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Mehr als 2.300 Aussteller aus 208 Ländern und über 108.000 Besucher (+7%). Der Veranstalter freut sich wieder über ein Rekordjahr. In wenigen Worten zusammengefasst lautet die Bilanz dabei folgendermaßen: Wenig überraschend und wie erwartet waren die wichtigsten Themen dieses Jahr künstliche Intelligenz in Verbindung mit Voice Control Services („Shy Tech“), Internet of Things und Smart Homes – wobei die Grenzen naturgemäß sehr fließend sind. Alle möglichen Virtual und Mixed Reality Experiences sind dagegen schon eher eine Selbstverständlichkeit auf der Messe. Überrascht hat mich die starke Präsenz von Connected Cars. Und ein bisschen schauten auch Roboter um die Ecke. Von einem Durchbruch ist hier aber lange noch nicht zu sprechen. Da haben sich einige – mich eingeschlossen – etwas mehr erwartet.

Autos stehlen Smartphones immer mehr die Schau

Dass das Auto immer mehr zum „Mobile Device“ wird, wurde auf dem Mobile World Congress (MWC) 2017 mehr als deutlich. Interessant war dabei, dass alle Aussteller dieses Themenfeld und auch ihre Hoffnungen unmittelbar an den neuen Netzstandard 5G zu koppeln scheinen. Bei allen Fahrzeugpräsentationen war 5G das prominenteste Thema und der Eyecatcher schlechthin. Wenngleich 5G bereits im Vorjahr ein großes Thema auf der Messe war, müssen wir uns aber noch alle ein wenig gedulden, bis wir vielleicht 2020 mit 10-facher LTE-Geschwindigkeit durch das mobile Internet flitzen können. Das Connected Car bekommt dann – wie andere Bereiche (z.B. das mobile Fernsehen) auch – sicherlich nochmals einen ordentlich Boost. Allerdings wird ja auch schon bis dahin eine Menge an neuen Services in dem Bereich entwickelt werden, beispielsweise der in Kooperation zwischen Jaguar und Shell entstehende Services „In-Car-Payment“. Dabei handelt es sich um ein Zahlungssystem direkt als App im Auto installiert. Das macht schon heute  Sinn und benötigt kein 5G für eine gelungene User Experience.

Eine weiterhin bestehende Herausforderung wird – schnelles Netz und tolle Dienste hin oder her – darin bestehen, Inhalte und Services möglichst elegant entlang der User Journey zu führen. Denn alle neuen Angebote, seien es Connected Cars, Smart Home Anwendungen oder neue App-Dienste, können ihre Kräfte nur entfalten, wenn sie miteinander vernetzt sind und aufeinander aufsetzen. Da ist es kein Wunder, dass das Wettrennen um die notwendige User-ID-Herrschaft längst begonnen hat. Neben den großen Tech Companies sind nun auch die Automobilhersteller mit eigenen Ideen hierzu – z. B. der Seat ID – am Start. Oder sie lassen zumindest schon mal die Motoren dafür warm laufen. Mal schauen, ob das reicht, um hier die Nase vorn zu haben.

Connected Products everywhere

Absolut erwartungsgemäß waren die unterschiedlichen Angebote an vernetzten Produkten. Eine ganze Palette wurde beispielsweise bei Bosch präsentiert –  vom „BML050“, einem hochpräzisen Scanner für interaktive Laserprojektion, der sich auch in Spielzeugfiguren einbauen lässt, bis hin zum „Spin Master Zoomer Chimp“, dem Spiel-Schimpansen mit lebensechten Bewegungen. Schließlich sollen schon die Kleinsten an die neuen Technologien herangeführt werden. Das wohl aktuell wichtigste Bindeglied in der Vernetzung der Smart Homes ist der Zugang über Sprachsteuerungssysteme, idealerweise mit intelligenten Bot-Systemen ausgestattet. Dass man hier Amazon Alexa und Google Home nicht den Markt überlassen will, war klar. Entsprechend konnte man erste Alternativ-Systeme auf dem MWC entdecken: Z. B. NUGU oder SONY Agent oder Aristotle Hub von Mattel mit Qualcomm-Power, für das vernetzte Kinderzimmer der Zukunft. Die Vielzahl an neuen Produkten wird das Geschäft beleben, das wird letztlich auch dem Verbraucher zu Gute kommen. Entscheidend für den Erfolg der einzelnen Geräte wird aber vor allem die damit vernetzte Infrastruktur sein, über die vor allem die großen Player verfügen: Suchmaschinen, Einkaufsportale, Musikbibliotheken oder Smart Home Schnittstellen. Erst der Zugriff auf diese Plattformen kann ein Sprachsteuerungssystem mächtig machen.

Virtual Reality wird selbstverständlicher

VR- und AR-Headsets gehörten dieses Jahr schon zum selbstverständlichen Bild auf der Messe. Im Bereich VR wurde vor allem neues Zubehör präsentiert: Wireless-Systeme oder VR-Handschuhe für noch immersivere Erlebnisse genau so wie der von uns schon heiß erwartet Tracker für die HTC VIVE. Neue VR-Installationen am Samsung Stand lockten ebenfalls die Besucher, wenngleich nicht mehr in Scharen, wie im vergangenen Jahr. Virtual Reality ist 2017 in der Realität angekommen. Die großen Überraschungsmomente gab es hier nicht mehr.

Interessant war hingegen, dass viele Aussteller, z. B. Intel, die Microsoft HoloLens in ihr Präsentationskonzept aufnahmen. Das ließ einem zwar nicht den Atem stocken, fühlte sich aber durchweg richtig und zielführend an und rundet die Produktpräsentation durchaus ab.

Und Telefon-Highlights?

Ach ja, es gab natürlich auch weitere Hardware-Neuigkeiten – dieses Thema rückt ja seit einigen Jahren bei dem MWC fast schon in den Hintergrund. Und auch dieses Mal gab es fast keine Überraschungen, wenn man mal vom Nokia 3310 absieht. Fast schon grotesk, dass die Aufmerksamkeit hier so groß war. Ist das Retro-Handy doch eher eine Randerscheinung. Vielleicht lag es aber auch daran, dass eigentlich alle Hersteller, sei es nun LG (G6), HUAWEI (P10/plus) oder BlackBerry (KeyOne), mittlerweile schöne, große Smartphones mit immer tolleren Kamerafunktionen im Angebot haben. Am Ende sehen sie irgendwie fast alle gleich aus, scheinen sich die Marken doch primär gestalterisch an Apple und Co. zu orientieren. Insgesamt werden die Geräte natürlich alle leistungsstärker, Evolution statt Revolution ist auch hier das Motto.

Sinnvolle Evolution

Einige Journalisten und Kommentatoren beklagten derweil, dass große Innovationen dieses Jahr ausblieben. Ja, das stimmt sicherlich und es macht natürlich auch besonders Spaß über große Leuchttürme zu berichten. Doch statt wieder eine neue Technologiewelle herbeizurufen, sollten wir uns die Zeit nehmen, die bestehenden Lösungen und Möglichkeiten für Marketing, aber auch für uns als Verbraucher, zu beurteilen und sofern passend mit Sinn und Verstand für unsere Ziele einsetzen. Nehmen wir das Beispiel Virtual Reality: Im vergangenen Jahr wurden erstmalig marktfähige Geräte gelauncht. Verbraucher wie Marken haben schnell Feuer gefangen und jeder erkennt darin großes Protential. Im Ergebnis landen VR-Systeme immer mehr auf den Wunschlisten der Technik-affinen Kunden, entsprechend werden Reichweiten langsam zunehmen. Gleichzeitig haben viele Marken die Impulse des vergangenen Jahres in konkrete Projektierungen umgewandelt und arbeiten an entsprechenden Produkten sowohl im Bereich B-to-B, als auch im Bereich B-to-C. VR-Projekte sind oftmals kostenintensiv und zeitaufwändig, entsprechend verantwortungsvoll sollten alle Projektbeteiligten mit den verfügbaren Ressourcen umgehen.

Gut, wenn da nicht schon der nächste Trend durchs Dorf gejagt wird.

Dieser Artikel wurde auf wuv.de veröffentlicht.

Als Digitalspezialisten arbeiten wir in einem spannenden Umfeld. Neue, technologiengetriebene Themen sind unser Alltag. Messen wie CES, MWC und Co. sind dabei ein Mekka für Neues. Wichtiges. Für den unaufhaltsamen Fortschritt. Mit dem Mobile World Congress (MWC) startet heute nun wieder die wichtigste Veranstaltung des Jahres für alle mobilen Technologieenthusiasten. Wie im vergangenen Jahr werde ich auch dieses Mal durch die Hallen eilen – auf der Suche nach neuen Ideen, möglichst exotischen, aufregenden Gadgets, Systemlösungen und digitalen Produkten sowie, ja auch das, spannenden Gesprächen. Face-to-Face und ganz analog.

Im Mittelpunkt des MWC werden dabei meiner Erwartung nach folgende fünf Trends stehen:

  • Chatbots und künstliche Intelligenz
  • Virtual, Augmented und Mixed Reality
  • Internet of Things & Smart Homes
  • Shy Techs
  • Robots

Vieles davon hat die Messe auch schon im vergangenen Jahr geprägt. Das Spannende wird sein, wohin sich die Technologien in Zukunft entwickeln werden – und wann sie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind.

1) Chatbots und künstliche Intelligenz

Chatbots sind ein spannendes Beispiel dafür, wie ein eigentlich kleineres Trendthema – denn so ein einfacher Bot ist schließlich vergleichsweise schnell gebaut – viel größere Relevanz bekommt. Chatbots erfüllen den Wunsch der Verbraucher, einfach und schnell Informationen zu erhalten, genau den persönlichen Bedürfnissen entsprechend und an jedem Ort mobil verfügbar. Aber mit der einfachen Oberfläche ist es keinesfalls getan. Mächtig werden die Systeme erst, wenn die Treffsicherheit der Antworten durch CRM-, Produkt-, und weitere Datenbanken-Anbindungen optimiert wird. Ein Chatbot muss auf Kommunikationshistorien mit dem Kunden eingehen können und stetig lernen. Spannend wird sein, welche Systemlösungen auf dem MWC angeboten werden und in welchen Umfeldern sich Chatbots zeigen werden. Ein Social Media Messenger ist ja schließlich nur eine Einsatzoption von vielen.

2) Virtual, Augmented und Mixed Reality

Es ist wirklich großartig, was hier im Laufe des vergangenen Jahres alles an Hardware auf den Markt gebracht wurde. Virtual Reality wurde 2016 Realität. Neue Gadgets haben unsere Sinne beflügelt und uns einen Vorgeschmack auf die Zukunft gegeben. Keine Frage: Das wird auch weiter spannend vorangehen, Anbieter wie Samsung haben bereits viele Neuentwicklungen angekündigt, die auf dem MWC präsentiert werden sollen. In Teilbereichen können hier sensationelle Möglichkeiten erschlossen werden. Aber auch wenn die Verkaufszahlen von Oculus, HTC und Co. im Bereich des True – also wirklich immersiven – VR steigen, wirklich große Reichweiten sind noch nicht zu erzielen. Es sind die Marken-Inszenierungen am POS oder auf Messen, die derzeit aus Marketingperspektive spannend sind. Punktuell.

Auch Augmented Reality hat noch nicht den großen „Durchbruch“ erlebt. Auch wenn das aufgrund eines kurzen, aber heftigen Scharmützels mit Pokémon Go von so manchem herbeigeredet wurde. Die meisten Spieler hatten vermutlich ohnehin nicht beim Spielen die Kamerafunktion aktiviert. Und auch die HoloLens ist vor allem für ein paar einzelne Anwendungsszenarien – z. B. im Rahmen von Schulungsmaßnahmen – ein toller Problemlöser. Die Betonung liegt aber eben im Moment noch auf „einzelne“.

Aber: Hier bin ich wirklich gespannt, ob sich auf dem MWC (oder auf einer kommende Apple Keynote?) ein echter Augmented-Durchbruch erzielen lässt. Die systemseitige Nutzbarkeit dieser Funktionen kann schlagartig für echte Reichweite und spannende Services sorgen. In einer Zeit, wo im Grund alle Informationen bereits mit einer räumlichen Koordinate versehen sind, lassen sich diese auch mit der Kamerafunktion verknüpfen. Zusatzinformationen zu Standorten, zum Gegenüber oder zu einzelnen Produkten als Basisfeatures – das wäre schon was!

3) Internet of Things & Smart Homes

Keine Frage: Es wird weiterhin alles verdrahtet, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. CES und MWC leisten sich dabei auch ein Wettstreit um die erstaunlichsten Produkte. Aber was kann noch mehr passieren, als Haarbüsten zu verdrahten? Wir werden es sehen… Bei all diesen Skurrilitäten sollten wir aber nicht vergessen, dass es durchaus spannende Anwendungsfälle im Bereich der Heimautomatisierung gibt. Wer sich einmal Wireless-Speaker für sein Wohnzimmer angeschafft hat, möchte kaum mehr darauf verzichten. Und wenn man nicht sicher ist, ob die Lichter, der Backofen oder die Herdplatte aus sind, kann ein Blick in die Smart Home App durchaus für Entspannung sorgen. Ob man das nun heute schon alles nutzt oder nicht: Wenn ich bemerke, dass Toilettenpapier alle ist und ich direkt an Ort und Stelle Nachschub ordern kann, hat der gesamte Haushalt etwas davon. Diese Funktionen und andere werden sich immer mehr, und wie selbstverständlich, in unsere Wohnungen integrieren.

4) Shy Tech

Am Ende sind die meisten Menschen sicherlich an einer Vereinfachung von Abläufen und an der Unterstützung in ihren Lebensumfeldern interessiert. Auch wenn sie nicht gleichzeitig Technik-Nerds sind. Diesen Menschen kommt die sogenannte Shy Tech sehr entgegen. Keine Tastaturen, nicht einmal Monitore sind zwingend notwendig, um Funktionen auszulösen oder Informationen abzurufen. Mit „Echo“ hat Amazon einen ersten größeren Schritt in diese Richtung gemacht. Google Home wird folgen und Apple wird Siri weiter ausbauen, vermutlich wohl eher mit dem iPhone als Hardware als mit einem eigenen Lautsprecher. Prima, wenn das dann alles reibungslos funktionieren wird. Eine Armee an schlauen Bots wird uns umfassend unterstützen.

Spätestens an dieser Stelle muss aber immer wieder abgewogen werden: Wo werden die Daten eigentlich jeweils gespeichert, wo kann ich Informationen hierzu einsehen? Kommt eigentlich die Rechtsprechung hinterher, wenn die Produktentwicklung jeden Tag in neue Grauzonen oder komplett unbekanntes Terrain vordringt? Ideen und Content für diese Systeme zu entwickeln, ist sicherlich richtig. Aber vielleicht starten wir alle erstmal lieber mit Kochrezepten und lassen uns nicht sofort von diesen Voice Control Systemen die Krankenakte vorlesen. Auf dem MWC erwarte ich auf jeden Fall jeden denkbaren Anwendungsfall. Man darf gespannt sein!

5) Robots

Wenn in der digitalen Evolution Alexa und Siri schließlich laufen lernen, kommen am Ende vermutlich Roboter raus. Schon im vergangenen Jahr konnte man kleine „Bälle“ via Smartphones durch die verwaiste Wohnung rollen lassen und über integrierte Kameras auch vom Café aus die Wohnung überwachen oder mit der Katze spielen. Die Steuerung via Smartphone dürfte Bestand haben, aus rollenden Kugeln werden aber vermutlich zusehends ausgewachsene Roboter für den Hausgebrauch. Ich bin gespannt, welche Neuigkeiten es hierzu zu sehen gibt. Vielleicht treffe ich ja „Kuri“, den kleinen Bosch-Roboter, oder einen seiner Artgenossen. Einmal abgesehen von der durchaus berechtigten Frage, die Bill Gates jüngst formulierte, ob man zukünftig nicht im gewerblichen Einsatz Steuern auf Roboter erheben müsste, um so die drohenden Einnahmerückgänge bei der  Einkommenssteuer zu kompensieren, werden sich Robots in unseren privaten Alltag doch vermutlich eher langsam etablieren.

Denn noch freue ich mich im Einkaufszentrum mehr, wenn ich ein menschliches Wesen und keinen Roboter nach dem Weg fragen kann. Und damit bin ich nicht alleine. Daher müssen wir uns bei aller Euphorie, die sich auf Messen wie dem MWC ganz von alleine einstellt, immer wieder auch selbst bremsen. Unser Ziel ist es, dass wir unsere Kunden bestmöglich dabei unterstützen, erfolgreich und zukunftsfähig zu sein. Wir haben alle Trends im Blick, analysieren, sprechen Empfehlungen aus und beraten. Dabei geht es uns nicht darum, die Schnellsten bei der Umsetzung neuer Technologien zu sein, sondern die für den Kunden beste und passendste Lösung zu finden. Auch wenn das manchmal bedeutet, auf den neusten Hype erst einmal zu verzichten.

Eindrücke vom Mobile World Congress finden Sie auf Tumblr unter sp-url.com/correspondent.

2016 war ein gutes Jahr für die italienische Konjunktur. Dank staatlicher Reformen auf dem Arbeitsmarkt, im Recruitment und der Rente sehen wir nach Jahren des Rückgangs und der Stagnation nun endlich ein Licht am Ende des Tunnels: Für 2016 wird erwartet, dass die Investitionen in die Werbebranche um drei Prozent steigen.

In der Medienplanung holt man zum großen Schlag aus: Die Investitionen in digitale Medien wurden im Lauf der letzten Jahre in rasantem Tempo aufgestockt. Für 2017 wird prognostiziert, dass ein Viertel aller Investitionen im Kommunikationsbereich auf digitale Medien entfallen. Übrigens: Das mobile Internet läuft dem traditionellen Desktop den Rang ab und wird mehr als doppelt so häufig verwendet. Nächstes Jahr wird es wohl ein Drittel aller digitaler Ressourcen auf sich vereinen können. Live-Videos entwickeln sich schnell weiter, aktuelle Inhalte werden täglich per Snapchat, Instagram und Telegram kommuniziert. Daneben kristallisieren sich neue Szenarien heraus, wie Native Advertising und Chatbots.

Dennoch kommt auch dem guten alten Fernseher mit rund der Hälfte der Gesamtinvestitionen noch immer eine Hauptrolle zu. Allerdings mit einem großen Unterschied: Die breite Masse wird so heute nicht mehr erreicht. Im Gegensatz zum Fernsehen zeigen die anderen traditionellen Medien wenig Entwicklung. Ihr Trend scheint unumkehrbar: Machten vor fünfzehn Jahren die Printmedien noch ein Drittel aller Investitionen aus, sind es heute nur noch 13 Prozent.

Vor diesem Hintergrund verwundert es dann auch nicht, dass die programmatische Medienplanung langsam aber sicher die Oberhand über die traditionelle Planung gewinnt: In Italien stiegen die Ausgaben in diesem Bereich von 42 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 260 Millionen im Jahr 2016. Studien prognostizieren, dass programmatische Werbung nächstes Jahr 360 Millionen Euro wert sein wird, und im Jahr 2018 bereits 515 Millionen Euro.

Live-Videos

Den Prognosen zufolge wird der mobile Videokonsum 2017 um 33 Prozent und 2018 um 27 Prozent auf durchschnittlich 33,4 Minuten pro Tag steigen. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung von Live-Videos für Marken in den kommenden Jahren zunehmen. Für viele Nutzer von Facebook und Konsorten gibt es nichts Schöneres, als hautnah dabei zu sein, und Live-Videos geben ihnen genau dieses Gefühl: Im Gegensatz zu einer Aufzeichnung können sie alles unmittelbar miterleben.

Live-Events fördern die Interaktion. Ein Live-Stream mit vielen Zuschauern ist ein weitaus sozialeres Ereignis als ein On-Demand-Video, das einzeln abgerufen werden kann. Soziale Verbindungen und Interaktionen im Rahmen eines Live-Events sind für viele zugänglich und extrem wertvoll.

Aktuelle, tägliche Inhalte

Mit Snapchat, Instagram und Telegram kann vieles in Posts, Videos oder Fotos erzählt werden, die nach 24 Stunden automatisch gelöscht werden. Unternehmen müssen daher immer aktuelle und täglich neue Inhalte bereitstellen. Außerdem werden Inhalte so noch attraktiver für Follower, denn was nur schwer oder nicht erreichbar erscheint, ist bekanntlich seit jeher am interessantesten. Das Bewusstsein, dass die Inhalte, Geschichten oder Fotos morgen nicht mehr da sein werden, weckt die Neugier und macht es praktisch zu einer Grundvoraussetzung, immer auf dem Laufenden zu bleiben.

Programmatische Käufe

In Italien sind die Ausgaben für programmatische Werbung gegenüber 2013 von 42 Millionen Euro auf 260 Millionen (2016) gestiegen. Studien prognostizieren im nächsten Jahr einen Anstieg auf 360 Millionen Euro, und 2018 sollen es bereits 515 Millionen Euro sein. Wie in anderen Märkten bereits geschehen, gewinnt der Sektor in Italien an Fahrt: 2017 werden die großen Betreiber ihre Anstrengungen verdoppeln, um die Effizienz zu erhöhen und Lösungen anpassbarer zu machen. Gleichzeitig werden die Kunden zunehmend auf das Angebot aufmerksam.

Native Advertising

Das Phänomen „Ad Blocking“ breitet sich in Italien weiter aus. 13 Prozent der PC-Nutzer nutzen entsprechende Dienste, im Vergleich zu 7,6 Prozent der Smartphone-Anwender. Der Einsatz von Adblockern gibt ebenfalls Anlass dazu, die Art und Weise von Online-Werbung zu überdenken. Mit einer durchschnittlichen Klickrate von 0,06 Prozent ist es mehr als offensichtlich, dass sich etwas ändern muss. Daher wird für Native Advertising innerhalb der kommenden fünf Jahre ein Wachstum von 156 Prozent prognostiziert, was zu einem Marktanteil von 52 Prozent im Bereich der Bannerwerbung führen wird.

Chatbot

Immer mehr Marken setzen auf künstliche Intelligenz für ihre Kundenservices. Der Hauptvorteil von Hilfe per Chat besteht darin, dass schneller reagiert werden kann. Entsprechend können mehr Menschen davon abgehalten werden, negative Ansichten gegenüber dem Unternehmen öffentlich zu äußern. Das italienische Startup „Responsa“ hat einen Messenger-Chatbot für Self-Service-Kundenservice entwickelt, der hauptsächlich auf Konversation basiert. Die Technologie vereint Kontextanalyse und Algorithmen für natürliche Sprache (NLP), was die Interaktion mit dem Kunden ebenso spontan wie faszinierend macht.

YouTuber – Lizenzierung

In Italien beläuft sich der Gesamtwert des Geschäfts mit lizenzierten Produkten auf 3,18 Milliarden Euro. Weltweit sind es 214 Milliarden für das Jahr 2016. Der Trend geht neuerdings zu zweinamiger Youtuber-Lizenzierung. Beispielsweise hat sich der Name „Favij“ als Erfolgsmodell herausgestellt: Die Panini-Sammlung wurde mehr als 1,5 Millionen Mal verkauft. Während zunächst niemand ein Buch mit einem YouTuber schreiben wollte, stehen die Interessenten heute Schlange.

Das alte Jahr neigt sich dem Ende zu. Höchste Zeit also, einen Blick auf das kommende zu werfen. Die Experten der Serviceplan Gruppe haben ihre persönlichen Kommunikationstrends für das Jahr 2017 zusammengefasst.

Dr. Peter Haller, Gründer und Geschäftsführer der Serviceplan Gruppe

Auf ein gutes Dutzend Megatrends hat sich die öffentliche Diskussion eingestellt. Sie lösen Branchentrends aus und diese Konsum- und Kommunikationstrends. Wer sich besser entwickeln will als die Gesamtwirtschaft, hat keine Wahl, muss Wachstumstrends besetzen. Aber welche?
Es gibt hunderte von Trends und Gegentrends. All dies vor dem Hintergrund einer sich beschleunigenden Veränderung der Digitalisierung. Aber welche dieser Trends sind für welche Branchen relevant? Welche kann ich für meine Marke besetzen? Und welches sind in diesem verwirrenden Prozess die verlässlichen Orientierungshilfen für meine Markenführungspraxis?
Das ist das Thema unserer Marken Roadshow 2017 zusammen mit GfK und wieder unter der Schirmherrschaft des Deutschen Markenverbandes: „Dynamische Markenführung durch den Dschungel von Konsum- und Kommunikationstrends“ am 7. März in München, 9. März in Berlin, 22. März in Frankfurt, 28. März in Köln, 30. März in Hamburg, 9. Mai in Wien und 11. Mai in Zürich.

Jens Barczewski, Stellv. Geschäftsleiter Mediaplus Strategic Insights

2017 wird das Jahr der inflationären KPIs zur Erfolgsmessung von Kampagnen- und Medialeistungen werden. 2017 wird es eine Einigung der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) und Google/Youtube über die Ausweisung einer gemeinsamen Bewegtbildwährung geben. Die „Qualitätsinitiative Werbewirkungsforschung“ getrieben von der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) in Kooperation mit Facebook und Google wird seine Arbeit vertiefen und erste Kennzahlen definieren. Die AGOF wird erstmalig eine Reichweitenausweisung auf Tagesbasis ausweisen und damit eine kontinuierliche Optimierung der Belegungseinheiten ermöglichen.
Neben den Verbandsinitiativen werden die einzelnen Vermarkter selbst nicht drumherum kommen, ihre eigenen Mess- und Erfolgskennzahlen stärker in Richtung Kunden und Agenturen zu öffnen, um größere Transparenz im Markt zu erlangen. Die Aufregung über die fehlerhafte Ausweitung der Video-Sehdauer auf Facebook hat gezeigt, dass nicht jede KPI ohne tieferes Verständnis von Kunden und Agenturen einfach hingenommen werden sollte.

Winfried Bergmann, Head of Human Resources, Serviceplan Gruppe

Political Correctness auf dem kommunikativen Rückzug

Übersteigerte Political Correctness hat sich endgültig als geistiger Wegbereiter des Populismus disqualifiziert. Der US-Präsidentschaftswahlkampf war an Verlogenheit nicht zu überbieten – von beiden Seiten. Man wusste nicht, was schlimmer war – die offensichtlichen Lügen von der einen oder das peinlich berührte, ängstliche Umgehen und Verschweigen der mehrheitsrelevanten Themen von der anderen Seite. Wer aus lauter vermeintlichem Anstand und falsch verstandenen Rücksichten nicht ausspricht, was große Teile der Öffentlichkeit umtreibt, muss sich nicht wundern, wenn ihm die Deutungshoheit im gesellschaftlichen Diskurs verloren geht. Das gilt in verstärktem Maße auch für Europa.
Deshalb, liebe anständige Konservative, löst Euch von der Political Correctness und besetzt im kommenden Jahr offensiv Eure Themen – gerne auch mit Obergrenzen. Und über all das lasst uns dann miteinander streiten – aus der Mitte der Gesellschaft heraus, die dann den Mut zur klaren Aussprache wiedergefunden hat. Während wir diese Diskussionen führen, können wir auch guten Gewissens ein paar Negerküsse essen. Denn wenn wir es so machen, wird den Populisten nichts anderes übrig bleiben, als vom rechten Bildrand aus zuzukucken. Und es wird wieder einsam um sie werden auf ihrem Bänkchen.

Stephan Enders, Head of Mobile Marketing der Plan.Net Gruppe

Chatbots

Mit den ersten Bot Shops in den Messengern ist das Thema 2016 aufgeflammt. Und wie so oft bei neuen Trends startet dann auch rasch eine euphorische, teilweise aktionistische Testphase: Manchmal, ohne den genauen Wert und die Bedeutung der neuen Entwicklung abschätzen zu können. Chatbots sind aber nur die attraktive Spitze einer schon älteren Idee, die viel weitreichender wirken kann, als auf den ersten Blick sichtbar wird. Es geht um den perfekten Kundendialog.

Chatbots sind (oder vielmehr: werden) in Kombination mit künstlicher Intelligenz ein wertvolles Instrument sein. Wenn nicht das wertvollste. Denn der 2016er Trend wird 2017 zum Megatrend, indem er ganz unterschiedliche Mechaniken, Teiltrends und Instrumente perfekt bündelt:

01 CRM: Chatbot Kundensupport, der jederzeit und rasend schnell reagiert.

02 BIG DATA: Nur lernende Chatbots mit allen verfügbaren Kundendaten in der Hinterhand werden ihre Kraft voll entfalten können. Die Chatbot Evolution wird Big Data Prozesse erzwingen.

03 MOBILE FIRST: Chatbots sind perfekt für die mobile Nutzung. Und damit ideal für die Zukunft aufgestellt. Ob auf Facebook, im (Mobile) Web oder wo auch immer sich Nutzer zukünftig aufhalten möchten.

04 SERVICELAYER: In einer „Information Overload“-Welt wird entscheidend sein, die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bereit zu stellen. Und nur diese. Auch das wird ein Chatbot (in Zukunft) perfekt liefern können.

Oliver Grüttemeier, Geschäftsführer Serviceplan Köln

Digitalisierung gelingt nur mit Empathie

Wir erleben in der Arbeitswelt seit Jahren dramatische Veränderungen durch technologische Entwicklungen. Doch obwohl Unternehmen versuchen, ihre Prozesse entlang der Wertschöpfungskette immer stärker zu verschmelzen, kommt die Digitalisierung bisher oft nur schleppend voran. Das wird sich 2017 ändern. Denn das Top-Management erkennt aktuell, dass Führung durch „Command and Control“ nicht mehr funktioniert. Führungskräfte erfolgreicher Unternehmen werden deshalb in Zukunft weniger an ihren erreichten Zielen gemessen, sondern vielmehr an ihrer sozialen Kompetenz – der Grundlage für jede Form der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit.
Auch hier ist Google der Old-Economy schon 10 Jahre voraus. Denn bereits seit 2007 bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern mit dem Programm „Search Inside Yourself“ eine Chance für persönliches Wachstum und die Entwicklung von Business-Empathie. Denn der Erfolg von Google fußt nicht nur auf dem Anhäufen von immer mehr Daten, sondern auf der Erkenntnis, dass die beste Suchmaschine unser Geist ist.

Gerd Güldenast & Marcus Person, Managing Directors bei hmmh

Sprachsteuerung
Google Home und Amazon Echo eröffnen neue Möglichkeiten, zeigen uns aber auch noch deutlich ihre Grenzen. 2017 gilt es die Vorzüge der Produkte und Dienstleistungen ohne grafische Oberflächen überzeugend darzustellen. Kreative und Entwickler sind gefragt, diese Systeme zu smarten und nützlichen Begleitern für den Alltag oder zum intelligenten Touchpoint im Connected Commerce weiterzuentwickeln.

Big Data gestützte menschliche Kundenberatung
Das Thema Kundenberatung in der Online-Welt steht 2017 vor einem Wandel. Chatbots werden bereits heute stärker genutzt – weisen aber Defizite auf, wo subjektives Empfinden und Emotionalität eine wesentliche Rolle spielen. Mit neuen Customer-Intelligence-Systemen und smarten Chatbots, gestützt auf Big Data Analysen, werden Kunden 2017 eine völlig neue Beratungsqualität von Mensch zu Mensch zuteil.

Stefanie Krebs, Geschäftsführerin von Plan.Net Technology

Ein kreativer Kopf braucht 2017 analytisch und technisch breite Schultern. Während der Megatrend Digitalisierung rapide voran schreitet, hat der Großteil der Unternehmen reagiert – und ihre bestehenden Strukturen digitalisiert. Nun stehen sie, gemeinsam mit ihren Partnern, vor der Herausforderung, wie aus den entstandenen digitalen Inseln ein integriertes Geschäftsmodell werden kann, das auch in einer von Big Data, Machine Learning, Internet of Things und fortwährender, digitaler Innovation geprägten Zukunft bestehen kann.

Wer hier kreative Antworten liefern und kommunikativ Erfolge feiern will, muss fähig sein, sich organisatorisch und technisch komplexe Systeme in kürzester Zeit zu erschließen. Deshalb wird 2017 das Jahr der kreativen Teamplayer, denen es gelingt, aus dem Input ihres breit aufgestellten Teams mit Spezialisten für Technik und Tools, Prozesse und People elegante Lösungen für komplexe Fragen zu liefern. Es geht nicht (mehr) um die bunte Fassade, es geht ums Ganze.

Andrea Malgara, Geschäftsführer der Mediaplus Gruppe

TV wirkt

Klassisches TV ist laut ARF (Advertising Research Foundation) immer noch der wichtigste Werbeträger, um schnell Reichweite aufzubauen und den Gesamt-Kampagnen-ROI (Return on Investment) zu steigern. Besonders E-Commerce-Unternehmen setzen immer mehr auf TV-Werbung. 2015 bewarb fast jeder dritte TV-Spot ein E-Commerce Produkt. TV-Werbung steigert nachhaltig den Online-Shop-Traffic. Jedoch benötigen digitale Business-Modelle breite Reichweiten, um relevante Umsätze zu generieren.
Werden die geeigneten Spartensender und Screenplanning zur Optimierung einer Kampagne belegt, können die Werbeerinnerung, Markenbekanntheit und die Conversion Rate signifikant gesteigert werden. Durch markenindividuelle und innovative Mediaplanung können wir mit einem zielgruppen-individuellen Mediamix ein Umsatzplus von 20 Prozent erreichen.

Kevin Proesel, Geschäftsführer Saint Elmo’s Berlin

IOT (Internet of Things) und clevere Ideen verändern das Retail-Marketing

Wir stellen fest, dass sich die klassischen Sales-Funnel der Unternehmen verändern: Durch den Technologie-Shift und den vermehrten Nutzen von Smartphones werden Kunden selbst zum Point of Sales und Point of Information, denn sie sind überall vernetzt und können jederzeit sowohl Information abrufen, als auch Informationen anbieten. In der Folge überzeugen so in Zukunft vor allem personalisierte und vernetzte Kampagnen, die nah am Konsumenten stattfinden. So sehen wir 2017 erste Kampagnen, die im Internet of Things vernetzte Smart Buttons als Marketing-Incentive nutzen.
„Smart Button“? Hört sich smart an und ist auch smart: In erweiterten Retail-Kampagnen kann ein gebrandeter Button als Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation stehen. Aber nicht wie die Dash-Buttons von Amazon als reiner Erfüller eines vernetzten Bestellprozesses, sondern als Startpunkt für ein vernetztes Kampagnen-Storytelling, das sich entfaltet, nachdem der Kunde seinen Button mit dem Smartphone verbunden hat – und sobald er den Smart Button gedrückt hat.
Vordefinierte Prozesse erzählen nun eine Geschichte, die den Kunden über mehrere Kapitel an immer weitere Touchpoints des Unternehmens führt: stets durch ein ein einfaches Drücken des Buttons. So wird eine Führung von Zuhause bis in den Retail-Bereich stattfinden, die Kunden immer weiter qualifiziert und Kampagnen komplett vernetzt erleben lässt. Quasi Experiential Marketing par exellence, da es über das reine Anzeigen von Inhalten hinausgeht, und Nutzer direkt miteinbezieht: „2017? Press the Button and see what happens.“

Dominik Schütte, Geschäftsleiter Serviceplan Content Marketing

Content-Klasse statt Masse

2017 werden endgültig alle begreifen, dass Content im Marketing-Mix andere Aufgaben hat als bloße Verkaufe. In der Folge werden sich Unternehmen mehr als bisher trauen, losgelöst von der Marke erzählerische Nischen zu finden. Dabei werden sie erstaunt feststellen, dass sich Menschen tatsächlich für die eigenen Themen interessieren – und dass man sie dadurch als mögliche Kunden überhaupt erst erreicht. Eine Win-Win-Situation. Für die Unternehmen und die Menschen da draußen. Storytelling für die Massen – gerne. Aber von hoher Qualität und Relevanz, und bitte nicht nerven.

Klaus Schwab, Geschäftsführer der Plan.Net Gruppe

Ich glaube, dass uns 2017 vor allem zwei Dinge beschäftigen werden:

Erstens glaube ich, dass 2017 das Jahr wird, in dem sich die Steuerung von digitalen Services mittels Sprache, also Sprachsteuerung, in der Breite durchsetzen wird. Und dass dies der Beginn des Verschwindens von technischen Interfaces wie Bildschirmen und Tastaturen ist.

Und zweitens werden wir 2017 erleben, dass Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen Plattformstrategien entwickeln. Das heißt sie werden sich für Startups öffnen und mit diesen kooperieren, um ihren Kunden die Nutzung der entsprechenden Services im eigenen Ökosystem zu ermöglichen.

Julian Simons, Geschäftsführer von mediascale und PREX Programmatic Exchange

Mit der weiter fortschreitenden Digitalisierung der Mediennutzung, ja am Ende der meisten Lebensbereiche, beginnen die altbekannten Gattungsgrenzen zwischen Offline- und Online-Werbekanälen zu verschwimmen. Immer mehr Werbeflächen werden digitalisiert, sind damit über IP erreichbar und gehen „online“. Dies bedeutet in der Folge auch, dass Programmatic Advertising vermehrt zur Auslieferung und Steuerung von Kanälen wie Radio, Out-of-Home und am Ende auch TV kommen wird. Dies wird für den Werbemarkt große Veränderungen nach sich ziehen.
Zu den gewaltigen Chancen einer übergreifenden Steuerung und individuelleren Ansprache kommen jedoch auch große Herausforderungen. Geschäftsmodelle wandeln sich und werden komplexer. Strategien und Steuerungslogiken, die es ermöglichen, die neue Komplexität sinnvoll zu nutzen, müssen gefunden werden, um zu verhindern, dass Kampagnen nicht in einer ziellosen Atomisierung an Wirkung verlieren. Dieser Wandel muss dabei stets die Interessen der Nutzer und deren Datenschutzbelange im Auge behalten, sonst wird er nicht erfolgreich sein.

Klaus Weise, Geschäftsführer von Serviceplan Public Relations

Digitale Wutbürger verändern die Welt

Großbritannien tritt aus der EU aus, Donald Trump zieht in das Weiße Haus ein. Wer hat ernsthaft daran vor einem Jahr geglaubt? Die beiden Ereignisse sind keine Zufälle oder singuläre politische Unfälle. Sie sind das Fanal eines Weltbebens, das gerade erst begonnen hat. Treibende Kräfte dieses Bebens sind Ängste vor der Veränderung unserer Welt durch Globalisierung und Digitalisierung. Vergleichbare Ängste gab es schon immer. Doch heute artikulieren und multiplizieren sich diese Ängste millionenfach in den Sozialen Medien. Befeuert von zwielichtigen Hasspredigern und angeheizt von Social Bots, Meinungsrobotern, deren einziger Zweck es ist, die Stimmung aufzuheizen. Der Umgang mit den digitalen Wutbürgern wird 2017 zu einer der zentralen Herausforderungen für Parteien, Verbände, Unternehmen und Marken.

 

Seit sechs Monaten gibt es Chatbots im Facebook Messenger, mehr als 30.000 stehen den Nutzern inzwischen zur Verfügung. Der erste Hype hat sich gelegt und Unternehmen fragen sich nun, ob Bots tatsächlich das Potenzial haben, relevante Kommunikations- und Distributionskanäle für ihre Inhalte zu werden.

Die grundlegende Funktionsweise ist bei allen Chatbots identisch. Nutzer stellen dem Bot eine Frage, woraufhin dieser die hinterlegte Datenbank nach bestimmten Regeln durchsucht, um eine passende Antwort zurückzusenden. Je größer die Datenbank ist, desto größer ist das Wissen, auf das der Chatbot zugreifen kann.

Mobile-getriebenes Nutzungsverhalten und technologischer Fortschritt ebnen den Weg

Die Voraussetzungen für den Erfolg der Chatbots sind durchaus gegeben: Zum einen verlagert sich die Internetnutzung zunehmend auf mobile Geräte – und dort findet Kommunikation primär in Instant-Messengern statt. Der Umgang mit Textnachrichten ist also längst alltäglich geworden und die Anwender haben sich an die reduzierte Kommunikationsform gewöhnt.

Zum anderen investieren alle wichtigen Tech-Unternehmen massiv in die Entwicklung künstlicher Intelligenz, Machine Learning sowie in das Verstehen und Verarbeiten natürlicher Sprache durch Algorithmen. Über standardisierte Schnittstellen der Bot-Anbieter können Angebote und Services interessierte Unternehmen zudem relativ einfach in Chatbots eingebunden werden.

Unabwägbarkeiten menschlicher Kommunikation

Bis eine Unterhaltung mit einem Chatbot allerdings nicht mehr von einem Gespräch mit einer echten Person zu unterscheiden ist, wird noch einige Zeit vergehen, da viele Chatsbots aktuell noch schnell an ihre kommunikativen Grenzen stoßen. Entweder scheitern sie bereits am korrekten Verarbeiten menschlicher Kommunikation inklusive aller Unwägbarkeiten wie Umgangssprache, Dialekt oder Tippfehlern oder ihr Antwortrepertoire ist rasch ausgeschöpft. Erste Reaktionen der Early Adopter waren eher ernüchternd. Das lag mitunter aber auch daran, dass Facebook die Chatbot-Plattform erst wenige Wochen vor dem offiziellen Launch für Entwickler geöffnet hat.

Dass diese Zeitspanne möglicherweise zu kurz war, um einen guten Chatbot zu entwickeln, räumte auch Facebooks Vice President für Messaging Produkte Davis Marcus ein. Seit dem Launch habe Facebook den Entwicklern aber viele APIs und Anleitungen zur Verfügung gestellt. Man darf also gespannt sein, wie gut die zweite Generation an Bots wird.

Für langfristigen Erfolg müssen vor allem zwei zentrale Voraussetzungen erfüllt werden:

Auffindbarkeit: Es gibt aktuell keinen einfachen Weg, Chatbots für den Facebook Messenger zu finden, denn der beim Launch angekündigte Bot-Store lässt weiter auf sich warten. Man muss also den Namen des Bots kennen und ihn über die Suchfunktion des Messengers einbinden. Andere Messenger wie Kik, Telegram oder Skype bieten hier bereits Übersichtskataloge an.

Mehrwert: Damit Nutzer einen Chatbot nicht nach einmaligem Ausprobieren wieder löschen, muss der Bot dem Usern schon beim ersten Testen an echten Mehrwert bieten. Dieser kann dabei verschiedene Bereiche abdecken:

  • Komplexitäts- und Informationsreduktion: Shopping Bots, wie der Chatbot von Tommy Hilfiger, helfen User beispielsweise bei der Suche nach passenden Produkten, indem sie durch gezielte Fragen eine Vorauswahl der Produkte treffen. Der Mehrwert von News-Bots wie dem von CNN liegt ebenfalls in der Reduktion von Informationen. Nutzer geben an, welche Inhalte sie interessieren und bekommen dann über Push-Nachrichten passende Beiträge geschickt.
  • Zeiteffizienz & Problemlösung: Die Fluggesellschaft KLM setzt auf besonderen Service für ihre Kunden: Will man beispielsweise seinen Sitzplatz ändern, so muss man nicht länger die App öffnen, sondern kann einfach eine kurze Nachricht an den KLM-Bot schreiben.
  • Zusatzangebote: Mit dem Absolut Vodka Chatbot können User in mehreren amerikanischen Städten Bars finden, in denen das Produkt verfügbar ist. Der Mehrwert dabei: Der Nutzer bekommt gleich noch einen Gutschein für ein Freigetränk dazu.

Werden diese Punkte in der nächsten Generation von Chatbots weiter optimiert und das Problem der Auffindbarkeit gelöst, spricht vieles dafür, dass sich die Dienste als Kommunikationskanal für Marken auf Facebook etablieren. Mit ausreichend vielen Angeboten könnte der Facebook Messenger in Europa und Nordamerika zur mobilen Servicezentrale für die User werden – ähnlich wie es das WeChat, LINE und Kik bereits in zahlreichen asiatischen Märkten sind.

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