Beiträge

In den letzten Jahren haben Unternehmer aus dem Nahen Osten neue Produkte und Unternehmen ins Leben gerufen und gezeigt, dass es möglich ist, eine lebendige Start-up-Szene ähnlich zu der in Europa oder den Vereinigten Staaten zu schaffen.

Die Start-ups aus der Region haben sich als äußerst vielversprechend erwiesen. Beispielhaft dafür ist die kürzlich erfolgte Übernahme von Souq, einem Akteur im Bereich E-Commerce, der von Amazon für knapp 800 Millionen US-Dollar übernommen wurde. Einen weiteren nennenswerten Exit in dieser Region hat Talabat hingelegt, das von dem deutschen Unternehmen Lieferheld gekauft wurde.

Gemäß einem von der Forschungsagentur MAGNiTT veröffentlichten Bericht wurden im letzten Jahr mehr als 870 Millionen US-Dollar in Start-ups aus dem Nahen Osten investiert und jedes dieser Unternehmen hat alleine mehr als 500.000 US-Dollar aufgebracht.

E-Commerce ist jedoch eine wesentliche Domäne, in der Start-ups viel mehr tun können, um etwaige Marktlücken zu schließen. Sehen wir uns diese wichtige Branche doch mal genauer an.

Gegenwart und Zukunft für E-Commerce

Gemäß einem von BMI Research veröffentlichten Bericht verfügt der Nahe Osten über den am schnellsten wachsenden E-Commerce-Markt auf der ganzen Welt. Derselbe Bericht hat auch hochgerechnet, dass der Umsatz dieser Region von 22,3 Milliarden US-Dollar in 2016 auf 43 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 ansteigen wird.

Von diesem Umsatz werden 19,8 Milliarden US-Dollar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) kommen, da derzeit knapp 88 Prozent der Bevölkerung der Vereinigten Arabischen Emirate das Internet nutzen, 78 Prozent der Nutzung geht dabei von Smartphones aus.

Gartner berichtete in Hinblick auf die aktuelle Marktsituation, dass nur 15 Prozent der Unternehmen in der Region über einen Online-Auftritt verfügen und 90 Prozent der Online-Shopping-Produkte von außerhalb der Region importiert werden. Diese Statistiken zeigen ganz klar die außerordentlichen Möglichkeiten, die sich für die Onlinehändler ergeben werden.

Wer kauft ein?

In der gesamten Region kaufen mehr Männer als Frauen online ein. In den VAE sind zum Beispiel 59 Prozent der Menschen, die online einkaufen, Männer, während sich in Ägypten mit 77 Prozent das größte Ungleichgewicht offenbart.

Jüngere Internetnutzer sind natürlich ebenfalls für die Bewegung im E-Commerce-Markt verantwortlich. Die 26- bis 35-Jährigen kaufen bei allen analysierten Märkten am ehesten online ein.

In Ägypten gehören ganze 50 Prozent der digitalen Käufer zu der Altersgruppe von 26–35 Jahren.

Bezüglich der gekauften Produkte sind Flugtickets, Elektroartikel und Kleidungsstücke die beliebtesten Waren, die von Käufern in der arabischen Welt online gekauft werden.

E-Commerce wendet sich Social Media zu

Der beste Weg für Marken im Bereich E-Commerce zur Verbindung mit Käufern in der arabischen Region ist per Suchmaschinenoptimierung und Social Media.

Facebook ist dabei der führende Social-Media-Kanal bei den arabischen Online-Handelsmarken, von denen 41 Prozent diesen Dienst nutzen. Instagram erweist sich ebenfalls als populär – 23 Prozent dieser Unternehmen verwenden die Foto-Sharing-App.

Es wird deutlich, dass der digitale Markt im Nahen Osten immer intensiver genutzt wird. Der Bereich E-Commerce hat dabei beeindruckendes Wachstum erfahren.

Für diejenigen, die mit Online-Käufern in der arabischen Welt in Kontakt treten möchten, müssen Marken sich der vergleichsweise akuten demografischen Entwicklung bewusst sein und wer derzeit online Einkäufe tätigt – d. h. Männer im Alter von 26–35 Jahren. Weiterhin müssen sie herausfinden, wie andere Internetnutzer dazu gebracht werden können, das Online-Shopping auszuprobieren.

Der Zugang kann für bestimmte Verbraucher problematisch sein. Und es macht sich auch bemerkbar, dass bestimmte Produkttypen besser über Online-Kanäle vertrieben werden als andere.

Social Media und SEO erweisen sich scheinbar für E-Commerce-Unternehmen als immer wichtiger, um weitere Kunden zu erreichen. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich das digitale Einkaufen im Hinblick auf das Suchwerkzeug weiterentwickelt und dass es in den kommenden Jahren eine zunehmende Verbreitung sozialer und mobiler Technologien geben wird.

Herausforderungen im E-Commerce

Obwohl die Aussichten für den E-Commerce-Markt im Nahen Osten sehr gut sind, gibt es viele Hindernisse, die den Fortschritt einschränken. Hier sind ein paar der wichtigsten Punkte:

Gehemmte Logistik

In der Region gibt es starke Handelsbarrieren, die es für Online-Händler schwierig machen, Produkte zu versenden. Waren durch den Zoll zu befördern, kann jedem Unternehmen einen bürokratischen Albtraum bescheren – insbesondere wenn hohe Zölle, sich ändernde Vorschriften und volatile Wechselkurse dazukommen. Souq von Amazon, das hauptsächlich Produkte an die sechs Länder der GKR-Zollunion liefert, bildet eine Ausnahme.

Finanzverordnungen

Die meisten Start-ups würden wahrscheinlich scheitern, wenn sie mit den widrigen Bedingungen im Nahen Osten konfrontiert würden. Es gibt in Ägypten beispielsweise kein Insolvenzrecht. Das bedeutet, dass man als Unternehmer inhaftiert werden könnte, wenn etwaige Schulden nicht rechtzeitig beglichen werden.

Das einfache Auflösen einer Firma zur Gründung eines neuen Unternehmens kann extrem problematisch sein. Dabei sind endlose Mengen an behördlichen Dokumenten involviert und der Prozess kann fünf bis zehn Jahre dauern. Nach Angaben der Weltbank liegt das durchschnittliche Ranking für die Gründung eines Unternehmens im Nahen Osten bei 117, was weit unter dem Ranking der USA und Großbritanniens ist. Man kann also sagen, dass es für Start-ups aus dem Nahen Osten noch einige Hürden zu überwinden gilt.

Talentsuche

Für gewöhnlich akquirieren Start-ups neue Talente, indem sie den Mitarbeitern Aktienoptionen anbieten. Dies gilt für den größten Teil der Welt, ist aber im Nahen Osten ein Fremdwort, da die Unternehmen gezwungen sind, unter veralteten Rechts- und Regulierungssystemen zu arbeiten.

Die Arbeitsgesetze erschweren die Entlassung von Arbeitnehmern, insbesondere in Bezug auf Ausländer. Außerdem vermittelt das bestehende Bildungssystem in der Region den Einheimischen keine notwendigen technischen Fähigkeiten wie das Programmieren.

Der Einstieg von Amazon

Die Ankunft von Amazon ist definitiv ein gefährliches Signal für die lokalen E-Commerce-Geschäfte. Amazon ähnelt eher einer gigantischen Logistikanlage als einem E-Commerce-Geschäft und die Übernahme von Souq.com wird dem Unternehmen dabei helfen, größere Anlagen und Einrichtungen im Nahen Osten aufzubauen. Amazon kann auf jeden Fall eine breite Produktpalette anbieten und die lokalen E-Commerce-Geschäfte hinsichtlich Lieferzeiten übertreffen. Das Unternehmen wird außerdem riesige Marketingkampagnen ins Leben rufen, um die Einheimischen in der Region für die Prime-Mitgliedschaften begeistern zu können.

Der kundenorientierte Ansatz von Amazon mit der Mission, die größte Produktvielfalt zu den niedrigsten Preisen anzubieten, machen es zu einem Furcht einflößenden Konkurrenten für jeden lokalen Akteur.

Förderung der technischen Akzeptanz durch Regierungsbemühungen

Wenn die Industrie Erfolg haben soll, müssen neben den Bemühungen privater Unternehmen auch die Regierungen in der Region eine entscheidende Rolle bei der Förderung des E-Commerce spielen. Eine der wichtigsten Möglichkeiten um Vertrauen aufzubauen besteht in der Verbesserung von E-Governance und digitalen Diensten. Die meisten Länder müssen traditionelle Offline-Dienstleistungen wie Visa-Programme, Transportleistungen, Versorgungsleistungen und Online-Zahlungsoptionen in Online-Plattformen integrieren, damit die lokale Bevölkerung diese Leistungen auch effizient in Anspruch nehmen kann.

Tatsächlich können sich andere Länder von den Vereinigten Arabischen Emiraten inspirieren lassen, die den weltweit ersten zweckgebundenen Duty-Free-Handelspunkt „Matajir.com“ eingerichtet haben. Die Regierung sollte konkrete Anstrengungen unternehmen, um mit regionalen und internationalen Unternehmen zusammenzuarbeiten und den E-Commerce-Bereich im Nahen Osten anzukurbeln, damit die Region im internationalen Vergleich mithalten kann.

Erwähnenswerte Start-ups im Bereich E-Commerce

Trotz der widrigen Umstände und Probleme, denen sich die Start-ups in der Region ausgesetzt sehen, haben es viele geschafft, bemerkenswerte Erfolge zu erzielen. Eines der bekanntesten Start-ups im Nahen Osten ist Wadi.com, ein Amazon ähnlicher E-Commerce-Store, der 67 Millionen US-Dollar in einer A-Runden-Serie mit nicht veröffentlichter Bewertung aufbringen konnte.

Im Gegensatz zu Amazon bezieht Wadi die Produkte von einer Vielzahl an Einzelhändlern und Verkäufern (ohne Lagerhäuser zu unterhalten) und operiert in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien online. Dies hilft ihnen dabei, die Produkte viel schneller als Amazon auszuliefern und dem internationalen Giganten damit einen Schritt voraus zu sein.

Mumzworld.com ist ein weiterer erwähnenswerter E-Commerce-Store, der sich auf Produkte für Mütter und Babys spezialisiert hat. Das Start-up sicherte sich mehrere Millionen Dollar in einer B-Serien-Finanzierungsrunde von Wamda Capital, twofour54 und Endeavor Catalyst.

Das von Amazon übernommene Souq.com, hat sein Geschäft im gesamten GKR-Raum und in Ägypten ausgebaut und verfügt mit mehr als 23 Millionen Besuchern pro Monat zurzeit über den größten Marktanteil.

Andere E-Commerce-Akteure, die in dieser Region fest verankert sind, wären Aido.com, Awok.com und der Zappos-Klon Namshi.com. Ein weiterer beliebter E-Commerce-Shop ist Cobone.com, der auf täglichen Angeboten basiert.

Fazit

Die Zukunft hält für die E-Commerce-Akteure im Nahen Osten einiges bereit und es ist definitiv großartig zu sehen, dass die Unternehmen trotz der vorhandenen Barrieren Erfolg haben. Ihr Erfolg ist für andere Akteure inspirierend, gute Produkte und Dienstleistungen aufzubauen und Vertrauen in der lokalen Bevölkerung zu schaffen. Wirtschaftsreformen, Diversifizierung und die Verbesserung der Arbeitsgesetze in Verbindung mit einer stetig wachsenden Internetdurchdringung werden den E-Commerce-Markt im nächsten Jahrzehnt in neue Höhen geleiten. Dies wird in der unten folgenden Grafik ersichtlich.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Magazin Discover Middle East.

TECHUCATION DANK AR & VR

Technologie und Bildung sind auf dem Vormarsch. Unternehmen wie IBM und Apple arbeiten gemeinsam an Lösungen wie „Watson Element“, um Lehrkräften Einblicke in individuelles Lernverhalten zu ermöglichen.  Die Vision von Sheikh Mohammad Bin Rashid Al Maktoum aus Dubai „NEUE GENERATIONEN mit den für die Zukunft notwendigen Kompetenzen auszustatten“ bringt auch den VR-Giganten Samsung mit Serviceplan zusammen, um gemeinsam VR-Lösungen für Klassenzimmer und den Arbeitsplatz zu entwickeln. Marken können von AR und VR profitieren, indem sie Inhalte entwickeln, anstatt sich lediglich auf die Geräte zur Darstellung von Inhalten zu konzentrieren. Für Entwickler von VR- und AR-Inhalten bietet sich eine große Chance: Der International Data Corporation (IDC) zufolge wird der Markt für Augmented und Virtual Reality im Nahen Osten und Afrika in den kommenden fünf Jahren ein solides Wachstum erzielen. Bis 2020 werden jährliche Wachstumsraten von über 100 Prozent erwartet.

REALTIME INFLUENCER MARKETING

Mehr denn je drängt Realtime Influencer Markting Marken dazu, langsam aber sicher die kreative Kontrolle abzugeben. Mit neuen Tools wie Facebook Live und Instagram Stories als Ergänzung zu Snapchat wird die Transparenz zwischen Marken und Influencern sowie die Authentizität von Inhalten 2017 noch wichtiger werden.  Marken fordern Inhalte mit unmittelbarer Relevanz, ungeachtet ihrer Flüchtigkeit. Allerdings möchten sie Statistiken hinter diesen Inhalten sehen. Das bedeutet kürzere Vorlaufzeiten für die Konzeptionierung und Erstellung, was Influencern mehr Kontrolle über die veröffentlichten Inhalte gibt. Somit werden Influencer die Marken als Partner wählen, die ihnen Authentizität zugestehen und ihnen ermöglichen, den Kern ihrer Online-Gefolgschaft zu behalten. Echtzeit-Inhalte breiten sich in sozialen Netzwerken aus und ersetzen Influencer-Popularität durch Influencer-Authentizität. Ruhm ist nicht zwangsläufig mit Qualität gleichzusetzen. Qualität aber, wenn sie kleineren Zielgruppen geboten wird, wird wertvoller und einflussreicher. Etablierte Marken werden Prominente bloßen Influencern vorziehen, und sei es nur, um der bereits erstaunlichen Dominanz sogenannter „Social Voices“ entgegenzuwirken. Der clevere Einsatz von Sharuk Khan im aktuellen Werbefilm von Dubai ist ein Beispiel hierfür.

ÖKONOMIE DER AUFMERKSAMKEIT UND DIE 5-SEKUNDEN-CHANCE

Aufmerksamkeit selbst wird zu einem immer kostbareren Gut. Maximal 3–5 Sekunden stehen zur Verfügung, um die Aufmerksamkeit der Verbraucher zu gewinnen. Durch diese Veränderung des Verbraucherverhaltens steigt der Wert von Content Marketing, in dessen Mittelpunkt kurze Videoinhalte stehen. In diesem neuen Umfeld nehmen soziale Plattformen die Rolle ein, die traditionell den Rundfunkmedien zukam. Marken und Marketingexperten müssen innovative Inhalte entwickeln, die ihre Plattformen noch relevanter für das bereits interessierte arabische Publikum machen. Marken experimentieren bereits mit Live-Video (hauptsächlich von eigenen Veranstaltungen zur Vergrößerung der Reichweite) und 2017 wird sich dieser Trend noch weiter verstärken.

Ja, hier ist der Stoff, aus dem Legenden sind. Wir führen Sie durch die 1.001 Geschichten der Mythen des arabischen Marketings und der modernen Legenden im Nahen Osten.
Viel ist darüber geschrieben und noch mehr darüber gesprochen worden, doch bisher wurde kaum versucht, den Kern der Marketinglegenden im Nahen Osten vereinfacht darzustellen. Noch immer sind sich viele Investoren beispielsweise nicht über die zahlreichen Feinheiten und möglichen Komplikationen bei der Kommunikation mit arabischen Muslimen im Klaren. Es fehlt an Wissen über das, was man unbedingt tun und was besser lassen sollte ebenso wie das Verständnis einer Region, über die es neben den politischen Aspekten auch unzählige wirtschaftliche Fakten zu berichten gibt.
Hier also ein kurzer Überblick einiger arabischer Märchen, die vielleicht nützlich für Sie sind, wenn Sie ein Markenprojekt in dieser aufstrebenden Region mit ihren zahlreichen global-denkenden Wohlhabenden und digitalen Millennials in Betracht ziehen.

Urban Legend #1: Der Nahe Osten* – also der arabische Raum – ist ein homogener Markt. Natürlich gehört diese Annahme ins Reich der Märchen. Es gibt im Nahen Osten immerhin drei wesentliche Kulturgruppen und zwei geoökonomische Zusammenschlüsse.
Bei den drei Kulturgruppen sind insbesondere die überwiegend arabischen Märkte Saudi-Arabien, Kuwait und Oman zu nennen. Diese Länder gelten als sehr traditionsgebunden, mit unerschütterlichen Sitten und Bräuchen sowie starken Familienbindungen.
Dann gibt es die multikulturellen Märkte wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und in gewissem Maß auch Bahrain: Sie sind gekennzeichnet von einem hohen Einwandereranteil und modernem Luxus. Die letzte Kulturgruppe bilden die Levantemärkte Libanon, Jordanien und Syrien mit einer starken europäisch-mediterranen Anmutung. Im Vergleich zu einer vornehmlich arabisch geprägten Gegend wie den Staaten des Golfkooperationsrats weist die Region Levante zahlreiche Gemeinsamkeiten mit dem europäisch-mediterranen Raum auf und lösen sich kulturelle Unterschiede auf. Auch die Landschaften der Region muten europäischer an als in den Staaten des Golfkooperationsrats, die vor allem durch Wüstengebiete geprägt sind. Abgesehen von den derzeitigen kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien bleiben die europäisch-mediterranen Wurzeln Syriens dennoch erhalten.
Die geoökonomischen Zusammenschlüsse sind am einprägsamsten. Der Golfkooperationsrat (Kooperationsrat der Arabischen Staaten des Golfes) ist ein Staatenbund, dem sechs Länder angehören: Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Infolge der Kooperation sind ausländische Direktinvestitionen zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor für die seit jeher ölreiche und ölabhängige Region geworden.
In den Levantemärkten hat die Globalisierung zugenommen. Gleichzeitig ist auch eine starke Anknüpfung an die arabischen Wurzeln zu beobachten. Eine unterschwellige Bedrohung scheint vielleicht durch politische Instabilität vorzuliegen, doch Maßnahmen für wirtschaftliche Stärke und Stabilität haben weithin begonnen; langfristig angelegte Weiterentwicklungen sind in Gang. Möglich wurde dies auch durch die gut – und global – ausgebildete junge Generation, die immer mehr Wert darauf legt, mit dem Fortschritt in den benachbarten Ländern des Golfkooperationsrats auf einer Höhe zu bleiben.

Urban Legend #2: Der islamische Lebensstil ist antiwestlich bzw. antiamerikanisch geprägt. Dies ist eine verbreitete Fehleinschätzung. Tatsächlich streben immer mehr muslimische Verbraucher eine typische internationale (westliche) Lebensweise an. Die meisten jungen Araber möchten ein Hochschulstudium in Europa oder Amerika absolvieren, und arabische Familien wenden sich einem global ausgerichteten Lebensstil zu – die bei den Beduinen liegenden Ursprünge werden dabei aber nicht notwendigerweise aufgegeben.
Trotz der Anlehnung an eine Lebensweise nach westlichem Stil werden zunehmend Entscheidungen getroffen, mit denen die Araber ihre Identität als Muslime bekräftigen und ihren Respekt für islamische Grundsätze zum Ausdruck bringen. Vor diesem Hintergrund stehen an der Scharia orientierte Geschäftsmodelle bei den Produkt- und Dienstleistungsvorlieben hoch im Kurs.

Urban Legend #3: Kommunikation mit Arabern ist das Gleiche wie Kommunikation mit Muslimen. Falsch! Zwischen Arabern (bzw. der arabischen Welt) und Muslimen (bzw. der muslimischen Welt) gibt es unverkennbare Unterschiede. Arabische Muslime kommen aus der Region um den Persischen Golf. Verglichen mit anderen muslimischen Regionen sind hier mehr westliche Ansichten und ein enormer Reichtum vorhanden.
Auch die Geografie und Topografie der Region kommen den arabischen Muslimen zugute, die eine hoch entwickelte Kultur vertreten und in deren Zivilisation sich moderne Städte mit antiken Zentren vermischen. Ölvorkommen haben – ebenso wie die Infrastruktur, der moderne Fortschritt und der Tourismus – den meisten arabischen Muslimen schlagartig allgemeinen Wohlstand gebracht.

Urban Legend #4: Marketing für Araber ist Marketing für eine alternde Gesellschaft der Vorväter und ihrer aktuellen Erben. Das ist ein großer Irrtum. Arabische Muslime eines neuen Typs werden als Verbraucher immer wichtiger. Die arabischen Millennials der digitalen Generation sind junge Konsumenten, die die Zukunft der arabischen und muslimischen Verbraucherwelt darstellen. Aktuell sind mehr als die Hälfte der Einwohner in arabischen Ländern unter 25; diese Gruppe macht über elf Prozent der Weltbevölkerung aus.
Interessanterweise wachsen diese Millennials in eine Welt hinein, die sich sehr von dem Umfeld unterscheidet, das für ihre unmittelbaren Angehörigen prägend war. Die Überzeugungen, Sorgen, Erwartungen und Sehnsüchte der jungen Generation werden geformt durch Lebenserfahrungen, zu denen nicht nur der Arabische Frühling gehört, sondern auch die breite weltweite Anerkennung, die dem schnellen Fortschritt in der arabischen Region gezollt wird. In den meisten Industrieländern zog sich derartiger Fortschritt über mehrere Jahrzehnte hin.
Zwar bleiben zentrale religiöse Werte und Neigungen über die Grenzen von Generationen und geoökonomischen Zusammenschlüssen hinweg unverändert – dennoch ergeben sich aus der gegenwärtigen Stimmungslage der Millennials völlig neue Herausforderungen und Chancen für Vermarkter, die ein durch Offenheit und digitale Vernetzung gekennzeichnetes Verbrauchersegment erreichen wollen.

Urban Legend #5: Geschäfte sind im Nahen Osten strikt auf das Geschäftliche beschränkt. Geschäftskontakte und persönliche Freundschaften sind in dieser stark von Beziehungen geprägten Region ein und dasselbe. Araber ziehen es generell vor, Geschäfte mit ihnen bekannten Menschen zu machen, die sie mögen und die ihr Vertrauen genießen. Eine beschleunigte Kontaktanbahnung zur schnellen Aufnahme von Geschäftsgesprächen könnte Sie daher in Verlegenheit bringen. Small Talk ist mehr als nur reine Höflichkeit – man findet damit heraus, ob Sie ein passender Geschäftspartner sein würden.
Sie sollten sich Zeit nehmen, um ungekünstelt und interessiert ins Gespräch zu kommen. Aufrichtige Fragen zu Familienmitgliedern und ihrem Wohlergehen kommen gut an. Auch schadet es nicht, ein paar Geschichten in petto zu haben, um das Eis zu brechen. Geschäftsbesprechungen nehmen damit auf jeden Fall einen guten Anfang.
Das waren nur fünf der 1.001 Geschichten, die wir – ein Team mit über 14 Nationalitäten in unserer Dubaier Niederlassung – Ihnen bei unserem nächsten Zusammentreffen gern ausführlich erzählen. Wie wäre es … vielleicht bei einer Kanne voll arabischem Kaffee und ein paar Datteln?

* Der Begriff des Nahen Ostens bezeichnet (ähnlich wie Middle East aus dem englischen Sprachgebrauch) keine scharf abgegrenzte geografische Region; je nach Kontext werden unterschiedliche Länder dazugezählt. Bei Serviceplan Middle East beschäftigen wir uns mit den folgenden Märkten: Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Palästina, Katar, Jordanien, Syrien, Libanon, Irak, Jemen.

Dubai ist tot. Es lebe Dubai… Seit der Lehmann-Pleite bin ich bei jedem meiner Besuche in Deutschland mit einem mitleidigen Lächeln bedacht worden, wenn ich über Dubai erzählte. Das, was einige Jahre in deutschen und anderen europäischen Medien als das weltweite Wirtschaftswunder hochgejubelt wurde, wird seit Herbst 2008 im wahrsten Sinne des Wortes in Grund und Boden geschrieben.
In diesem Umfeld mit nur einem Kunden und ohne genaue Kenntnis der Region eine Agentur zu gründen, schien daher nicht nur mutig, sondern grenzte an Waghalsigkeit mit unabsehbarem wirtschaftlichen Risiko. Was aber bewegte mich als Gründer der Agentur und in weiterer Folge Plan.Net in diesen Markt zu gehen und von Dubai aus BMW, MINI und Rolls Royce im mittleren Osten zu betreuen und weiter in dieser Region zu expandieren?
Dubai ist als Wirtschaftsstandort besser als sein (heutiger) Ruf. Weiterlesen