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Die SXSW ist seit vielen Jahren der Impulsgeber der digitalen Szene. Vor 14 Jahren wurde Twitter bei der South by Southwest mit einem Schlag groß und die Google Glasses fanden hier ihren Weg zu den ersten Testern. Das Event ist voll mit Prominenten, die sich auf der Eventbühne in Texas präsentieren und von ihren Visionen und Erfahrungen berichten. Dieses Jahr konnte das Event nur digital stattfinden, doch diese unglaubliche Energie, die das Event mit sich bringt, konnte dennoch jeder spüren. Thema waren unter anderem ethische Fragen zum Umgang mit Daten und Herausforderungen, die auf den Datenschutz zukommen werden. Hier meine drei persönlichen Key-Takeaways:

Pay me for my data

Datenschutz ist ein sehr komplexes Feld. Vielen Nutzern ist nicht klar, welche Daten über sie gewonnen werden und was mit diesen Daten passiert. In Deutschland sind Datenschutzverordnungen klarer definiert, Stichwort Consent Management, und werden besser überprüft als in den USA. Dennoch: Daten sind wertvolles Gut, das von Unternehmen für ihre Zwecke weiterverwendet wird.

Deshalb bezahlen Unternehmen wie streamlytics Nutzer für ihre Daten. Sie bekommen die Infos direkt von den Unternehmen und aggregieren sie zu wertvollen Nutzerprofilen. Und dafür werden die Nutzer entsprechend belohnt und können einsehen, welche Daten sie überhaupt produzieren. Je aktiver ein Profil ist, desto mehr bezahlt streamlytics und so kann ein Nutzer seine Daten für bis zu 1000 Dollar verkaufen.

„I encourage everyone to do a data request if you haven’t yet. The data is typically unusable to everyday people“ – Angela Benton

My Biometric Me

Bei der Erfassung von Daten werden vor allem biometrische Daten die nächsten Jahre die Technologie entscheidend prägen, die von KI ausgewertet werden können und bereits jetzt in unterschiedlichen Bereichen Verwendung finden. So können bereits jetzt Kameras unsere 45 Gesichtsmuskeln aufnehmen und verarbeiten, beispielsweise um lustige Filter zu erstellen oder um das Smart Phone zu entsperren. Im Bereich Smart Home können Daten dazu genutzt werden, die richtige Musik für die derzeitige Stimmung zu empfehlen. Über ein Armband werden der Blutdruck und die Herzfrequenz gemessen und ausgewertet und darauf basierend Empfehlungen zu Musik gemacht. Stellt das Armband am Morgen einen niedrigen Blutdruck fest, so wird es aktivierende Musik empfehlen, um in den Tag zu starten.

Abseits der Unterhaltung kann diese Technik auch in anderen Bereichen nützliche Verwendung finden. So können die biometrischen Daten dazu genutzt werden, um autistische Menschen mit Hilfe von Smart Glasses dabei zu unterstützen, die Emotionen des Gegenübers zu erkennen.

Das Erkennen von Emotionen und Mimik ist auch im Marketing bzw. Conversion Segment relevant, da die Emotion auf eine Interaktion ausgelesen werden kann. So kann die Technologie beispielsweise dafür genutzt werden, herauszufinden, welche emotionale Faktoren dafür ausschlaggebend sind, wann eine Kaufentscheidung getroffen wird – oder eben nicht. Hier stellt sich jedoch die Frage: Bis zu welchem Grad ist die Nutzung dieser Daten moralisch vertretbar und wie kann man vor Missbrauch dieser Daten sicher sein?

„Your body is part of a network called the You of Things, and that network is becoming sentient.“ – Amy Webb

Stay critical – be ethical – and innovate

Jeden Tag wird man mit einer Vielzahl an Informationen versorgt. Durch die Informationsflut wird es immer schwerer für den Einzelnen, zwischen Wahrheit und Fake News zu unterscheiden. Fake News gab es zwar schon lange vor den digitalen Plattformen, doch jetzt können sie in rasanter Geschwindigkeit verbreitet werden. Wir brauchen also eine Art Anti-Virus im Gehirn, der uns vor Manipulation schützt und uns dabei hilft, kritisch zu sein. Die ethische Diskussion in der Kommunikation oder Bereitstellung von Informationen wird gerne mit Fingerpointing an die großen Unternehmen abgegeben. Aber sollte nicht jeder Coder, jeder Designer ethischen Richtlinien folgen?

„I want an antivirus for the Brain“ – Yuval Harari

Mein neues Mantra: Put life – not humans – in the center!

Mein neues Mantra hat mir Bruce Mau mitgegeben, dass unsere Haltung als Designer grundlegend ändern sollte in Richtung einer ethischen und nachhaltigen Art und Weise:

Put life – not humans – in the center!

Das bedeutet, dass die Natur verstärkt in den Vordergrund gerückt werden sollte, da der Mensch ein Teil von ihr ist. Der Aspekt der Nachhaltigkeit muss daher eine essenzielle Rolle im Arbeitsalltag eines Designers spielen.

„The only way to make real change is to inspire, to show people a future more exciting than their past, and inspire them to work together on the journey.“ – Bruce Mau

Die Signale, die bei der SXSW gesetzt werden, sind maßgebend für die nächsten Jahre. Lasst sie uns gemeinsam gestalten!

Das zentrale Thema der SXSW-Konferenz war schon immer der Wandel: der Wandel von ihren bescheidenen Anfängen als Musikfestival in der Hauptstadt von Texas, zu einer der weltweit führenden Konferenzen für Technologie, Marketing und Innovation, bis hin zum Wandel der Stadt Austin selbst. Austin verändert sich schnell – was immer offensichtlicher wird, je öfter man zurückkehrt. Der Zustrom von Arbeitsplätzen, Bewohnern und Investments ist überall spür- und sichtbar: Es werden neue Hochhäuser in der Innenstadt gebaut und neue, ausgefallene Häuser und Geschäfte verändern Jahr für Jahr das Gesicht der nahegelegenen Wohngegenden.  Sicherlich freut sich nicht jeder über Austins anhaltende Popularität – besonders nicht die langjährigen Bewohnern Austins, die endlosem Verkehr und explodierenden Mieten zunehmend überdrüssig werden. Silicon Valley‘s neueste Lösung zur Verkehrsregelung, eine riesige Menge von Elektrorollern und Fahrrädern auf den Straßen Austins bereitzustellen, mag für die SXSW-Teilnehmer ein willkommener Komfort gewesen sein; aber auch ein zusätzliches Ärgernis für die Bewohner der Stadt.

Veränderte Wahrnehmungen 

Mit dem Wandel der Stadt verändert sich auch eine ihrer wichtigsten Attraktionen für Besucher: Die SXSW mag immer noch als technologie- und marketingorientierte Konferenz bezeichnet werden, aber die zunehmende Betonung von Themen rund um die Arbeitskultur, zwischenmenschliche Beziehungen und Führung zeigt, dass Technologie und Innovation allein möglicherweise nicht ausreichen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Die Konferenz mit Brené Brown und Esther Perel zu beginnen – zwei herausragende Referenten in den Themenbereichen Zugehörigkeit, Empathie und Beziehungsintelligenz – gab den perfekten Rahmen für den Rest der Woche vor. Wie wichtig es ist, solche Themen, die am Arbeitsplatz und auch im gesamten Leben oft als „soft“ abgetan werden, anzuwenden, kann nicht genug betont werden.  Oder wie es Gwyneth Paltrow, die derzeit ihre Karriere von der Hollywood-Schauspielerin zum CEO ihrer Lifestyle-Marke Goop umgestaltet, auf den Punkt bringt: „Kultur ist dein Businessplan“.

Neustrukturierung der digitalen Transformation

Bedeutet das, wir sind fertig mit der digitalen Technik – keine neuen Gadgets, keine neuen Plattformen und keine Disruption mehr? Weit gefehlt. Aber die digitale Transformation selbst verändert sich. Das letzte Jahrzehnt hat Tools mit fast unbegrenzten Möglichkeiten hervorgebracht und die Technologie hat den Punkt der produktiven Allgegenwärtigkeit erreicht.
Ist also das Zitat des alten Arthur C. Clarke nicht mehr wahr? Ist die Technologie so weit fortgeschritten, dass sie nicht mehr länger magisch scheint? Nicht unbedingt, aber die Tools, die wir in den letzten 10 Jahren weiterentwickelt haben, können heute produktiv im Geschäftsleben und speziell im Marketing eingesetzt werden. Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Augmented Reality, Virtual Reality, Mobile Devices und Wearables, Blockchain, Robotics, digitale Assistenten: Sie alle funktionieren und bieten viele Vorteile. Es ist an der Zeit, sie anzunehmen und zu nutzen.

Technologie als Auslöser und Antwort auf sich verändernde Konsumentenerwartungen 

Walmart CTO Jeremy King präsentierte beeindruckende Einblicke in die Art und Weise, wie der weltgrößte Einzelhändler genau dies tut. So ziemlich jede, der oben aufgeführten Technologien, spielt eine große Rolle in den Geschäftsprozessen des Einzelhandelskonzerns: von der Blockchain für die Dokumentation der Lieferwege von Obst und Gemüse, über Virtual Reality in der Mitarbeiterschulung, bis hin zu Robotics und Predictive Analytics in Logistik und Einkauf. King wurde zwar nicht müde zu wiederholen, dass der Kunde und das Einkaufserlebnis im Mittelpunkt aller technologischen Unternehmungen von Walmart stehen; trotzdem haben diese Unternehmungen aufgrund ihrer hohen Effizienzsteigerung sicherlich auch große Auswirkung auf Walmarts Profite.
In einer weiteren Session, die ich besuchte, stellte Heather Hildebrand von Accenture Interactive Beispiele vor, wie Accenture Einzelhändlern dabei hilft, das Einkaufserlebnis für Kunden durch Technologie zu verbessern, indem das Unternehmen Lösungen für eine bessere Personalisierung, die Kuration des Shop-Angebots und Expertenberatung anbietet. Technologie dafür zu nutzen, eine echte und sinnvolle Verbesserung des gesamten Markenerlebnisses hervorzurufen, wird in absehbarer Zeit die zentrale Herausforderung darstellen, da die Tools dafür schon bereitstehen. Gleichzeitig verändert die Technologie das Verbraucherverhalten grundlegend und über alle Touchpoints hinweg, sodass das Verständnis für und die richtige Reaktion auf diese Bedürfnisse gleichermaßen wichtig sind. Dies erfordert jedoch Anstrengungen und die Bereitschaft, über schwierige Probleme nachzudenken und schwierige Lösungen dafür zu finden – zu oft nehmen Marketer hier den einfachen Weg. Warum sich lange Gedanken darüber machen, wie beispielsweise digitale Assistenten das Einkaufsverhalten der Konsumenten grundlegend verändern, wenn man auch einfach einen schicken, wenngleich recht feature-armen Alexa Skill bereitstellen kann? Um ein Gleichgewicht zwischen dem spielerischen Einsatz neuer Tools und der sinnvollen Auswirkung auf Prozesse und Ausführungen zu erreichen, bedarf es jedoch einer Veränderung in der Organisationsstruktur und Führung. Das Gleichgewicht zwischen Kultur und Technologie wird die neue Herausforderung der Innovation sein.

Das Kaleidoskop des Wandels

Das ist mein ganz persönliches Fazit zur SXSW 2019. Die Vielzahl an Sessions, Panels und Workshops über 29 Konferenztracks macht es eigentlich unmöglich, sich einen umfassenden Überblick über das Geschehen zu verschaffen. Aufgrund all dieser Möglichkeiten könnte man 50 verschiedene Teilnehmer fragen und würde wahrscheinlich 50 verschiedene Antworten darauf erhalten, worum es bei der SXSW in einem bestimmten Jahr geht. Was manch einer für beachtenswert hält, könnte ebenso von seinen aktuellen beruflichen und persönlichen Herausforderungen abhängen, wie auch von den übergreifenden Trends in der Programmgestaltung des Festivals selbst. Ich freue mich darauf, in einem Jahr nach Austin zurückzukehren; nicht nur, um zu sehen, wie sich die Stadt entwickelt hat, sondern auch wegen des einzigartigen Mashups zwischen Innovation, Kultur, Kunst und visionärem Geist, das nur in dieser Stadt, bei dieser Veranstaltung existieren kann.

Serviceplan in Austin: Vier unserer Kollegen waren diese Woche auf der SXSW in Texas unterwegs. Hier schildern sie uns ihre Eindrücke und Highlights von der Tech-Konferenz.

Joana-Marie Stolz, Head of Cultural Strategy, Serviceplan

Transformation is not digital – it’s constant. Von Melinda Gates über Ray Kurzweil bis hin zu Esther Perel ging es dieses Jahr nicht mehr nur noch darum, wie Technologie die Welt verändert, sondern vielmehr wie wir gemeinsam Organisationen und Kulturen schaffen können, die zukünftig die Menschheit nachhaltig beeinflussen können. Mein absolutes Highlight dieses Jahr waren definitiv wieder die unprätentiös ehrlichen und inspirierenden Speaker, die tief aus dem Herzen einfach aussprechen, was sich viele nicht trauen: „Why is it so hard to do the right thing?“ Neue Rollenvorbilder als Innovatoren für nachhaltige Transformation, die reflektiert ihr Umfeld verändern, in dem sie zuerst bei sich selber anfangen, und dadurch mehr Raum für Wunder ermöglichen, mehr Vertrauen in den Arbeitsplatz schaffen und damit die Macht der Schwarmintelligenz und des persönlichen Mutes anfassbar, inspirierend und am allerwichtigsten aktiv nutzen.

Alexander Turtschan, Head of Media Insights & Innovation, Plan.Net

Das definitive Highlight für mich ist der Spirit, den die große Mehrheit der Speaker & Besucher hier lebt. Transformation ist der neue Normalzustand und anstatt zu zaudern sieht man die Chancen, die sich bieten. Neue Technologie, verändertes Konsumentenverhalten, schnellere Innovationszyklen – mit dem richtigen Mindset und der Offenheit die eigenen Unternehmen zu verändern lässt sich vieles bewältigen.

Bastian Wahl, Unitleiter Digital Media, Plan.Net

Die Eindrücke vom SXSW sind extrem vielfältig und für Außenstehende nur schwer in Worte zu fassen: die Ansammlung extrem innovativer und beeindruckender Menschen auf recht engem Raum war sehr beeindruckend. An jeder Ecke fand sich eine Vielzahl technischer Installationen oder ein Talk, bzw. Panel zu Themen, mit denen wir uns wahrscheinlich in 2-5 Jahren beruflich auseinandersetzen werden. Auch die Anzahl hochrangiger Unternehmen und die Darstellung ihrer innovativen Ansätze habe ich in puncto Anzahl und Innovationsbereitschaft der Aussteller zuvor noch nie erlebt. Von Google über Sony und HP bis hin zu Panasonic und Bose war alles vertreten, was Rang und Namen hat.

Besonders die Vorträge boten eine Qualität und eine gleichzeitige Vielfalt, die es fast unmöglich machten, nichts zu verpassen. Die Möglichkeit, in kurzer Zeit Vorträge von Elon Musk, erfahrenen NASA-Spezialisten, Musikern und Marketing-Experten zu verfolgen, sucht sicher seines gleichen.

Mein persönliches Highlight war die Greifbar- und Erlebbarkeit der Themen AR, AI und die Fähigkeiten digitaler Assistenten – und das auf einem noch nie gesehenen Niveau. Mit diesen Themen werde ich mich in der nahen Zukunft auseinandersetzen und versuchen, diese für unsere Kunden anzugehen.

Dominik Terruhn, Geschäftsführer und Partner, Plan.Net

Neben den rasanten Weiterentwicklungen, die auf der SXSW auch dieses Jahr wieder eindrucksvoll gezeigt und live erlebbar waren, und den bereits beschriebenen Eindrücken unseres Teams vor Ort – mein Highlight: Es gibt eine gute Nachricht: Die Menschheit hat eine Chance auch nach Eintreffen der KI Singularität, wenn künstliche Intelligenz den menschlichen Intellekt endgültig überholt hat. Dies passiert spätestens im Jahr 2029, wenn Ray Kurzweil – wie bei so vielen seiner Prophezeiungen – recht behält. Wir beobachten aktuell nur den noch sehr flach ansteigenden Teil dieser KI-Parabel, die nach Elon Musk bedrohlicher als Nuklearwaffen sind. Wir werden allerdings lernen, wie mit so vielen Technologien, sie uns produktiv zu Nutze machen zu können – und sollten uns nicht davor fürchten laut Kurzweil.

Von außen betrachtet ist die SXSW ein ziemlich schlechter Deal. Man verbringt 12 Stunden im Flugzeug, um anschließend mit 30.000 anderen Verrückten eine Woche durch die Innenstadt von Austin zu hetzen, mit dem Ziel in überklimatisierten 80-Jahre-Style-Konferenzräumen Vorträgen und Panels zu lauschen. Inspiration klingt irgendwie anders. Für mich gehört die Konferenz trotzdem zu den absoluten Highlights des Jahres, denn eine höhere Konzentration an herausragenden Speakern zu den aktuellen Trends der digitalen Welt ist anderswo kaum zu finden. Auf welche Themen und Vorträge ich mich besonders freue, lest ihr im Folgenden.

Die Digitalisierung ist in der Gesellschaft angekommen

Schon in den letzten Jahren hat sich abgezeichnet, dass die Zeiten vorbei sind, zu denen man mit der nächsten Hype-Plattform oder App garantierte Aufmerksamkeit im Markt hatte. Längst drehen sich die Fragestellungen nicht mehr um digitale Dienstleistungen oder das Marketing dahinter, denn die Digitalisierung erfasst derzeit alle Lebensbereiche. Die Auswirkungen dieses Prozesses auf Gesellschaft, Arbeitsleben, Gesundheit und Stadtentwicklung werden, wie schon 2017, die dominierenden Themen der Konferenz sein. Ebenso die Frage nach den konkreten Lösungen, die neue Technologien in der Produktentwicklung und im Kreativprozess spielen.

Die Evergreens: VR, AR & AI

Gerade in der Kreativwirtschaft ist Virtual Reality weiterhin ein großes Thema. Während die Suche nach sinnvollen Einsatzszenarien außerhalb der Nische weitergeht, schickt sich Augmented Reality an, den Durchbruch zum massentauglichen Tool für modernes Storytelling zu schaffen.
Deutlich etablierter ist dagegen das Thema AI: Daten als DNA der modernen Welt und immer bessere Algorithmen versprechen Automatisierungen und Effizienzsteigerung in vielen Bereichen. Aber was davon hält wirklich Einzug in das Leben der Konsumenten? Amazon Echo & Google Home sind in Millionen Haushalten vorhanden, fristen aktuell aber ein trauriges Dasein als glorifizierte Lichtschalter und Bluetooth Speaker für Spotify. Wie sehen im Vergleich dazu die wirklich intelligenten Assistenten der Zukunft aus? Und wie setzen verschiedenste Branchen-Pioniere AI heute schon zur Kommunikation, Datenanalyse oder Produktentwicklung ein?

Blockchain-Selbstbewusstsein

Dieses Jahr als Thema auf Tech-Konferenzen wohl unausweichlich: die Blockchain. Das Vorzeigeprojekt Bitcoin hat sich vom demokratischen, grenzenlosen Zahlungssystem zu einer Investmentblase für risikofreudige Anleger entwickelt. Aber in der Technologie dahinter steckt unheimliches Potential. Wie werden Smart Contracts & transaktionsbasierte Systeme unser Wirtschaftsleben, Geschäftsprozesse und letztlich auch das Marketing verändern? Ethereum Miterfinder Joseph Lubin hat seinen Vortrag „Why Ethereum Is Going To Change The World“ genannt und auch den anderen Akteuren im Blockchain-Business fehlt es nicht an Selbstbewusstsein. Man darf gespannt sein.

Gaming & eSports

Selbstbewusst nehmen auch die Vertreter der Gaming & eSports Welt einen immer prominenteren Platz bei SXSW ein. Von Außenstehenden oft belächelt, hat sich Gaming inzwischen zu einer dominierenden Kraft der Unterhaltungsindustrie entwickelt. Die Professionalisierung der eSports Szene hat 2017 mit Millionen-Invests in Turniere und Teams neue Höhepunkte erreicht. Wer also in der zweiten Konferenzwoche noch vor Ort ist, sollte bei den Vorträgen der SXSW Gaming vorbeischauen. Wie die ROI Erwartungen der Branche aussehen und welche Möglichkeiten sich dort gerade im Marketing eröffnen, könnte interessant werden.

Problemkinder Start-ups & Disrupting Dystopia

Im Gegensatz dazu kriselt es in der Startup-Szene des Silicon Valley ein wenig. Bei den Elevator Pitches im letzten Jahr war jeder zweite Kommentar gefühlt „Nette Idee, aber was macht ihr, wenn Zuckerberg euch in drei Monaten kopiert?“. Die erdrückende Marktposition der Big 4 hat die Bereitschaft der Investoren für Anschubfinanzierungen für neue Startups merklich abgekühlt. Wie können Startups weiterhin Kapital für die Umsetzung ihrer Ideen beschaffen und in einer von Facebook, Google, Amazon & Apple dominierten Welt wachsen?
Wenige Monate nach der Trumpocalypse war die Grundstimmung 2017 etwas bedrückt, man ein für die Branche eher untypisches Level an Selbstreflexion. Haben wir in unserer Begeisterung für die Digitalisierung aller Lebensbereiche die Risiken einer voll vernetzten und automatisierten Welt unterschätzt? Was wird von den leisen Selbstzweifeln 2018 noch übrig sein? Ein hervorragender Gradmesser dürfte die Abschluss-Keynote von SciFi Autor & SXSW Urgestein Bruce Sterling werden. Eine Stunde Rant gespickt mit subtilen Spitzen gegen die selbstverliebte Tech- und Marketingszene werden sicher wieder ein Highlight. Passender Titel 2018: Disrupting Dystopia.

Abseits der Vorträge

Neben den Vorträgen und Panels im Rahmen der Konferenz sind außerdem die Event Spaces der zahlreichen Marken und Unternehmen vor Ort ein Highlight. Aus deutscher Sicht spannend: Die Präsenz von Mercedes-Benz. Die gemeinsame Ausrichtung der me-Konferenz während der IAA hatte eine tiefergreifende Kooperation mit der SXSW schon angedeutet. Nun sind Mercedes und Smart als Super Sponsoren in Austin am Start und hosten im Palm Park, gleich neben dem Convention Center, eigene Vorträge und Events rund um den Themenkomplex Future Mobility.
Daneben dürften auch Besuche der Brand Locations der japanischen Elektronikgiganten Sony und Panasonic lohnen. Panasonic hatte 2017 zahlreiche, in Kooperation mit Studenten entwickelte Prototypen rund um das Thema Smart Home ausgestellt. Sony hingegen hat voll auf das Thema VR gesetzt.

Die Vielzahl an Vorträgen, Panel-Diskussionen, Pop-up Locations und die zahlreichen Events abseits des offiziellen Programms machen die Planung des SXSW Besuchs zur Herausforderung. Denkt man beim Flug nach Hause an die Tage in Austin zurück, reift oft die Erkenntnis, dass man die spannendsten Vorträge eher aus Zufall gesehen hat, die beste Brand Lounge eine war, an der man nur zufällig in einer Nebenstraße vorbeilief und man den interessantesten Menschen nur begegnet ist, weil sie neben einem in den ewigen Warteschlangen standen. Der Versuchung zu widerstehen, alles im Voraus zu planen, macht einen Besuch der SXSW aber umso interessanter.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei wuv.de.