Kühne Beobachter haben bis zuletzt gehofft, aber nun ist es amtlich: Schlecker ist insolvent. Keiner wollte die Märkte übernehmen, keiner sich in die Nesseln eines seit Jahren miserablen Rufes setzen. Verständlich? Na klar. Denn wenn die letzten Filialtüren endgültig geschlossen werden und noch einmal gut 13.000 Mitarbeiter ihren Job verlieren, bleibt nichts übrig vom einstigen König der Deoroller und Damenbinden: Kein Denkmal für Anton Schlecker, keine positiven Erinnerungen an jahrzehntelanges Schleckersches Unternehmertum und auch kein öffentliches Wohlwollen für seine Kinder. Noch so eine bittere Facette dieser Pleite.
Dass gerade jetzt einer der schärfsten Konkurrenten, der Drogeriemarkt-Gründer Dirk Roßmann, öffentlich darauf hinweist, Schlecker hätte ja mehr als drei Jahrzehnte wirtschaftlichen Erfolg gehabt, zeigt wie ramponiert die Reputation von Schlecker wirklich ist – und schon lange war.
Was jetzt noch kommt sind Geschichten über Anton Schleckers Sportwagensammlung, seine Versace-Hemden und die gläserne siebenstöckige Firmenzentrale in Ehingen. Klar ist: Neben betriebswirtschaftlichem Missmanagement zischt nun auch noch die mangelnde Expertise und mäßig Beratung im Umgang mit der Öffentlichkeit als ein scharfkantiger Bumerang über die Republik zurück in die schwäbische Provinz. Dabei gibt es zumindest hierzu eine schlichte Präventions-Formel: In guten Zeiten Image und Reputation aufbauen um im Krisenfall davon zu zehren.
Oft übersehen leider gerade Familienunternehmen die Chancen strategischer Ruf- und Imagepflege wie Studien des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen an der Zeppelin Universität zeigen: Im Stillen lässt es sich ganz gut wirtschaften. Diese Haltung ist paradox, denn positive Reputation schützt nicht nur die eigene Familie, sondern ist Voraussetzung für nachhaltige Profite. Und Kunden, so heißt es immer wieder, werden von Familienunternehmen ja eigentlich ganz besonders geliebt. Die Kunden müssen es nur merken. Denn wenn sie Unternehmen und deren Produkte nicht weiterempfehlen sondern nur mangels Alternativen oder vertraglicher Bindung bleiben, ist es um nachhaltige Profite und Wachstumschancen nicht gut bestellt. Schlecker lässt grüßen.