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Ein Angriff mit Säure ist eines der schlimmsten Verbrechen, das man begehen kann. Dafür sollten die Täter im Höchstmaß bestraft werden und ebenso sollte es ein Verbot dafür geben, dass Säure für jeden einfach so zugänglich ist. Die Opfer eines Säureangriffs leiden nicht nur unter schlimmsten körperliche Qualen, sondern tragen weitaus größere seelische Verletzungen davon. Auch für Freunde und Angehörige, die mit dem Opfer leiden, ist das eine Geschichte voller Leid und Elend. Für ein junges Leben einfach unvorstellbar! Einige der Opfer können nicht mehr sehen, und viele erliegen ihren Verletzungen – ein Angriff mit Säure ist eines der wirklich abscheulichsten Verbrechen überhaupt.

Ständig mit der Angst zu leben, dass man solch einem Angriff zum Opfer fallen kann, gleicht einem Leben auf Messers Schneide. Dieses Messer hängt über dir wie ein Schwert und droht jeden Tag hinunterzufallen und deine Seele zu verletzen, egal wohin du gehst. Ich habe solch ein Leben voller Angst hinter mir, mit einem zerstörten Selbstvertrauen, da die Angst vor einem Säureangriff meinen Kopf beherrschte.

Das Leben als Teenager in einer kleinen Stadt war demnach nicht einfach, denn als meine Eltern mich zum ersten Mal vor solch einem unvorhersehbaren und grundlosen Angriff mit Säure warnten, setzte sich diese Angstpsychose in mir fest. Diese ganzen Geschichten von Eifersucht, abgewiesenen Verehrern oder abgelehnten Anträgen waren einfach nur beängstigend!

Meine Schule war ganz in der Nähe meines Zuhauses, die beste Klosterschule der Stadt. Den Weg zur Schule ging ich mit meinen Freunden, die mich jeden Tag abholten. Und seitdem hatte ich diese Panik vor einem Säureangriff, immer! Diese Angst fing an, in mir wie offenes Feuer zu lodern. Es gab Tage, an denen ich mir vorstellte, mein Gesicht gleiche einer verätzten, entstellten Pflanze.  Diese Furcht verfolgte mich als Teenager während der Schulzeit, nachdem ich zum ersten Mal von Säureangriffen durch zurückgewiesene Liebhaber als Racheakt erfuhr. Und aus Vorsicht habe ich einfach jedem misstraut, der mir folgte oder von dem ich glaubte, er würde mich verfolgen. Was ich in diesem Prozess nicht realisierte, war, dass ich eine innere Angst hatte, die sich nie bewahrheitete. Meine Eltern hatten extra zwei Leute beauftragt, die mich als Aufpasser zur Schule begleiteten. Anfangs ging ich den Schulweg noch zu Fuß, doch nach und nach wurde meine Freiheit eingeschränkt und der Fußweg zur Schule erschien mir wie ein ferner Traum, da ich ja das kurze Stück bis zum Schulgebäude mit dem Auto gefahren wurde.

Und ich war nicht die einzige, die mit dieser Angst lebte. Viele Freunde von mir sprachen über die Folgen solch eines Verbrechens, und auch sie versuchten Situationen zu vermeiden, die zu eben solchen Konsequenzen führen könnten. Der Gedanke an einen Säureangriff löst immer noch Ängste in mir aus, da Säuren heutzutage überall und absolut kostengünstig erhältlich sind. Meine Schulzeit liegt nun schon 20 Jahre zurück, aber was sich seitdem definitiv geändert hat, das ist wohl die Tatsache, dass es zunehmend mehr Opfer von Säureangriffen gibt, die möglicherweise hätten verhindert werden können.

Und heute war ein solcher Tag, an dem ich einige dieser Opfer kennengelernt habe. Starke junge Frauen, die mir die Augen geöffnet und mir gezeigt haben, dass das Leben weitaus mehr bedeutet als „nur“ dieser Säureangriff! In jeder Situation wieder aufzustehen, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen und einen Weg heraus zu finden, heraus aus diesem schlimmen Erlebnis. Ich selber erzählte hier bislang nur von meiner Angst vor einem Angriff, doch wie ist bloß das Leben eines tatsächlichen Opfers, das einen Angriff mit Säure erfahren hat? Nun, alle diese jungen Frauen, die ich kennenlernen durfte, hatten ein Lächeln im Gesicht, das gleiche Selbstvertrauen und eine große Portion Mut und den Willen zur Unabhängigkeit. Ungeachtet dessen, was ihnen im Leben widerfahren ist, schauen sie entschlossen nach vorne und stellen sich dem Leben, das sie in vollen Zügen genießen wollen. Angst ist ein Gedanke, der sich möglicherweise nach und nach verflüchtigt, ein verätztes Gesicht jedoch erinnert unaufhörlich daran, was heute verhindert werden kann – für eine bessere Zukunft von morgen. Ein Angriff mit Säure ist eine heimtückische Tat ohne Gleichen, die einfach jeden treffen kann. Ich bin ganz klar der Meinung, dass dieser böswillige Gedanke dringend aus den Köpfen muss, und das kann nur geschehen, wenn das Bewusstsein geschärft wird und eine richtige Aufklärung und Erziehung der jungen Menschen stattfindet.

Der Weltfrauentag ist gerade vorbei und die aktuelle BBC-Dokumentation zum Fall Nirbhaya offenbart konträre Weltanschauungen – vor diesem Hintergrund soll es heute um den Wandel des Frauenbildes in der Werbung in Indien gehen. Bei genauer Betrachtung der aktuellen Frauendarstellungen finden sich viele interessante Fälle: Die Marken heben oftmals nicht nur starke Frauen hervor, sondern stützen das gesamte Branding auf eine starke Frauenidentität. Ein Beispiel ist der aktuelle Airtel-Werbefilm „Boss“ – die Frau präsentiert sich darin unabhängig und mit einer absolut professionellen Einstellung.  Früher wurden ganz andere Situationen dargestellt. Die Schmuckmarke Tanishq zeigt sogar die zweite Ehe in einem sehr positiven Licht – mit der Wiederverheiratung als Kulisse für die moderne Hochzeitskollektion des Anbieters. Der Umbruch geht einher mit einer zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen; die Frauen sind unabhängig genug, um eigene Entscheidungen zu treffen. Noch in den 80er-Jahren waren Frauen in der Werbung allenfalls bei Hausarbeiten zu sehen; alternativ kamen sie als dekoratives Beiwerk zum Einsatz. Die Rolle der Frau hat sich in Indien im Laufe der Jahre verändert. Immer mehr Frauen sind erwerbstätig und treffen eigenständige Entscheidungen – ein deutlicher Gegensatz zur Position der Frau in der Gesellschaft. Was einst die aufopferungsvolle Hausfrau war, die alles für das Wohl ihrer Familie tat, ist jetzt die unbeschwerte glückliche Mutter, die mehrere Rollen ausfüllt. Zu ihren Stärken gehören jetzt mehr Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit.

Der neue Werbespot des Haushaltswarenherstellers Prestige zeigt das Bollywood-Traumpaar Aishwarya und Abhishek beim gemeinsamen Kochen. Das beste Frauenporträt kommt vom Beleuchtungs- und Elektrogeräteanbieter Havells mit der „Respect for women“-Anzeigenserie, die Respekt für Frauen einfordert.  Im Waschmittel-Werbespot von Nirma sind drei Frauen zu sehen, die einen im Graben feststeckenden Rettungswagen anschieben. Mit all diesen Darstellungen entsteht ein anderer Raum in der Werbung – die vom Althergebrachten abweichende Rolle der Frau entwickelt Dynamik. Was ganz wichtig ist: Das positive Frauenbild – mit realistischen Personen statt glamourösen Puppenfiguren – wird auch von der Gesellschaft begrüßt. In der jüngsten Werbekampagne „Love you ma“ des Malzmilchanbieters Horlicks füllen Mütter ihre traditionellen Rollen aus, unterstützen damit aber unablässig ihre unabhängigen Töchter in verschiedenen Berufszweigen, etwa als Polizistin oder erfolgreiche Sportlerin. Eine kleine Tochter unterstützt im Gegenzug ihre Mutter und nimmt sie an die Hand. Die schönen Bilder zeigen das neue Zeitalter der Frau in einem völlig neuen Licht.

Während die indische Frau einst als unterwürfige Hausfrau präsentiert wurde, ist sie jetzt selbstbewusst, unabhängig und entscheidungsfrei zu sehen. Die Werbung ist nicht mehr von stereotypen Rollenbildern geprägt. In den letzten Jahren ist ein anderes Lebensmodell in den Vordergrund gerückt, das mit der alten Tradition von Frauen im Hintergrund oder als Blickfang bricht. Große Marken leisten dabei einen Beitrag, doch auch kleinere Marken spielen hier eine wichtige Rolle – so stellt etwa Fiberfitness das schönste Geschenk eines Sohns an seine Mutter und seinen Vater dar: die Fitnessstudiomitgliedschaft für lebenslange Gesundheit. Einmal mehr ist die Mutter hier die wichtigste Figur. Obwohl Frauen beispielsweise 30 Prozent des Personals in der Softwarebranche stellen, zeigen einige Markenartikler Frauen immer noch nur als Hausfrau oder hübsches Beiwerk. Bei einem großen Teil der Werbung hat sich die Rolle der Frau in den letzten Jahren jedoch verändert – das ist schon ein Aha-Erlebnis. Üblicherweise lässt sich die Darstellung von Frauen in drei Kategorien einteilen: traditionell, neutral und nichttraditionell. 

Das traditionelle Rollenbild: Mutter, Tochter, Hausfrau, schmückendes Beiwerk.

Das neutrale Rollenbild: sonstige Figuren.

Das nichttraditionelle Rollenbild: berufstätige Frau, Freundin, Vorgesetzte oder Kollegin.

Die nichttraditionellen Rollen sind auf dem Vormarsch – indische Frauen gehören längst nicht mehr nur in die Küche, sondern stehen als Protagonistinnen in zahlreichen Werbegeschichten führender Marken im Mittelpunkt.

 Referenz: Marketing White Book 2015

Als wir vom Dach eines Wolkenkratzers auf die pulsierende Metropole Bangkok hinabblickten, fragten wir uns: „Wäre es nicht völlig verrückt und gleichzeitig großartig in Asien zu arbeiten?“ Das war 2008. Erst kurz zuvor waren wir in ein neues Appartement in Berlin gezogen. Und drei Monate, nachdem wir uns diese im Nachhinein prophetisch anmutende Frage gestellt hatten, erhielten wir von einer Agenturgruppe ein Angebot, nach China zu gehen. Die Aussicht, dort zu leben und zu arbeiten, war so etwas wie die Erfüllung unserer Träume. Wir entschieden uns recht schnell, diesen Schritt zu wagen – auch, wenn er eine Herausforderung war: Wir ließen die Sicherheit unserer gewohnten Umgebung hinter uns, um in einem Land zu arbeiten, dessen Sprache wir überhaupt nicht beherrschten und dessen Kultur uns völlig neu und fremd war. Unsere Verständigungsmöglichkeiten in einer riesigen Metropole mit 20 Millionen Einwohnern beschränkten sich auf sechs chinesische Wörter – „Hallo!“, „Links / Rechts“, „Geradeaus!“, „Stopp!“ und „Tschüs!“.

Für uns als Werbespezialisten bot China eine Fülle großartiger Chancen. Wir brachten nicht nur unsere internationale Erfahrung ein, sondern betrieben auch einen Wissensaustausch mit dem Team vor Ort, um den Herausforderungen für internationale Marken mit neuen und effektiven Kommunikationsformen zu begegnen. Wir leiteten ein 30-köpfiges Team – davon ein Drittel aus aller Welt und zwei Drittel aus China – in dem sich die fernöstliche und die westliche Kultur perfekt ergänzten.

In dieser aufregenden Atmosphäre verging die Zeit wie im Flug, das Team war sehr erfolgreich und wir repräsentierten die Agentur sogar in Korea und waren in ganz Asien unterwegs – Japan, Malaysia, Korea, Philippinen usw. Nach zweieinhalb phantastischen Jahren in China schlugen wir ein neues aufregendes Kapitel auf: Indien!

Wir hatten schon viel über dieses wundervolle Land gehört – von unseren Freunden, Kollegen und natürlich hatten wir auch Berichte darüber bei Discovery Channel und National Geographic gesehen. Wir hatten auch unser eigenes Bild von Indien und den Indern. Doch nach unseren Erfahrungen in China wussten wir, dass Stereotypen nichts mit der Realität zu tun haben. Dieses Mal waren für uns nicht nur die Kultur und die Menschen neu. Auch die Situation und die Umstände waren anders: Wir mussten von Grund auf eine Agentur mit vollem Serviceangebot aufbauen – und zwar wie zuvor für internationale Kunden wie BMW, MINI und Lufthansa.

Wir machten uns also auf, um Indien auf eigene Faust kennenzulernen!
Hatten wir Angst? Ja!
Waren wir aufgeregt? Selbstverständlich!

Unsere Reise begann in der Millennium-Stadt Gurgaon, eine der am schnellsten wachsenden Städte in der Umgebung von Neu-Delhi. Hier sollte die von Grund auf neue indische Niederlassung von Liquid Campaign entstehen, die inzwischen Teil der Serviceplan Gruppe ist. Anfangs arbeiteten wir von einem Büro unseres Kunden BMW aus, bis wir unsere eigenen Räumlichkeiten im „German Center“ beziehen konnten. Zwischendurch mussten wir sogar in ein behelfsmäßiges Büro ausweichen, in dem es keine Notstromversorgung, keine Fenster und praktisch keine Möbel gab! Doch wir begriffen jede Herausforderung als Chance. Wir mussten im wahrsten Sinne des Wortes ein völlig neues Büro einrichten, was eine sehr lehrreiche Erfahrung war, mussten wir doch in den örtlichen Geschäften Büroausstattung, von Laptops bis zu Möbeln, kaufen. So lernten wir Gurgaon aus erster Hand kennen. Unser neues Büro trägt daher unsere persönliche Handschrift und zahlreiche Besucher, vom Chef von BMW India bis zum deutschen Botschafter, haben sich anerkennend über die minimalistische Einrichtung mit ihrem industriellen Touch geäußert.

Schon bald stießen neue Mitarbeiter zum Liquid-Team und wir konnten einen furiosen Start hinlegen. Wir entwarfen für den indischen Markt Werbekampagnen zur Markteinführung des BMW 6er Cabrios, des BMW X3 und später der automobilen Stilikone MINI. Anschließend stand die Markteinführung der BMW 3er Reihe, des weltweit meistverkauften Premiumfahrzeugs, an. Dies war eine weitaus größere Herausforderung und Verantwortung, die unsere Zukunft als Werbeagentur in Indien bestimmen würde. Wir arbeiteten unermüdlich im Team, um eine zentrale Kommunikationsstrategie für die komplett neue BMW 3er Reihe zu entwickeln. So entstand anlässlich der Markteinführung der BMW 3er Reihe in Indien die Kampagne THE ULTIMAT3 – entworfen in Indien für Indien. Eine 360-Grad-Kampagne, bei der sämtliche Kanäle genutzt wurden und die auf allen Plattformen das gewünschte Echo fand. Am meisten freuten wir uns über das tolle Feedback, das wir für die Kampagne erhielten.

Das ist unsere Geschichte und es vergeht kein Tag, an dem wir in Indien nicht etwas Neues entdecken – neue Orte, neues Köstlichkeiten, neue Menschen und neue Herausforderungen. Seine enorme Größe und Vielfalt können das Land auf einen Außenstehenden chaotisch wirken lassen. Außerdem weiß der indische Konsument auch die erfahrensten Marketing- und Werbespezialisten zu verblüffen. Wir sind glücklich, diese Entwicklung begleiten zu dürfen, die uns sowohl beruflich als auch persönlich weiterbringt. Wir freuen uns, dass wir den Mut hatten, „Ja“ zu sagen.

Und das Beste: Das ist erst der Anfang…

Der Blogbeitrag bei W&V.