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Vor ein paar Wochen hat Agnes (meine langjährige Kollegin Agnes Ley) mich gefragt, ob ich nicht noch (anlässlich meines Ausstiegs bei Mediascale) einen allerletzten Blogbeitrag schreiben möchte. Wie immer habe ich, ohne lange zu überlegen, JA gesagt. Doch dieses Mal wurde es echt zäh. Also habe ich die Sache geschoben und geschoben. Und das war nicht nur meiner Faulheit geschuldet, sondern mir fiel einfach nichts Passendes ein. Was schreibt man zu seinem eigenen Abschied nach über 25 Jahren, was nicht kitschig oder wahlweise selbst beweihräuchernd klingt? Aber wer Agnes kennt, weiß auch, dass man da nach einer Zusage aus der Nummer nicht mehr rauskommt. Und so hatte ich dann nach langem Hin und Her endlich einen Text formuliert, in dem ich euch von der Ruhe erzählen wollte, die eintritt, wenn die Dinge zum Abschluss kommen. Das hätte irgendwie gepasst.
Aber es sollte anders kommen, denn dieser hart erarbeitete Text ist meinem Off-Boarding bei Serviceplan zum Opfer gefallen. Ich hatte vergessen, ihn an Agnes zu schicken, bevor mein Rechner zur Säuberung zurück an die EDV ging. Tja, blöd gelaufen. Aber das war nicht das einzige Missgeschick bei der IT-System-Umstellung auf privat. Aus dem nächsten Malheur ist dann aber eine nette kleine Geschichte entstanden, die ich euch zum Abschluss gerne erzählen möchte.
Meine Kontakte – Mein Leben in Daten
Das Ganze begann damit, dass ich feststellen musste, dass meine ganzen Kontaktdaten, von denen ich fälschlicherweise angenommen habe, ich hätte sie schon vor einiger Zeit in weiser Voraussicht in meine Cloud überspielt, immer noch auf dem firmeneigenen Exchange Server lagen. In der Cloud lagen nicht mal zehn von meinen weit über 4.000 Kontakten, die sich in den vergangenen 20 Jahren angesammelt hatten. Jetzt gab es aber keinen Rechner mehr, mit dem ich diese wichtigen Daten schnell nochmal exportieren und dann wieder importieren und somit in meiner iCloud in Sicherheit bringen konnte. Es war Freitagabend und so beschloss ich, gleich am Montag früh jemanden im Support zu finden, dem ich dann alle meine Zugangsdaten schicke wollte, so dass er für mich diese Export/Import-Sache erledigen könnte. Ehrlich gesagt, ein bisschen unruhig war ich schon, es handelte sich um nicht weniger als MEIN LEBEN (in Daten). Denn in dieser Datei war schließlich alles gebündelt, was sich an Beziehungen angesammelt hatte, seit man elektronische Adressbücher führt und aufhörte alles in seinen Filofax zu schreiben. Die meisten von euch können sich gar nicht mehr daran erinnern, wann das war.
Weil mich die Sache, wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, schon sehr beschäftigt hat, begann ich also im Wochenende ein bisschen in den Daten zu stöbern. Gott sei Dank hatte ich ja auch mit meinem Tablet noch Zugang zu unserem Exchange-Server. Beim Scrollen durchs Alphabet musste ich leider feststellen, dass ich da einen ziemlichen Sauhaufen vor mir hatte. Da waren jede Menge Doubletten, Nummern ohne Namen, Namen ohne Nummern. Einige waren scheinbar so alt, dass da heute mit Sicherheit kein Anschluss mehr zu erwarten war. Mein vermeintlicher Schatz war wohl eher ein von Motten zerfressener Teppich (Stichwort Datenqualität). Also war mir klar: Das muss ich irgendwann aufräumen. Vielleicht könnte ich ja schon mal beginnen, zumindest die wichtigsten Kontakte zu „renovieren“ und neu anzulegen. Es war ja Wochenende und ich hatte Zeit. Gesagt getan.
Der nette Teil der Geschichte – eine Reise in die Vergangenheit
Also starten wir bei A. Und hier begann der eigentlich nette Teil der Geschichte: Ich scrolle also langsam die Liste der Namen mit A entlang und bevor ich mich versah, war ich auf einer Reise in die Vergangenheit. Da waren Namen, an die konnte ich mich nur sehr dunkel erinnern. Ach ja, das war DIE/DER, oder ja, das war DA ;-). Und dann waren da die Namen, bei denen mir einfach beim besten Willen nicht einfallen wollte, wo, wann und warum. Und das waren nicht wenige. Aber es waren auch viele alte Bekannte dabei, die ich viel zu lange vergessen hatte. Mit jedem dieser Namen kam auch eine Geschichte. Viele nette. Manche weniger nette. Vor allem bei den netten war da aber immer der Gedanke: Eigentlich schade, dass man sich aus den Augen verloren hat. Vielleicht sollte man mal wieder…
Natürlich waren da auch alle Freunde von jetzt und natürlich die Familie und Kollegen sowie Business-Kontakte jüngeren Datums. Und weil ich, wie ihr wisst, faul bin, musste ich immer entscheiden, wen ich sofort „restaurieren“ und damit in Sicherheit bringen wollte und wer später via Export/Import gerettet werden sollte. Schließlich musste ich noch dazu jeden Kontakt händisch übertragen (hätte man sicher auch schlauer machen können, mir fiel nur leider nicht ein wie ;-)) . Als zusätzliche Maßnahme, um die anfallende Arbeit zu reduzieren, entschied ich mich, immer nur die wichtigsten Daten zu übernehmen. Name, Vorname, selten Firma, Handynummer, private Mail und hin und wieder Adresse (privat).
Wenn aus 4.000 Kontakten 250 werden
So arbeitete ich mich übers Wochenende von A nach Z. Die Entscheidung wer „gerettet“ wurde, habe ich eigentlich nur aus dem Bauch heraus getroffen. Am Anfang habe ich immer noch ein bisschen überlegt, aber mit der Zeit ging das immer flotter. Da waren Kontakte, die ich aus Reminiszenz an die „alte Zeit“ übernommen habe, wie alte Fotos. Darunter waren auch einige, bei denen ich mir fest vorgenommen habe, einfach mal wieder anzuklopfen. Ich hoffe, ich tue es auch. Da waren die Kollegen (extern und intern), die über die Jahre zu Freunden geworden sind. Ihre Kontakte wurden deutlich schlanker (Handy, Mail privat). Da die Familie. Und natürlich die Freund:innen 😉
Am Ende dann noch der eher funktionale Teil: Ärzte, Handwerker, Versicherungen und was man sonst so alles braucht im Leben. So wurden aus den anfangs über 4.000 Kontakten 221. Vielleicht kommt noch der eine oder andere dazu, schließlich habe ich noch eine Woche Zugang zu meinem alten Leben und kann also noch ein bisschen stöbern. Aber ich glaube nicht, dass es mehr als 250 werden. Im Vergleich nicht viel, aber doch eine ganze Menge wenn man sie wirklich pflegen möchte. Mal sehen ob ich das schaffe. Drückt mir schon mal die Daumen. Vielleicht konserviert ja unser Exchange-Server den Rest für alle Ewigkeit. Irgendwie auch ein netter Gedanke.
Man wird sehen. Auf alle Fälle war es eine wunderbare Reise und ein schöner Abschluss oder Anfang 😉
In diesem Sinn gehabt euch wohl und passt auf euch auf.
Liebe Grüße,
Euer Wolfgang.