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Wer in der Suche bei Amazon gut geranked sein will, muss in die Sichtbarkeit seiner Produkte investieren. Dafür hat Amazon eine Vielzahl an Möglichkeiten und ein umfangreiches Portfolio aufgebaut, mit dem sich User:innen in allen Phasen ihrer Customer Decision Journey ansprechen lassen. Vier Fragen an Ralf Richter von Plan.Net Performance, der erklärt, wie sich Händler im Angebots-Dschungel der Marktplätze behaupten können und was es dabei zu beachten gilt.

1. Welche Möglichkeiten bestehen für einen Händler bzw. Markenartikler, seinen Produkten auf Amazon zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen? (bezahlt)

Ralf Richter: Seit dem Launch der ersten Werbeanzeigen Ende der 2000er Jahre hat Amazon eine Vielzahl an Möglichkeiten und ein umfangreiches Portfolio aufgebaut, mit dem sich User in allen Phasen ihrer Customer Decision Journey ansprechen lassen.

Die am häufigsten genutzten Platzierungen stellen hierbei Sponsored Ads mit insgesamt drei unterschiedlichen Formaten dar: Sponsored Brands (inkl. Sponsored Brands Video), Sponsored Product Ads und Sponsored Display Ads. Mit ihnen lassen sich Kampagnen auf der Suchergebnisseite, auf Produktdetailseiten und auch im Inventar außerhalb von Amazon.de auf Pay-per-Click-Basis umsetzen.

Neben Sponsored Ads hat sich zudem die Amazon DSP (Demand-Side Platform) etabliert, die einige weiterführende Möglichkeiten im Bereich Display- und Videoadvertising in Bezug auf Inventarquellen, Targetings und Creatives bietet.

Darüber hinaus lassen sich insbesondere Awareness-Ziele durch Platzierungen auf den Amazon Fire Devices (Fire Tablet und Fire TV), Sonderinszenierungen auf der Amazon Homepage, Audio Ads bei Amazon Music oder auch Spots im Umfeld der UEFA Champions League-Spiele erreichen. Und mit den Amazon Brand Sessions und dem Streaming-Dienst Freevee stehen weitere  Formate und Inventarquellen in den Startlöchern, deren Launch wir noch in diesem Jahr erwarten.

Der Vollständigkeit halber sei auch noch erwähnt, dass es für Vendoren noch weitere Möglichkeiten zur Steigerung der Sichtbarkeit gibt, die von den Amazon Retail-Abteilungen angeboten werden. Hierzu zählen beispielsweise die Amazon Marketing Packages (AMP), welche Bannerplatzierungen innerhalb der jeweiligen Produktkategorie-Seiten beinhalten.

2. Was muss dabei dringend beachtet werden?

RR: Kampagnenplanung auf und mit Amazon hat viele Gemeinsamkeiten mit digitalen Kampagnen über andere Kanäle. Dem entsprechend gelten hier auch ähnliche Best Practices für eine erfolgreiche Umsetzung. D.h. in der Planungsphase müssen Fragen beantwortet werden, wie beispielsweise: Wer ist meine Zielgruppe? Was möchte ich mit der Kampagne erreichen? Wie lange soll meine Kampagne laufen und gibt es eventuell Saisonalitäten? Wie viel Budget steht mir zur Verfügung? Welche Werbemittel kann und/oder möchte ich einsetzen?

Bei Kampagnen mit performancebasierten Zielen (z.B. Sales) sind zudem conversionoptimierte Landingpages relevant – bei Amazon sind dies in den meisten Fällen die Produktdetailseiten und/oder Brand-Stores. Um hier eine möglichst hohe Wandlungsrate zu erzielen, ist es elementar, dass die beworbenen Produkte „Retail ready“ sind. Hierfür müssen einige Faktoren erfüllt sein, wie zum Beispiel die generelle Verfügbarkeit, ein konkurrenzfähiger Preis, Prime-Versand, eine ausreichende Anzahl guter Produktbewertungen und darüber hinaus ein informativer, hochwertiger und überzeugender Content über den die Vorzüge des Produkts klar und schnell ersichtlich sind. Besonderes Augenmerk sollte hierbei auf die Produktbilder gelegt werden, da diese bereits die Klickrate der Suchergebnisse und somit den Traffic auf die Produktdetailseiten maßgeblich mitbeeinflussen. Zudem sollte bei der Gestaltung bedacht werden, dass der überwiegende Teil der User mittlerweile über mobile Endgeräte auf die Amazon Plattform zugreift und entsprechend der Content auch dahingehenden optimiert sein sollte.

3. Im Vergleich dazu: Wie sind hier die Marktplätze von Ebay, Otto und Zalando aufgestellt? Welche Maßnahmen sind hier sinnvoll?

RR: Retail Media ist seit Jahren ein heißes Trendthema im Bereich Digital Advertising, mit hohen Wachstumsraten, milliardenschweren Umsätzen, welches sich als eigene Mediagattung längst etabliert hat.

Amazon ist hier sicherlich in Hinblick auf Produktbreite und -tiefe führend – insbesondere wenn man auch den integrierten Techstack wie die Amazon eigene DSP (Demand-Side Platform), die Sizmek Ad Suite oder auch Amazon Web Services (AWS), auf denen die Amazon Marketing Cloud (AMC) basiert, in die Betrachtung mit einbezieht.

Aber auch andere Marktplätze wie ebay, Zalando, Otto, MediaMarktSaturn, die Online-Shops der Signa Sports United oder Schwarz-Gruppe haben das Potential von Retail Media als margenstarken, zusätzlichen Revenue-Stream längst erkannt und in den vergangenen Jahren zahlreiche Möglichkeiten und Werbeprodukte entwickelt, um ihren Datenschatz zu monetarisieren. Von Influencer-Kampagnen und aufmerksamkeitsstarken Markeninszenierungen auf den Plattformen bis hin zu conversiontreibenden, nativen Ads innerhalb der Suchergebnisse.

Welche Maßnahmen auf welchem Marktplatz für welche Brand sinnvoll und zu empfehlen ist, lässt sich pauschal nicht beantworten, sondern hängt immer von den individuellen Rahmenbedingungen (Marke, Wettbewerb, Markt, Budget etc.) und Zielsetzungen des Werbetreibenden ab. Fakt bleibt aber: Retail Media ist ein äußerst effektives Tool, um die Sichtbarkeit der eigenen Produkte im unmittelbaren Shopping-Umfeld zu erhöhen und Kommunikationsziele entlang des gesamten Funnels zu erreichen.

4. Kann über organische Maßnahmen das Ranking überhaupt noch nennenswert beeinflusst werden?

Im Gegensatz zu anderen Plattformen (beispielsweise Google) gibt es bei Amazon eine sehr starke Interdependenz zwischen organischen und bezahlten Maßnahmen. Denn unabhängig davon, ob ein Sale über einen organisch oder bezahlt erzeugten Produktdetailseiten-Aufruf generiert wurde, beeinflusst er im weiteren Verlauf das organische Ranking und somit in aller Regel auch den organischen Umsatz positiv. Daher sollte jeder Kampagnenplanung immer eine sorgfältige Überprüfung und ggf. Optimierung des Produktlistings vorausgehen und sichergestellt werden, dass User durch attraktive und nützliche Inhalte mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit zum Kauf des entsprechenden Produktes animiert werden.

Auf Plattformen wie Amazon, wo bezahlte Conversions ebenso die organische Sichtbarkeit hebeln, ist es daher sinnvoll, bei der Beurteilung der Kampagnenperformance einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, und die eingesetzten Investitionen dem Gesamtumsatz, als Summe von bezahlten und organisch erzeugten Sales, gegenüberzustellen. Zur Messung hierfür hat sich als praktikabler KPI u.a. der TACoS (Total Advertising Cost of Sale) etabliert.

Zuerst erschienen in der Printausgabe von Internet World Business.

Um es gleich vorwegzunehmen – die eine, universell richtige Strategie, auf Amazon zu verkaufen, gibt es nicht. Die Wahl des richtigen Verkaufsmodells ist jedoch ein erfolgskritischer Faktor in jeder ganzheitlich geplanten Distributionsstrategie. Es empfiehlt sich daher eine intensive Auseinandersetzung mit allen zur Verfügung stehenden Optionen.

Rückblick: 1995 startete Amazon-Gründer Jeff Bezos als Online-Buchhändler. Schnell erkannte er, dass er sein Ziel, Amazon zum „größten Online-Kaufhaus der Welt“ zu machen, allein über das Retail-Geschäft mit Amazon-Lieferanten, den sogenannten Vendoren, nur schwer werde erreichen können. So öffnete sich das Unternehmen aus Seattle bereits im Jahr 2002 Jahre für Dritthändler – auch Seller genannt – die seitdem gegen Abgabe einer Verkaufsgebühr in eigenem Namen auf der Plattform verkaufen können.

Wenn auch mit einigen Jahren Verzögerung, setzen mittlerweile immer mehr E-Retailer auf das Marktplatzmodell. Dazu gehören beispielsweise Douglas (2019), Otto (2020), Kaufland (2021, ehemals real.de) oder auch Media-Markt-Saturn, dessen Marketplace sich aktuell noch in einer Beta-Phase befindet. Die Vorteile liegen auf der Hand: Dritthändler über die eigene Plattform verkaufen zu lassen, kommt zum einen den Wünschen der Kunden nach einem möglichst breiten Produktsortiment entgegen. Zum anderen kann damit das eigene – zumindest selektive – Inventar-Risiko reduziert und positive Skaleneffekte für eigene Technologien wie die Amazon Web Services (AWS) realisiert werden.

Amazons Marktplatzgeschäft ist trotz allem Bemühen der Konkurrenz deutlich voraus und hat den eigenen Retail-Handel bereits 2015 an Umsatz übertroffen. Zusätzlich begünstigt durch die Corona-Pandemie haben die Amazon-Seller in Deutschland 2021 mittlerweile doppelt so viel Umsatz erzielen können wie Amazons Eigenhandel und erwirtschafteten damit mehr als ein Drittel (36%) des gesamten, deutschen E-Commerce-Volumens.

Amazon fokussiert sich zunehmend auf das Marktplatzgeschäft

Die Stärkung des für Amazon oftmals profitableren und gleichzeitig risikoärmeren Marktplatzgeschäfts ist dabei sicherlich nicht ungewollt, sondern vielmehr strategisches Kalkül. Begünstigte Amazon in der Vergangenheit seine direkten Lieferanten durch zahlreiche exklusive Programme und Tools, findet seit einigen Jahren eine spürbare Angleichung beider Modelle statt. So sind Formate und Aussteuerungsoptionen im Bereich Advertising mittlerweile nahezu identisch. Unterschiede bei den Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen Contents sind marginal – mit Ausnahme des A+ Premium Contents, den nach wie vor nur Vendoren nutzen können. Zudem haben seit 2020 auch Seller Zugriff auf das zuvor exklusiv für Vendoren zugängliche Vine-Rezensionen-Programm. Ebenso stehen beiden Seiten die Amazon-Markenregistrierung sowie daran geknüpfte Markenservices zur Verfügung.

Außerdem wurden Support und persönliche Betreuung für zahlreiche Vendoren durch Vendor- und InStock-Manager deutlich zurückgeschraubt – mit Ausnahme von Amazons größten und stark wachsenden Handelspartnern in jeder Kategorie. Gleichzeitig wurde durch eine Angleichung der zur Verfügung stehenden Brand-Analytics-Daten im Vendor- wie Seller-Central den Vendoren mehr Eigenverantwortung zur Steuerung und Optimierung ihrer Aktivitäten übertragen.

Die Modelle unterscheiden sich weiterhin fundamental

Trotz Angleichungen in vielen Bereichen unterscheiden sich beide Modelle aber nach wie vor stark voneinander und stellen fundamental verschiedene strategische Ansätze dar (B2C vs. B2B). Fällt die Entscheidung für das Vendor-Modell, bedarf es zunächst einer entsprechenden Einladung von Amazon. Ist diese Hürde genommen, sind häufig vertriebspolitische Gründe ausschlaggebend. Zum Beispiel soll damit eine Konkurrenzsituation mit anderen Händlern, die im Zweifel ebenfalls Kunden sind, vermieden werden. Daneben sind auch das zumindest theoretisch höhere Absatzpotential sowie das hohe Vertrauen der Kunden in die Marke Amazon Argumente für den Vendor-Status. Im Gegenzug verlieren Vendoren preispolitische Einflussmöglichkeiten und müssen sich jährlich in zum Teil harte und langwierige Konditionsverhandlungen mit Amazon begeben und weitestgehend auf Endkundenkontakt verzichten.

Seller hingegen schätzen die größere Flexibilität hinsichtlich der Preisgestaltung und die bessere Planbarkeit in Bezug auf Lagerbestand, Margen und Konditionen. Zudem gibt es beispielsweise mit dem Amazon Product Opportunity Explorer oder dem Brand Referral Bonus Programm auch für Seller exklusive Tools, die helfen, Nischen auf dem Marktplatz zu identifizieren oder die Marge über die Incentivierung von Umsätzen, die durch externen Traffic generiert wurden, zu erhöhen.

Als nachteilig werden von Sellern hingegen vor allem der höhere Aufwand bei Fulfillment oder Kundensupport sowie das Risiko einer Account-Sperrung wahrgenommen.

Der hybride Ansatz vereint das Beste aus beiden Welten

Wer über genügend Ressourcen, Know-how und die entsprechende technologische Infrastruktur verfügt, um beide Modelle umzusetzen, für den könnte ein hybrider Ansatz eine lohnende Option darstellen. Dieser vereint die Vorteile von Vendor- bzw. Seller-Dasein. Die höhere Flexibilität bei der Festlegung der Verkaufspreise, die Sicherstellung der Verfügbarkeit auch unrentabler „CRaP-Produkte“ (Can´t Realize any Profit) können für (Teil-) Segmente eines Herstellers oder Händlers ausschlaggebende Argumente für die Wahl eines Hybrid-Modells sein. Richtig gemanaged, kann dieses Modell die erhöhten Aufwände und eventuell auftretende Kannibalisierungseffekte beider Kanäle mehr als aufwiegen.

Der Boom beim Onlineshopping hält auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie weiter an.  Laut dem aktuellen HDE Online-Monitor ist der deutsche E-Commerce 2021 im Vergleich zum Vorjahr um weitere 19 Prozent auf insgesamt knapp 87 Milliarden Euro gewachsen. Besonders profitieren konnten von dieser Entwicklung die einschlägigen E-Retailer und Marktplätze – allen voran der Platzhirsch Amazon.  Mit einem Wachstum von 22 Prozent konnte der US-Konzern den Gesamtmarkt sogar noch überflügeln und vereint damit mittlerweile rund 54 Prozent des gesamten deutschen Onlinehandels auf sich.

Entscheidend für den großen Erfolg auf Nachfragerseite ist dabei die konsequente Ausrichtung auf Endkund:innen. Mit einer breit angelegten Sortimentspolitik, attraktiven Preisen sowie einem Servicelevel, das noch immer als globale Benchmark gilt, genießt Amazon ein immens hohes Kundenvertrauen. Und das zahlt sich aus: 2021 knackte das Unternehmen aus Seattle die 200 Millionen Marke der weltweiten Prime-Nutzer:innen und verdoppelte damit seine Stammkundschaft in nur drei Jahren. Diese profitiert gegen eine moderate Gebühr von kostenloser und schneller Lieferung, medialen Angeboten wie Prime Video oder Prime Music, exklusiven Rabattaktionen (z.B. Prime Day) und Spezialshops (z.B. Amazon Fresh). Dadurch ist die Plattform so tief im Relevant-Set seiner Kund:innen verankert, dass sie im Schnitt doppelt so häufig bei Amazon bestellen wie Nicht-Mitglieder. Als Zielgruppe zur Neukundengewinnung für andere Webshops sind diese Kunden praktisch nicht mehr erreichbar.

Konsequenterweise machen sich diesen Umstand auch immer mehr Hersteller und Händler zu Nutze. Denn neben der hohen Reichweite und dem damit einhergehenden großen Absatzpotenzial bieten die digitalen Handelsplattformen von Amazon, ebay, Zalando, OTTO & Co. dabei noch einen weiteren, entscheidenden Vorteil: die vergleichsweise geringen Hürden, um schnell und unkompliziert mit dem Verkauf eigener Produkte zu starten. Konto erstellen, Produktdaten hinterlegen und Bestellungen abarbeiten – ganz so einfach ist es in der Praxis natürlich nicht, aber die Bereitstellung der kompletten technischen und logistischen Infrastruktur sind zweifelsohne starke Anreize. Diese Chance haben seit 2020 zahlreiche Hersteller und Händler genutzt, um an der pandemiebedingten Reichweitenverlagerung in die digitalen Verkaufskanäle schnell und unkompliziert zu partizipieren. So werden wichtige Prozesse wie die Instandhaltung der Plattformen, Transaktionsabwicklung oder Marketingaktionen, zum Beispiel zum Cyber Monday, vom Plattformbetreiber übernommen und das Serviceangebot kann optional bis zur gesamten Logistik inklusive Lagerung und Retourenhandling erweitert werden, wie zum Beispiel bei Amazons Fulfillment-Programm FBA.

Die Abwicklung von Versand, Abrechnung und Gewährleistung über den Marktplatz erleichtert darüber hinaus den Einstieg in internationale Märkte. Die Bekanntheit und das Vertrauen der Kund:innnen in das globale Markenversprechen von Amazon oder eBay kann so jeder Anbieter zu seinem eigenen Vorteil nutzen.

Jedoch muss man neben diesen Anreizen und Vorteilen, die die großen Plattformen zweifelsohne bieten, auch Risiken und mögliche Gefahren bei der Entwicklung einer geeigneten Marktplatzstrategie berücksichtigen.

Hersteller und Händler mit austauschbaren Produkten, ohne starke eigene Markenidentität oder signifikantem Preisvorteil, sollten den Wettbewerb auf den Marktplätzen nicht unterschätzen. Kann im eigenen Online-Shop das Sortiment in aller Breite und Tiefe exklusiv präsentiert werden, konkurriert man auf Amazon und Co. mit zahlreichen Anbietern um die Aufmerksamkeit der Kund:innen und Sichtbarkeit. Durch eine Reihe effektiver Marketing-Tools lassen sich zwar entsprechende Platzierungen auf den ersten Suchergebnispositionen einkaufen, um aber auch langfristig eine organische Top-Platzierung zu erzielen sind je nach Kategorie erhebliche Investments in werbliche Maßnahmen sowie die Pflege und Optimierung des Produktkatalogs notwendig. Die kalkulierte Gewinnmarge kann dadurch schnell aufgefressen werden.

Ein weiterer Nachteil, insbesondere in der Customer-Lifetime-Value Betrachtung, ist die fehlende oder stark eingeschränkte Möglichkeit, mit Kund:innen in direkten Kontakt zu treten, um sie über Aktionen oder Neuprodukterscheinungen zu informieren und eine nachhaltige CRM-Strategie zu etablieren.

Last but not least besteht die Gefahr einer zu starken Abhängigkeit vom Marktplatz und dem drohenden Kontrollverlust über die eigene Marke. Unvorhersehbare Gebührenerhöhungen, starker Verhandlungsdruck seitens der Plattform-Betreiber, Änderungen in den allgemeinen Guidelines und Geschäftsbedingungen sowie der Vormarsch zahlreicher Eigenmarken können das Engagement auf Markplätzen über Nacht unrentabel machen. Schlechte Geschäftspraktiken oder negative Black-Hat-Taktiken der Konkurrenz können im schlimmsten Fall sogar zu einer sofortigen Sperrung des eigenen Accounts führen.

Es empfiehlt sich daher die intensive Prüfung weiterer Vertriebskanäle zur Diversifizierung. Neben der Analyse von zielgruppen- oder kategoriespezifischen Plattformen wie zum Beispiel aboutyou.de, home24.de, avocadostore.de, douglas.de oder tennis-point.de, sollten Marken auch immer die Erstellung und Entwicklung eines eigenen Online-Shops in Betracht ziehen. Dieser muss sich signifikant und für Kund:innen leicht ersichtlich von den Angeboten der Marktplätze unterscheiden, beispielsweise durch eine besonders attraktive Preisstruktur, ein unverwechselbares Produktsortiment oder auch durch eine außergewöhnlich gute User Experience. Der Einsatz von Augmented Reality oder Chat Bots für besonders erklärungsbedürftige Produkte oder Services kann einen echten Mehrwert bringen und so Zielgruppen auch abseits der großen Marktplätze für neue Shopping-Kanäle erschließen.

Eine pauschale Empfehlung hinsichtlich der Entwicklung und Etablierung einer geeigneten E-Commerce- und Marktplatzstrategie lässt sich nicht treffen und muss individuell erfolgen. Generell lässt sich aber festhalten: Aufgrund der hohen Reichweite und des enormen Potenzials führt kaum ein Weg an den großen Marktplätzen vorbei. Da die Plattformen aber aufgrund ihrer Marktmacht die Beziehung meist einseitig diktieren, sollten Marken eine zu große Abhängigkeit und Konzentration auf einen Marktplatz vermeiden und alternative Standbeine aufbauen.

Wenn wir eines gelernt haben aus den vergangenen Wochen des Corona-Lockdowns, so ist es nicht das Essen, was Leib und Seele zusammenhält, sondern Klopapier. Oder besser gesagt: Der störungsfreie Umschlag unserer bunten und unendlichen Warenwelt. Während Einkaufsmalls und Fußgängerzonen leer blieben, hat lief das Geschäft bei Amazon prächtig. Das Unternehmen aus Seattle im US-Bundestaat Washington konnte seinen Umsatz im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um gewaltige 26 Prozent steigern. Es werden bereits Stimmen laut, die vor einer weiteren Konzentration der Marktmacht von Amazon im globalen Einzelhandel warnen.

In einer solchen Situation ist es für alle Seiten von Vorteil, wenn man zwei Quasi-Monopolisten hat, die sich gegenseitig das Leben schwer machen können. Denn pünktlich mit dem Auftauchen des neuartigen Coronavirus, hat Google angekündigt, sein Produktinventar für unbezahlte Produktanzeigen zu öffnen. Genauer gesagt: Musste man bislang kostenpflichtige Anzeigen schalten, um auf Googles Shopping-Plattform vertreten zu sein, so lässt sich nun für jedermann die Chance zum Abverkauf auch kostenlos in den organischen Suchergebnissen finden.

Damit kehrt die Suchmaschine aus Mountain View in gewisser Weise zu ihren Wurzeln zurück. Seit 2002 gab es in Deutschland eine für Anbieter und Händler kostenlose Produktsuche mit dem einprägsamen Namen „Froogle“. Der beliebte Dienst wurde zunächst auch sukzessive in die organischen Suchergebnisse integriert, im Jahre 2012 jedoch überraschend eingestellt und in das heute bestehende, Feed-basierte Shopping-Vertical überführt.

Googles wichtigste Aufgabe ist die Diversifizierung des Geschäftsmodells

Eine wirkliche Begründung für diesen Schritt hat es vor rund acht Jahren nicht gegeben. Es lag vielmehr auf der Hand, dass Google nicht länger zusehen konnte, wie man transaktionales Suchpotential abseits von textbasierten Suchanzeigen erfolgreich monetarisieren kann – denn dies hatte die Konkurrenz aus Seattle par excellence vorgemacht.

Doch auch im Jahr 2020 bleibt es Googles wichtigste Aufgabe, sein Geschäftsmodell zu diversifizieren, wie Alphabet-Chef Sundar Pichai erst kürzlich bei der Vorstellung seiner Unternehmensergebnisse deutlich gemacht hat. Lange hatte man Amazon in Mountain View unterschätzt und nicht als direkte Konkurrenz wahrgenommen. Und das, obwohl klar war, dass sich aus dem Universalmarktplatz langsam aber sicher eine Suchmaschine entwickeln würde. Der Wettbewerb der Web-Giganten um die Einzelhandels-Konsumenten im Onlinehandel war aus diesem Grund in den vergangenen zehn Jahren quasi eingefroren. Als abschreckende Beispiele hatte man auch vor Augen, dass sowohl Microsoft als auch Facebook mit ihren Shopping-Projekten nicht den erwarteten Erfolg hatten. Als positiven Nebeneffekt dieser Patt-Situation hatten Preisvergleicher und Affiliates, wie „billiger.de“ oder „Check24“ genügend Sichtbarkeit, um ihren Markt lukrativ auszubauen.

Die nächsten Monate bringen eine Entscheidung

Doch wie es aussieht werden sich die Verhältnisse in der Post-Corona-Welt deutlich verschieben. Neue Datenschutzrichtlinien in der Europäischen Union bedrohen die Affiliate-Welt an ihren Wurzeln und Google macht den ehemaligen PayPal-COO Bill Ready zum neuen Präsidenten seiner Ecommerce-Sparte. Dieser kündigt ein paar Monate später nicht nur eine umfassende Partnerschaft seines alten Arbeitgebers mit seiner neuen Firma an, mit „Google Surfaces“ präsentiert er darüber hinaus ein Tool, welches transaktionale Shoppinglinks über sämtliche Verticals der Google Welt verteilen wird, also auch in der Bildersuche, Maps und vielen anderen Orten innerhalb des Google-Universums.

In den nächsten Monaten und darüber hinaus wird sich zeigen, ob Googles E-Commerce Ambitionen von Erfolg gekrönt sein werden. Das Unternehmen muss sich entscheiden, ob es weiterhin ein mittelmäßig lokalisierter Preisvergleicher bleiben will, oder die Entwicklung zu einem umfassenden Marktplatz inklusive der Transaktionsdaten von Milliarden Nutzern wird. Aber eines wird heute schon deutlich: Die Grenzen zwischen bezahlten und organischen Suchergebissen auf Google werden weiter verschwimmen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Internet World Business

Die Corona-Krise schafft nicht nur Verlierer, sondern auch einige Gewinner: Vor allem Online-Händler, Lieferservices, aber auch Online-Plattformen für Nachhilfe, Fitness oder Kochen verzeichnen gerade einen massiven Umsatzpush. Durch Social Distancing verschiebt sich sowohl das Shopping als auch die Kommunikation noch stärker ins Digitale, was große Chancen für Anbieter solcher Online-Dienste bietet. Doch auch in die Krise geratene deutsche Mittelständler sollten sie als Digitalisierungsschub wahrnehmen und die notwendigen, teilweise längst überfälligen Transformationsprozesse initiieren.

Was bedeutet das konkret? Welche Schritte sollten Unternehmen nun gehen, um ihr Angebotsportfolio zu digitalisieren und Umsatzverluste wettzumachen? Sowohl B2C- als auch B2B-Unternehmen stehen dafür eine Reihe an E-Commerce-Maßnahmen zur Verfügung, die in der aktuellen Situation sinnvoll sind.

Im B2C-Bereich muss nun schnell gehandelt werden

Rabattierungen als probates Mittel

Im B2C-Bereich sind derzeit massive Rabattschlachten zu beobachten. Besonders in der Fashion-Branche versuchen die Anbieter aktuell, ihre Saisonware loszuwerden. Außerdem stellen die Abverkäufe die momentan dringend gebrauchte Liquidität sicher. Ein möglichst großer Aufschlag gelingt mit der richtigen Unterstützung durch Sondernewsletter und einem verstärkten sowie effektiven Einsatz von Social Media.

Durch interaktive Features direkt am Kunden

Stichwort Social Media: Wenn eine bestimmte Art der Kundenkommunikation in der Krise als Verkaufskanal eine große Aufwertung erfahren hat, dann sind es interaktive Features wie Livechats und der Verkauf per Livestreaming. Diese sollten unbedingt in die E-Commerce-Strategie integriert werden. Welche große Chance hier besteht, zeigt der Fall der chinesischen Kosmetikmarke Forest Cabin, deren Verkäufe um 90 Prozent eingebrochen waren. Nach einem radikalen Strategiewechsel mit Livestreaming als zentralen Verkaufskanal, wurden nicht nur alle bisherigen Verluste wettgemacht, sondern bereits zwei Wochen nach Anlaufen der Initiative der Tagesumsatz des Vorjahres übertroffen.

Loyalty-Systeme digitalisieren

Ein weiteres Tool, dass sich gut  digitalisieren lässt, sind die bekannten Loyalty-Systeme. Eine bekannte deutsche Parfümerie-Kette hat beispielsweise über 44 Millionen Kundenkarten am Markt. Diese eignen sich gut, um in der Krise mit den eigenen Kunden in Kontakt zu treten und diesen anschließend auch zu halten. Dies gilt insbesondere für ältere Kunden, deren Bereitschaft digitale Loyalty-Programme zu nutzen, durch die Krise deutlich höher ist.

Den Online-Marketplaces-Boom nutzen

Überall steht es geschrieben: Amazon, Alibaba und Co. sind die großen Gewinner der Krise. Und davon können auch andere profitieren. Spätestens jetzt sollten diese Marktplätze als (zusätzlicher) Verkaufskanal eingesetzt werden, um den aktuellen Boom der digitalen Marktplätze auch für das eigene Geschäft zu nutzen.

Die Krise als Digitalisierungsbeschleuniger im B2B

Üblicherweise sind Transformationen im B2B-Geschäft etwas langsamer und werden nicht so schnell umgesetzt wie im B2C-Bereich. Durch die massiven Auswirkungen, die die Coronakrise auch für B2B-Unternehmen mit sich bringt, muss nun jedoch ebenfalls schnell gehandelt werden. Folgende vier Punkte sind dabei besonders wichtig und effektiv:

Customer Services ins Home Office

Customer Services wie Call Center und Vertriebsdienste müssen für das Homeoffice fit gemacht werden, um alle notwendigen Kundenservices auch weiterhin anbieten und Neugeschäft auch digital generieren zu können. Hierbei ist die schnellstmögliche Umsetzung entscheidend, da solche Services jederzeit gebraucht werden und diese Transformation aufwändig und umfangreich ist.

Digitalisierung der Customer Journey

Die gesamte Customer Journey verlagert sich aktuell ins Online-Geschäft, auch im B2B-Bereich. Und so müssen alle Unternehmen, deren Geschäftsmodell vorrangig oder sogar ausschließlich offline stattfand, nun mehr denn je in den Aufbau einer eigenen Serviceplattform investieren. Nur so können sie die Verluste im Offline-Geschäft durch den Online-Handel auffangen.

Agile Arbeitsweisen sind effizienter denn je

Die Krise erfordert schnellere Handlungsmöglichkeiten, außerdem werden Budgets nur noch kurzfristig geplant und mehrfach gescreent. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind agile Arbeitsweisen ein sehr gutes Mittel. Alle 14 Tage ein gemeinsamer Sprint, um neu definieren zu können, was wichtig ist – so kann auf alle Eventualitäten und Entwicklungen effektiv reagiert werden.

Ausreichende Serverkapazität ist das A&O

Das Umsetzen all dieser Maßnahmen bringt jedoch herzlich wenig, wenn bei einem Run auf die eigene Verkaufsplattform die Website oder gar der Webshop zusammenbricht. Daher ist es immens wichtig, inhouse oder beim externen Dienstleister für eine ausreichende Serverkapazität und Performance zu sorgen.

Unternehmen, die bereits vor der Krise einige dieser Maßnahmen umgesetzt haben, tun sich momentan leichter, sie zu meistern. Doch der Krisenmodus, in dem sich unsere Wirtschaft aktuell befindet, sollte als Chance begriffen werden, Versäumtes nachzuholen oder an den bisherigen Digitalisierungsschritten anzuknüpfen. Es ist nun wichtiger denn je, die oben genannten Maßnahmen umzusetzen und diese Krise als Katalysator und Beschleuniger wahrzunehmen, denn: Wer jetzt die richtigen Schritte geht, kann gestärkt aus ihr hervorgehen.

Während uns die erste Hitzewelle des Sommers 2019 den Schweiß auf die Stirn treibt, kommt Google langsam aber sicher unter den Druck der US-Kartellwächter. In den SEO-News für den Monat Juni zeigen wir daher, ob sich die Suchmaschine wirklich ernste Sorgen vor einer Zerschlagung machen muss.

Google auf dem Weg zum Weltportal

Seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten wird jenseits des Atlantiks nicht mehr wirklich stringent regiert. Da also in Washington D.C. keine wichtigen Gesetze mehr verabschiedet werden, wollen die Politiker umso dringender herausfinden, wie man in diesen Schlamassel bloß hineingeraten ist. Aus diesem Grund werden vom Kongress in lockerer Reihenfolge die Bosse der großen Digitalriesen wie Amazon, Google, Facebook und Apple vorgeladen, um gleichzeitig Spurensuche und Schadensbegrenzung zu betreiben. Unter dem Damoklesschwert einer kartellrechtlichen Zerschlagung des Konzerns am Horizont musste im vergangenen Dezember auch Google-Chef Sundar Pichai die Frage beantworten, was seine Firma denn eigentlich mit ihrer sagenhaften Reichweite anfange. Genauer gesagt: Wie viele Nutzerzugriffe reicht Google im Sinne einer klassischen Suchmaschine an Drittseiten weiter und wie viel dieser Reichweite behält das Unternehmen zur Vermarktung und Monetarisierung auf den eigenen Webseiten und Apps der Alphabet-Holding?

Pichais Antwort war damals wenig hilfreich und beschäftigte sich statt mit konkreten Zahlen eher mit diffusen Einlassungen zu den Besonderheiten der User Journey in Search. Dabei ist die Suchmaschine aus Mountain View gerade dabei, eben diese User Journey gehörig auf den Kopf zu stellen: Auf der jüngst zu Ende gegangenen Suchmarketing Konferenz SMX Advanced in Seattle waren sich Beobachter beispielsweise einig, dass Google immer weniger ein Suchsystem ist, und sich vielmehr hin zu einem Portal entwickelt.

Clickstream-Daten bestätigen den Trend

Da trifft es sich gut, dass SEO-Urgestein Rand Fishkin diese Zahlenlücke gerade mit einem aktuellen Blogpost gefüllt hat. Aus den Clickstream-Daten der Analysefirma Jumpshot für den US-amerikanischen Markt hat er herausgearbeitet, dass rund die Hälfte aller rund 150 Milliarden US-Zugriffe auf Google im Jahr 2018 sogenannte „No-click-searches“ waren, also Endpunkte der User Journey, bei denen auf die Suchanfrage kein weiterer Klick hin zu einer Drittseite folgt. Google löst somit die Anfrage jedes zweiten Nutzers auf der eigenen Website und wird damit selbst zum Endpunkt der User Journey.

Neue Designlayouts und klickbare Features in den ehemals klar strukturierten Suchergebnissen befördern den Eindruck, dass Google je nach Intention der Nutzeranfrage, immer stärker die Funktion eines klassischen Webportals annimmt. Daneben leitet Google laut Jumpshot-Daten rund zwölf Prozent der Clicks auf eigene Drittseiten wie YouTube weiter. Unbekannt ist nach Angaben von Fishkin der Anteil an Suchanfragen, die auf einem Mobilgerät an eine Google-App wie Maps oder Gmail weitergeleitet und dort geöffnet werden. Damit bleibt ein signifikanter Anteil von noch immer mehr als 40 Prozent – über 60 Milliarden Klicks jährlich – der als organischer Traffic auf Drittseiten im Internet weitergeleitet wird.

Seine Trafficanalyse zeigt darüber hinaus, dass die Summe dieser Clicks über die vergangenen drei Jahre auch insgesamt relativ stabil geblieben ist. Jedoch sinkt der organische Traffic von mobilen Endgeräten im Vergleich zum Desktop deutlich. Grund hierfür ist die immer stärkere Bevorzugung bezahlter und lokaler Suchergebnisse auf dem kleinen Bildschirm. Für Seitenbetreiber sei dieser Rückgang des organischen Traffics aus der mobilen Suche nur noch nicht spürbar, da Googles Reichweite noch immer stark wachse, so Fishkin.

Google steht am Scheideweg

Fassen wir also zusammen: Google vermarktet einen Großteil seines Traffic-Wachstums auf den eigenen Webseiten und Apps. Dieser Verlust an potentiellen Besuchern für Drittseiten wird derzeit jedoch noch vom starken Gesamtwachstum Googles ausgeglichen. Ein Hauptgrund für diese Entwicklung ist, dass die Suchmaschine aus Mountain View sich bei bestimmten strukturierten Suchanfragen wie für Flüge, Hotels oder dem Kinoprogramm nicht mehr allzu sehr von seiner kommerziellen Konkurrenz, den Preisvergleichs- und Shoppingplattformen, unterscheidet.

Die Anhörungen vor dem US-Kongress und die nach Presseberichten eingeleiteten Untersuchungen des US-Justizministeriums kommen also zur rechten Zeit. Google muss sich entscheiden, ob es eine Suchmaschine oder ein allwissendes Universal-Portal sein will. Die Diversifikation seines Geschäftsmodells darf nicht auf Kosten der anderen Marktteilnehmer gehen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei LEAD-digital.de.

Kurz vor den Wahlen zum Europäischen Parlament wird viel über die Zunahme von weltweiten Konflikten und Konfrontationen diskutiert. Auch das Internet hat eine Geschichte von großen Auseinandersetzungen. Ob zwischen Amazon und Google nun der nächste Krieg der Plattformen droht, besprechen wir in den SEO-News für den Monat Mai.

Sprachassistenten: Der neue Wettkampf der Marktschreier

Der Wettkampf der intelligenten Assistenten ist in vollem Gange. Nachdem sich die erste Aufregung über die Möglichkeiten der neuen Sprachtechnologie gelegt hat, wird der Wert der neuen Begleiter nicht mehr länger am Presserummel gemessen. Stattdessen müssen Alexa, Siri und der Google Assistant nun ihre Wirtschaftlichkeit im harten Wettbewerb unter Beweis stellen. Die Ausgangssituation könnte dabei unterschiedlicher kaum sein: Stehen wir nach dem Ende der der Browser- und Konsolenkriege erneut kurz vor einem Kampf der Plattformen?

Wer mit seiner Marktmacht die Standards der Zukunft setzen wird, ist noch lange nicht ausgemacht. In Sachen Hardware hat augenscheinlich Amazon die Nase vorne. Obwohl sich beide Unternehmen nicht gerne in die Karten schauen lassen, hat der Online-Versandriese Zahlen bestätigt, wonach Amazon bis Ende 2018 rund 100 Millionen Geräte mit dem Sprachassistenten Alexa verkauft hat – vor allem intelligente Lautsprecher, wie den beliebten „Echo“ in unzähligen Varianten. Zum selben Zeitpunkt kam Google laut einer Studie der Beratungsgesellschaft RBC auf rund 50 Millionen verkaufte Lautsprecher weltweit.

Nicht Quantität, sondern der Mehrwert ist entscheidend

Die Anzahl von aktivierten Geräteeinheiten zeigt allerdings nur die Hälfte der Wahrheit: Anlässlich seiner Entwicklerkonferenz „Google IO“ gab das Unternehmen aus Mountain View kürzlich bekannt, dass man zwar in Sachen Smart Speaker hinter dem Rivalen Amazon zurückliege, die Software des hauseigenen Google-Assistenten im Gegensatz dazu jedoch bereits auf mehr als 1 Milliarde Geräten verfügbar ist. Hierzu zählen in erster Linie Smartphones, auf denen der Google Assistant als App eingesetzt werden kann; auf Android-Handys ist die Funktion beispielsweise bereits vorinstalliert. Zwar versteckt sich auch Alexa immer häufiger in Mikrowellen, Toiletten oder Synthesizern, allerdings muss dabei die Frage erlaubt sein, welchen Mehrwert der als Einkaufs- und Unterhaltungsmaschine konzipierte Sprachassistent hier zu bieten hat.

Google hat da mit Blick auf die Nutzungsszenarien eine deutlich bessere Ausgangslage. Eingebettet in eine umfassende Palette an Diensten und Funktionen von Email über Shopping, Navigation und den Terminkalender kann der Suchmaschinenriese ein ganz anderes Portfolio von Dienstleistungen anbieten. Auf seinem Weg zur Etablierung einer umfassenden und allgegenwärtigen Orientierungs-, Lösungs- und Komfortmaschine ist der Assistant für Google ein entscheidendes Instrument.

Google bläst zum Angriff – doch zieht nicht in den Krieg

So lässt sich auch die Ankündigung nachvollziehen, dass die Darstellung von Suchergebnissen im Assistant nun sukzessive dem Erscheinungsbild der mobilen Suchergebnisseiten (SERPs) angepasst werden soll. Dies hat zur Folge, dass sich die semantische Markierung und Strukturierung von Inhalten ebenfalls im Kontext des Google Assistant auszahlen wird. Darüber hinaus werden auch nicht-strukturierte Informationsfragmente ab sofort in Formaten ähnlich den bekannten Rich Snippets (kleine Auszüge von Webseiteninhalten auf den Suchergebnisseiten), den Knowledge Graphs oder direkten Antworten dargestellt. Diese Beobachtung scheint auch die Theorie der hier bereits thematisierten „Fraggles“ zu bestätigen, laut der Googles Künstliche Intelligenz  in Zukunft vermehrt kleine Informationshäppchen ohne Verweis auf eine URL frei kombiniert und zu einem individuellen Suchergebnis zusammenstellt. Auch in Sachen Monetarisierung geht Google in die Offensive und will seine Anzeigenkampagnen ab sofort auch auf Android Geräten innerhalb des Assistant aussteuern.

Die Entwicklung der Sprachassistenten läuft also nicht auf eine direkte Konfrontation hinaus, ein neuer Plattformkrieg wird uns wohl erspart bleiben. Die Frage, welcher Anbieter mehr Anwendungen von Dritten auf seiner Plattform vereinen kann, steht dabei nicht mehr so Vordergrund, wie es noch beim mobilen Betriebssystem der Fall war. Vielmehr werden wir Nutzer die Frage beantworten, ob Sprachsuche in Kombination mit künstlicher Intelligenz individuelle Lösungen für eine Vielzahl eng gefasster Nutzungsszenarien wie Amazons Einkaufsservice und Musikdienst hervorbringen wird, oder ob sich die große Google-Lösung einer umfassenden technischen Infrastruktur zu Unterstützung menschlicher Existenz in allen Lebenslagen durchsetzen wird.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Internet World Business.

Wir schreiben das Jahr 2019. Das Thema Werbung im digitalen Raum hat sich seinen Platz in der Kommunikationswelt erobert und baut ihn immer weiter aus. Dies basiert auf den sich verändernden Mediennutzungsgewohnheiten der jüngeren und zunehmend auch älteren Nutzer, dem breiten Potential relevanter Werbeformen und nicht zuletzt auch den immer ausgefeilteren, datenbasierten Möglichkeiten der Kommunikationssteuerung.

Dabei ist die Kombination von Nutzungssituation, Zielgruppenprofil und bisheriger Historie der werblichen Kontakte der Schlüssel für die Optimierung von Art, Inhalt und Häufigkeit des kommunikativen Kontakts. Grundlage dafür ist eine einheitliche Datenbasis, die eine Steuerung aller relevanten Touchpoints zulässt. Klingt nach einer exzellenten Ausgangposition für die großen Amis (Google, Facebook, Amazon: GAF) und das ist sie auch. Sie erfüllen fast alle Voraussetzungen, jeweils in ihrem eigenen (Daten-) Universum.

Und der „Rest der Welt“? Hat in Deutschland und Europa das Problem erkannt und beginnt nahezu zeitgleich mit zwei großen Playern, Verimi und NetID, zu handeln. Während Verimi sich aber vor allem außerhalb des Themas Kommunikationssteuerung betätigt, will NetID genau dafür die Grundlage liefern. Die Chancen für einen Erfolg sind gegeben. Wenn sich der „Rest des Marktes“ datentechnisch über NetID vernetzbar macht, bietet das ein mit den GAFs vergleichbares Reichweitenpotential. Wichtig ist dabei, dass NetID nur die technologische Grundlage liefert, die differenzierenden Angebote bleiben die gemeinsame Aufgabe der darüber vernetzten Plattformen.

Und bei geschickter Formulierung von Angeboten für den Werbemarkt ist auch ein echter Wettbewerbsvorteil drin. Erforderlich sind hohe Reichweiten. Das ist möglich, da die teilnehmenden Player sie heute schon haben – nur nutzbar machen durch Registrierung ist noch dringend erforderlich. Zweiter Erfolgsfaktor: Ein relevanter Teil hochwertiger, auch redaktioneller Umfelder mit impactstarken und effizienten Werbeformen ist dort im Angebot. Richtig spannend wird es dann bei Erfolgsfaktor Nummer drei, dem transparenten und rechtskonformen Zugangs der Kunden zu Tracking- und Optimierungsdaten. Hier schotten sich die GAF bisher weitgehend ab und verhindern die direkte und integrierte Erfolgsmessung durch Kunden und Agenturen. Die Beibehaltung dieser Offenheit kann der zentrale Wettbewerbsvorteil des „Rests der Welt“ sein, denn damit ist die Steuerungsmöglichkeit und der Erfolgsnachweis jedes eingesetzten Werbeeuros mit deutlich höherer Transparenz möglich als in den walled gardens. Das gilt nicht nur für die reine Leistungsmessung, sondern auch für qualitative Faktoren wie AdFrauf oder Visibility.

Das relevante Angebot für den Werbemarkt entsteht aus diesen drei Erfolgsfaktoren. Problematisch ist die konkret einsetzbare Reichweite, hier hat NetID noch erheblichen Aktivierungsbedarf bei den Nutzern. Der Rest ist schnell lösbar, wenn alle Beteiligten das Interesse des Marktes über ihre Partikularinteressen stellen.

Dann haben wir zwar immer noch ein (Daten-) Oligopol von dann vier großen Datenpools, aber der intensivierte Wettbewerb wird mehr Auswahl schaffen –  und das ist gut so.

Dieser Artikel erschien zuerst auf adzine.de.

Der Frühling ist nun endgültig ausgebrochen und treibt selbst den hartgesottensten Online Marketeer in die Sonne vor die Tür. Klar, dass man dabei wichtige Trends und Entwicklungen verpassen könnte. Daher haben wir die wichtigsten SEO-News für den Mai zusammengefasst. Diesmal betrachten wir die Entwicklung des Suchmarktes, Googles Angriff auf den E-Commerce und mögliche Schattenseiten der Sprachassistenten auf unser Verhalten.

1) Der Markt für Suchmaschinen wird erwachsen

Die Dominanz von Google im Suchmarkt in Frage zu stellen, ist gerade mal wieder schwer angesagt. Der Facebook-Datenschutz-Skandal lässt viele Kritiker des Systems Google hoffen, dass so langsam ein etwas größerer Teil der Onlinegemeinde erkennt, dass „gratis“ im Internet eben nicht „umsonst“ bedeutet, und in der Konsequenz die Nutzerzahlen der Suchmaschine aus Mountain View zumindest nicht mehr weiterwachsen. Unterstützt werden kann diese Vermutung durch den Trend, dass viele Nutzer ihre Shopping-Suche lieber gleich direkt beim Konkurrenten Amazon beginnen. Grund genug also, einmal mehr den Fragen nachzugehen: Verliert Google Marktanteile und wo finden Suchen im Internet überhaupt statt? Licht ins Dunkel bringt eine Studie der amerikanischen Datensammler von Jumpshot. SEO-Veteran Rand Fishkin hat deren Analyse von US-Clickstream-Daten, also Referrer-Daten auf Serverebene und anonymisierte Klickprotokolle aus Webapplikationen der Jahre 2015 bis 2018, interpretiert und ist dabei auf überraschende Erkenntnisse gestoßen. Entgegen dem vermuteten Trend wächst zwar die Summe von Suchanfragen auf Amazon, weil aber zugleich die Gesamtmenge aller Suchanfragen zugenommen hat, lag der Amazon Marktanteil über den gesamten Untersuchungszeitraum bei konstant rund 2,3 Prozent. Eine detaillierte Betrachtung der unterschiedlichen Google-Dienste, wie der Bildersuche oder Google Maps, zeigt, dass diese Spezialdienste aufgrund von Technik- und Designanpassungen Suchanfragen verlieren. Allerdings verschieben sich diese Suchen nur hin zur universellen Google Websuche. Das Unternehmen aus Mountain View ist also erfolgreich darin, unterschiedliche Services für Suchende auf Mobilgeräten und Desktop in seiner zentralen Suchergebnisseite zu integrieren. Googles Marktanteil hat sich daher auch zwischen 2015 und 2018 um 1,5 Punkte auf rund 90 Prozent steigern können, die Konkurrenz scheint komplett abgehängt. Wie bei Amazon hat sich der Such-Share von YouTube, Pinterest, Facebook und Twitter kaum verändert. Auch Microsofts Suchmaschine Bing und Yahoo haben trotz Zuwächsen an Suchanfragen keine Marktanteile gewinnen können. Fishkins Fazit fällt entsprechend pragmatisch aus: Die Suchmaschinenindustrie weise im Jahr 2018 einen hohen Reifegrad auf, in dem sich eine Handvoll starker Player erfolgreich am Markt etablieren konnten. Die Dominanz Googles wird aber auch auf Jahre hinaus nicht in Gefahr kommen, da alle Verfolger gleichermaßen von einem weiter dynamisch wachsenden Suchvolumen profitieren, so der SEO-Experte. Auch wenn der Riese aus Mountain View scheinbar unbeschädigt alle Datenskandale hinter sich lässt, die Tatsache, dass Amazon, Bing & Co. es schaffen, das Tempo des Marktführers erfolgreich mitzugehen, sei die wirklich wichtige Erkenntnis hinter den Jumpshot-Zahlen, so Fishkin. Diese Einschätzung deckt sich im Übrigen auch mit dem Phänomen, dass das Wachstum mobiler Suchanfragen nicht zu Lasten der klassischen Desktopsuchen geht. Vielmehr findet die mobile-Expansion auch als Wachstum statt, während Desktopsuchen auf unverändert hohem Niveau nicht an Relevanz verloren haben.

2) Google will wissen, was Sie letzten Sommer gekauft haben

Im wachsenden Segment der transaktionalen Shopping-Suchanfragen steht Googles Marktmacht auf tönernen Füßen. Zwar hat man in Mountain View erfolgreich Google Shopping als Vermittlungsplattform etablieren können, die gesamte Wertschöpfungskette inklusive des Bezahlvorgangs zu kontrollieren, blieb bislang bis auf zaghafte Vorstöße jedoch ein Wunschdenken. Genauer gesagt: Google weiß, was die Menschen suchen, aber nur Amazon weiß, was Millionen von Menschen wirklich kaufen. Doch das soll sich nun ändern. Mit einem in den USA gestarteten Feature namens „Google Shopping Actions“ kann für Produkte teilnehmender Einzelhändler eine Kaufoption direkt in den Google Suchergebnissen angezeigt werden. Das Feature richtet sich an Einzelhändler, die ihre Produkte über die Google Suche, den lokalen Lieferdienst Google Express und im Google Assistant auf Mobiltelefonen sowie Sprachassistenten verkaufen wollen. Anstatt auf andere Verkaufsplattformen wie Amazon ausweichen zu müssen, kann der Nutzer nun Produkte künftig direkt über Google beziehen. Mit den Google Shopping Actions werde der Einkauf vereinfacht und zentralisiert, so Google. Durch einen zentralen Warenkorb und einen Bezahlvorgang über den Google Account werde das Einkaufserlebnis für Nutzer der Suchmaschine einfach und sicher abgewickelt werden können, kündigte das Unternehmen an. Neben der klassischen Suche über das Google Suchfeld soll der Einkauf auch via Spracheingabe möglich sein, um so im Zeitalter der Sprachassistenten konkurrenzfähig zu sein und zu bleiben. Das mit einer direkten Shoppingfunktion auch Daten einer neuen Qualität in Mountain View gesammelt und individuellen Nutzern zugeordnet werden können, ist natürlich die andere Seite der Medaille.

3) Alexa und das Zeitalter der Verrohung

„Mama! Mach jetzt das Licht im Wohnzimmer an!“. Jedes Kind, das mit diesen Worten seinen Willen durchzusetzen versucht, wird wohl kläglich scheitern. Es ist ein fester Bestandteil der Erziehung, dass man einen Wunsch an eine andere Person höflich als Frage formuliert und das kleine Wörtchen „Bitte“ der mit Abstand wichtigste Teil jeder Willensäußerung zu sein hat. Aber diese eherne Gewissheit ist in Gefahr. Und das nicht aufgrund der vagen Vermutung, dass Kinder heutzutage keinen Anstand mehr von ihren Eltern vermittelt bekommen würden. Als viel stärkerer Katalysator könnte sich erweisen, dass der hochdigitalisierte Nachwuchs schon in jungen Jahren ein ganzes Arsenal willfähriger, widerspruchsloser Helfer und Assistenten kommandiert, die eben nicht mit verletzten Gefühlen oder Abweisung reagieren, wenn man sie im barschen Kommandoton auffordert, etwas sofort in die Tat umzusetzen. Im amerikanischen Magazin „Atlantic“ sorgt sich der Autor Ken Gordon um die Auswirkungen dieser Entwicklung auf kommende Generationen. Zwar seien präzise Kommandos zentraler Teil der Steuerung von Software, es mache aber einen großen Unterschied, ob diese still per Tastatur an ein System übermittelt würden, oder ob man einen vermenschlichten Maschinenassistenten mit Sprachbefehlen kommandiere, so Gordon. Die Gefahr bestehe, dass die Klaglosigkeit, mit der Alexa, Cortana, Siri & Co das Fehlen von „Bitte“ oder „Danke“ hinnähmen, einen emotionalen blinden Fleck in jungen Menschen hinterlassen könnte. Letztlich sei ein Sprachbefehl zwar nur eine andere Form von Programmierung, „die eigene Autorität sprachlich zu artikulieren, und das immer und immer wieder, kann sich auf Dauer aber als problematisch erweisen“, so Gordon. Noch ist es aber zu früh, um eine Prognose zu wagen, wie sich unser Miteinander verändern wird, wenn Künstliche Intelligenz und Roboter fester Bestandteil unserer Familien, Arbeitsteams und letztlich der Gesellschaft werden.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Internet World Business.

Das neue Echo Show ist ein Hardware gewordenes Learning von Amazon, das auf die Probleme und Hürden aller Voice Interfaces eingeht: Die Informationsvermittlung. Echo Show kompensiert nämlich die Limitierung der Informationsvermittlung eines Voice Interfaces mit einem klassischen Display. So wird aus einem No-Interface Device ein neuer Full Service Touchpoint im digitalen Ökosystem, das für uns noch ungeahnte Möglichkeiten mit sich bringt. Wie wir diese neue Komponente, den Screen mit Delegation über den Amazon Endpoint ansprechen können, sehen wir uns im Folgenden genauer an. Reverse Engineering ist hier das Stichwort.

Der Look von Echo Show ist nicht sonderlich aufregend und erinnert in seiner Art an SciFi-Filmen aus den 70ern. Vorne eine schräge Fläche, im Mittelpunkt ein Display, darüber die Kamera, darunter das Lautsprechergitter. Trotzdem wirkt das Gerät im Wohnzimmer nicht deplatziert. Unser Echo Show mussten wir über eine amerikanische Adresse beziehen, da es in Deutschland noch nicht erhältlich ist. Ein Erscheinungsdatum für den deutschen Markt hat Amazon bisher noch nicht genannt.

Aktuell gibt es noch keinen Leitfaden für Developer

Ähnlich spartanisch sieht es mit den Informationen für Developer und die Entwicklung von Skills auf dem Echo Show aus. Der Developer-Bereich Amazons liefert zwar Auskunft darüber, wie die JSON-Kommunikation zwischen Skill und Endpoint aussehen muss, damit man die neue Funktionalität ansprechen kann. Parameter werden beschrieben, Templates gezeigt und Callbacks erklärt. Aber eben alles nur auf Basis der Kommunikationsprotokolle und nicht als Leitfaden. Sind wir traditioneller Nutzer des Alexa Skill Kit-Frameworks für Java gucken wir also erstmal in die Röhre. Ein Vermerk in der neusten Framework-Version im Github verrät uns zwar, dass die Version 1.4 für Echo Show vorbereitet wurde, allerdings gibt es dazu weder Dokumentationen noch Code-Beispiele.

Welche Darstellungsmöglichkeiten bietet Echo Show?

Nun haben wir hier aber ein Echo Show stehen und möchten dafür auch einen Skill entwickeln. Also Augen zu und hinein in den Framework-Code, der beim letzten Release commited wurde. Zuerst müssen wir uns fragen, was wir eigentlich erwarten. Echo Show kann auf vielfältige Weise Informationen abbilden. Es muss also eine Möglichkeit geben, Informationen zu layouten und diese dann irgendwie als Response an den Alexa-Endpoint zu übermitteln. Schauen wir uns das Response-Objekt an, sehen wir, dass sich hier zum letzten Release so gut wie nichts geändert hat. Die einzige Stelle, an der wir ansatzweise dynamische Daten übergeben könnten, sind die sogenannten Direktiven. Suchen wir ein wenig im Framework, finden wir die RenderTemplateDirective und genau diesen kann man ein Template übergeben.

Templates sind uns bereits auf den Development-Seiten Amazons begegnet (https://developer.amazon.com). Zurzeit gibt es insgesamt sechs feste Templates: Zwei zur Darstellung von Content Lists und vier zur Darstellung von Single Content. Die beiden Templates für Content Lists unterscheiden sich darin, dass das eine für horizontale, das andere für vertikale Listen gedacht ist. Die vier Templates für Single Content unterschieden sich in ihren Darstellungsmöglichkeiten wie folgt (siehe Abbilung 1):

  • BodyTemplate1
  • Title (optional)
  • Skill icon (provided in developer portal)
  • Rich or Plain text
  • Background image (optional)
  • BodyTemplate2
  • Title (optional)
  • Skill icon (provided by developer portal)
  • Image (optional – can be a rectangle or square)
  • Rich or Plain text
  • Background image (optional)
  • BodyTemplate3
  • Title (optional)
  • Skill icon
  • Image (optional – can be a rectangle or square)
  • Rich or Plain text
  • Background image (optional)
  • BodyTemplate4
  • No title
  • Skill icon
  • One full-screen image (1024 x 600 for background)
  • Rich or Plain text

Abbildung 1: Unterschiede der Templates für Single Content

Wollen wir also Informationen aufs Display des Amazon Show bekommen, müssen wir uns erst einmal darüber im Klaren sein, welches Template zur gewünschten Information passt. Ein Creative Conceptioner muss hier genau planen, damit die User Experience erwartungskonform und vor allem intuitv gestaltet ist. Kommt der User mit der dargestellten Information nicht zurecht, nützt die sauberste Programmierung nichts. Um erste Hnweise und Feedback zu erhalten, eignen sich qualitative Nutzerbefragungen besonders gut.

Wie erstelle ich Bilder- und Textinhalte?

Technisch gesehen instanziieren wir einfach eines der Templates, das wir unter com.amazon.speech.speechlet.interfaces.display.template finden. Für entsprechende Properties wie Title, Icon, Background usw. gibt es jeweils Getter und Setter. Für Bilder gibt es eine Image– und eine ImageInstance-Klasse. Bilder werden in Form von Url´s zum entsprechenden Imagesource übergeben. Text-Content kann als Plain- oder Richtext übergeben werden. Bei letzterem gibt es die Möglichkeiten einige Markup-Tags für die Formatierung zu benutzen, die wir auch von HTML kennen. So gibt es <br/>,<b>,<i>,<u> und <font size=“n“>. Hier sind ebenfalls unterschiedliche Bereiche für Content innerhalb des Text Contents zu finden. Haben wir nun Bilder und Texte definiert und in die Properties des entsprechenden Templates eingetragen, ist der nächste Schritt dieses Template an die RenderTemplateDirective-Instanz zu übergeben. Unsere neue Direktive tragen wir nur noch in die Liste von Direktiven ein und übergeben diese dem Response-Objekt. Wenn wir den Skill jetzt aufrufen, ist der neu erstellte Content zu sehen.

Wie definiere ich Content für den Touch Screen?

Das Display des Echo Shows ist ein 7-Zoll Touchdisplay. So ist es auch möglich, Elemente einer Content List oder Single Content auszuwählen. Dazu hat jedes Single Content Template und jedes Element eines List Templates einen sogenannten Token. Aus der Sicht des Frameworks ist dieser Token eine Property vom Typ „String“ und dient beim Callback zur Identifikation des gedrückten Elements. Schauen wir uns an, wie wir bisher Skills entwickelt haben, stellen wir fest, dass wir den Callback nur zu einem erkannten Intent bekommen, also nur, wenn der Nutzer etwas gesagt hat. Das ist zwar für das Voice Interface ausreichend, nicht aber für das Display. Das SpeechletV2- Interface unterstützt jedoch ausschließlich Voice Callbacks.

Schauen wir uns aber den SpeechletRequestDispatcher im Framework genauer an, sehen wir, dass der Dispatcher auf ganz unterschiedliche Requests reagieren kann. So gibt es AudioPlayerRequest, PlaybackController, SystemRequests, aber auch DisplayRequests. Wird ein DisplayRequest erkannt, versucht der Dispatcher vom Interface Display die Methode onElementSelected aufzurufen. Was wir also tun müssen, um dieses Callback zu bekommen, ist, nicht nur das SpeechletV2 in unserer Speechlet-Klasse zu implementieren, sondern auch das Display-Interface. Haben wir dies getan, können wir mit folgender Methode überschreiben:

 

public SpeechletResponseonElementSelected(SpeechletRequestEnvelope<ElementSelectedRequest> requestEnvelope)

Abbildung 2: Überschreibung des Callbacks

Diese Methode des Callbacks wird nun immer dann aufgerufen, wenn auf dem Display ein Element selektiert wird. Wird der Callback aufgerufen, können wir uns aus dem requestEnvelope über requestEnvelope.getRequest().getToken() den Token, also den Bezeichner des Elements, welches gedrückt wurde, zurückgeben lassen und entsprechend reagieren. Bei der Wahl des Bezeichners sind wir völlig frei.

Die Response auf ein ElementSelectedRequest ist eine normale SpeechletResponse. Wir können also sowohl Sprache als auch ein weiteres Display Template zurückgeben. Daher ist es auch möglich die von Mobile Devices gängigen Master/Detail-Views zu implementieren. Genau für diese Mechanismen ist der Backbutton gedacht, der standardmäßig für jedes Template aktiviert werden kann. Die Implementierung der Funktionalität bei einem „go back“ liegt allerdings beim Entwickler.

Fazit

Zurzeit ist es für Java-Entwickler eher schwierig, sich dem Thema Echo Show zu nähren. Google und Stack Overflow geben weder Links zu Beispielen noch Dokumentationen. Außer den wenigen Informationen direkt von Amazon ist bisher nicht viel zu finden. Will man seine Zeit nicht mit der Analyse des Frameworks verbringen, ist man gezwungen zu warten, bis die Entwicklerszene oder Amazon weitere Informationen liefern. Hat sich einem die Erweiterung des Frameworks jedoch erschlossen, macht die Entwicklung von Skills für Echo Show einen stimmigen und durchdachten Eindruck.

Negativ aufgefallen sind eher Kleinigkeiten. So funktioniert das Preloading von Bildern in Content Lists eher schlecht als recht. Es ist nicht sehr schön anzusehen, dass Bilder von Listenelementen erst peu à peu erscheinen. Hier muss man bei der Konzeption von Skills zukünftig also auch auf die Zugriffszeit von Content Servern achten oder darauf hoffen, dass Amazon entsprechende Mechanismen verbessert. Generell bleibt abzuwarten, was sich Amazon an Erweiterungen einfallen lassen wird.

Was Entwickler zukünftig aus der Kombination von Voice Interfaces und Touch Screens herausholen werden ist sehr interessant. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Konzeption, Kreation und Entwicklung scheint hier unerlässlich zu sein. Insgesamt wird Amazon Echo Show sicherlich wieder große Veränderungen in den Markt bringen.

Der Artikel wurde auf Entwickler.de veröffentlicht.