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Kurz vor Weihnachten 2020 ist das Mentoring-Programm PLUS bei Serviceplan mit der Bekanntgabe der Tandem-Partner gestartet. Die MentorInnen und Mentees der Serviceplan-Gruppe haben erfahren, mit wem sie nun neun Monate in eine Mentoring-Beziehung starten. Bei mir und meiner Mentee hat die Chemie von Anfang an gestimmt – MATCH. Das hat mich sehr gefreut und motiviert. Es macht Spaß, meine Mentee in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung mit meinem Wissen, meinen Erfahrungen und meinem Netzwerk zu unterstützen.

Sich jemanden anzuvertrauen, den man vorher überhaupt noch nicht kannte, setzt voraus, dass die Tandem-Partner einander absolut vertrauen können. Hier ist die persönliche Beziehung extrem wichtig. Mentee und MentorIn müssen menschlich zueinander passen. Unsere HR-Kollegen, die das Mentoring-Programm bei Serviceplan organisiert haben und inhaltlich betreuen, haben hier einen hervorragenden Job gemacht!

Offenheit und Respekt als Basis für die Mentoring-Beziehung

Ein ehrlicher Austausch ist für mich nur möglich, wenn man dem Partner mit Offenheit und Respekt begegnet. Vertrauen wird nur möglich, wenn sichergestellt ist, dass alles, was untereinander besprochen wird, unter vier Augen bleibt. Das ist eine Abmachung. Eine gegenseitige Vertraulichkeitsvereinbarung, die zu Beginn des Mentorings einmal offen ausgesprochen oder sogar schriftlich fixiert werden sollte. Dann ist die Basis für das Gelingen der Beziehung gegeben. Im Mentoring-Prozess findet dann ein regelmäßiger Austausch statt, der inhaltlich von den Bedürfnissen der Mentee bestimmt wird.  Hier ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen: für intensive Gespräche, Feedback zu geben und gegenseitig Nähe zuzulassen.

Wie fühlt es sich an, wenn Dir jemand sagt: „Ich glaube an Dich. Das schaffst Du ganz sicher!“ – Richtig: Es beflügelt Dein Selbstvertrauen und motiviert Dich, Deine Ziele zu verfolgen und zu erreichen.

So verstehe ich meine Aufgabe als Mentorin:

Martina Staudinger, Mediascale

Ich selbst hatte das große Glück im Laufe meiner Karriere zwei Mentoren zur Seite zu  haben, die an mich geglaubt haben. Sie haben mich bei meinen Plänen unterstützt und mich vor allem auch persönlich sehr geprägt. Für diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar.

Seit zwei Jahren engagiere ich mich nun selbst als Mentorin und habe inzwischen großartige Frauen kennengelernt, die ich auf ihrem persönlichen Lebensweg ein Stück begleiten durfte und noch darf.

Wenn man schon die ersten Schritte in Richtung Führungsposition gemacht hat, kommt man vielleicht irgendwann an den Punkt, an dem man sich eine Vertrauensperson an die Seite wünscht, die ehrliches Interesse an einem hat und der man ohne Vorbehalte alle Fragen stellen kann. Spätestens dann ist es an der Zeit, sich einen Mentor oder eine Mentorin zu suchen.

Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich bewirken? Herauszufinden, wer man selbst ist und was einem wirklich wichtig ist, bedeutet eine große Herausforderung. Es ist anstrengend, sich diesen Fragen zu stellen und darüber nachzudenken, welche Werte einem wichtig sind und was man wirklich will. Um andere Menschen führen zu können, ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass man diese Fragen für sich selbst beantwortet hat. Als Mentorin möchte ich meine Mentees dabei unterstützen, herauszufinden, was sie antreibt und vorwärtsbringt.

Was sind Deine Stärken? Was sind Deine Fähigkeiten? Was kannst Du besser als alle anderen? Aber auch mal unbequeme Fragen zu stellen, sehe ich als meine Aufgabe im Rahmen einer Mentoring-Beziehung. Ich versuche als Mentorin meinen Mentees eine neue Perspektive auf Situationen und Herausforderungen zu geben, die sie bisher noch nicht gesehen haben.

Dabei möchte ich keine klugen Ratschläge geben oder eine detaillierte Anleitung, wie sie am besten vorgehen sollten. Mir ist es wichtig, dass meine Mentee selbst kreativ wird, an Lösungen arbeitet und die Initiative ergreift, um ihre Ziele in Angriff zu nehmen. Meine Aufgabe sehe ich darin, meine Mentee aus der Komfortzone herauszulocken und sich selbst zu reflektieren, um die eigene Wahrnehmung zu schärfen.

Es sind die menschlichen Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie und Intuition, die in einer Führungsrolle in Zukunft noch wesentlich stärker an Bedeutung gewinnen werden. Hier kann keine von künstlicher Intelligenz gesteuerte Technologie übernehmen. Um erfolgreich eine Führungsrolle einzunehmen, ist es entscheidend, für feinsinnige Wahrnehmungen sensibel zu sein und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Perspektivwechsel: Das sagt meine Mentee

Wenn meine Mentee mir dann als Feedback gibt: Das Gespräch, der Austausch mit Dir hat mir gutgetan. Jetzt habe ich eine konkrete Vorstellung, wie ich mein Ziel, meine Aufgabe angehe, dann macht mich das sehr glücklich. Wenn ich sehe, wie meine Mentee besprochene Projekte umsetzt und damit erfolgreich ist, bin ich stolz auf sie. Denn letztendlich zählt:

Für das Können gibt es nur einen Beweis: Das Tun“. Marie von Ebner-Eschenbach

Der Ursprung des Mentorings reicht Tausende von Jahren zurück. Schon im antiken Griechenland betreute Sokrates Platon, der später Mentor für Aristoteles war. In jüngerer Zeit finden wir prominente Mentor:innen-Mentee-Beziehungen wie Mahatma Gandhi und Nelson Mandela oder Steve Jobs und Mark Zuckerberg. Richtig in Mode gekommen ist Mentoring allerdings erst in den 70er Jahren vor allem in den USA, wo es als wirkungsvolles Instrument für die Entwicklung von erfolgreichen Führungskräften erkannt und gefördert wurde. Seitdem wird auch hierzulande Mentoring mehr und mehr in der Personalentwicklung eingesetzt.   

Erstes Mentoring Programm bei der Serviceplan Group

Bei der Serviceplan Group haben wir unser erstes internes Mentoring Programm „PLUS“ im Januar gestartet. Wir sind zuerst im deutschsprachigen Raum gestartet. Im nächsten Schritt soll das Mentoring Programm auch international greifen. Die Kolleginnen ab Mid-Level konnten sich bewerben und wurden im Anschluss durch ein Matchingsystem mit ihrer/ihrem Mentor:in gemachted. Natürlich nicht wie in der Netflix-Serie „The one“ über die DNA, sondern durch die Auswertung eines Fragebogens, den Mentor:in und Mentee ausfüllen mussten. So haben wir Tandems nach Kriterien wie Erfahrungen, Skills, Interessen, Bedürfnissen, aber auch persönlichem und kulturellem Hintergrund bilden können.  Und hier haben wir darauf geachtet, nicht nur auf Ähnlichkeiten zu achten, sondern auch Tandems zusammenzustellen, die sich herausfordern und ergänzen.

Bei den Vorgesprächen waren wir uns alle einig, dass Mentoring als individuelle Förderung junger Talente ein fester Bestandteil unseres Entwicklungsprogramms werden sollten. Jedoch kam bei der Kick-off-Veranstaltung die berechtigte Frage auf, warum wir Mentoring in einem Programm institutionalisiert haben. Bisher habe das informelle Zusammenkommen von Metor:in-Mentee-Tandems doch auch so gut funktioniert.

Es kann auch ohne Programm funktionieren

Ich selbst habe auch schon erfahren, dass es ohne Programm funktionieren kann: Zwei meiner Vorgesetzen waren auch meine Mentorinnen, die mich in meiner beruflichen Laufbahn sehr geprägt, gefördert und sicherlich zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Durch sie erfuhr ich unter anderem wie Vertrauen, Loslassen und die Stärkung von Eigenverantwortlichkeit eine erfolgreiche Zukunft untermauern können.  Wir haben uns damals intuitiv gefunden, die Chemie stimmte einfach.

Auch habe ich selbst schon ohne den Hintergrund eines Programms als Mentorin agiert:  Meiner Kollegin Katharina Tente übergab ich vor Kurzem voller Stolz den Staffelstab für die Leitung der HR-Abteilung in Hamburg. Katharina und ich kennen uns seit vielen Jahren, ich begleitete sie auf ihrem Weg beginnend als HR Assistent bis jetzt zur Head of HR. Wir bedienten uns der Instrumente des Mentoring, ohne uns jemals offiziell als Tandem zu bezeichnen.

Warum es dennoch institutionalisierte Mentoring-Programme braucht

Doch was fällt bei näherer Betrachtung bei all den intuitiv gefundenen Tandems auf? Sie sind sich ähnlich, sie kennen sich oft schon länger, sie sind sich räumlich nah und meist auch noch vom gleichen Geschlecht.

Das bringt mich zu einem wichtigen Grund, warum es institutionalisierte Mentor:innen-Programme geben sollte: Sie öffnen neue Horizonte – und das in mehreren Dimensionen.

 Zum einen fachlich, denn die Welt wird immer komplexer und schneller. Gerade uns Führungskräften ist es unmöglich, alle Entwicklungen zu kennen, geschweige denn sie zu durchdringen, weil wir oft zu nah an die Dinge gerückt sind, um den nötigen Abstand für das Wesentliche zu haben. Und weil Zeit ein rares Gut geworden ist. Um aber agil bleiben und der digitalen Komplexität Stand halten zu können, brauchen wir – Mentor:in wie auch Mentee – stetigen Austausch. Je unterschiedlicher die Bereiche sind, aus denen beide kommen, desto mehr gewinnen beide durch unterschiedliches Wissen und verschiedene Herangehensweisen.

Auch öffnet es den Horizont, wenn man mit Menschen zusammentrifft, die sich von einem selbst unterscheiden. Bei der Serviceplan Group treffen Menschen unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten und mit individuellen Lebenserfahrungen aufeinander. Tandems, unter anderem auch aus unterschiedlichen Häusern, zusammen zu bringen, fördert das Verständnis füreinander und wirkt als Gegenpol zu „unconscious bias“. Indem wir uns eben nicht intuitiv, wie sonst so oft, mit Menschen umgeben, die uns ähnlich sind.  Auf diese Herangehensweise setzen wir auch bei unserem Grundsatz der ÜberCreativity – erst wenn verschiedene Disziplinen und Kulturen und Talente zusammenkommen, kann eine höhere Form der Innovation entstehen.

Ein Zwischenfazit zum Schluss

Ich kann auch schon ein positives Zwischenfazit ziehen: Vor kurzem hatten wir Mentor:innen unser erstes Reflexionsmeeting. Gelöste Stimmung, positives Feedback, glückliche Gesichter. Und das, obwohl wir uns unsere Mentees nicht selbst frei ausgesucht hatten. Jemand sagte sogar, es sei fast schon beängstigend, obwohl man sich einander auf den ersten Blick vielleicht nicht ausgesucht habe, wie gut es aber tatsächlich passe. Für beide. Zur Förderung der jungen Talente und zur eigenen Weiterentwicklung als Führungskraft.

Die zweite Runde von „PLUS“ wird folgen, als institutionalisiertes Programm.