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„Wir werden in einer anderen Welt leben, wenn die Krise vorbei ist“ – mit seiner Prognose ist Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari nicht allein. Gesellschaftsexperten gehen davon aus, dass die Corona-Krise das Miteinander nachhaltig verändern wird. Es wird viel von neuer Solidarität und einem stärkeren Wir-Gefühl gesprochen, allerdings gibt es keine konkreten Antworten darauf, wie sich das Verhalten der Menschen in der Praxis verändern wird. Das besondere an der Corona-Krise: Jeder ist von ihr betroffen – egal ob Schüler oder Rentner, Kassierer oder Manager, Großstädter oder Landbewohner. Genau deshalb haben wir uns bei Mediaplus die Bevölkerung losgelöst von standarddemographischen Aspekten wie Alter, Einkommen und Wohnort angesehen und den Fokus stattdessen auf Werte und Ideale gelegt, die eine dominante Rolle im Leben der Menschen spielen.

Was bleibt nach Corona?

In einer umfangreichen Analyse haben wir die deutsche Gesamtbevölkerung nach Werten geclustert und sechs Lifestyles definiert, die beschreiben, wie sich Konsumenten nach der Krise verhalten werden – wenn auch der Beginn der Post-Corona-Zeit recht unterschiedlich definiert wird: Für einige ist sie mit den Lockerungen der letzten Wochen angebrochen, für andere wird sie erst anbrechen, wenn sich die wirtschaftliche Situation verbessert hat; für wieder andere, wenn das Virus endgültig besiegt ist und ein Impfstoff entwickelt wurde. Unsere sechs Post-Corona-Lifestyles spiegeln alle drei Ansätze wider und wurden in der Ausarbeitung berücksichtigt.

Catch-Up, Lockdown, Cocooning, Virtual, Purpose Driven & Self-Care – diese sechs Lifestyles werden das Konsumentenverhalten Post-Corona wesentlich prägen. Mit dem Catch-Up und Lockdown Lifestyle sind zwei völlig neue Lifestyles in Erscheinung getreten. Die anderen vier Lifestyles gab es bereits vor der Krise, sie haben allerdings durch Corona neue Treiber und eine deutlich stärkere und andersartige Relevanz erlangt.

Don´t stop me now: der Catch-Up Lifestyle

„Verzicht war gestern, heute wird gelebt und nachgeholt“ – so in etwa könnte die Maxime des Catch-Up lauten. In diesem Lifestyle finden sich diejenigen wieder, die alles Verpasste nachholen wollen, das aufgrund der Corona-Krise ausfallen musste. Ob Urlaube, Treffen mit Freunden, Partys, Restaurantbesuche oder Shoppingtrips – die Catch-Upper wollen das Leben in allen Zügen genießen und so schnell wie möglich wieder in ihren Habitus aus Prä-Corona-Zeiten zurückfinden. Vor allem hedonistische und spaßorientierte Personen, denen Werte wie Freiheit und Gemeinschaft am Herzen liegen, finden sich hier wieder. Auch beim Konsum werden da keine Abstriche mehr gemacht. Catch-Upper konsumieren oft und gerne und zeigen das auch ihren Mitmenschen. Sei es auf Social Media oder im realen Leben, Catch-Upper tragen ihre Lebensfreude aktiv nach außen. In der Catch-Up-Phase kann sich im Übrigen jedermann befinden – unabhängig vom Alter oder Einkommen.

Verharren im Krisenmodus: der Lockdown Lifestyle

Das Gegenteil zum Catch-Up bildet der Lockdown Lifestyle. „Stay home and stay safe“ lautet die Devise seiner Anhänger. Hier finden sich vor allem die Leute wieder, die ohnehin ein starkes Sicherheitsbedürfnis haben und ihren Fokus auf die eigene Gesundheit legen. In ihrer Grundeinstellung sind sie eher traditionell und auch in einem gewissen Maße ängstlich veranlagt. Die Krise bietet diesen Werten nochmals mehr Raum. Die Ungewissheit, die durch Corona entstanden ist, hat die Lockdowner nachhaltig beeinflusst. Auch die wirtschaftlichen Folgen der Krise wie (Angst vor) Jobverlust und Kurzarbeit begünstigen diesen Lifestyle. Für die Lockdowner werden die erfahrenen Ängste auch nach der Corona-Zeit eine tragende Rolle spielen. Die Freizeitgestaltung wird eher im Privaten und im Lean-Back-Modus erfolgen. Die Sehnsucht nach Eskapismus wird hauptsächlich mit klassischen Medien bedient, auf Ausgehen wird im Großen und Ganzen verzichtet, da man keine Risiken eingehen will. Konsum dient in diesem Lebensstil klassisch der grundlegenden Bedürfnisbefriedigung und ist eher preisgetrieben und Mittel zum Zweck.

Cocooning, Virtual, Purpose Driven, Self-Care: bekannte Lifestyles, neue Relevanz

Dass Corona die Lebenswelt nicht völlig neu erfunden hat, ist klar. Die Krise hat jedoch gezeigt, dass sie auch bestehende Lifestyle-Modelle beeinflusst und ihnen neue Relevanz einhaucht.

Ein Beispiel dafür ist der Cocooning Lifestyle –Grundgedanke: „My Home is my Castle”. Anhänger dieses Lifestyles achten sehr darauf, ihr zu Hause zu einer Wohlfühloase zu machen und diesen Rückzugsort in vollen Zügen zu genießen. An sich ist das Lebensumfeld hier ähnlich wie beim Lockdown Lifestyle, allerdings ist der Antrieb dahinter ein ganz anderer. Beim Cocooning steht die Selbstverwirklichung im Vordergrund. Der Lockdown hat bei den Cocoonern dazu geführt, die eigenen vier Wände zum Home Spa umzufunktionieren. Wohlfühlen geht eben auch von zu Hause. Cocooner kasernieren jedoch nicht in ihren Wohnungen, sondern laden gerne auch Freunde ein oder gehen in Restaurants essen – allerdings alles in Maßen. Für Cocooner ist es auch kein Problem, sich in Verzicht zu üben, sei es durch bewusste Offline-Zeiten und den Griff zum Buch oder durch Urlaub im Garten oder auf dem Balkon.

Auch beim Self-Care Lifestyle geht es darum, das eigene Wohlbefinden in den Vordergrund zu stellen, allerdings unterscheidet sich das Wertekonstrukt dieses Lebensstils grundlegend. Individualismus, Leistung und Selbstoptimierung stehen an erster Stelle – Maxime: „Me, Myself and I“. In dieser Lebenswelt finden sich all diejenigen wieder, die sehr großen Wert auf Fitness legen und sich stark mit dem eigenen Körper und der eigenen Psyche auseinandersetzen. Sie kümmern sich in der Krisenzeit vor allem um sich selbst. Über Apps und Online Tutorials finden sie zur Ruhe und lassen sich durch Corona kaum negativ beeinflussen. Die Self-Carer sind generell wenig anfällig für Krisen. Sie stecken die Corona-Zeit ohne Weiteres weg.

Eine der grundlegendsten Veränderungen durch Corona war die Verlegung des gesamten Lebens in die eigenen vier Wände – sowohl beruflich als auch privat. Plötzlich war es möglich, dass ganze Branchen nur noch im Home Office arbeiteten und auch soziale Kontakte über Plattformen wie Zoom oder Houseparty digital abliefen. Im Virtual Lifestyle vereinigen sich all diejenigen, die den (auch durch Corona ausgelösten) digitalen Shift voll in ihren Alltag integriert haben. Die Maxime der Virtuals lautet „Digital First“, was allerdings nicht bedeutet, dass das Leben nur noch digital stattfindet. Virtuals zeichnen sich durch ihre progressiv-pragmatische Grundeinstellung und einen ausgeprägten technologischen Optimismus aus. Sie probieren gerne Neues aus und sind Early Adopter, was technische Geräte oder Gadgets angeht. Die Krise hat diese Affinitäten nochmals verstärkt.

Der letzte Post-Corona-Lifestyle ist Purpose Driven. Das Thema Purpose ist spätestens durch Fridays for Future in unserer Gesellschaft angekommen. Allerdings ist es kein reines Klimathema. Dass Purpose gesellschaftsübergreifend jeden betrifft, machen die Black-Lives-Matter-Proteste oder die Stop-Hate-for-Profit-Kampagne überdeutlich. Dabei ist vor allem der Aspekt der Solidarität ausschlaggebend für die Anhänger dieses Lifestyles. Grundsätzlich sind Menschen des Purpose Driven Lifestyles postmaterialistisch eingestellt und haben tendenziell ein kritisches Auge auf die ungezügelte Globalisierung. Gerade Werte wie Nachhaltigkeit und Gemeinschaft spielen eine sehr wichtige Rolle. Das war vor Corona so, das wird auch nach Corona so sein. Die Krise hat jedoch dazu geführt, dass sich mehr Konsumenten diesem Thema widmen. Hashtags wie #supportyourlocal wurden zum Synonym der neugewonnenen Solidarität mit regionalen und lokalen Unternehmen. Auch nach der Krise werden viele daran festhalten, um nicht mehr zurück in das Hamsterrad der „kranken“ Vorkrisenzeit zu fallen.

Corona geht, der Lifestyle bleibt?

Auch die Corona-Krise wird irgendwann überstanden sein und der Virus (hoffentlich) besiegt. Allerdings bleibt die Frage, wie nachhaltig die Veränderungen in unserem Leben sein werden, die wir durch Corona erfahren haben. Denn nicht alles, was unser derzeitiges Handeln bestimmt, wird auch in Zukunft dauerhaft relevant sein. Auch Marken müssen sich dieser Frage stellen, um zu verstehen wie Konsumenten ticken und wie man sie am besten erreicht. Alle Lifestyles haben potenzielle Auswirkungen auf Marken, deren Produkte und ihre Kommunikation.

Mit seiner Einschätzung, dass Corona die Welt nachhaltig verändern wird, behält Harari vermutlich recht; Konsumenten und Marken sollten die Krise allerdings als Chance sehen, da sich die Menschen durch sie darauf rückbesinnen, welche Werte ihnen persönlich wichtig sind und wie diese Werte ihr Handeln beeinflussen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei markenartikel.

Seit Jahren erwarten Apple-Fans die Keynote-Termine. Seit Jahren die Spannung, ob es ein „one more thing“ gibt. Und nein, das gab es Mitte September bei der Vorstellung der Apple Watch 4 und des neuesten iPhones leider (wieder) nicht. Zum einen sehen wir aktuell ohnehin mehr evolutionäre Entwicklungen, als diese eine Innovation, die uns den Atem stocken lässt, zum anderen werden die meisten Geräte-Visuals und Features mittlerweile schon vor den Events geleakt.

Also, gar kein Mega-Highlight? Jeder hat da sicherlich einen anderen Blick darauf. Mein persönlicher Höhepunkt war vor allem folgende Entwicklung: Apple wird mit der Apple Watch immer mehr zur Gesundheitsmarke. Die alte Weisheit „An Apple a day keeps the doctor away” bekommt damit eine ganz neue Bedeutung. Zwar ist Apple immer noch eine Lifestyle-Marke, aber der eigentliche Kern der Marke ist es, die täglichen Aufgaben und damit das Leben der Kunden zu vereinfachen oder zu erleichtern. Und dieses Grundversprechen wird nun auf das nächste Level gehoben mit einer Infrastruktur für sport- und gesundheitsbewusste Menschen, die auch im echten Notfall auf Apple zählen können.

Entscheidend für diese Entwicklung sind aus meiner Sicht die folgenden drei neuen Funktionen der Apple Watch 4:

  • Apple hat neue Elektroden und Herzfrequenzmesser verbaut, sodass mit Hilfe der Apple Watch nun EKGs durchgeführt werden können. Das ist ein echter Meilenstein und eine enorme Unterstützung für Herz-Kreislaufpatienten. Wo vorher für EKGs unhandliche Apparaturen eingesetzt werden mussten, erledigt das jetzt – dem Konzern nach zuverlässig – die Watch. Und damit man auch über jeden Zweifel erhaben ist, attestiert die „US Food and Drug Administration“ die professionelle Funktionsfähigkeit. Nicht nur, dass damit das Messen im akuten Fall vereinfacht wird, dieses „Apple Gesundheitssystem“ überwacht damit auf Wunsch rund um die Uhr die körpereigenen Systeme und schlägt Alarm, lange bevor die Person selbst Anzeichen, wie zum Beispiel Vorhofflimmern, erkennen kann. Die Erkennungsrate liegt einer Studie zufolge bei 97 Prozent. Damit können defacto Menschenleben gerettet werden. In Europa wird diese Funktion allerdings vorerst nicht verfügbar sein, hier müssen sicher noch einige Gesundheits- und Datenschutz-Gremien Brief und Siegel abgeben.
  • Sie haben gar keine Herz-Kreislaufprobleme, fahren aber riskant Ski oder neigen einfach zum Stolpern? Auch für diesen Fall hält Apple ein Feature bereit. Im Falle eines Sturzes wird ein automatischer Alarm ausgelöst, sofern man diese Funktion nicht innerhalb von einer Minute selbst deaktiviert. Dabei können auch Messdaten und Koordinaten an Rettungsstellen übermittelt werden.
  • Und sogar Diabetes-Patienten sollen mit „One Drop“ zukünftig am Handgelenk eine Blutzuckermessgerät-App nutzen können. Soweit das Versprechen.

Wie schafft es Apple nun, den Schritt von der reinen Lifestyle- zur Gesundheitsmarke zu vollziehen? Während andere einfach nur von einer Quantify-Yourself-Bewegung sprechen, und damit eher Nerds adressieren, verfolgt Apple den Plan, sich damit bei den Markenfreunden unentbehrlich zu machen.

Elementar hierfür ist Vertrauen. Vertrauen darin, dass die persönlichsten und intimsten Informationen absolut sicher sind. Und auch hier ist Apple (bislang zumindest) über jeden Zweifel erhaben. Oder wie Fast Company nach der letzten Keynote titelte: “Forget the new iPhones: Apple’s best product is now privacy”.

Und in diesem Punkt unterscheidet sich Apple von vielen anderen Digital-Giganten nicht erst seit der letzten Keynote. Schon in den letzten Jahren hat Apple sich im Umgang mit ihren – nein, besser unseren – Daten durch die absolute Abschottung aller persönlichen Daten der Nutzer und Schutz vor externem Zugriff hervorgetan – selbst wenn mal das FBI persönlich anfragt. Was sie durch diese konsequente Haltung erreicht haben, ist ein großes Maß an Vertrauen der Kunden. Und damit die wohl beste Basis dafür, auch in einem Mega-Markt der Gesundheitsprodukte der Zukunft ordentlich mitmischen zu können.

Der vertrauensvolle Umgang von Apple mit unseren Daten führt dazu, dass für die heute 30- bis 40-jährigen Fans, die übermorgen die gealterten Heavy-User dieser Angebote sind und über Jahr hinweg konditioniert wurden, sich ein Leben im Alter ohne Apple-Produkte gar nicht mehr vorstellen können. Strategisches Kalkül? Nein, sowas würden Apple-Jünger ihrer Love Brand niemals unterstellen. Doch schlau wäre diese Weitsichtigkeit allemal.

Stephan Enders, Head of Plan.Net Innovation Studio und – zugegeben – ein echter Apple-Fanboy

Wenn man über Food-Trends schreiben möchte, kommt man nicht drum rum, den Blick aufs Ganze zu lenken, also auf die großen gesellschaftlichen Megatrends. Aus diesen Megatrends ergeben sich eine Vielzahl von Konsum-Trends, die sich branchenspezifisch und zielgruppenspezifisch unterschiedlich entwickeln.
Die Auswirkungen von Trends auf das Kaufverhalten von Konsumenten sind unbestritten. Trends und das Wissen um die Trends sind somit wichtig zur Steuerung von Marken geworden.
Gerade in der Kategorie Food passiert so viel wie nie zuvor. Die rasante Digitalisierung, Globalisierung bei gleichzeitiger Nationalisierung, Aufhebung der klassischen Familie und damit der Struktur des Alltags, Wegfall der klassischen Geschlechterrollen, Klimawandel und die daraus resultierende Verantwortung für die Umwelt – alle diese Themen haben Auswirkungen – auch auf das, was wir essen wollen, wie und wann wir essen wollen und wie das Ganze verpackt werden sollte. Food-Trends sind nie losgelöst von den großen gesellschaftlichen Trends und Entwicklungen.
Umso spannender ist ein Blick auf die Food-Trends, die uns gerade alle beschäftigen.

Healthy Food

ist ein Überbegriff geworden. Viele Menschen wollen sich „besser“ und „gesünder“ ernähren und gleichzeitig keine Kompromisse beim Genuss machen. Gerade die Generation Y ist hier sehr offen für neue Konzepte und Produkte. Ein Gesinnungsaspekt mit der Verantwortung für Umwelt und Nachhaltigkeit schwingt dabei auch immer mit.
Eine daraus resultierende Entwicklung ist der Verzicht auf Fleisch.
Waren Vegetarier noch vor ca.10 Jahren lustfeindliche Gesellen, die man auf einem Grillfest eher mitleidig ansah, liegen sie nun voll im Trend. Selbst traditionelle Wursthersteller wie Rügenwalder haben als Trend Follower auf diesen Trend gesetzt und beglücken die ganze Nation nun mit vegetarischen Produkten.
Hierbei werden vor allem die so genannten „Ersetzer“ angesprochen. Menschen, die eigentlich den Geschmack von Wurst oder Fleisch suchen, aber die gesündere oder politisch korrektere Variante vorziehen.

Quelle: Vegavita

Wenn man dann noch eine Stufe weiter geht, stößt man auf Veganer. Veganer muteten früher fast schon militant an. Heute sind sie der spaßigste Haufen überhaupt und zu Trend Leadern mutiert. Neue Lifestyle-Konzepte in dieser Kategorie schießen wie Pilze aus dem Boden. Hier geht es jetzt nicht mehr um Verzicht, sondern um das Ess-Erlebnis. Exotische Rezepturen und Ingredients wie Humus, Kichererbsen, Tofu und Lupinen klingen spannend und machen Lust aufs Ausprobieren. Attila Hildmann hat hier mit seinen Kochbüchern Pionierarbeit geleistet. Foodies bloggen um die Wette neue Rezepte, neue Produkte, neue Restaurants, von ihren Reisen und sonstige Events. Weniger dogmatische Foodies sammeln sich dann in der Gruppe der selbst ernannten Flexitarier. Diese Spezies sucht sich dann das Beste aus allem aus. Das Interesse ist hautsächlich der Lifestyle und nicht so sehr der politische oder gesunde Ansatz.

Healthy Snacking

Quelle: Nakd

Mit der Auflösung der klassischen Mahlzeiten – beide Elternteile sind berufstätig, die Kinder sind bis 16.00 in der Schule – wird auch unregelmäßiger gegessen. Und das, was wir dann so den ganzen Tag über machen, heißt jetzt Snacken. Das klingt besser als Naschen und ermöglicht das Eröffnen einer neuen Kategorie. Nun ist es nicht möglich, sich, ohne ernsthaft gesundheitlichen Schaden in Kauf zu nehmen, nur von Schokoriegeln oder Kartoffelchips zu ernähren. Daher gibt es einen größeren Bedarf an gesunden Alternativen, das sind unter anderem auch Riegel, aber ganz andere: sie sind gepresst aus Dingen, die gute Energie liefern: Nüsse, getrocknete Früchten, Superfruits und Samen.

Raw

Da ist international zum Beispiel eine Marke wie Nakd zu finden. Das Konzept dahinter ist, möglichst unverarbeitete rohe Zutaten „ohne, ohne, ohne“ zu liefern.
Was die „ohne“ sind, wechselt bei Marken und Herstellern. Meistens sind es jedoch Konservierungsstoffe, Farbstoffe, oft auch Gluten. Dann gibt es ja immer plötzlich auftauchende „hippe“ Ingredients. Im Moment feiert Protein einen Siegeszug. Und hier sieht man, dass manchmal ein Trend den anderen bedingt. Mit dem Verzicht auf Fleisch, müssen ja neue Quellen zur Grundversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen gefunden werden. Also gibt es eine prima Lücke für hochkonzentrierte Proteinprodukte, mal mehr, mal weniger lifestylig. Und auf diesen Trend versuchen sogar die großen Industriemarken noch aufzuspringen.

Und hier kommt der nicht mehr ganz neue, aber immer noch aktuelle Trend:

Nachhaltigkeit

Der Bio-Trend war Vorreiter und ist jetzt fast schon Standard. Nun sind Regionalität und small factory Produktionen besonders bei jüngeren Konsumenten beliebt.
Der Gegentrend zur Globalisierung und Digitalisierung kommt sehr handmade daher, in Packpapieroptik eingewickelte Produkte, handgeschriebene Etiketten, (individuell) gestempelte Markenlogos wirken individuell und stellen eine emotionale Bindung her. Es sind unzählige small labels entstanden, die diesen Trend bedienen.
Diese Marken wirken ehrlicher und authentischer als die Marken der großen Konzerne. Wenn dazu auch noch echte Gründerstories kommen, fliegen diesen Marken sofort die Herzen zu. Ben und Jerrys war mit ihrer lustigen Gründerstory und ihrem Konzept so erfolgreich, dass sie von Unilever gekauft wurden.

Auch die Händler haben Regionalität als Thema für sich entdeckt und kommen mit eigenen Konzepten auf den Markt. Sie wollen mit ihren eigenen regionalen und nachhaltigen Angeboten die Kunden stärker an ihre Märkte binden und ihr Angebot emotionalisieren. Große Markenartikler reagieren und inszenieren Marken mittlerweile so, dass sie dem Look & Feel dieses Trends entsprechen.

Lifestyle-Food

Essen gehört immer mehr zum Ausdruck des persönlichen Lebensgefühls. Und Lebensmittel werden Ausdruck des individuellen Lebensstils. Im Convenience Bereich gibt es immer ausdifferenziertere Angebote von chilled food Konzepten. Neu ist, dass jetzt auch ein Lebensgefühl mitgeliefert wird. Essen, Trinken und mit anderen Menschen zusammen sein. Hier geht es neben Frische, Regionalität und Convenience auch um ein Erlebnisversprechen. Wenn das gemeinsame Esserlebnis dann ein Erfolg war, ob selbst zubereitet oder auch clever eingekauft, dann wird dieses natürlich sofort in allen sozialen Medien gepostet. Pinterest quillt über von Rezepten, Kochevents, neuen Blogs. Food Blogging ist eine echte Disziplin geworden.

Mit dem Ausdruck des persönlichen Lebensgefühls geht auch der Ausdruck des persönlichen Anspruchs einher. Das erleben wir gerade beim Qualitäts-Upgrade von Fast Food. Fast Food soll nicht mehr nur „fast“, sondern auch lecker, gesund, und qualitativ hochwertig sein. Quasi fast schon Gourmet-Züge tragen. In allen großen deutschen Städten sind Burger-Trucks mittlerweile unterwegs mit  kulinarischen Highlights. Oder es entstehen neue Restaurants wie z.B. Burger Lab in Hamburg.

Digital Food

Die neuen Technologien machen auch vor der Küche keinen Halt. Ob nun Thermomix mit seinem Rezept Chip eine Plattform bietet bei dem User Rezepte untereinander austauschen können oder mir Alexa zukünftig sagen wird, welche Produkte in meinem Kühlschrank fehlen – die Küche wird smarter werden.
Der Weg vom Rezept über den Einkauf (Amazon fresh) über Küchengeräte, die sich über das Smartphone steuern lassen wird lückenlos vernetzt werden.
Omas Kochkompetenz hat sowieso niemand mehr und durch den Einsatz neuer Technik wie das sous vide kochen, kann man wenigstens dafür sorgen, dass die teuren Rohstoffe nicht verhunzt werden. Also Omas Braten wird nicht mehr stundenlang im Ofen geschmort, sondern luftdicht eingeschweißt und anschließend bei einprogrammierter Zeit schonend im Wasserbad gegart – mit Gelinggarantie. Natürlich ist das für die Küchengeräte- und Küchenmaschinenhersteller ein großes, neues, wahrscheinlich auch sehr lukratives Spielfeld.

Fazit

Es passiert, wie schon gesagt, wahnsinnig viel in der Kategorie Food. Für uns als Branding Experten ist es natürlich spannend, Unternehmen und ihre Marken dabei zu begleiten, die richtigen Trends für ihre Marken zu identifizieren oder aus den Trends innovative Produkt-und Packungskonzepte zu entwickeln.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Verpackungsrundschau Sonderausgabe „Verpackung und Marketing“ erschienen.