreativen und innovativen Content Creator machen Streaming zu einem idealen Umfeld für die Markenkommunikation.für zahlreiche Bands, Musiker und DJs waren Streaming-Plattformen in den letzten 1,5 Jahren die einzige Möglichkeit, vor Publikum zu performen und im engen Austausch mit Fans zu bleiben. Für viele Nischen-Sportarten sind Streaming-Plattformen willkommene Alternativen zum von Fußball dominierten TV. Aber auch aus der Streaming-Community selbst heraus entstehen laufend neue Content-Formate für eine Vielzahl von Interessen:

Podcasts und Talkshows rund um Popkultur, von Marvel über Star Wars bis zu Fantasy-Literatur. Kochshows aus der heimischen Küche. Cosplay- und Crafting-Streams. Fitness, Yoga & Workouts. ASMR Streams. Gemeinsames Schauen von Serien und Filmen mit der Community im Stream. Reise- und Roadtrip Streams. Just Chatting, das zwanglose Plaudern mit dem Publikum. Und nicht zuletzt aufwändige, mehrtägige Reality-TV Formate wie die Angel-, Horror- und Mittelalter Camps von Streamer Knossi und Musiker Sido. Der Kreativität und Vielseitigkeit sind keine Grenzen gesetzt.

Was aber alle Formate vereint, sind drei zentrale Erfolgsfaktoren:

  1. Ein gemeinsames, verbindendes Hobby oder Interesse
  2. Eine aktive und involvierte Community rund um das Thema
  3. Ein hohes Maß an Leidenschaft und Involvement auf Seiten der Content Creator

Passiontainment in Form von Live-Streaming bedient all diese Faktoren.

Die Zuschauer motiviert dabei vor allem die Suche nach involvierter Unterhaltung rund um das eigene Hobby, statt der passiven Berieselung. Diskussion, Austausch und gemeinsames Erleben von relevanten Inhalten mit anderen Menschen befriedigt auch die grundlegende Sehnsucht nach Verbindung und sozialen Kontakten, nicht nur während der Pandemie.

Gleichzeitig legt der typische Stream-Zuschauer großen Wert auf Individualität, Authentizität und Kreativität und findet all das bei leidenschaftlichen Content Creatorn, die jeden Tag alles geben, um für ihre Communities herausragenden Content zu schaffen.

Für Marken ist dieses Ökosystem ein ideales Umfeld für Content Marketing. Das hohe Involvement der Zuschauer, die Content Creator als eigene Micro-Medien Marken, die auf zahlreichen digitalen Touchpoints hohe Reichweiten erzielen und nicht zuletzt die vielen verschiedenen Inhalte führen dazu, dass für nahezu jede Marke eine passende thematische Nische existiert, auch abseits von Gaming und Esports.

Der Schlüssel für erfolgreiche Engagements ist dabei wie so oft Relevanz und im Passiontainment Umfeld bedeutet dies, sich aktiv einzubringen und als Marke Teil der begeisterten Community rund um ein Thema zu werden. Die Engagement-Möglichkeiten sind dabei enorm vielfältig – von einfachen Enabling-Mechaniken wie Stream-, Creator- und Format-Sponsorings über Werbung im Umfeld bis zu individuellen Community-Aktivierungen und eigenen Content-Formaten ist vieles möglich.

Mehr Informationen zum Thema Passiontainment finden Sie hier.

Kristina Kipp und Mario Dorozalla sind Content Marketing Consultant und Content Marketing Manager bei der Serviceplan PR & Content in Berlin. Sie kümmern sich darum, dass ein Konsument mittels klugem Storytelling auf ein Produkt oder Service aufmerksam wird. Das Interessante dabei ist, dass er das Produkt gegebenenfalls heute noch gar nicht kennt. Aber morgen schon.

Nostalgie ist Emotion ist Magazin. Das dicke Papier. Fotos, die wahlweise inspirieren, auf die Barrikaden treiben oder einfach nur zum Träumen verleiten. Kraftstrotzende Texte, die voll durchziehen. Weil sie Platz haben. Haptik, Design und Inhalt. Gut gemachter Magazin-Style kann mit laut tönendem Online-Content immer noch mithalten (und das aus dem Munde einer vorrangig auf digitale Themen spezialisierten Agentur!). Ganz besonders faszinierend wird die Sache aber, wenn beide Welten aufeinander treffen!

Egal, ob für Print oder Online: am Anfang steht immer die Idee. Dabei folgt die Realisierung gelernten Methoden. Welcher Ansatz, welche Perspektive erfüllt den Zweck am besten? Steht die Blickrichtung, folgt die Auswahl der Protagonisten. Sie vermitteln die Botschaft. Sie tragen wesentlich zur Glaubwürdigkeit bei – unabhängig davon, ob sie das per Video-Statement oder als direktes Zitat im Artikel tun. In der Recherchephase stellt sich außerdem heraus, ob Format und Konzept angepasst werden müssen oder ob sie überhaupt umsetzbar sind. Die Vorbereitung ist der wichtigste Teil. Mit der Umsetzung trennt sich die Online-Denke vom Print-Ansatz, wobei beide Formen mit derselben Herausforderung zu kämpfen haben: Der Aufmerksamkeitsspanne des Publikums. Das Wichtigste zuerst, heißt es immer. Botschaften verpackt in wenigen Zeilen. Spannend sollen die sein, unterhaltsam und natürlich informativ. Und ab geht die Post im Marketing-Funnel.

Leichter gesagt, als getan. Die Konsumenten der Inhalte – die potentiellen Kunden – wollen überzeugt werden. Da reicht kein auf Kumpel machender Call-to-Action am Ende einer drögen Textwüste. Das Gesamtrezept muss stimmen. Und das lautet für Online: kürzerer Text, dafür mehr von allem anderen – Bild, Video, Design. Für das Beste aus beiden Welten stehen derzeit Formate wie „Scrollytelling“ hoch im Kurs. Aus intensiven Print-Geschichten werden so im Idealfall multimediale Erlebnisse – mit echten Protagonisten, echten Fotos und echter Sprache. Das ist der Schlüssel zum Erfolg, egal ob für Print oder für Web. Journalistisches Know-how ist der Defibrillator gegen den Kommunikationsinfarkt.

Mit der Digitalisierung haben sich die Medienformate vervielfacht. Die Mediennutzung erhöht sich zwar auch. Laut des Verbands Privater Medien erreichte der audiovisuelle Medienkonsum 2017 in Deutschland mit insgesamt neun Stunden pro Tag und Kopf ein neues Rekordniveau. (Vorjahr: 8,5 Stunden). Trotzdem enteilt das Angebot der Nachfrage. Oder besser der Aufnahmekapazität von Menschen, die auch noch irgendwann arbeiten müssen. Besonders krass ist das Missverhältnis, wenn es um digitale Inhalte geht. Die durchschnittliche Internetznutzung hierzulande betrug 2017 gut zweieinhalb Stunden täglich. Allein auf YouTube werden pro Stunde 400 Stunden Videomaterial hochgeladen. Kurzum, was das Zahlen-Pingpong zeigt: Wer nicht mit hochwertigen Inhalten auf sich aufmerksam macht, geht unter. Es droht der bereits mehrfach zitierte Content-Schock.

Unternehmen, die diese Gefahr erkannt haben, setzen konsequent auf eines der besten Gegenmittel vor dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit: Relevanz erzeugen, lösungsorientierte Inhalte bieten, Vertrauen schaffen – und so die Beziehung zu den Kunden stärken. Journalistisches, textsicheres Arbeiten verlängert die Wertschöpfungskette der Inhalte in die digitale Welt. Am Ende dieses Prozesses steht für den Kunden ein Vertrauens-, für das Unternehmen ein Reputationsgewinn. Beide Seiten profitieren.

Beispiele für eine wohltemperierte Mischung aus griffiger Information und anspruchsvoller Unterhaltung sind die aktuellen Geschäftsberichte der Industriegiganten Bosch und Bayer, wobei Bayer sogar auch eine Augmented-Version anbietet. Aber auch außerhalb des Big Business machen Geschäftsberichte auf sich aufmerksam. Da wäre zum Beispiel der Jahresbericht der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich. Leben im Alter, dieses Thema wird gerne verdrängt – auch wenn es immer drängender wird. Gerade in alternden Industriegesellschaften. Umso beeindruckender ist dann die Umsetzung in Form von Text-Bild-Video-Stories über die 68er-Generation, die im Alter nochmal neu startet.

Relevanz erzeugen und in anspruchsvolle Formate gießen. Diesen Anspruch haben auch wir in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Folge im sogenannten Imageteil des Geschäftsberichts von Linde erfüllt. Für das Werk mit dem diesjährigen Motto „Überzeugende Perspektiven“ wurden rund 30 Interviews mit internen und externen Experten geführt. Zusammen mit den Protagonisten aus dem Linde Universum beleuchten sie Themen wie Automatisierung, Digitalisierung und Zukunft der Schifffahrt aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Themen sind nicht nur für das Unternehmen von zentraler Bedeutung. Automatisierung von Arbeitsplätzen oder die Herausforderung, die Emissionen der großen Frachtschiffe zu reduzieren, interessieren auch eine breite Öffentlichkeit.

Es folgte zwar keine komplette Übersetzung des Berichts ins Digitale. Dafür wurden einzelne Content-Stücke aus dem Printformat auf diversen Websites der Linde Geschäftsbereiche ausgespielt, einzelne Aspekte vertieft und mit Video-Teasern und Grafiken ergänzt.

Das Fazit: Geschäftsberichte sind keine Zahlenwüsten mehr und sollten nicht nur „print-only“, sondern von Anfang an auch in Onlineformaten gedacht werden. Das spart Zeit und Geld, etwa wenn die unterschiedlichen Inhalte parallel produziert werden. Außerdem entwickelt sich der Geschäftsbericht so zum Content-Hub, durch den Synergie-Effekte für unterschiedliche Content-Marketing Ansätze entstehen.

Diana Degraa, Geschäftsführerin von Plan.Net Hamburg im Interview mit „Optic + Vision“ zur digitalen Inszenierung von Marken und Services an Bedeutung.

2018 werden wir uns kreativ darauf vorbereiten, Technik und Storytelling auf neue Weisen zu verbinden. Mit der rasanten technischen Entwicklung wird es nicht nur möglich sein, Content für verschiedene Menschen verschieden zu gestalten, sondern den Content reaktiv zu machen. Ein Film, der merkt, dass ich mies drauf bin und mich versucht aufzuheitern, einen anderen User aber mit einem anderen Ende überrascht; ein Visual, das meine Stimmung in Farben taucht; Musik, die sich auf meine Situation einstellt. Erzählerisch ergeben sich unendliche, progressive Möglichkeiten.

Content Marketing ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Schon lange bevor das erste „http“ in eine Browserzeile getippt wurde, veröffentlichte John Deere – damals ein findiger Hersteller von Pflugmaschinen, heute Weltmarktführer für Landtechnik – im Frühjahr 1897 einen frühen „Sponsored Post“ im Landwirtschaftsmagazin „The Furrow“. Im Text der Anzeige erklärte der Hersteller, wie Bauern mit Hilfe von landwirtschaftlichen Geräten den Ertrag ihrer Ernte erhöhen können. John Deere stellte damit die Brücke zwischen seinem Produkt und den Bedürfnissen seiner Kunden her. Die Botschaft: Wir überzeugen Euch mit inhaltlichen Argumenten! An diesem Ziel hat sich auch 120 Jahre später nichts geändert: Nur Unternehmen, die Mehrwert für ihre Kunden bieten, erreichen dieses Ziel auch. Marketing ist nämlich Beziehungsarbeit! Und die Verbindung zu Ihren Kunden stärken Sie vor allem durch relevante Inhalte.

Diese wiederum benötigen ein ausgeklügeltes System, mit dem man zielgerichteten, auf den Nutzer zugeschnittenen Content erstellt. Basis dafür ist ein tiefes Verständnis für die unterschiedlichen Wirkungsstufen von Content Marketing. Hauptsächlich lässt sich der Prozess in vier Phasen unterteilen:

Phase 1: Um die Aufmerksamkeit der Menschen zu gewinnen, müssen informative und/oder unterhaltsame Inhalte erstellt werden, die einen Mehrwert bieten.

Phase 2: Damit die Inhalte von den Menschen auch gesehen und genutzt werden können, muss man für die entsprechende Reichweite sorgen. Weil Viralität nur bei bestimmten Inhaltstypen funktioniert, spielt die Unterstützung durch Media an dieser Stelle eine große Rolle.

Phase 3: Weil die Menschen die jeweiligen Inhalte nutzen, bauen sie eine intensivere Beziehung zur Marke auf.

Phase 4: Weil sie diese Beziehung zur Marke aufgebaut haben, kaufen sie bevorzugt die Produkte der Marke.

In der Theorie hört sich das ganz simpel an. In der Praxis gibt es freilich einige Sollbruchstellen, beispielsweise zwischen Phase eins und zwei: Nur weil eine Marke gute Inhalte produziert, heißt das noch lange nicht, dass diese auch genügend Menschen sehen und nutzen. Und nur weil ich eine Marke sympathisch finde, heißt das nicht zwingend, dass ich auch deren Produkte kaufe. Bei Sollbruchstelle Nummer eins hilft ein ausgeklügelter Mediaplan, der eine Basis-Reichweite in der gewünschten Zielgruppe garantiert. Sollbruchstelle Nummer zwei ist das Ergebnis einer einfachen Gleichung: Kunden kaufen in der Regel dort, wo sie die einfachste Lösung für ihr Problem bekommen und das müssen sie auch wissen.

Nimmt man das sich stetig verändernde User-Verhalten etwas genauer unter die Lupe, zeigt sich: Die Nutzer von heute sind gehetzt, „always on“, haben eine sehr geringe Aufmerksamkeitsspanne und nehmen sehr viele Informationen in sehr kurzer Zeit auf. In einer Zeit, in der das Smartphone das bevorzugte Endgerät ist, werden vor allem visuell aufbereitete Inhalte genutzt und geteilt. Ein guter Beleg dafür ist der rasante Aufstieg von Instagram. Außerdem sind die Nutzer sehr selbstbestimmt darin, was sie konsumieren wollen. Die gute Nachricht: Für all diese Herausforderungen gibt es mindestens eine Lösung. Zum Beispiel indem man mit seiner Kommunikation ebenfalls „always on“ ist. Und mit snackable Content kurze und leicht konsumierbare Inhalte bereitstellt, die konsistent zur Marke passen. Denn gerade in einem stark fragmentierten Markt ist der Wiedererkennungswert besonders wichtig: Inhalte müssen teilbar, multimedial, segmentiert und personalisiert sein.

Wie produziert man Content für eine derart schnelllebige und mobile Welt? Indem man agil arbeitet! Paul Adams, Head of Brand Design bei Facebook, bringt dies sehr gut auf den Punkt: “To be a successful advertiser on the web in the future, you will need to build content based on many lightweight interactions over time.” Kurz und knapp bedeutet das: Nicht lockerlassen und gleichzeitig nicht zu präsent sein. Viele, kleine Interaktionen – verknüpft mit wenigen, aber großen Highlights.

Bei uns im Hause nennen wir das Agile Brand Communication. Dabei ist die Beteiligung sehr vieler unterschiedlicher Disziplinen innerhalb einer Agentur oder Agenturgruppe von Nöten: Insights, Content Strategie, Media-Strategie, Konzeptteam, Redaktion, Kreation, Paid Media, Community Management, Influencer Management, PR und Account Management. Alle Bereiche der Agentur müssen gemeinsam mit dem Kunden Hand in Hand arbeiten.

Content is king! Der Kunde ist König! Aber wo versteckt sich der König?

Viele Unternehmen produzieren „ihren“ Content bisher vor allem aus der Perspektive des Absenders. Sie stecken in der Broadcaster- oder Absender-Falle, die sie aus ihrer bisherigen klassischen Werbung kennen. Ein wesentlich erfolgversprechenderer Ansatz stellt vor die Content-Produktion die Content Analyse: Sie untersucht – auf Basis valider Daten – worüber die Menschen wo und in welcher Form tatsächlich sprechen (Social Listening). Diese Erkenntnisse werden dann mit den Themen und Botschaften abgeglichen, die das Unternehmen oder die Marke spielen wollen. Übrigbleibende Themen werden dann mit Hilfe des Storytelling konzipiert. Vergleichbar mit der Funktionsweise von Snapchat und Instagram Stories – einzelne Bilder und Einzelteile werden so aneinandergereiht, dass sie zusammen eine Geschichte ergeben. Diese Geschichten werden dann auf den unterschiedlichen, zur Zielgruppe und zu den Inhalten passenden Kanälen verwertet. Sinnvollerweise werden auch die User in unterschiedliche Segmente unterteilt und auch mit unterschiedlichen Varianten der Inhalte angesprochen – zum Beispiel was ihr Geschlecht oder ihren Wohnort betrifft.

Auch in der Landwirtschaft hat sich einiges getan. War John Deeres Anzeige vor 120 Jahren revolutionär, würde sie heute als Advertorial beispielsweise im Fachmedium „top agrar“ nicht mehr dieselbe Wirkung haben. Beim Landwirt von heute dominiert das Smartphone als Informationsquelle. Was mobil recherchiert wird? Der Bauer von heute sucht nicht nur die Frau, er sucht vor allem den Wetterbericht und die Wettervorhersage. Mit 46 Prozent ist, laut einer Studie der Kleffmann Group, die Wetter-App die mit weitem Abstand meistgenutzte Funktion. Landmaschinenhersteller wie John Deere würden ihre Produkte heute mit mobilem Real Time Content rund ums Wetter verknüpfen.

Zurück in die Zukunft

Wenn wir Content Marketing hören, denken wir gerne an den Stratosphären-Sprung von Red Bull, an den Gourmet-Guide von Michelin oder an das Heimwerker-Magazin von John Deere. Doch wirken diese hervorragenden und alles überstrahlenden Beispiele guter Kommunikation nicht schon recht abstrakt in unserer heutigen Marketing-Wirklichkeit, die von knappen Budgets, Performance-Zielen und Technologie geprägt wird? Können wir diese Erfolge unter unseren alltäglichen Bedingungen replizieren? Wohl kaum, deswegen müssen wir das Content Marketing neu definieren, wenn es denn jemals eine Definition dafür gab.

Das Content Marketing von heute

Das Content Marketing ist eine Klammerdisziplin für eine Vielzahl, nicht immer trennscharf voneinander abgegrenzter Marketing-Spezialdisziplinen. Content Marketing betrifft Kreative, Redakteure und Texter, Performance- und E-Mail-Marketer, Vertriebler, Entwickler und darüber hinaus noch viele weitere Gewerke. Jedes dieser Gewerke interpretiert das Content Marketing auf seine Weise, doch auf folgende Grundsätze einigen sich alle Beteiligten:

  • Content Marketing soll einen Return on Invest erzielen.
  • Im Content Marketing steht der Nutzer im Zentrum, da seine finale Transaktion den Return on Invest erzielt.
  • Mit Hilfe des Content Marketings werden deshalb Nutzer aktiviert und zur Interaktion mit dem Absender motiviert, um perspektivisch zu Kunden und Multiplikatoren des Absenders zu konvertieren.
  • Im Content Marketing werden deshalb werthaltige und auf den Nutzer zugeschnittene Inhalte produziert, um sie zum passendsten Zeitpunkt auf dem konversionsstärksten Distributionskanal an ihn auszuspielen.

Content Marketing ist also zuallererst ein strategischer Ansatz zur Erreichung von Unternehmenszielen. Unternehmer planen, prognostizieren, validieren, optimieren und wollen skalieren. Genau hier kommt die Marketing Automation ins Spiel, denn sie kann all das und vieles mehr.

Die Marketing Automation: das Schweizer Taschenmesser

Eine Marketing Automation Plattform ist ein verschiedene Einzellösungen integrierender Werkzeugkasten: Hier finden Asset Management (die Sammlung aller im Marketing-Prozess benötigten Content-Assets), Distributionsmanagement (die Steuerung der Distributionskanäle wie SEO, Content, E-Mail, Social, Paid und Mobile), Datenmanagement (die Aggregation von kontinuierlich erzeugten Nutzerdaten) sowie Analytics (die kanalübergreifende Auswertung aller aggregierten Daten auf Nutzerebene) in einer einheitlichen Arbeitsumgebung zusammen. Je nach Ausbaustufe kommen noch Content-Management-Systeme oder Testing Suites hinzu. Entscheidend dabei ist, dass die aggregierten Daten das individuelle Nutzerverhalten beschreiben und uns so Auskunft geben, wie wir das jeweilige, aktuelle Informationsbedürfnis des Nutzers bestmöglich befriedigen können.

Personalisierung „to the scale“

Entsprechend unserer eingangs formulierten Grundsätze ist das Content Marketing ein vertrieblich orientierter Kommunikationsprozess, in dem der individuelle Content die Währung darstellt. Da der individuelle Nutzer im Zentrum dieses Prozesses steht, lebt das Content Marketing von personalisierten Inhalten. Egal ob der Nutzer in einer E-Mail mit dem Namen angesprochen wird oder sich die Website mittels dynamischem Content dem individuellen Bedürfnis des Besuchers anpasst: Die Personalisierung des Contents ist maßgeblich für den Erfolg der Maßnahme. Der aus diesem Anspruch resultierende Aufwand lässt sich nur durch den Einsatz automatisierbarer Umgebungen realisieren.

ROI driven Content Marketing

Mit den Möglichkeiten skalierbarer Content-Architekturen sowie der holistischen Analyse des digitalen Fußabdrucks des individuellen Nutzers kann in Zukunft der vertriebliche Prozess in der frühesten Phase der Customer’s Journey starten – nämlich dann, wenn der Nutzer das erste Mal seine individuelle Herausforderung kommuniziert und wir die passende Lösung bereithalten. Aus dem Verkäufer wird ein Partner. Ein Unternehmen, das mit seinen Content-Marketing-Bemühungen einen Return on Invest erzielen will, muss zukünftig
drei häufig als Silos agierende Bereiche zusammenführen: Kommunikation, Vertrieb und IT. Tut es das, dann ist langfristig unternehmerischer Erfolg sichergestellt.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei onetoone.de.

Das alte Jahr neigt sich dem Ende zu. Höchste Zeit also, einen Blick auf das kommende zu werfen. Die Experten der Serviceplan Gruppe haben ihre persönlichen Kommunikationstrends für das Jahr 2017 zusammengefasst.

Dr. Peter Haller, Gründer und Geschäftsführer der Serviceplan Gruppe

Auf ein gutes Dutzend Megatrends hat sich die öffentliche Diskussion eingestellt. Sie lösen Branchentrends aus und diese Konsum- und Kommunikationstrends. Wer sich besser entwickeln will als die Gesamtwirtschaft, hat keine Wahl, muss Wachstumstrends besetzen. Aber welche?
Es gibt hunderte von Trends und Gegentrends. All dies vor dem Hintergrund einer sich beschleunigenden Veränderung der Digitalisierung. Aber welche dieser Trends sind für welche Branchen relevant? Welche kann ich für meine Marke besetzen? Und welches sind in diesem verwirrenden Prozess die verlässlichen Orientierungshilfen für meine Markenführungspraxis?
Das ist das Thema unserer Marken Roadshow 2017 zusammen mit GfK und wieder unter der Schirmherrschaft des Deutschen Markenverbandes: „Dynamische Markenführung durch den Dschungel von Konsum- und Kommunikationstrends“ am 7. März in München, 9. März in Berlin, 22. März in Frankfurt, 28. März in Köln, 30. März in Hamburg, 9. Mai in Wien und 11. Mai in Zürich.

Jens Barczewski, Stellv. Geschäftsleiter Mediaplus Strategic Insights

2017 wird das Jahr der inflationären KPIs zur Erfolgsmessung von Kampagnen- und Medialeistungen werden. 2017 wird es eine Einigung der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) und Google/Youtube über die Ausweisung einer gemeinsamen Bewegtbildwährung geben. Die „Qualitätsinitiative Werbewirkungsforschung“ getrieben von der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) in Kooperation mit Facebook und Google wird seine Arbeit vertiefen und erste Kennzahlen definieren. Die AGOF wird erstmalig eine Reichweitenausweisung auf Tagesbasis ausweisen und damit eine kontinuierliche Optimierung der Belegungseinheiten ermöglichen.
Neben den Verbandsinitiativen werden die einzelnen Vermarkter selbst nicht drumherum kommen, ihre eigenen Mess- und Erfolgskennzahlen stärker in Richtung Kunden und Agenturen zu öffnen, um größere Transparenz im Markt zu erlangen. Die Aufregung über die fehlerhafte Ausweitung der Video-Sehdauer auf Facebook hat gezeigt, dass nicht jede KPI ohne tieferes Verständnis von Kunden und Agenturen einfach hingenommen werden sollte.

Winfried Bergmann, Head of Human Resources, Serviceplan Gruppe

Political Correctness auf dem kommunikativen Rückzug

Übersteigerte Political Correctness hat sich endgültig als geistiger Wegbereiter des Populismus disqualifiziert. Der US-Präsidentschaftswahlkampf war an Verlogenheit nicht zu überbieten – von beiden Seiten. Man wusste nicht, was schlimmer war – die offensichtlichen Lügen von der einen oder das peinlich berührte, ängstliche Umgehen und Verschweigen der mehrheitsrelevanten Themen von der anderen Seite. Wer aus lauter vermeintlichem Anstand und falsch verstandenen Rücksichten nicht ausspricht, was große Teile der Öffentlichkeit umtreibt, muss sich nicht wundern, wenn ihm die Deutungshoheit im gesellschaftlichen Diskurs verloren geht. Das gilt in verstärktem Maße auch für Europa.
Deshalb, liebe anständige Konservative, löst Euch von der Political Correctness und besetzt im kommenden Jahr offensiv Eure Themen – gerne auch mit Obergrenzen. Und über all das lasst uns dann miteinander streiten – aus der Mitte der Gesellschaft heraus, die dann den Mut zur klaren Aussprache wiedergefunden hat. Während wir diese Diskussionen führen, können wir auch guten Gewissens ein paar Negerküsse essen. Denn wenn wir es so machen, wird den Populisten nichts anderes übrig bleiben, als vom rechten Bildrand aus zuzukucken. Und es wird wieder einsam um sie werden auf ihrem Bänkchen.

Stephan Enders, Head of Mobile Marketing der Plan.Net Gruppe

Chatbots

Mit den ersten Bot Shops in den Messengern ist das Thema 2016 aufgeflammt. Und wie so oft bei neuen Trends startet dann auch rasch eine euphorische, teilweise aktionistische Testphase: Manchmal, ohne den genauen Wert und die Bedeutung der neuen Entwicklung abschätzen zu können. Chatbots sind aber nur die attraktive Spitze einer schon älteren Idee, die viel weitreichender wirken kann, als auf den ersten Blick sichtbar wird. Es geht um den perfekten Kundendialog.

Chatbots sind (oder vielmehr: werden) in Kombination mit künstlicher Intelligenz ein wertvolles Instrument sein. Wenn nicht das wertvollste. Denn der 2016er Trend wird 2017 zum Megatrend, indem er ganz unterschiedliche Mechaniken, Teiltrends und Instrumente perfekt bündelt:

01 CRM: Chatbot Kundensupport, der jederzeit und rasend schnell reagiert.

02 BIG DATA: Nur lernende Chatbots mit allen verfügbaren Kundendaten in der Hinterhand werden ihre Kraft voll entfalten können. Die Chatbot Evolution wird Big Data Prozesse erzwingen.

03 MOBILE FIRST: Chatbots sind perfekt für die mobile Nutzung. Und damit ideal für die Zukunft aufgestellt. Ob auf Facebook, im (Mobile) Web oder wo auch immer sich Nutzer zukünftig aufhalten möchten.

04 SERVICELAYER: In einer „Information Overload“-Welt wird entscheidend sein, die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bereit zu stellen. Und nur diese. Auch das wird ein Chatbot (in Zukunft) perfekt liefern können.

Oliver Grüttemeier, Geschäftsführer Serviceplan Köln

Digitalisierung gelingt nur mit Empathie

Wir erleben in der Arbeitswelt seit Jahren dramatische Veränderungen durch technologische Entwicklungen. Doch obwohl Unternehmen versuchen, ihre Prozesse entlang der Wertschöpfungskette immer stärker zu verschmelzen, kommt die Digitalisierung bisher oft nur schleppend voran. Das wird sich 2017 ändern. Denn das Top-Management erkennt aktuell, dass Führung durch „Command and Control“ nicht mehr funktioniert. Führungskräfte erfolgreicher Unternehmen werden deshalb in Zukunft weniger an ihren erreichten Zielen gemessen, sondern vielmehr an ihrer sozialen Kompetenz – der Grundlage für jede Form der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit.
Auch hier ist Google der Old-Economy schon 10 Jahre voraus. Denn bereits seit 2007 bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern mit dem Programm „Search Inside Yourself“ eine Chance für persönliches Wachstum und die Entwicklung von Business-Empathie. Denn der Erfolg von Google fußt nicht nur auf dem Anhäufen von immer mehr Daten, sondern auf der Erkenntnis, dass die beste Suchmaschine unser Geist ist.

Gerd Güldenast & Marcus Person, Managing Directors bei hmmh

Sprachsteuerung
Google Home und Amazon Echo eröffnen neue Möglichkeiten, zeigen uns aber auch noch deutlich ihre Grenzen. 2017 gilt es die Vorzüge der Produkte und Dienstleistungen ohne grafische Oberflächen überzeugend darzustellen. Kreative und Entwickler sind gefragt, diese Systeme zu smarten und nützlichen Begleitern für den Alltag oder zum intelligenten Touchpoint im Connected Commerce weiterzuentwickeln.

Big Data gestützte menschliche Kundenberatung
Das Thema Kundenberatung in der Online-Welt steht 2017 vor einem Wandel. Chatbots werden bereits heute stärker genutzt – weisen aber Defizite auf, wo subjektives Empfinden und Emotionalität eine wesentliche Rolle spielen. Mit neuen Customer-Intelligence-Systemen und smarten Chatbots, gestützt auf Big Data Analysen, werden Kunden 2017 eine völlig neue Beratungsqualität von Mensch zu Mensch zuteil.

Stefanie Krebs, Geschäftsführerin von Plan.Net Technology

Ein kreativer Kopf braucht 2017 analytisch und technisch breite Schultern. Während der Megatrend Digitalisierung rapide voran schreitet, hat der Großteil der Unternehmen reagiert – und ihre bestehenden Strukturen digitalisiert. Nun stehen sie, gemeinsam mit ihren Partnern, vor der Herausforderung, wie aus den entstandenen digitalen Inseln ein integriertes Geschäftsmodell werden kann, das auch in einer von Big Data, Machine Learning, Internet of Things und fortwährender, digitaler Innovation geprägten Zukunft bestehen kann.

Wer hier kreative Antworten liefern und kommunikativ Erfolge feiern will, muss fähig sein, sich organisatorisch und technisch komplexe Systeme in kürzester Zeit zu erschließen. Deshalb wird 2017 das Jahr der kreativen Teamplayer, denen es gelingt, aus dem Input ihres breit aufgestellten Teams mit Spezialisten für Technik und Tools, Prozesse und People elegante Lösungen für komplexe Fragen zu liefern. Es geht nicht (mehr) um die bunte Fassade, es geht ums Ganze.

Andrea Malgara, Geschäftsführer der Mediaplus Gruppe

TV wirkt

Klassisches TV ist laut ARF (Advertising Research Foundation) immer noch der wichtigste Werbeträger, um schnell Reichweite aufzubauen und den Gesamt-Kampagnen-ROI (Return on Investment) zu steigern. Besonders E-Commerce-Unternehmen setzen immer mehr auf TV-Werbung. 2015 bewarb fast jeder dritte TV-Spot ein E-Commerce Produkt. TV-Werbung steigert nachhaltig den Online-Shop-Traffic. Jedoch benötigen digitale Business-Modelle breite Reichweiten, um relevante Umsätze zu generieren.
Werden die geeigneten Spartensender und Screenplanning zur Optimierung einer Kampagne belegt, können die Werbeerinnerung, Markenbekanntheit und die Conversion Rate signifikant gesteigert werden. Durch markenindividuelle und innovative Mediaplanung können wir mit einem zielgruppen-individuellen Mediamix ein Umsatzplus von 20 Prozent erreichen.

Kevin Proesel, Geschäftsführer Saint Elmo’s Berlin

IOT (Internet of Things) und clevere Ideen verändern das Retail-Marketing

Wir stellen fest, dass sich die klassischen Sales-Funnel der Unternehmen verändern: Durch den Technologie-Shift und den vermehrten Nutzen von Smartphones werden Kunden selbst zum Point of Sales und Point of Information, denn sie sind überall vernetzt und können jederzeit sowohl Information abrufen, als auch Informationen anbieten. In der Folge überzeugen so in Zukunft vor allem personalisierte und vernetzte Kampagnen, die nah am Konsumenten stattfinden. So sehen wir 2017 erste Kampagnen, die im Internet of Things vernetzte Smart Buttons als Marketing-Incentive nutzen.
„Smart Button“? Hört sich smart an und ist auch smart: In erweiterten Retail-Kampagnen kann ein gebrandeter Button als Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation stehen. Aber nicht wie die Dash-Buttons von Amazon als reiner Erfüller eines vernetzten Bestellprozesses, sondern als Startpunkt für ein vernetztes Kampagnen-Storytelling, das sich entfaltet, nachdem der Kunde seinen Button mit dem Smartphone verbunden hat – und sobald er den Smart Button gedrückt hat.
Vordefinierte Prozesse erzählen nun eine Geschichte, die den Kunden über mehrere Kapitel an immer weitere Touchpoints des Unternehmens führt: stets durch ein ein einfaches Drücken des Buttons. So wird eine Führung von Zuhause bis in den Retail-Bereich stattfinden, die Kunden immer weiter qualifiziert und Kampagnen komplett vernetzt erleben lässt. Quasi Experiential Marketing par exellence, da es über das reine Anzeigen von Inhalten hinausgeht, und Nutzer direkt miteinbezieht: „2017? Press the Button and see what happens.“

Dominik Schütte, Geschäftsleiter Serviceplan Content Marketing

Content-Klasse statt Masse

2017 werden endgültig alle begreifen, dass Content im Marketing-Mix andere Aufgaben hat als bloße Verkaufe. In der Folge werden sich Unternehmen mehr als bisher trauen, losgelöst von der Marke erzählerische Nischen zu finden. Dabei werden sie erstaunt feststellen, dass sich Menschen tatsächlich für die eigenen Themen interessieren – und dass man sie dadurch als mögliche Kunden überhaupt erst erreicht. Eine Win-Win-Situation. Für die Unternehmen und die Menschen da draußen. Storytelling für die Massen – gerne. Aber von hoher Qualität und Relevanz, und bitte nicht nerven.

Klaus Schwab, Geschäftsführer der Plan.Net Gruppe

Ich glaube, dass uns 2017 vor allem zwei Dinge beschäftigen werden:

Erstens glaube ich, dass 2017 das Jahr wird, in dem sich die Steuerung von digitalen Services mittels Sprache, also Sprachsteuerung, in der Breite durchsetzen wird. Und dass dies der Beginn des Verschwindens von technischen Interfaces wie Bildschirmen und Tastaturen ist.

Und zweitens werden wir 2017 erleben, dass Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen Plattformstrategien entwickeln. Das heißt sie werden sich für Startups öffnen und mit diesen kooperieren, um ihren Kunden die Nutzung der entsprechenden Services im eigenen Ökosystem zu ermöglichen.

Julian Simons, Geschäftsführer von mediascale und PREX Programmatic Exchange

Mit der weiter fortschreitenden Digitalisierung der Mediennutzung, ja am Ende der meisten Lebensbereiche, beginnen die altbekannten Gattungsgrenzen zwischen Offline- und Online-Werbekanälen zu verschwimmen. Immer mehr Werbeflächen werden digitalisiert, sind damit über IP erreichbar und gehen „online“. Dies bedeutet in der Folge auch, dass Programmatic Advertising vermehrt zur Auslieferung und Steuerung von Kanälen wie Radio, Out-of-Home und am Ende auch TV kommen wird. Dies wird für den Werbemarkt große Veränderungen nach sich ziehen.
Zu den gewaltigen Chancen einer übergreifenden Steuerung und individuelleren Ansprache kommen jedoch auch große Herausforderungen. Geschäftsmodelle wandeln sich und werden komplexer. Strategien und Steuerungslogiken, die es ermöglichen, die neue Komplexität sinnvoll zu nutzen, müssen gefunden werden, um zu verhindern, dass Kampagnen nicht in einer ziellosen Atomisierung an Wirkung verlieren. Dieser Wandel muss dabei stets die Interessen der Nutzer und deren Datenschutzbelange im Auge behalten, sonst wird er nicht erfolgreich sein.

Klaus Weise, Geschäftsführer von Serviceplan Public Relations

Digitale Wutbürger verändern die Welt

Großbritannien tritt aus der EU aus, Donald Trump zieht in das Weiße Haus ein. Wer hat ernsthaft daran vor einem Jahr geglaubt? Die beiden Ereignisse sind keine Zufälle oder singuläre politische Unfälle. Sie sind das Fanal eines Weltbebens, das gerade erst begonnen hat. Treibende Kräfte dieses Bebens sind Ängste vor der Veränderung unserer Welt durch Globalisierung und Digitalisierung. Vergleichbare Ängste gab es schon immer. Doch heute artikulieren und multiplizieren sich diese Ängste millionenfach in den Sozialen Medien. Befeuert von zwielichtigen Hasspredigern und angeheizt von Social Bots, Meinungsrobotern, deren einziger Zweck es ist, die Stimmung aufzuheizen. Der Umgang mit den digitalen Wutbürgern wird 2017 zu einer der zentralen Herausforderungen für Parteien, Verbände, Unternehmen und Marken.

 

Hand aufs Herz – würden Sie einem Unternehmer glauben, der Ihnen vorschwärmt: „Wir kennen unsere Kunden besser denn je, der Digitalisierung sei Dank! Wir haben eine riesige Datenbank voller Kundendaten, die uns deren Wünsche offenbart. Wir erfüllen diese Wünsche umgehend und machen unsere Kunden damit glücklich – und sie belohnen uns dafür mit ihrer Kaufkraft und einer starken Loyalität.“ Das klingt gut, nicht wahr? Aber sind wir ehrlich: Nur wenige Marken könnten das bisher von sich behaupten. Die meisten erleben derzeit das Gegenteil: Die Loyalität ihrer Kunden sinkt – sie wenden sich ab, sind misstrauisch und „werbephob“. In Deutschland verlieren zum Beispiel 44 Prozent aller Herstellermarken pro Jahr mehr als 30 Prozent ihrer Stammkunden – und die Zahl steigt an.

Was läuft falsch? Um eine Antwort darauf zu bekommen, hilft ein Perspektivwechsel. Betrachten wir einmal die Situation aus Sicht der Konsumenten. Die sind, glaubt man globalen Studien, enttäuscht: In den USA sind – laut Accenture – mehr als vier von fünf Verbrauchern (84 Prozent!) frustriert, weil Unternehmen nicht einhalten, was sie versprechen. Nicht viel besser sieht es bei uns in Deutschland aus: Nur noch 30 Prozent vertrauen hierzulande Marken und ihren Botschaften. Statt der erhofften Annäherung erlebt die werbetreibende Wirtschaft eine Entfremdung. Es ist, als würde sie die Konsumenten durch Digitalisierung nicht – wie erhofft – besser kennenlernen, sondern vielmehr aus den Augen verlieren. Für den unternehmerischen Erfolg ist das eine katastrophale Entwicklung. Was tun? Klar dürfte sein: Altbekanntes hilft hier nicht weiter, weder bewährte Werbepower noch ausgefuchste Technikfinessen.

Wir brauchen einen Neuanfang. Nicht mehr das Produkt ist der Startpunkt aller Marketingmaßnahmen, sondern der Mensch und seine Lebensphasen. Er wird zum Ausgangspunkt allen Wirkens, an ihm orientieren sich Produktion, Markenführung und Marketing.

Um die Verbraucher zu begeistern, muss das Marketing der Zukunft Erlebniswelten schaffen, in denen fesselnde „Customer Experiences“ für dauerhafte Kundenbindungen sorgen sollen. Flugkonzerne verkaufen dann Reiseevents, keine Tickets. Und Autobauer offerieren Mobilitätserlebnisse, nicht nur Automobile. Das Produkt? Ist nur noch Teil eines großen Ganzen.

Für das Marketing bedeutet dieser Wandel unter anderem:

1. Weg von der „14-bis-49-Jahren-Denke“ – hin zu Mikrosegmentierung und Personalisierung

Weil sich die Konsumenten in der neuen Konsum- und Medienwelt sehr individuell bewegen, kann die Mediaplanung mit grobkantigen Kategorien wie „14 bis 49 Jahre“ nicht mehr viel erreichen. Es wird in Zukunft weniger um Zielgruppen, soziogeografische Daten und Reichweiten gehen, sondern um die Lebensphasen, Bedürfnisse, Erlebnisse eines jeden einzelnen Konsumenten. Um diese Personalisierung mediaplanerisch begleiten zu können, müssen wir uns mehr denn je auf Methoden wie die Mikrosegmentierung konzentrieren.

2. Weg von der Kanalperspektive – hin zur „Customer Journey“-Begleitung

Die Verbraucher nutzen heute für ihre Kaufentscheidung mehr Kanäle, Kontaktpunkte und Marketingmittel denn je. Ihre „Customer Journey“ ist um ein Vielfaches komplexer als noch vor zehn Jahren: Online oder Offline? Ganz egal, gerne eine Mischung davon. Studien zufolge haben sich bisher nur wenige Unternehmen mit den Customer Journeys ihrer Kunden beschäftigt.

3. Weg von der Werbebotschaft hin zu relevanten Content-Angeboten

Übertriebene Werbeversprechen passen nicht mehr zum Kaufverhalten der Gegenwart, denn Konsumenten glauben nichts mehr ungeprüft. Bis zu 90 Prozent ihrer Produktrecherche haben sie bereits hinter sich, bevor sie einen Laden aufsuchen. Deshalb müssen Unternehmen Ideen entwickeln, wie sie potentielle Kunden frühzeitig mit Informationen unterstützen und überzeugen können.

4. Weg von technologieverliebter Datenanalyse – hin zum Dateneinsatz für Kundenzufriedenheit

In Zukunft wird es nicht darum gehen, Daten für Werbezwecke zu horten. Vielmehr sollten sich Unternehmen überlegen, wie sie diese Daten nutzen können, um ihr Geschäftsmodell zu formen, ihre Produkte zu verbessern – und letztendlich ihre Kunden glücklich zu machen. Ihr intelligenter Einsatz kann wettbewerbsentscheidend sein.

Diese frisch gestärkte Position verdient das Marketing aber nur, wenn es sich von überholten Mechanismen und Taktiken verabschiedet – und stattdessen den Mut aufbringt, einen Neuanfang zu wagen. Die Verbraucher werden dafür dankbar sein.

Unsere Aufgabe, die Aufgabe der Agenturen, ist es, diesen Wandel zu begleiten – ihn manchmal sogar behutsam zu forcieren. Das bedeutet, dass auch Agenturen ihr Leistungsangebot und ihre Prozesse überdenken, überprüfen und stetig optimieren müssen, um ihren Kunden in diesen schwierigen – aber auch aufregenden! – Zeiten ein perfekter Berater zu sein. Wir arbeiten daran. Täglich, an weltweit über 30 Standorten. Seit diesem März übrigens auch in Spanien.

Der Artikel ist erschienen in World’s Leading Independent Agencies.