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Erschienen in planung & analyse, Heft 6/2013

Das Nutzerverhalten hat sich in den letzten Jahren tiefgreifend gewandelt. Noch vor wenigen Jahren hatten wir bei „im Internet surfen“ ein klares Bild vor Augen: Jemand sitzt an einem PC mit Maus, Bildschirm, Tastatur und allem, was sonst noch so dazugehörte.
Websites werden heute hingegen auf einer unübersichtlichen Vielfalt von Endgeräten genutzt. Dies geschieht in unterschiedlichen Situationen und mit zum Teil deutlichen Einschränkungen hinsichtlich Bildschirmgröße, Tastatur, aber auch Zeit und Geduld des Nutzers. Oft entfallen 30 Prozent und mehr des Traffics einer ganz normalen Website auf mobile Endgeräte – ob sie dafür ausgelegt ist oder nicht. Viele Betreiber reagieren hierauf mit mobilen Versionen und vor allem mit sogenanntem responsive Design. Hierdurch sollen sich Layout und Inhalte automatisch den Gegebenheiten des Endgeräts anpassen. Das funktioniert oft, aber nicht immer ganz gut.

Für die Usabilityforschung heißt das: Websites sollten im Labor auf unterschiedlichen Geräten getestet werden.

– Funktioniert die Website auf Tablets? Wenn sie z. B. stark auf Hover-Effekte setzt: eher nicht so gut.

– Ist sie auf einem Smartphone gut zu lesen? Viel zu häufig: definitiv nein. Sehr viele Smartphonenutzer verlassen Auftritte schnell wieder, wenn sie sehen, dass sie nicht auf ihr Gerät optimiert sind.

– Gefällt sie den Usern auf dem Laptop vom Discounter genauso wie auf dem 24-Zoll Monitor im Büro? Wenn sie es dem aktuellen Trend folgend allzu großflächig angeht: vielleicht auch nicht.

Ergänzende Tests auf verschiedenen Geräten sollten es also sein, um die typische Nutzung im Labor zu modellieren. Ist dies nicht möglich, sollte es der Gerätetyp sein, der in der Zielgruppe am wahrscheinlichsten zur Anwendung kommt. Und das ist heute eben nicht mehr immer der Schreibtisch-PC.

Eine weitere Herausforderung ist es, die Vernetzung der unterschiedlichen Kanäle forscherisch abzubilden. User Experience wird zunehmend kanalübergreifend betrachtet, wobei die Stärken und Nutzungskontexte der unterschiedlichen Geräte gezielt in der User Journey kombiniert werden. So kann sich z. B. ein Nutzer auf dem Smartphone tagsüber Filme einer Online-Videothek vormerken und sie dann abends auf seinem Smart-TV wiederfinden. Solche Szenarien können z. B. in speziellen Lean-back Labors mit Wohnzimmeratmosphäre valide nachgestellt werden.