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Nachdem der Milch-bestellende Kühlschrank 20 Jahre lang belächelt und das vernetzte Zuhause lange auf die prophezeite rosige Zukunft warten musste, ist es dieses Jahr soweit: 6,8 Millionen Menschen in Deutschland planen in den nächsten zwölf Monaten den Kauf ihres ersten Smart-Home-Geräts. 30,7 Millionen nutzen bereits heute mindestens ein smartes Gerät in ihrem Zuhause. 73 % davon wollen ihre Räumlichkeiten im nächsten Jahr weiter aufrüsten – das zeigt der Smart Home Monitor 2023 von Facit Digital.

Nutzung und geplanter Kauf Smart Home Geräte in Deutschland

Am häufigsten werden aktuell smarte Lautsprecher und Beleuchtung genutzt. Die größten Wachstumspotenziale liegen bei smarten Heizungen und Thermostaten, mutmaßlich befeuert durch die hohen Energiepreise, dicht gefolgt von smarter Beleuchtung, Lautsprechern, Staubsaugern und Steckdosen. Aber auch seltenere Anwendungen wie vernetzte Wetterstationen oder Videoüberwachung weisen voraussichtlich Wachstumsraten von über 15 % auf.

Wer nutzt die smarte Elektronik?

Die Smart-Home-Neulinge unterscheiden sich deutlich von den Early Adoptern: Während zu den User:innen bisher tendenziell jüngere Männer mit eigenen Häusern, hohem Einkommen und größeren Haushalten zählten, kommt das Thema nun in der Gesamtbevölkerung an. Zuwächse verzeichnet der Monitor vor allem beim Kaufinteresse von Frauen, Älteren, Mieter:innen und Normalverdienenden. Auch der Anteil von Single- und Paarhaushalten ist bei den Planenden höher als bei den aktuellen Nutzer:innen.

Soziodemografie von Smart-Home-Nutzer:innen und Planenden

Kaufgründe

Auch die Kaufgründe verändern sich deutlich: Neben Komfort stand bei den Early Adoptern insbesondere der Spaß an der Technik im Vordergrund. Die neue Käuferschaft interessiert sich vor allem für einen nachhaltigen und ressourcenschonenden Lebensstil.

Kaufgründe für Smart Home (Mehrfachnennungen)

Spielzeug oder stille Diener?

Wirklich intelligente Lösungen, die den Nutzer:innen mehr Komfort und Lebensqualität bieten, ohne sie mit Mehraufwänden zu belasten, werden in Zukunft noch mehr nachgefragt. 70 % der Smart-Home-Neulinge bezeichnen wir als „Delegierer“: Sie wünschen sich, dass die Produkte nach Einrichtung ihren Dienst tun und nicht weiter in Erscheinung treten. Nur 30 % sind „Bastler“, die in Smart-Home-Geräten auch so etwas wie Spielzeuge sehen, mit denen sie sich gerne beschäftigen. Bei den bisherigen Nutzenden gibt es noch wesentlich mehr Bastler:innen.

Facit Digital Smart Home Typen

Was Hersteller jetzt besser machen müssen

In dieser beschleunigten Phase der Marktentwicklung ist es für Smart-Home-Anbieter wichtig, mit attraktiven Produkten die richtigen Käufer:innen anzusprechen, um die eigene Marke nachhaltig im Massenmarkt zu etablieren. Hierzu müssen Produkte auf eine spezifische Zielgruppe zugeschnitten sein, nützliche Features bieten und einfach in der Handhabung sein. In diesen Bereichen scheint das Optimum aber noch nicht erreicht zu sein. Der Smart Home Monitor zeigt, dass aktuell nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten mit dem Nutzwert (Utility) ihrer Smart-Home-Produkte völlig zufrieden sind. Besonderen Nachholbedarf haben große und kleine Hausgeräte. Auch mit smarten Wetterstationen und Lautsprechern sind weniger als die Hälfte der Befragten voll zufrieden. 25 % aller Befragten sehen generell keinen Mehrwert im Gegensatz zu nicht-smarten Produkten und halten sich deshalb mit Käufen zurück. Um erfolgreich zu bleiben, müssen Anbieter den Produktnutzen künftig mehr in den Fokus stellen. Auch beim Thema Bedienbarkeit (Usability) ist die Zufriedenheit der Käufer:innen nicht sehr hoch. Gerade einmal 32 % sind zum Beispiel mit ihren smarten Rasenmähern völlig zufrieden. Auch bei großen Hausgeräten wie Waschmaschinen und Kühlschränken sind es nur 36 %.

Wahrgenommene Utility und Usability von Smart-Home-Kategorien

Je nach Beurteilung stehen für die Produktkategorien Usability- und/oder Utility-Optimierung im Vordergrund. Bei Steckdosen und Beschattung sind diese beiden zentralen Werte vergleichsweise gut, sodass hier die Vermarktung im Vordergrund stehen kann.

Smart Home Zentralen

Smart Home Lösungen können oft über eigene Apps bedient werden. Zusätzlich oder alternativ können eine oder mehrere Smart-Home-Zentralen verwendet werden, die mehrere Geräte zusammenfassen. Auch können in diesen Zentralen Routinen angelegt werden, die mehrere Geräte einbeziehen. Amazon ist hier mit Alexa aktuell eindeutig Marktführer.

Nutzung Smart-Home-Zentralen in Deutschland

Offenbar sprechen die Smart-Home-Zentralen unterschiedliche Zielgruppen an. Bei Magenta Smart Home der Telekom scheinen sich Delegierer besonders wohl zu fühlen, während es die Bastler eher zur Lösung von Ikea zieht.

Nutzung Smart-Home-Zentralen x Facit Digital Smart-Home-Typen

Fazit

Smart Home ist 2023 endlich im Mainstream angekommen und wird weiterhin rasant wachsen. Die neuen Kund:innen haben andere Anforderungen an die Produkte als die bisherigen Early Adopter. Ein kundenzentrisches Produktdesign ist sinnvoll, um die Potenziale bei Nutzwert und Bedienbarkeit der Produkte voll auszuschöpfen.

Zuerst erschienen in planung & analyse

Autor

Michael Wörmann ist Managing Partner des Forschungs- und Beratungsunternehmens Facit Digital und Gründer des Netzwerks UX Fellows. Einer der Schwerpunkte des Psychologen ist Customer Centricity im Produktdesign.

Facit Digital wurde 2007 gegründet und ist ein unabhängiges Research- und Beratungsunternehmen für Customer-Experience-Forschung. Die CX-Expert:innen sind Teil des House of Communication der Serviceplan Group. Mit einem umfassenden Set innovativer Forschungstools unterstützen sie ihre Kunden bei der Bestimmung von Zielgruppen, Ideation, Product Design, User Interface Design, Marketing und CRM. Zu den Kunden im Smart-Home-Bereich zählen u.a. Bosch Siemens Hausgeräte, Tado und Schindler.

Die Studie

Erhebung: März 2023, Bilendi Online Access Panel

Stichprobe: 1.985 Erwachsene in Deutschland, bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Wohnsituation (Haus, Wohnung, Miete, Eigentum)

Es ist ein Graus für Marketingmanager. Waren es früher klar umrissene Aktionsfelder, spült heute die digitale Wirtschaft immer neue Themen auf die Agenda, die es zu bewerten und ggf. in den eigenen Plan zu integrieren gilt. Das „Internet der Dinge“ oder neudeutsch „Internet of Things“ (kurz IoT) ist eines dieser neuen Felder. Bevor wir aber die IoT-Bedeutung für das Marketing unter die Lupe nehmen, schauen wir uns einmal an, wie sich der Markt entwickelt. Denn wie auch viele andere digitale Entwicklungen berührt IoT eine Vielzahl an Branchen und Prozessen, mitnichten ist es ein Thema rein für „Techies“ und Nerds.

Wenn der Kühlschrank plötzlich im Internet surft

Das Internet der Dinge hält unter dem Oberbegriff „Smart Home“ Einzug in unsere Haushalte, unterstützt uns in unserem Büroalltag, hilft Produktions- und Logistikprozesse zu optimieren (Industrie 4.0), kann die Mechanismen im Gesundheitswesen (Smart Health) verändern und hat Einfluss auf die Welt der Mobilitätsangebote (Smart Mobility). Kurz: es gibt keinen Bereich, in dem IoT keine Rolle spielt. Und dabei überschlagen sich die Entwicklungen. Ein Beispiel: konnte man vor zwei Jahren auf der größten Elektronikmesse CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas die ersten internetfähigen Kühlschränke sehen, gehörten sie auf der letzten IFA in Berlin schon zum festen Angebotsbestandteil bei fast jedem Hausgerätehersteller. Und in fünf Jahren werden wir Schwierigkeiten haben, überhaupt ein Gerät ohne Netzzugang und Display zu bekommen.

Dabei werden diese Entwicklungen aus zwei Richtungen getrieben. Die erste lautet „Was geht, wird auch gemacht“: Das Internet der Dinge ist eine gigantische Experimentierwiese, alles was irgendwie machbar scheint, wird früher oder später ausprobiert. Das erscheint punktuell sinnbefreit, liefert aber in jedem Fall neue Erkenntnissee und Erfahrungswerte. Und erscheint die Idee auch zunächst abwegig, kann sie vielleicht in einem anderen Nutzungskontext plötzlich ein spannender Lösungsansatz sein. Man sollte also so manch eine Initiative nicht zu früh belächeln. Auch wenn es beispielsweise um vernetzte Haarbürsten oder Angeldrohnen geht.

Die zweite Richtung ist, dass das eigentliche Ziel der IoT-Entwicklungen darin besteht, Abläufe, Interaktionen, Prozesse für den Nutzer zu vereinfachen. Hierzu gilt es Prozessabläufe zu analysieren und Vorteile durch vernetzte Geräte oder Produkte zu identifizieren und für sich nutzbar zu machen. Wenn also Geräte automatisch Verschleißteile analysieren und im richtigen Moment nachordern, werden Ausfalllücken und damit potentieller Nutzerfrust eliminiert. Eine gute Basis für eine lange Kundenbeziehung. Und damit auch eine tolle Chance, die man als Marke nutzen und nicht seinen Mitbewerbern überlassen sollte.

Fest steht: Beide Perspektiven treiben die Entwicklungen unaufhörlich voran. Warum und wie können nun Markenverantwortliche agieren, die Marktentwicklung aktiv mitgestalten und sich somit auch zukunftsfähig aufstellen? Dafür betrachten wir hier vor allem die Bereiche Smart Home und Mobility, also Umgebungen, die als Touchpoints für unsere Zielgruppen in der Regel hochrelevant sind.

„Dinge“ werden zu Touchpoints

Speziell für unser Zuhause kommen fast täglich neue smarte Produkte auf den Markt, aus bisher analogen Dingen des Alltags werden nun vernetzte, schlaue Systemmodule. Der bereits skizzierte Kühlschrank steht nicht nur künftig mit einem Touchscreen für unmittelbare Lebensmittelbestellungen zur Verfügung, er analysiert künftig auch Inhalte um selbstständig Einkaufslisten zu erstellen oder die gesundheitsbewusste Ernährung zu unterstützen.

Herdplatten und Backöfen lassen sich fernsteuern oder mit Sprach-Assistenten bequemer bedienen. Lichtkompositionen, Einbrecherschutz, Optimierung des Energieverbrauchs – heute bereits möglich, in Zukunft durch das massiv zunehmende Produktangebot omnipräsent. Und auch die Automobilhersteller haben längst eine Veränderung ihres Produktportfolios eingeleitet. Neben der Fahrzeugproduktion bringen sie sich als Serviceprovider in Position und betrachten Autos zunehmend als „Smartphones on wheels“. Neben originären Fahrzeugservices wie z. B. der temporären Freischaltung von Motorleistung oder Unterhaltungsangeboten, werden Hersteller auch externe Services entgeltlich in ihrer Fahrzeugumgebung einbinden. Versicherungen, Lieferservices – was das Herz begehrt und der Nutzer gut gebrauchen kann ist willkommen in der kommenden App-Ökonomie in Autos.

Was alle Touchpoints eint ist übrigens die zunehmende Steuerung der Umgebung über Sprachsteuerungssysteme wie Alexa, Siri oder Google Assistant.

Herausforderungen und Chancen

In beiden Umfeldern gilt es dabei grundsätzlich unterschiedliche Herausforderungen – die über eine einfache Bedienung hinausgehen – zu meistern. Verbraucher erwarten zusehends, dass „Maschinen“ mitdenken. Die digitale Steuerung – nett! Aber echte Vereinfachungen gelingen erst dann, wenn es gelingt, den jeweiligen Nutzer zu identifizieren, sein Profil zu kennen und zu schärfen und im Gegenzug vorausschauende Angebote zu unterbreiten. Dafür ist es notwendig, dass wir Nutzer-IDs generieren und möglichst lückenlos entlang der Customer Journey einsetzen, die Daten sind dann jederzeit in den Clouds gespeichert. Soweit die Theorie. Denn gerade die Hoheit über Schnittstellen zum Verbraucher – und genau das ist die User ID – als auch die Datenhoheit, gelten als kritische Erfolgsfaktoren der Zukunft. Kurz: da wollen alle dran und jeder versucht sich in Position zu bringen um Plattform-Giganten wie Facebook, Google, Apple und Amazon die Stirn zu bieten.

Neben der strukturellen Herausforderung – User IDs und Clouds-Services – gilt es die richtigen Angebote für die Zukunft zu entwickeln und zu implementieren. Anders als in der Vergangenheit, als in der Regel eindeutig definierte Spezialistenprofile für die Forschung und Entwicklung den Job erledigten, braucht man in diesem Entwicklungsumfeld weitaus mehr Fähigkeiten, die man versammeln muss und damit auch eine neue Art zu arbeiten. Neue digitale Services sind dabei nicht ausschließlich Aufgaben der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, sondern auch der Trend zu „Advertising as a Service“ erweitert die Themenvielfalt auf der Marketing-Agenda. Da nicht mehr nur die Idee entscheidend für den Erfolg eines neuen Angebots ist, sondern vor allem die Art der Umsetzung und zum Teil auch die Geschwindigkeit, sind kollaborative Arbeitsweisen und mehr Agilität als in der Vergangenheit wichtige Erfolgskriterien. Produktspezialisten treffen dann auf Informationsarchitekten, Designer, Programmierer, Analysten, Querdenker. Und idealerweise sind auch Verbraucher schnell Teil des Teams, um sinnvolle Services für diesen neuen Markt zu entwickeln. Die Herausforderungen für das Marketing lassen sich de facto also nur mit interdisziplinären Task-Forces lösen, die mithilfe von Design Thinking Workshops, Rapid Prototyping und iterativen Entwicklungsprozessen schnell und in enger Zusammenarbeit IoT-Angebote – Hardware wie auch digitale Services – entwickeln können.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei digitaleweltmagazin.de.

Laut einer Bitkom-Studie wird es in Deutschland bis 2020 über eine Million Smart Homes geben. Weltweit wird das Internet der Dinge in dieser Zeit 50 Milliarden Geräte miteinander vernetzen. FMCG-Marken sehen dieser Entwicklung nicht nur euphorisch entgegen, denn vernetzte und/oder intelligente Haushaltsgeräte werden das Einkaufsverhalten vieler Konsumenten massiv ändern – weg von der Einkaufsliste, hin zum On-Demand Kauf. Die sich rasend weiterentwickelnde  Sprachsteuerung wird diese Entwicklung beflügeln: „Hey Alexa, ich brauche neues Waschmittel“ – und schon bestellt Amazons Sprachassistentin ein Produkt. Wer seine Markenpositionierung und Produktkommunikation jetzt nicht an die Spielregeln im Smart Home anpasst, bekommt von den Konsumenten in absehbarer Zeit Hausverbot.

Veränderung des Kaufentscheidungsprozesses

Die großen Marken starten mit einem entscheidenden Vorteil ins Smart-Home-Zeitalter. Worauf der Verbraucher beim Einkauf auf Zuruf nämlich keine Lust haben wird, ist stundenlang Produkte und Preise zu vergleichen. Also wählt er „seine“ Marke oder eben diejenige, die ihm beim Gedanken an das Produkt als erstes in den Sinn kommt. Schon jetzt entscheiden sich die meisten Einkäufer laut einer Studie lediglich zwischen zwei Marken pro Produkt – im Smart Home wird das Relevant Set der Konsumenten weiter schrumpfen und der Druck auf die kleinen Hersteller wachsen. Für die Zewas und Labellos ist Smart Home die Chance auf langfristige Kundenbindung, die anderen bekommen möglicherweise bis auf weiteres keine Aufmerksamkeit der Nutzer mehr.

Sie müssen sich daher schleunigst Gedanken machen, ob und wie sie künftig eine „Smart Brand“ werden können, um die Möglichkeiten der internetfähigen Geräte für eine innovative Kundenansprache zu nutzen. Denn ganz egal, wie klein das Relevant Set im Smart Home wird, für Innovationsführer ist immer Platz.

Der „Touchpoint Home“ als neuer Point of Sale

Haushaltsgeräte mit Internetanbindung bedeuten neue Dialogkanäle zwischen deren Besitzern und Herstellern. FMCG-Marken können diese Kanäle nutzen und sich zielgerichtet an Konsumenten wenden. Denkbar sind beispielsweise Kooperationen mit den Geräteherstellern: Neue Kühlschränke etwa weisen ihre Besitzer darauf hin, wenn sich das Haltbarkeitsdatum von Lebensmitteln dem Ende zu neigt: „Dein Frischkäse läuft in zwei Tagen ab. Möchtest Du neuen bestellen?“ – und schon erscheint ein Produktvorschlag auf dem integrierten Touchscreen.

Ebenfalls realistisch wäre es, die Werbung über eine mit dem Gerät verbundene App zu schalten. Technikaffine Besitzer elektrischer Zahnbürsten nutzen eine solche App, um sich während des Putzens Tipps für die optimale Reinigung anzeigen zu lassen – und wären vermutlich auch empfänglich für die ein oder andere Zahnpasta-Empfehlung.

Die Kundenansprache exakt zum Zeitpunkt des Bedarfs macht das Smart Home zu einem vielversprechenden Point of Sale. Dort bekommen Smart Brands die Möglichkeit auf ein exklusives Verkaufsgespräch, während sich die Konkurrenz im Supermarktregal um die Aufmerksamkeit gestresster Einkäufer streitet. Die Voraussetzung: Sie müssen sich überlegen, welchen Mehrwert sie dem Nutzer bieten.

FMCG goes digital

Um im Smart Home die unangefochtene Go-to-Marke zu werden, sollten FMCG-Marken deshalb noch einen Schritt weiter gehen: Mit der Entwicklung eines digitalen Produkts, zum Beispiel in Form einer eigenen App für ein vernetztes Gerät, können sie ein echtes Alleinstellungsmerkmal schaffen. Bleiben wir beim Waschmittel-Beispiel: Wie bekomme ich den Tomatenfleck aus der Jacke? Welcher Waschgang ist am besten für die neue Seidenbluse? Die neue App des Waschmittelherstellers weiß die Antwort. Außerdem könnte sie mit der smarten Waschmaschine interagieren und beispielsweise bei der richtigen Dosierung von Waschmittel helfen. Und auch hier sind Herstellerkooperationen möglich, sodass die App beim Kauf in der Maschine bereits vorinstalliert ist.

Eine Anwendung dieser Art zielt vom Charakter zwar nicht auf den reinen Abverkauf ab. Sie ist aber ein zentrales Tool, um sich positiv von der Konkurrenz abzuheben. Bietet der digitale Content echten Mehrwert und wird er kontinuierlich fortgeführt, bildet sich im besten Fall eine eingeschworene Community, die dauerhaft zur Marke ihres Vertrauens greift.

Digital ist kein Selbstläufer

Die Entwicklung digitaler Produkte ist für die meisten FMCG-Marken allerdings absolutes Neuland und im schlimmsten Fall eine nicht ganz günstige Fehlinvestition, wenn ein durchdachtes Konzept fehlt. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie sich dann vorsichtshalber lieber nicht an die neuen Kommunikationskanäle wagen sollten. Aber sie müssen dafür sorgen, dass Produkt, Smart-Home-Einbindung und digitales Storytelling genau aufeinander abgestimmt sind. Wenn sich Marke und Dienstleister deshalb erst zur Entwicklung einer Werbekampagne treffen, ist es meistens viel zu spät. Stattdessen sollten alle Beteiligen schon im Stadium der Produktentwicklung an einen Tisch geholt werden.

Langfristig gedacht, sind dann sogar ganz neue Geschäftsmodelle für die Konsumgüter-Hersteller denkbar: Vielleicht sehen wir bald die erste Waschmaschine mit integrierter Ariel-Programmsoftware oder Persil-Tipps gegen Rotweinflecken. Je kreativer und mehrwertbringender sich FMCG-Hersteller am Touchpoint Home positionieren, desto größer die Chance, die Marke des Vertrauens zu werden – und Vertrauen brauchen sie im Smart Home, denn die Konsumenten werden sich genau überlegen, wen sie in die eigenen vier Wände lassen.

Dieser Artikel wurde auf horizont.net veröffentlicht.