Dreimal aufgeschlaut: Augmented und Virtual Reality fürs Marketing: Jetzt wird es richtig spannend

Es ist egal, ob einige noch darüber streiten, ob der Hype nun vorbei ist oder nicht. Fakt ist, dass die Extended Reality (Augmented Reality, Virtual Reality, 360°-Film) aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken ist. Allein im Marketing hat sie bereits viele Probleme gelöst. Dafür muss man sich nur genau ansehen, was die Unterschiede und damit die Vorteile der einzelnen Darstellungsformen sind.

In der Kundeninteraktion ist VR schon jetzt angekommen

Sicher, es wird noch Jahre dauern bis VR-Brillen selbstverständlich wie Tablets auf dem Sofa liegen. Auf reichweitenstarke Kampagnen, die ausschließlich auf VR setzen, werden wir wohl noch etwas länger warten. Aber die Möglichkeit, als Kunde an komplett andere Orte oder in andere Situationen versetzt zu werden, hat neue Formen der Produktpräsentation erschaffen. Virtual Reality ist höchstrelevant für location-based experiences, wenn also eine Marke die benötigte Hardware zum Kunden bringt: am Messestand, im Shop oder in der klassischen Vertretersituation beim Kunden zu Hause. Im Autohaus kann der Kunde bei einer virtuellen Probefahrt wirkungsvoll erleben, was er bei einer echten Probefahrt lieber nicht erleben möchte: beispielsweise, wie ihm Sicherheitsfeatures in manchen Situationen das Leben retten können. Das Feature kann er sich dann gleich als Extra für sein neues Auto mitbestellen.

Für Augmented Reality braucht der User nur sein Smartphone

Jetzt schon reichweitenstark ist hingegen Augmented Reality. Die erweiterte Realität, die die reale Welt durch digitale Inhalte ergänzt, steht jedem offen. Denn dafür braucht der User nur sein Smartphone.

Dadurch entwickelt sich AR rasant. Die einzige Hürde ist, dass man die Menschen zuerst dazu bringen muss, eine App herunterzuladen, doch auch diese verschwindet allmählich. Seit Herbst 2018 ist web-basiertes AR möglich. Selbst aufwändige Anwendungen lassen sich meist schon über Webseiten erleben, die sich deutlich leichter über Social Media verbreiten lassen.

Facebook möchte natürlich die eigene Plattform pushen und bietet mit Spark AR die Möglichkeit, schnell und simpel AR-Anwendungen über den eigenen Markenchannel auf Facebook oder Instagram zu launchen. Der Anfang von user-generated AR.

Wie bei VR gibt es auch bei AR die deutlich coolere und teurere Version. Statt mit einem Handy herumzufuchteln, kann man sich auch eine Microsoft HoloLens oder die neue Magic Leap aufsetzen. Letztere gibt es bereits auf dem US-Markt zu kaufen, allerdings für etwa $2000. Mein Kollege Mathias Becker hat sie vor kurzem begeistert getestet und sie als “neue erweiterte Realität” bezeichnet.

AR löst gerade viele Probleme im E-commerce, indem sie die Brücke aus physischen und digitalen Erlebnissen baut. Mit den Apps von Ikea und Otto.de kann selbst die Oma ihre Möbel schonmal zur Probe ins Wohnzimmer stellen und sogar messen, ob das Regal in die Lücke passt. Das Produkt wird online bestellt ohne den Gedanken, dass sie vielleicht alles wieder zurückschicken muss. Das ist bequemer für die Kundin und verringert die teure Rücklaufquote für den Händler. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch die Online-Drogerien Youcam Makeup oder Sephora. Kundinnen können mehrere Make-up Looks hintereinander als AR-Filter direkt an sich ausprobieren – und online bestellen.

  • Beim Serviceplan Innovationstag konnten die Zuschauer Florian Hallers Rede unterhaltsam per AR-App bewerten…

  • … dieser Gast schien besonders kritisch zu sein.

Extended Realities sind ehrlicher

Extended Realities (XR) sind also oft ein hilfreicher Service, weil B2B-Kunden sich eine neue Flugzeugkabine oder B2C-Kunden ein Hotelzimmer einfach besser vorstellen können. Denn es ist ehrlicher: In einem bestimmten Winkel sieht fast jedes Hotelzimmer passabel aus. In 360 sieht man aber, wie es wirklich ist und beim Thema Urlaub gehen die meisten lieber auf Nummer Sicher.

AR ist längst bei den Menschen angekommen. Vor allem durch populäre Anwendungen wie PokemonGo und Kamera-Filter mit lustigen Gesichtern. Vorbei ist also die Zeit, in der ich mit Hilfe der IKEA Place App noch meine Schwiegermutter ärgern konnte. Damals konnte ich ihr noch weismachen, ich hätte sämtliche Möbel in ihrer Ferienwohnung ersetzt. Mittlerweile lässt sie wie selbstverständlich auf Instagram AR-Hühner durch ihren Garten laufen.

AR bietet Agenturen großartige Möglichkeiten zur Kreativität

Für Agenturkollegen ist dies eine großartige Zeit: Die meisten ersten und offensichtlichen XR-Ideen wurden umgesetzt. Wenn jetzt aber AR-Filter und 360°-Filme schon normal für die Menschen sind, wird es erst richtig spannend. Wie kann XR die Kampagnenidee virtuell weitererzählen? Vielleicht ist eine XR sogar das Herzstück der Kampagne. Nun heißt es, sich tiefer und nachhaltiger mit dem Thema zu beschäftigen. So kann man sich kreativ und kompetent von anderen Agenturen abheben.

Für Marketingverantwortliche ist das Thema kein Leichtes. Viele ahnen, dass Extended Realities für einzelne Abteilungen relevant sind und sogar eine Menge Geld einsparen könnten.

Die Frage ist nur: Wie fängt man an? Das klassische Modell, Kunde brieft Agentur und die präsentiert zwei Wochen später die Lösung, funktioniert hier oft nicht. Interne Strukturen und Abläufe müssen berücksichtigt werden.

Die besten Lösungen erreichen Kunde und Agentur nur in enger Zusammenarbeit.

Die Lösung ist, alle an einen Tisch zu bringen: Marketingverantwortliche, Vertriebler, Experten für XR (oder andere Themen), Kreative, Strategen, Programmierer, jede Menge Gadgets zum Ausprobieren, plus den Willen wirklich etwas zu verbessern. Innerhalb von einem bis drei Tagen kann mithilfe von Design Thinking Methoden bereits eine Vorstandspräsentation oder sogar ein Prototyp entstehen.

Für genau solche Fälle haben wir das Plan.Net Innovation Studio gegründet. Quasi ein externes Innovation Lab, das Marketingabteilungen für sich nutzen können, ohne selbst eines aufbauen zu müssen.

Plan.Net Innovation Studio: Erstmal alles ausprobieren, dann gemeinsam Ideen entwickeln.

Fazit: Die Erfolgsgeschichte von Extended Realities geht rasant weiter. In technologischer, kreativer und populärer Hinsicht.

Zum Abschluss noch ein Tipp für Oma, Kollege und Kunden: Dieses Jahr kommt ein Nachfolger von PokemonGo. Dieses Mal geht es um die Welt von Harry Potter. Gerüchten zufolge vermischen sich AR und Voice Control. Das würde bedeuten, dass demnächst die Menschen auf der Straße nicht mehr mit virtuellen Bällen werfen, sondern Zaubersprüche brüllen. Dabei geht es gar nicht darum, ob man so ein Spiel selbst gut findet, sondern nur um zu verstehen, was Millionen von Menschen begeistert und was für Millionen von potentiellen Kunden schnell das New Normal sein wird. Also: Einfach mal mitmachen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei LEAD-Digital.

This page is available in EN