Ende 2012 öffnete in Zürich das insgesamt sechste Haus der Kommunikation der Serviceplan Gruppe seine Pforten. Zur bereits bestehenden Agentur Plan.Net und der Partnerschaft mit Mediaschneider kam die Marke Serviceplan hinzu und komplettierte so das integrierte Leistungsanegbot. Das Schweizer Wirtschaftsmagazin für Kommunikation „persönlich“ traf die beiden Serviceplan Suisse Geschäftsführer Sacha Moser und Christian Baertschi jetzt zum Gespräch.

persönlich: Herr Moser, was ist das Haus der Kommunikation?
Sacha Moser (SM): Eigentlich genau das, was der Name sagt: Ein Haus, in dem miteinander geredet wird.
persönlich: Und sonst noch? Sonst wird dieses Interview relativ kurz.
Christian Baertschi (CB): In der Agenturgruppe diskutieren wir natürlich oft über dieses Thema. Der Begriff wird von Serviceplan an verschiedenen Standorten genutzt. Die Idee dahinter ist bei allen, dass die vier Standbeine der Gruppe in einem Haus vereint sind. Das wären zum einen der Bereich Serviceplan, der ein Werbe- und ein PR-Standbein hat, Plan.Net als Digital-Standbein und die Beteiligung an Mediaschneider als Media-Standbein. Das vierte Standbein ist Facit und betrifft den Bereich Marktforschung. Dieses ist für uns nicht vordringlich und wird von Deutschland aus bedient.
persönlich: Plan.Net und die Beteiligung von Serviceplan an Mediaschneider gibt es schon länger in der Schweiz.Es war also eigentlich absehbar, dass die Werbeagentur folgen wird.
CB: In gewisser Weise schon. Mich hat erstaunt, dass der Name Serviceplan in der Schweizer Werbebranche bis zu unserer Agenturgründung im letzten Dezember praktisch inexistent war. Erstaunlich finde ich dies insbesondere deshalb, weil die Agentur in Deutschland Spitzenreiter ist im Kreativrating.
persönlich:Wann gehört Serviceplan auch in der Schweiz zu den Top-Kreativ-Agenturen?
SM: Es ist ganz klar ein Ziel, aber das geht nicht von heute auf morgen. Wir sind jedoch schon unter Zugzwang, denn wir können nicht einen Namen wie Serviceplan tragen und dann Arbeiten eines Vorstufenbetriebes herausgeben. Die DNA ist uns gegeben und verpflichtet uns.
persönlich: Wie wird man eine Top-Kreativ-Agentur?
SM: Das Wertvollste sind natürlich die Mitarbeiter. Bei der Rekrutierung hilft es umgekehrt sehr, wenn man als Serviceplan jemanden sucht.
persönlich: Der Personalbestand ist in sechs Monaten von 12 auf 28 angewachsen. Das ist ein rasantes Wachstum. War das so geplant?
CB: Wegen des BMW-Etats, den wir zu Beginn gewinnen konnten, mussten wir in ziemlich kurzer Zeit unsere Mitarbeiterzahl massiv aufstocken. Wir sind glücklich, dass wir im Eiltempo wirklich eine sehr gute Crew zusammenstellen konnten.

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persönlich: Wer ist aller neu im Team?
CB: Neu in der Kreation sind Nicolas Vontobel, ehemals Publicis, Mischa Müller, ebenfalls von Publicis und Julia Bockanneck, ehemals Scholz & Friends. Ab dem 1. September wird zudem Dieter Boller, ehemals Wunderman, sowie Fabio Clerici, ehemals Publicis, das Team ergänzen.
In der Beratung ergänzen Klara Zürcher und Pascal Schwager von JvM, Christian Panzeri, ehemals Binelli Group, Manuela Brunner und Sonia Ducu, beide von Saatchi, Melanie Herbst, ehemals Draft/FCB, Roxana Hudson von Serviceplan Hamburg, Marie Leggeri, ehemals Generali und Florian Jenni sowie Beat Jenny das Team.
Weitere Neuzugänge sind Lisa Melnikova im Bereich Business Intelligence, ehemals Publicis, in der Administration Livia Scherrer, Barbara Markovic und Stephanie Beyeler von JvM, und Barbara Meier von Lesch & Frei in der Produktion. Zudem ist Producer Furkan Fidan neu bei Plan.Net und Patricia Schmidt in der neuen PR-Agentur tätig.
persönlich:Seit diesem Sommer sind nun also die vier Agenturen hier in Zürich-Hottingen vereint. Wie geht es weiter?
SM: Trotz eines ambitionierten Fahrplans, haben wir selbst nicht damit gerechnet, dass Serviceplan Suisse schon ein halbes Jahr nach der Gründung eine eigenständige PR-Agentur gründen wird. Es ist grossartig, dass wir mit Claudio Rotter einen PR-Profi schon beim Briefing mit am Tisch haben. Heutzutage ist PR ein wichtiger Bestandteil eines ganzheitlichen Kommunikationskonzeptes.
persönlich: Ist PR heute wichtiger als noch vor ein paar Jahren?
SM: Ich empfinde das so ja. Mit dem klassischen Mediaeinkauf und den gegebenen Budgets kommt man heute nicht mehr so weit. Ziel ist es immer, dass eine Idee so gut ist, dass sie entweder von sozialen Medien oder insbesondere auch im redaktionellen Teil von Printmedien weitergedreht wird. Dazu ist es wichtig, dass die PR-Agentur von Anfang an, den Verlauf einer Kampagne mitdenkt.
persönlich: Inwiefern unterscheidet sich das Haus der Kommunikation von einer herkömmlichen Fullservice-Agentur?
CB: Wir haben ja auch alle selbst einmal in Netzwerk- oder anderen Agenturen, die behaupten Fullservice-Agenturen zu sein, gearbeitet. Der grosse Unterschied ist, dass im Haus der Kommunikation eigenständige Firmen vereint sind. So ist jede Einheit für sich selbst verantwortlich und arbeitet auch auf eigene Rechnung. Wir können zusammen arbeiten, müssen aber nicht. In verschiedenen anderen Märkten hat sich unser Konzept sehr bewährt.
persönlich: Kommt es auch in Frage, dass z.B. die Kreativagentur Serviceplan mit einer anderen Agentur zusammenarbeitet oder sind Sie in der Wahl einer Partneragentur auf die zur Gruppe gehörigen Agenturen beschränkt?
SM: Nein, das ist genau der Vorteil der unabhängigen Rechnung. Wir können die beste Lösung des Marktes suchen und in Anspruch nehmen. Oft liegt diese im Haus, da die Zusammenarbeit und damit auch die Kosten effizienter gehandhabt werden können. Wir bieten Kunden natürlich auch Packages mit unseren Partnern – oft ist eine solche Lösung natürlich optimal.
persönlich: Wie reagieren potenzielle Kunden auf das neue Haus der Kommunikation in der Schweiz?
CB: Unsere Digitalagentur Plan.Net ist ja bereits seit 2006 unter der Leitung von Yvan Piccinno in der Schweiz und verfügt über ein hochqualifiziertes und ambitioniertes Team. Potenzielle Kunden reagieren nun sehr positiv auf den Ausbau unseres Leistungsangebotes in den Bereichen Werbung und Public Relations. Wir haben den Eindruck, dass die neue Option im Markt durchaus geschätzt wird.
persönlich: Welche Signale erhalten Sie von der Konkurrenz?
SM: Bis jetzt haben wir nette und positive Rückmeldungen erhalten. Wir werden sicher sehr genau beobachtet und eine gesunde Portion Skepsis gehört wohl auch zum Schweizer Naturell.
persönlich: Was sind die nächsten Etappenziele?
CB: Wir wollen noch im laufenden Jahr in den bsw. Für eine neue Agentur ist dies aufgrund der Aufnahmekriterien relativ schwierig, zum Glück sind wir ja in dem Sinne nicht ganz neu. In den nächsten fünf Jahren möchten wir eine der Top 10 bsw-Agenturen werden.

Das Interview führte Corinne Bauer