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Der Ursprung des Mentorings reicht Tausende von Jahren zurück. Schon im antiken Griechenland betreute Sokrates Platon, der später Mentor für Aristoteles war. In jüngerer Zeit finden wir prominente Mentor:innen-Mentee-Beziehungen wie Mahatma Gandhi und Nelson Mandela oder Steve Jobs und Mark Zuckerberg. Richtig in Mode gekommen ist Mentoring allerdings erst in den 70er Jahren vor allem in den USA, wo es als wirkungsvolles Instrument für die Entwicklung von erfolgreichen Führungskräften erkannt und gefördert wurde. Seitdem wird auch hierzulande Mentoring mehr und mehr in der Personalentwicklung eingesetzt.   

Erstes Mentoring Programm bei der Serviceplan Group

Bei der Serviceplan Group haben wir unser erstes internes Mentoring Programm „PLUS“ im Januar gestartet. Wir sind zuerst im deutschsprachigen Raum gestartet. Im nächsten Schritt soll das Mentoring Programm auch international greifen. Die Kolleginnen ab Mid-Level konnten sich bewerben und wurden im Anschluss durch ein Matchingsystem mit ihrer/ihrem Mentor:in gemachted. Natürlich nicht wie in der Netflix-Serie „The one“ über die DNA, sondern durch die Auswertung eines Fragebogens, den Mentor:in und Mentee ausfüllen mussten. So haben wir Tandems nach Kriterien wie Erfahrungen, Skills, Interessen, Bedürfnissen, aber auch persönlichem und kulturellem Hintergrund bilden können.  Und hier haben wir darauf geachtet, nicht nur auf Ähnlichkeiten zu achten, sondern auch Tandems zusammenzustellen, die sich herausfordern und ergänzen.

Bei den Vorgesprächen waren wir uns alle einig, dass Mentoring als individuelle Förderung junger Talente ein fester Bestandteil unseres Entwicklungsprogramms werden sollten. Jedoch kam bei der Kick-off-Veranstaltung die berechtigte Frage auf, warum wir Mentoring in einem Programm institutionalisiert haben. Bisher habe das informelle Zusammenkommen von Metor:in-Mentee-Tandems doch auch so gut funktioniert.

Es kann auch ohne Programm funktionieren

Ich selbst habe auch schon erfahren, dass es ohne Programm funktionieren kann: Zwei meiner Vorgesetzen waren auch meine Mentorinnen, die mich in meiner beruflichen Laufbahn sehr geprägt, gefördert und sicherlich zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Durch sie erfuhr ich unter anderem wie Vertrauen, Loslassen und die Stärkung von Eigenverantwortlichkeit eine erfolgreiche Zukunft untermauern können.  Wir haben uns damals intuitiv gefunden, die Chemie stimmte einfach.

Auch habe ich selbst schon ohne den Hintergrund eines Programms als Mentorin agiert:  Meiner Kollegin Katharina Tente übergab ich vor Kurzem voller Stolz den Staffelstab für die Leitung der HR-Abteilung in Hamburg. Katharina und ich kennen uns seit vielen Jahren, ich begleitete sie auf ihrem Weg beginnend als HR Assistent bis jetzt zur Head of HR. Wir bedienten uns der Instrumente des Mentoring, ohne uns jemals offiziell als Tandem zu bezeichnen.

Warum es dennoch institutionalisierte Mentoring-Programme braucht

Doch was fällt bei näherer Betrachtung bei all den intuitiv gefundenen Tandems auf? Sie sind sich ähnlich, sie kennen sich oft schon länger, sie sind sich räumlich nah und meist auch noch vom gleichen Geschlecht.

Das bringt mich zu einem wichtigen Grund, warum es institutionalisierte Mentor:innen-Programme geben sollte: Sie öffnen neue Horizonte – und das in mehreren Dimensionen.

 Zum einen fachlich, denn die Welt wird immer komplexer und schneller. Gerade uns Führungskräften ist es unmöglich, alle Entwicklungen zu kennen, geschweige denn sie zu durchdringen, weil wir oft zu nah an die Dinge gerückt sind, um den nötigen Abstand für das Wesentliche zu haben. Und weil Zeit ein rares Gut geworden ist. Um aber agil bleiben und der digitalen Komplexität Stand halten zu können, brauchen wir – Mentor:in wie auch Mentee – stetigen Austausch. Je unterschiedlicher die Bereiche sind, aus denen beide kommen, desto mehr gewinnen beide durch unterschiedliches Wissen und verschiedene Herangehensweisen.

Auch öffnet es den Horizont, wenn man mit Menschen zusammentrifft, die sich von einem selbst unterscheiden. Bei der Serviceplan Group treffen Menschen unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten und mit individuellen Lebenserfahrungen aufeinander. Tandems, unter anderem auch aus unterschiedlichen Häusern, zusammen zu bringen, fördert das Verständnis füreinander und wirkt als Gegenpol zu „unconscious bias“. Indem wir uns eben nicht intuitiv, wie sonst so oft, mit Menschen umgeben, die uns ähnlich sind.  Auf diese Herangehensweise setzen wir auch bei unserem Grundsatz der ÜberCreativity – erst wenn verschiedene Disziplinen und Kulturen und Talente zusammenkommen, kann eine höhere Form der Innovation entstehen.

Ein Zwischenfazit zum Schluss

Ich kann auch schon ein positives Zwischenfazit ziehen: Vor kurzem hatten wir Mentor:innen unser erstes Reflexionsmeeting. Gelöste Stimmung, positives Feedback, glückliche Gesichter. Und das, obwohl wir uns unsere Mentees nicht selbst frei ausgesucht hatten. Jemand sagte sogar, es sei fast schon beängstigend, obwohl man sich einander auf den ersten Blick vielleicht nicht ausgesucht habe, wie gut es aber tatsächlich passe. Für beide. Zur Förderung der jungen Talente und zur eigenen Weiterentwicklung als Führungskraft.

Die zweite Runde von „PLUS“ wird folgen, als institutionalisiertes Programm.

Morgens aufstehen, weil man „muss“? Freudestrahlend zum Kundentermin, weil man „muss“? Kreativ sein, weil man „muss“? Das funktioniert nicht. Kreative sind erfolgreich, wenn sie ihren Beruf frei gewählt haben und ihn selbstbestimmt ausüben. Damit sind sie dann auch schon auf der höchsten Stufe der Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow angelangt: der Selbstverwirklichung. Reichlich Grund für Glück und Zufriedenheit also. Oder?
Sicher, als auftragsabhängiger und natürlich kundenorientierter Dienstleister im Wettbewerb mag man sich schon mal getrieben fühlen. Ein Gefühl, das sich vom Agenturunternehmen  auf seine Mitarbeiter übertragen kann.
Letztlich ist das aber eine Frage der Haltung. Der außerordentlich in Anspruch genommene und in Selbstreflexion nicht routinierte Mensch neigt dazu, auch aus einem fairen Deal eine Zwangslage zu konstruieren. Davon hat er aber nichts.
Was hat er also davon, bis in die Morgenstunden an besten Ergebnissen für den Kunden arbeiten? Sehr viel, wenn er dabei seine Ziele verfolgt, seine Interessen wahrt, seine Grenzen respektiert und seinen Werten treu bleibt. Aber auch nur dann. Freiwillig eben.
Zugegeben, es gehört schon ein wenig Übung dazu, auch und gerade in Stresssituationen aufmerksam zu unterscheiden: in Konflikten zwischen Sach- und Beziehungsebene und zwischen Rolle und Mensch. Bei eigenen Entscheidungen zwischen kurzfristigen Bedürfnissen und langfristigen Interessen. Bei kritischem Feedback wischen „schwache Idee“ und „gute Idee, die leider nicht zum Kunden passt.“
Am Anfang steht aber erst mal ein grundsätzliches Verständnis für diese Mechanismen, um die genannten Unterschiede – vor allem unter Belastung – erkennen zu können. Serviceplan unterstützt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei in Seminaren im Rahmen des agentureigenen Weiterbildungsprogramms CAMPUS. Aus ureigenem Interesse eines nachhaltigen Human Ressource Managements übrigens. Denn die Aufs und Abs zwischen Pitchgewinn und Kleinformatealltag, zwischen Cannes-Löwen und fünfter Kundenkorrektur, zwischen tagelangem Hochbetrieb und gefühltem Wir-warten-auf-das-Feedback-Leerlauf, zwischen euphorischer Zustimmung und dem Vorwurf heilloser Geschmacksverirrung können auch erfahrene Profis in mentale Gefahrenzonen bringen. So gehören zum Seminarprogramm neben Workshops für Konfliktmanagement auch Beiträge zur Burnoutvorbeugung und –intervention für Führungskräfte deren vornehmste Aufgabe es ist, darauf zu achten, dass sich die ihnen Anvertrauten möglichst immer im „Flow“, also im Wachstumskanal zwischen Burnout und Boreout weiterentwickeln.
Zu einer selbstbestimmten Haltung gehört es übrigens auch, sich nicht von Fremdmotivation abhängig zu machen. Die kann natürlich schon mal beflügeln, z.B. in Form von Anerkennung. Dass negative Motivatoren wie z.B. Angst kreative Höchstleistungen eher verhindern als befördern dürfte bekannt sein. Aber selbst monetäre Anreize vermögen nicht, was die härteste Währung im Kreativgeschäft mobilisieren kann: die Anerkennung. Jeden Tag ein Erfolgserlebnis. Werde ich haben, wenn ich der Chef in meinem Leben bin, denn ich darf mich auch selbst mögen und loben. Und in einer selbstbestimmten Haltung erkenne ich meine Veränderungs- und Wachstumspotenziale.