Beiträge

Die SXSW geht zu Ende und damit auch die Reise von Mediaplus und Plan.Net. Was vor allem bleibt, ist das Gefühl eines Umbruchs. Science Fiction im banalen Alltag verankert. Eine Zukunft mit unvorstellbaren neuen Herausforderungen und eine Entwicklungsgeschwindigkeit der Technologien, wie wir sie uns noch vor einem Jahr kaum vorstellen konnten. Der letzte Recap zur SXSW kommt dieses Mal im Doppelpack von Alex Turtschan, Director Innovation bei Mediaplus und Nina Matzat, General Manager Plan.Net Studios.

„We all know something is changing, right? You guys feel it as well?” So begannen die meisten Sessions der SXSW. Wir blicken zurück auf ein Jahr bahnbrechender Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Unsere Kinder nutzen ChatGPT heute ganz selbstverständlich, um etwas so Banales wie ihre Hausaufgaben zu erledigen – mit Technologie, die uns noch vor wenigen Jahren wie Science-Fiction vorkam. Und es hat weniger als ein Jahr gedauert, bis diese Science Fiction zur Normalität geworden ist.

KI – wenn die Maschine vor dir weiß, was du tust

Was die SXSW dieses Jahr sehr besonders gemacht hat: Die Gespräche und Einschätzungen über KI wurden sehr konkret, gingen in den meisten Fällen über Buzzwords und einfache Wahrheiten und Thesen hinaus. Für Amy Webb, CEO des Future Today Institute, steht KI im Zentrum eines neuen Technologie-Superzyklus, auf einer Stufe mit Elektrizität, der Dampfmaschine und dem Internet. Nur haben wir es diesmal nicht mit einer „General Purpose Technology” zu tun, sondern mit drei. Neben KI wird das Internet of Things zum „Connected ecosystem of things”. Und nicht zuletzt werden wir das Zeitalter von Biotechnologie und „Generative Biology“ einläuten. Wir werden Biocomputer erleben, die aus menschlichen Gehirnzellen gebaut werden.

Ein Satz von Amy Webb hat uns besonders aufmerken lassen: „AI will run out of Internet soon.” Die aktuellen Generative-AI-Modelle sind trainiert auf Daten aus der Vergangenheit – zumeist mit Abermillionen von Texten und Bildern aus mehreren Jahrzehnten Internet. Für die nächste Evolutionsstufe von KI und den Wandel von Large Language Models (LLMs) zu Large Action Models (LAMs) braucht es jedoch mehr und vor allem andere Daten.

Der beste Weg, diese zu bekommen? Wearables, die wir 24/7 mit uns tragen, in allen Formen und Größen: von Smart Rings über Smart Glasses und AI Pins bis hin zu den von Amy Webb wenig schmeichelhaft als „Gesichtscomputer” bezeichneten Devices wie der Apple Vision Pro – dazu unten mehr. In den nächsten Monaten und Jahren werden wir eine wahre Explosion an Devices erleben. Wo LLMs in der Lage sind, vorherzusagen was wir als nächstes sagen wollen, werden LAMs wissen, was wir als nächstes tun – vielleicht sogar, bevor wir es selbst wissen. 

Klingt aufregend, eröffnet allerdings eine ganz neue Dimension an Problemen rund um Datenschutz, Privatsphäre und Regulierung. Es ist an der „Transition Generation”, und denen, die uns folgen, diesen Wandel zu begleiten und in die richtigen Bahnen zu lenken.

Der Sprung zum überübermorgen: aus GenZ wird Alpha

Doch was macht das eigentlich mit uns Menschen, auch das eine zentrale Frage der SXSW 2024. Während ein Großteil der Marketing- und Geschäftswelt gerade noch versucht, die Gen Z zu verstehen, wartet mit der Gen Alpha bereits die nächste Konsumgeneration auf uns: die zwischen 2013 und 2024 Geborenen. Hier ist ein Rückblick auf die Elterngeneration notwendig, deren Jugend und Erwachsenenalter von einschneidenden Ereignissen geprägt ist: 9/11, Finanzkrise, Rezession, Pandemie, digitale Revolution, Klimawandel – kurz: Unsicherheit.

Starke Einbindung in die Entscheidungen innerhalb der Familie, Transparenz hinsichtlich Finanzen, selbstverständliche Nutzung digitaler Medien: Die Gen Alpha ist meinungsstark und entscheidungsfreudig, auch was das Verhältnis zu Medieninhalten und Marken angeht. Technologie kommt im Zweifel vor Marke – hier gilt es aufzupassen.

Und das Marketing? Kommt kaum hinterher!

Das Marketing hat hier viel zu stemmen: Die Abkehr von klassischen Zielgruppen hin zu interessensgetriebenen Communities, aber auch das geschickte Nutzen von Hype-Zyklen rund um Produkte, Popkultur und Persönlichkeiten. Dazu kommen die Anforderungen an stringente Markenführung in Zeiten von hoch-personalisierten Kampagnen. Angesichts von Kostendruck, Effizienzdenken und oft schlechter Produkt- und Servicequalität – wie Jake Brody von Accenture Song kritisiert – eine gewaltige Herausforderung für CMOs. 

Lädierte Kunden-Marke-Beziehungen zu reparieren, die eigene Marke zu differenzieren, der Umgang mit neuen Technologien (von KI bis Spatial Web) sind Herkulesaufgaben. Hier tut es gut, sich an der „Beyond the Buzz”-Session von Noor Naseer, Basis Technologies, zu orientieren: „Focus on your own problems and don’t worry about what others are doing.” Oder etwas positiver formuliert: Mit Fokus auf die eigenen Stärken, Ideen und Kreativität meistern wir auch diese Transition. 

Alex Turtschan, Director Innovation bei Mediaplus

Das nächste Internet

Die SXSW erlaubt es, den eigenen Planeten zu betrachten (für uns bei Plan.Net Studios: Spatial Computing, Blockchain und Emerging Tech), das Sonnensystem drumherum (was bedeutet AI eigentlich für unsere Branche, unsere Gesellschaft und die Zukunft der Menschheit?) und darüber hinaus – wortwörtlich – das ganze Universum (Danke, NASA).

Genau das ist die große Stärke der Konferenz. Nur durch den Blick über unsere eigene Bubble hinaus können wir die Ereignisse in unserer Bubble vernünftig einordnen. Und manchmal erdet es auch, wenn man zwischen Futuristin Amy Webb und ChatGPT-Chef Deng live mit Astronaut:innen auf der ISS spricht und hört, wie an den Lösungen für Krebs, Alzheimer und Klimakrise geforscht wird. Oder wie Scott Galloway sagen würde: „Life’s so rich.“

Apple Vision Pro – der Mac fürs Gesicht

Im Kern ist Spatial Computing die Verschmelzung von Computer Vision, Extended/Virtual Reality, AI und der echten Welt. Es wird uns ermöglichen, auf ganz neue Arten miteinander zu interagieren und zu kommunizieren und vor allem das Verständnis unserer elektronischen Begleiter für die Welt auf ein völlig neues Niveau heben: Raum, Audio, Daten – alles wird nutzbar, fühlbar und interagierbar. Das führt zu neuen Formen von Entertainment, Handel und Bildung – die physische Welt als Leinwand für digitale Interaktion. Bestes Beispiel: Die Apple Vision Pro.

Elizabeth Bramson-Boudreau, CEO der MIT Technology Review, sagt, was alle denken: Es gibt bereits diverse Headsets und VR-Geräte. Der Unterschied zu allen Vorgängern, die versucht haben, VR und AR an die Massen zu bringen: „It’s Apple“. Für Ted Schilowitz, Futurist bei Paramount Global, ist Apples Superkraft deshalb nicht Innovation oder Erfindung, sondern „Refinement“. Man hat sich aufgemacht, User Experience, Auflösung, Immersion, Sensorik, Design und verfügbaren Content zu perfektionieren. Die erste Vision Pro ist eine „Developer Version“ – aber es wird nicht lange dauern, bis die nächste Iteration zur Verfügung stehen wird, die nicht nur optimiert, sondern auch für eine breitere Masse an Nutzer:innen erschwinglich sein wird. 

Mit der Vision Pro begründet Apple aber auch eine neue Technologie-Kategorie: Spatial Computing. Die Vision Pro ist eben keine Brille wie Meta’s Quest, die großen Fokus auf Gaming legt. Sie ist ein Mac für das Gesicht. Fast forward: In ein bis zwei Jahren wird Apple diese Kategorie nachhaltig anführen – so die einhellige Meinung auf der SXSW. 

Blockchain: Alle Macht den User:innen

Neue Chancen eröffnet hier auch die Blockchain. Das Bashing von NFTs als Spekulationsobjekte und Crypto als Scam ist verklungen. Jetzt können die Bauherren des neuen Internets in Ruhe arbeiten. Chris Dixon, Andreessen Horowitz Partner und Gründer des größten Web3 Venture Capitals a16z, sieht Blockchain als Lösung für die Dominanz und Kontrolle, die Big Tech (Amazon, Google, Apple & Co.) über unsere Daten und – gelinde gesagt – über die gesamte Weltwirtschaft hat. Big Tech hat das Internet monopolisiert. Die große Vision derer, die Blockchain voranbringen, ist es, die Zentralisierung des Internets aufzulösen und den User:innen die Hoheit über Daten und Besitz zurückzugeben. 

Zwei große Zukunftsvisionen tun sich hier auf: Blockchain als System von Authentifizierung, Validierung und „Trust“ für Identität, Besitz, und Urheber – und damit ein valides Gegengewicht zu KI. Und zweitens: Blockchain und Tokens als Technologie für Interoperabilität von digitaler Identität, Daten, Besitz und Content und damit als Fundament für das zukünftige Metaverse. Und das sieht ganz anders aus als das geschlossene kleine – und auch schon totgesagte – Spielimperium von gestern.

Ready Player One – vom Buch zur Realität

Die Vision des 2011 verfassten und 2018 verfilmten Buchs „Ready Player One“ von Ernest Cline war bereits eine Zukunftsvision dessen, was wir als das künftige Metaverse bezeichnen. Ein virtuelles Universum, in dem drei grundlegende Prinzipien zusammenkommen: Zum einen die Idee von Konvergenz, der Annäherung und Zusammenführung von unterschiedlichsten virtuellen Welten. Zum zweiten die Datenebene – Informationen darüber, wer wir sind, was wir gerne tun, was wir lieben –, komplett im Besitz der Nutzer:innen. Und zuletzt die Interoperabilität – die Möglichkeit, sich naht- und reibungslos zwischen den Welten zu bewegen, mit all dem, was uns ausmacht: unsere Identität, unser Besitz, unser digitales Leben. Das ist die originäre Vision des Metaverse, festgehalten in Ready Player One.  

Spannende News auf der SXSW: Die Mannschaft, die das Buch und den Film zum Leben erweckt hat, ist dabei, die Vision in die Realität umzusetzen. Angekündigt wurden das Readyverse als Plattform und eine Battle Royale Hero Experience, genannt OPEN  Autor und Filmcrew haben hierfür elf Unternehmen unter einem Dach vereint und sich mit den größten Gaming Studios verpartnert, unter anderem Microsoft, Epic Games, Ubisoft, Playstation, Mojang. Weitere sollen folgen. Aaron McDonald, Co-Founder der Readyverse Studios, versprach: „The Metaverse is the internet grown up.”

Soweit zur Zukunft des Metaverse. Worüber sich letztendlich aber selbst die schlauesten Köpfe nicht einig sind: Wie die Zukunft mit AI, Spatial, Blockchain und Co. ausgeht. Futuristin Amy Webb eröffnete eine bisweilen dystopische Vision der Zukunft, in der unreglementierte KI die Gesellschaft weiter spalten und zu einer noch größeren ökonomischen und sozialen Kluft führen könnte. Ray Kurzweil, Begründer des Prinzips der Singularität und der Mensch, der sich länger mit AI beschäftigt hat als jeder andere Mensch (65 Jahre, wow), zeichnete hingegen ein sehr optimistisches Bild der Zukunft unter AI: „Tomorrow’s gonna be better and better“ – wenn wir es nur schaffen, die ethischen Herausforderungen von AI zu lösen. Spoiler: Es sind eine Menge.

Nina Matzat, General Manager Plan.Net Studios

Zuerst veröffentlicht bei Horizont.

Eines der besten Dinge an der SXSW: Selbst wenn man die Konferenz für Insights zu bestimmten Themen besucht – in unserem Fall Marketing, Technologie und (digitale) Kultur – ermöglicht es die Bandbreite an Themen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Heute zum Beispiel hat die NASA eine unterhaltsame Eröffnungssitzung organisiert, ein Panel bestehend aus einer Gruppe von NASA-Wissenschaftlerinnen und zwei Astronautinnen, die live von der Internationalen Raumstation ISS per Video zugeschaltet wurden – was für ein inspirierender Start in den Tag!

Künftige Konsument:innen

Im wahrsten Sinne des Wortes „down-to-earth“, aber nicht weniger aufschlussreich war der Vortrag von Joëlle de Montgolfier und Leah Johns von Bain & Company, die die Zuhörer:innen durch ihren „Beyond Trends“-Report führten. Vor dem Hintergrund unserer sich rasant verändernden Gesellschaft, die einerseits durch technologische Durchbrüche und andererseits durch ökologische Veränderungen im Zuge des Klimawandels vorangetrieben wird, skizzierten sie acht langfristige Veränderungen im Konsument:innenverhalten auf Makro- und Mikroebene sowie mögliche Lösungsansätze, wie Führungskräfte aus der Wirtschaft darauf reagieren können und sollten.

  • Die globale und lokale Migration wird unsere Städte und Lebensräume drastisch verändern und erfordert neue Denkansätze zur Digitalisierung grundlegender Dienstleistungen wie Gesundheitsfürsorge oder der Automatisierung von Einzelhandelsflächen.
  • Mit dem Älterwerden der Bevölkerung und dem Rückgang des traditionellen Familienmodells als vorherrschende Sozialstruktur in den westlichen Gesellschaften werden neue Dienstleistungen für den älteren, aber immer noch aktiven Teil der Bevölkerung in den Bereichen Freizeit, Arbeit und Bildung entstehen. Aber auch ein großer Teil der auf die Kernfamilie ausgerichteten Infrastruktur wird sich verändern müssen, vom Verkehr bis zu Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten.
  • Angesichts der alternden Erwerbsbevölkerung und der deutlich größeren Bereitschaft der jüngeren Generationen zum Berufswechsel werden neue Arbeitsmodelle erforderlich sein.
  • Ein stetig wachsender Teil der Gesellschaft wird umweltbewusster, was sich drastisch auf den Konsum auswirkt. Heimwerken und die Verringerung des CO2-Fußabdrucks bei Reisen rücken stärker in den Vordergrund. Unnötige Anschaffungen zu vermeiden, stellt eine Herausforderung bei bestehenden Gütern und Dienstleistungen dar.
  • Mit den Fortschritten in der künstlichen Intelligenz und der Robotik wächst das Bedürfnis, alltägliche Aufgaben mit Hilfe der Technik zu automatisieren.
  • Stark beeinflusst durch die Technologie, die ihnen zur Verfügung steht, werden die Verbraucher:innen der Zukunft auch anders mit dem Thema Gesundheit umgehen. Von Wearables zur Tracking der eigenen Fitness bis hin zu Mitteln und Wegen zur Verbesserung der Gesundheit, der Leistungsfähigkeit und des Alterns: Es eröffnen sich eine Vielzahl an neuen Geschäftschancen.
  • Zu guter Letzt: Emotionale Unterstützung und Wohlbefinden werden zur zentralen Herausforderung für unsere Gesellschaft. Die Einsamkeit nimmt zu, während gemeinsame Rituale und Gemeinschaftsorte immer seltener werden. Neue Quellen von Geselligkeit und Freude in Form von Dienstleistungen und Gütern können eine Schlüsselrolle bei der Lösung dieses Problems spielen.

Gestaltung für die Konsument:innen von morgen

Jake Brody von Accenture Song stellte am Dienstagnachmittag fünf Trends für die Markenkommunikation in einem sich schnell verändernden Umfeld vor, das von wirtschaftlicher Unsicherheit, sozialen Konflikten, neuen Technologien und Klimawandel geprägt ist.

Die wirtschaftlichen Herausforderungen haben viele Marken dazu veranlasst, ihre Preise zu erhöhen. Dies geschieht oft auf undurchsichtige Art und Weise – von der „Shrinkflation“ bis hin zur Verschlechterung der Produkt- oder Servicequalität –und führt dazu, dass sich Verbraucher:innen von ihren Love-Brands abwenden. Eine zentrale Herausforderung für das Marketing wird darin bestehen, das Vertrauen der Konsument:innen zurückzugewinnen, ihnen Mehrwert zu bieten und gleichzeitig Kostensenkungen sorgfältig abzuwägen. Eine mögliche Lösung: KI.

Generative KI wird einen drastischen Einfluss auf alle Schnittstellen zwischen Verbraucher:innen und Marke haben. Marketingfachleute müssen Wege finden, die Identität ihrer Marken zu bewahren und sich gleichzeitig in hohem Maße auf die KI-gestützte Hyperpersonalisierung zu verlassen, die die Zufriedenheit der Konsument:innen steigert, indem sie ihnen das Gefühl gibt, besser verstanden und betreut zu werden.

Weiterhin auf die neuesten technologischen Fortschritte zu setzen, bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Vor allem, weil die Verbraucher:innen den schnelllebigen Tech-Hypes – von Metaverse über künstliche Intelligenz bis hin zu Spatial Computing – zunehmend überdrüssig werden. Das Tempo der Veränderung scheint zu schnell zu sein und die Menschen befürchten, dass die Technologie nicht immer zu ihrem Wohlbefinden beiträgt. Für Marketingverantwortliche bedeutet das, dass sie bei der Entscheidung, welche Technologien sie in ihre Kommunikation und Markenerlebnisse integrieren, die Interessen der Verbraucher:innen in den Mittelpunkt stellen müssen.

Ein weiterer interessanter Punkt, den Brody ansprach: Sowohl das Zielpublikum als auch Creators und Kreative fühlen sich zunehmend gelangweilt und eingeschränkt durch die Dominanz effizienzorientierter Inhalte und Kreationen. Die Konsument:innen haben das Gefühl, dass alles gleich aussieht und sich gleich anfühlt – ein gefährlicher Weg für Marken, die ihre Fähigkeit verlieren, sich zu differenzieren. Eine mögliche Lösung ist die Bereitstellung eines „Lunacy Budgets“, wie Brody es nennt, für riskante und kreative Projekte, die Neugier und Begeisterung wecken.

Generation Alpha stellt sich vor

Spricht man vom Konsument:innen der Zukunft, spricht man unweigerlich von der Generation Alpha, (zwischen 2013-2024 geboren). Joanna Piacenza von Morning Consult gab einen anschaulichen Einblick in diese sehr junge Zielgruppe und unterstrich den tiefgreifenden Einfluss der Erfahrungen ihrer Millennial-Eltern. Von wirtschaftlichen Rezessionen über globale Pandemien bis hin zur digitalen Revolution – die Generation Alpha wächst mit einer Vielzahl von einzigartigen Ereignissen auf, die einen starken Einfluss auf ihre Erziehung haben. Ihre Eltern formen eine neue Generation, die sich deutlich von früheren Generationen unterscheidet.

Aus Marketingsicht interessant: Die Alpha-Generation entwickelt bereits in jungen Jahren Markentreue, insbesondere bei Lebensmitteln, Snacks und Unterhaltungsangeboten. Dies zeigt ihren starken Einfluss auf Entscheidungen innerhalb der Familiendynamik, da sie von ihren Eltern aktiv in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Dieser Einfluss erstreckt sich sogar auf Reisen an einen Ort, den das Kind beispielsweise in einer Serie gesehen hat. Aufgewachsen mit finanziell umsichtigen Eltern (die häufig offen mit ihren Kindern über die Haushaltsfinanzen sprechen), zeigt die Generation Alpha schon früh digitale und finanzielle Kompetenz sowie Markenbewusstsein. Durch die weitverbreitete Nutzung von Tablets und das aufkommende Interesse an VR (49 Prozent der Generation Alpha besitzen ein Tablet, während 12 Prozent bereits ein VR-Gerät besitzen) liegt die digitale Immersion in ihrer DNA.

Für Marken ist es eine Herausforderung, mit der Generation Alpha in Kontakt zu treten: Sie müssen deren digitalaffines Wesen und die Werte verstehen, die sie von ihren Millennial-Eltern mitbekommen haben. Durch ihre frühzeitige Einbindung in Entscheidungsprozesse werden Alphas eine starke Meinung haben, von gesellschaftlichen Themen bis hin zu Brands. Die Online-Gewohnheiten der Alphas bilden sich gerade erst heraus, und es ist wahrscheinlich, dass sie die Gewohnheiten, die sie entwickeln, für eine lange Zeit beibehalten werden. Für Marken ist es von entscheidender Bedeutung, sich dieser Dynamik bewusst zu sein, um Strategien zu entwickeln, die dieses aufstrebende Publikum wirklich ansprechen.

Zuerst veröffentlicht bei Horizont.

Auf der diesjährigen SXSW ist eines der vorherrschenden Themen in den Marketing-Sessions der starke Fokus auf die „Culture Media“. Also das Management von Hype-Zyklen und die Entwicklung von Content-Ideen. Die SXSW ist zweifellos führend, wenn es darum geht, aufschlussreiche Perspektiven zu vermitteln: Es zeigt sich eine Verlagerung von der demografischen Zielgruppenansprache hin zu kulturellen, Community- und Nischeninteressen, während Creator Content in den Mittelpunkt von Kampagnen gerückt wird.

Werbung in einer vom Neuen besessenen Welt

In einer Zeit, in der es immer mehr neue Produkte, Marken und Technologien gibt, ist es eine Herausforderung, die wirklich innovativen Produkte, die den Hype wirklich wert sind, von den kurzlebigen Trends mit wenig Substanz zu unterscheiden. Im Zeitalter des ständigen Scrollens sind Konsument:innen immer auf der Suche nach der nächsten Attraktion. Dieses Verhalten kann in Kombination mit strategisch angelegten Social-Media- und Influencer-Kampagnen dazu führen, dass Hypes noch verstärkt werden –manchmal sogar exzessiv. Für Marken kann es vorteilhaft sein, diesen Hype-Zyklus auszunutzen, da er erhebliche Preissteigerungen ermöglicht, zumindest solange das Interesse der Konsument:innen anhält.

In ihrem Vortrag ging Noor Naseer von Basis Technology der Frage nach, wie ein Hype das Verbraucher:innenverhalten und die Markenstrategie beeinflusst. Dabei unterschied sie zwischen Neuheit und Innovation. Sie führte den Begriff „Tech Lore“ als Leitprinzip für die Navigation durch Werbehypes mit einer optimalen Mischung aus Neugier und Skepsis ein. Um die Fallen überbewerteter und kurzlebiger Trends zu vermeiden, sollten sich Marken auf authentische Innovationen konzentrieren, die echte menschliche Bedürfnisse ansprechen und konkrete Vorteile bieten. Der Erfolg liegt in der Bereitstellung eines solchen Nutzens, der sicherstellt, dass die Verbraucher:innen der Marke treu bleiben oder ihre Loyalität sogar noch verstärken – ein Beweis dafür, dass sich echter Wert in der Langlebigkeit widerspiegelt. Zu den Schlüsselstrategien von Naseer für die Navigation durch Hypes gehören die Konzentration auf die eigenen einzigartigen Herausforderungen, ein tiefes Verständnis der Zielgruppe, die Fokussierung auf Ziele und das Vermeiden kurzlebiger Trends.

Die Kunst, viral zu gehen

Michael Krivicka von whoisthebaldguy, bekannt für seine Rolle bei berühmten Viral-Kampagnen wie Telekinetic Coffee Shop und Devil Baby Attack, stellte eine Blaupause für die Erstellung von Viral Content vor. Er ermutigte dazu, konzeptbasierten Ideen den Vorzug vor traditionellen bezahlten Kampagnen zu geben, die auf großen Medienbudgets oder der Unterstützung von Prominenten beruhen. Der Schlüssel zu viralen Videos? Werbung zu vermeiden, die als virale Kampagne getarnt ist. Stattdessen gilt es, wirklich fesselnde und unterhaltsame Inhalte zu produzieren, die die Menschen gerne sehen und teilen wollen. Um das unendliche Scrolling zu unterbrechen, braucht es bemerkenswerten Content, ob humorvoll, schockierend oder zum Nachdenken anregend.

Die diesjährige SXSW unterstreicht die Bedeutung von Inhalten, die auf einer menschlichen Ebene ankommen und das Publikum aktiv einbeziehen. Krivicka betonte auch die Bedeutung von Originalität und wies darauf hin, dass ein einzigartiger Ansatz – auch wenn man nicht der erste ist – dazu beitragen kann, sich von der Masse abzuheben und die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zu ziehen. Sowohl Krivicka als auch Naseer plädierten dafür, die Aufmerksamkeit der Verbraucher:innen auf innovative Weise zu gewinnen, sei es, die Dynamik von Hypes zu nutzen oder virale Inhalte zu schaffen. Originalität, Innovation und überzeugendes Storytelling sind notwendig, um in der schnelllebigen digitalen Landschaft einen Unterschied zu machen.

Social ist tot, lang lebe Culture Media

John Dempsey von Wieden+Kennedy und Krystel Watler von TikTok sprachen über das wichtigste Marketingthema des Jahres 2024: Kultur, Gemeinschaft und Zusammenarbeit. Anders als im sozialen Zeitalter wird „Culture Media“ nicht dadurch definiert, wem man folgt, sondern durch die Interessen, die man hat, die Inhalte, mit denen man interagiert, und den Communities, denen man angehört. Und obwohl sie fließend sind und sich ständig verändert, ist sie ein großartiges Umfeld für kreative Werbung und Medien. Aber um erfolgreich zu sein, muss man nach neuen Regeln spielen.

Dempsey und Watler skizzierten sechs Strategien für Marken, um mit Subkulturen in Kontakt zu treten und ihr Geschäft auszubauen:

  1. Engagement für kulturelle Intelligenz, was bedeutet, dass man wirklich in die Plattform eintaucht, um sie besser zu verstehen.
  2. Markenrichtlinien aufgeben und akzeptieren: Man hat nicht mehr die volle Kontrolle über seine Marke.
  3. Raum für Co-Kreation schaffen
  4. Inhalte schaffen, die Reaktionen hervorrufen
  5. Markengläubige schaffen, keine Fans
  6. und zu guter Letzt: unterhalten.

Zuerst veröffentlicht bei Horizont.

Poesie und die Erforschung des Alls, künstliche Intelligenz, die Journalismus-Krise und „Non-Obvious Thinking“ – in den SXSW-Sessions 2024 kommt alles zusammen. Die nächste Krise, disruptive Trends und potenzielle Chancen gehen in Austin Hand in Hand – wo Innovation und Inspiration an der Schnittstelle von Technologie, Entertainment, Marketing und Wissenschaft aufeinandertreffen.

Die Schönheit des Unbekannten in Kunst und Wissenschaft

Was kann man von der Eröffnungs-Session einer der wichtigsten Innovations-, Tech- und Entertainment-Konferenzen im Jahr 2024 erwarten? Vielleicht eine Diskussion über KI als Lösung und gleichzeitige Ursache für zahlreiche Herausforderungen unserer Welt. Oder Theorien darüber, wie man das nächste Startup in ein Milliarden-Business verwandelt. Aber die SXSW hat schon immer ihre eigenen Trends gesetzt und so eröffneten zwei bemerkenswerte Frauen aus ganz unterschiedlichen Bereichen die diesjährige Konferenz.

Ada Limón, United States Poet Laureate, und Dr. Lori Glaze, Direktorin der NASA Planetary Science Division, diskutierten auf der Bühne über die Europa-Mission der NASA zur Erforschung des gleichnamigen Jupitermondes. Das Besondere daran: Neben wissenschaftlichen Instrumenten hat die Sonde auch ein eigens von Limón verfasstes Gedicht an Bord, zusammen mit mehr als 2,5 Millionen Unterschriften von Menschen aus aller Welt – eine Botschaft der Menschheit an das Universum. Die NASA nennt die Kampagne „Message in a Bottle“ – cleveres Marketing für eine Organisation, die mit sinkenden Budgets und dem schwindenden Vertrauen in die Wissenschaft kämpft.

Das Gespräch selbst drehte sich darum, was den beiden Frauen am meisten am Herzen liegt: Für Lori Glaze liegt die Suche nach wissenschaftlichen Wahrheiten jenseits unseres kleinen blauen Punktes, der Erde; für Ada Limón in der Poesie. Interessanterweise sind sich die Grundhaltungen der beiden Bereiche recht ähnlich: Die Erkenntnis, dass das Unbekannte auch erdend, inspirierend und tröstlich ist und dass es schön sein kann, am Anfang einer Reise nicht zu wissen, wo sie enden wird. Gerade in Zeiten großer Unsicherheit und permanenter Krisen nicht die schlechteste Einstellung.

Die Top-10 Tech-Innovationen und die Krise des Journalismus

Ein weiterer Höhepunkt des SXSW-Wochenendes war der Vortrag über die „10 Breakthrough Technologies 2024“ von Elizabeth Bramson-Boudreau, Chefredakteurin des MIT Technology Review.

An der Spitze des Rankings, und das sollte wirklich niemanden überraschen, stand KI in allen Bereichen. Außerdem: die unvermeidbare Apple Vision Pro, neue Entwicklungen in der Medizin (Abnehm-Medikamente und Gen-Therapie), nachhaltige Energiegewinnung (hocheffiziente Solarzellen und die in Deutschland gerne gescholtenen Wärmepumpen) und neueste Computer-Technik (von Chiplets bis hin zu Exascale-Rechnern).

Viel interessanter jedoch war Bramson-Boudreaus leidenschaftliche Rede über den katastrophalen Zustand der Medien und des Journalismus – in ihren Worten ein Massensterben. Und das nicht ohne Grund: Massenentlassungen, die Einstellung zahlreicher etablierter Publikationen und erhebliche Einschnitte in der Wissenschafts- und Technologieberichterstattung – oft getrieben durch die zunehmende Verlagerung von Werbebudgets hin zu den großen Digital-Plattformen – sind deutliche Zeichen dieser Krise.

Diese Entwicklungen stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Zukunft unserer Gesellschaft dar. Laut einer aktuellen Studie des Pew Research Center glauben so wenige US-Bürger:innen wie nie zuvor, dass die Wissenschaft einen überwiegend positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat. Ein alarmierendes Signal. Gerade jetzt, wo wir vor Herausforderungen wie der Regulierung von KI und der Bekämpfung des Klimawandels stehen, deren politische Umsetzung eine informierte und aufgeklärte Öffentlichkeit erfordert.

Hier sind auch Werbungtreibende und ihre Agenturen gefordert. Es ist an der Zeit, Nachhaltigkeit nicht mehr nur ökologisch zu leben, sondern auf soziale und gesellschaftliche Verantwortung auszuweiten – mit dem Commitment, Budgets in klassische, qualitativ hochwertige Informationsmedien zu investieren.

„Non-Obvious Thinking“ in der Markenstrategie

Wenn es um Innovation geht, sind es oft die unerwarteten Wendungen und leicht übersehbaren Details, die zu bahnbrechenden Veränderungen führen. Veranschaulicht wurde das von SXSW-Veteran und Bestseller Autor Rohit Bhargava, der von seiner ganz persönlichen, transformativen Reise berichtete. Eine schlecht besuchte Buch-Signierstunde in Singapur wurde zu einem prägenden Moment in seinem Leben: Ein Filmproduzent riet ihm, in Zukunft über die offensichtlichen Trends hinwegzusehen und sich auf die kleinen Details abseits des Mainstreams zu konzentrieren.

Bhargava gründete daraufhin seine „Non-Obvious Company“, um das nicht offensichtliche Denken zu fördern und genau diese kleinen Details aufzuspüren. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie konventionelles Denken die Probleme der Menschen verschlimmert: die Zunahme von Einsamkeit und Ängsten in Zeiten des Homeoffice, die überwältigenden Möglichkeiten in allen Lebensbereichen und das schwindende Gefühl von Sinn und Motivation in Bezug auf das eigene Schaffen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, stellte Bhargava Schlüsselelemente des nicht offensichtlichen Denkens vor, die wir in unser tägliches Leben integrieren können. Einfache Handlungen wie die bewusste Atmung steigern Kreativität und fördern Innovationen. Er betonte auch die Wichtigkeit, mehrere richtige Antworten gleichzeitig zu akzeptieren, um den lähmenden Stress zu überwinden, der bei der Suche nach der vermeintlich einzig wahren Lösung entsteht.

Getreu seinem Ruf als außergewöhnlicher Storyteller schloss Bhargava die Session mit der Geschichte des Fosbury Flop, einer revolutionären Technik, die den Hochsprung für immer verändern sollte. Auslöser für diese Entwicklung war ein kleiner Perspektivwechsel: Man erkannte das Potenzial der neu eingesetzten Matten, auf denen die Springer landeten. Genau diese kleinen Momente der Klarheit und Kreativität ermöglichen es den nicht-offensichtlichen Denker:innen, die Welt zu verändern.

Die Generation „Transformation“: Emerging Tech Trends 2024

Auf der SXSW 2024 konnte man in diesem Jahr zwar echte Royals wie Herzogin Meghan treffen, die wahre Königin von Austin ist und bleibt aber Amy Webb, CEO und Gründerin des Future Today Institute. Im vollbesetzten Saal stellte sie den Emerging Tech Trends Report 2024 vor.

Auch hier wenig überraschend: (Generative) KI stand im Mittelpunkt des Vortrags. Für Webb ist KI eine Allzwecktechnologie, die Wirtschaft und Gesellschaft so grundlegend verändern kann, wie es in der Vergangenheit nur die Dampfmaschine, Elektrizität und das Internet getan haben. Diese Entwicklung wird jedoch von dem gleichzeitigen Aufkommen zweier anderer Technologiebereiche begleitet: Das vernetzte Ökosystem der Dinge und die Biotechnologie. Webb zufolge werden diese drei Allzwecktechnologien einen neuen technologischen Superzyklus einleiten, der sich auf jeden Aspekt unseres Lebens auswirken und unsere gesamte Welt neu definieren wird. Es liegt an uns allen, als sogenannte „Transformation Generation“, diese massive Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu managen.

Begleitet wird dieser monumentale Wandel von Angst, Unsicherheit und Zweifel, insbesondere bei den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik. Die natürliche Tendenz zu kürzeren Planungszyklen als Reaktion auf unerwartete Veränderungen steht dabei im krassen Widerspruch zur Notwendigkeit einer langfristigen strategischen Planung, um die Kontrolle zu behalten und die Zukunft eigenhändig mitzugestalten.

Künstliche Intelligenz, die auch als „Everything Engine“ bezeichnet wird, ist die Grundlage für den eben genannten Superzyklus. Large Language Models (LLMs) führen derzeit die KI-Welle an. Webb kritisierte jedoch, dass im letzten Jahr nur sehr wenige Fortschritte in Sachen Bias und Rechenschaftspflicht gemacht wurden – entgegen der großen Versprechungen von KI-Unternehmen. Grund dafür: Innovationsgeschwindigkeit und Skalierung seien für Unternehmen aktuell lukrativer als ethische Überlegungen.

Für Webb liegt die Zukunft der KI letztlich jenseits der Sprache. Nach LLMs werden Large Action Models (LAMs) die nächste Evolutionsstufe sein. Diese Modelle werden auf Basis umfangreicher Daten von Sensoren, Wearables und anderen vernetzten Geräten künftig in der Lage sein, unsere menschlichen Handlungen sehr genau vorherzusagen – weit über die Sprache hinaus. Webb erwartet eine regelrechte Explosion in der Entwicklung und Vermarktung von KI-Devices, deren wichtigste Aufgabe es sein wird, alle möglichen Daten für das Training der Modelle zu sammeln – denn, so Webb: „Den KI-Unternehmen wird das Internet bald ausgehen“.

Zuerst veröffentlicht bei Horizont.

Die SXSW ist seit vielen Jahren der Impulsgeber der digitalen Szene. Vor 14 Jahren wurde Twitter bei der South by Southwest mit einem Schlag groß und die Google Glasses fanden hier ihren Weg zu den ersten Testern. Das Event ist voll mit Prominenten, die sich auf der Eventbühne in Texas präsentieren und von ihren Visionen und Erfahrungen berichten. Dieses Jahr konnte das Event nur digital stattfinden, doch diese unglaubliche Energie, die das Event mit sich bringt, konnte dennoch jeder spüren. Thema waren unter anderem ethische Fragen zum Umgang mit Daten und Herausforderungen, die auf den Datenschutz zukommen werden. Hier meine drei persönlichen Key-Takeaways:

Pay me for my data

Datenschutz ist ein sehr komplexes Feld. Vielen Nutzern ist nicht klar, welche Daten über sie gewonnen werden und was mit diesen Daten passiert. In Deutschland sind Datenschutzverordnungen klarer definiert, Stichwort Consent Management, und werden besser überprüft als in den USA. Dennoch: Daten sind wertvolles Gut, das von Unternehmen für ihre Zwecke weiterverwendet wird.

Deshalb bezahlen Unternehmen wie streamlytics Nutzer für ihre Daten. Sie bekommen die Infos direkt von den Unternehmen und aggregieren sie zu wertvollen Nutzerprofilen. Und dafür werden die Nutzer entsprechend belohnt und können einsehen, welche Daten sie überhaupt produzieren. Je aktiver ein Profil ist, desto mehr bezahlt streamlytics und so kann ein Nutzer seine Daten für bis zu 1000 Dollar verkaufen.

„I encourage everyone to do a data request if you haven’t yet. The data is typically unusable to everyday people“ – Angela Benton

My Biometric Me

Bei der Erfassung von Daten werden vor allem biometrische Daten die nächsten Jahre die Technologie entscheidend prägen, die von KI ausgewertet werden können und bereits jetzt in unterschiedlichen Bereichen Verwendung finden. So können bereits jetzt Kameras unsere 45 Gesichtsmuskeln aufnehmen und verarbeiten, beispielsweise um lustige Filter zu erstellen oder um das Smart Phone zu entsperren. Im Bereich Smart Home können Daten dazu genutzt werden, die richtige Musik für die derzeitige Stimmung zu empfehlen. Über ein Armband werden der Blutdruck und die Herzfrequenz gemessen und ausgewertet und darauf basierend Empfehlungen zu Musik gemacht. Stellt das Armband am Morgen einen niedrigen Blutdruck fest, so wird es aktivierende Musik empfehlen, um in den Tag zu starten.

Abseits der Unterhaltung kann diese Technik auch in anderen Bereichen nützliche Verwendung finden. So können die biometrischen Daten dazu genutzt werden, um autistische Menschen mit Hilfe von Smart Glasses dabei zu unterstützen, die Emotionen des Gegenübers zu erkennen.

Das Erkennen von Emotionen und Mimik ist auch im Marketing bzw. Conversion Segment relevant, da die Emotion auf eine Interaktion ausgelesen werden kann. So kann die Technologie beispielsweise dafür genutzt werden, herauszufinden, welche emotionale Faktoren dafür ausschlaggebend sind, wann eine Kaufentscheidung getroffen wird – oder eben nicht. Hier stellt sich jedoch die Frage: Bis zu welchem Grad ist die Nutzung dieser Daten moralisch vertretbar und wie kann man vor Missbrauch dieser Daten sicher sein?

„Your body is part of a network called the You of Things, and that network is becoming sentient.“ – Amy Webb

Stay critical – be ethical – and innovate

Jeden Tag wird man mit einer Vielzahl an Informationen versorgt. Durch die Informationsflut wird es immer schwerer für den Einzelnen, zwischen Wahrheit und Fake News zu unterscheiden. Fake News gab es zwar schon lange vor den digitalen Plattformen, doch jetzt können sie in rasanter Geschwindigkeit verbreitet werden. Wir brauchen also eine Art Anti-Virus im Gehirn, der uns vor Manipulation schützt und uns dabei hilft, kritisch zu sein. Die ethische Diskussion in der Kommunikation oder Bereitstellung von Informationen wird gerne mit Fingerpointing an die großen Unternehmen abgegeben. Aber sollte nicht jeder Coder, jeder Designer ethischen Richtlinien folgen?

„I want an antivirus for the Brain“ – Yuval Harari

Mein neues Mantra: Put life – not humans – in the center!

Mein neues Mantra hat mir Bruce Mau mitgegeben, dass unsere Haltung als Designer grundlegend ändern sollte in Richtung einer ethischen und nachhaltigen Art und Weise:

Put life – not humans – in the center!

Das bedeutet, dass die Natur verstärkt in den Vordergrund gerückt werden sollte, da der Mensch ein Teil von ihr ist. Der Aspekt der Nachhaltigkeit muss daher eine essenzielle Rolle im Arbeitsalltag eines Designers spielen.

„The only way to make real change is to inspire, to show people a future more exciting than their past, and inspire them to work together on the journey.“ – Bruce Mau

Die Signale, die bei der SXSW gesetzt werden, sind maßgebend für die nächsten Jahre. Lasst sie uns gemeinsam gestalten!