Kennen Sie das? „Wir haben 80.000 Fans bei Facebook“ oder „bis zum nächsten Quartal brauchen wir 1000 Fans mehr als die Konkurrenz!“ Viele Unternehmen und Organisationen haben die Anzahl der Fans bei Facebook zur Leitwährung ihrer Social Media-Aktivitäten erkoren. Ganz nach dem Motto: Viel hilft viel. Verständlich, die Anzahl der Fans ist sowohl für Organisation („mehr Fans als der Wettbewerber“) als auch für User („geteiltes Interesse“) ein wichtiger Imageindikator. Blöd ist dabei aber: Facebook tickt anders und schickt auch Unternehmen mit sehr vielen Fans in die kommunikative Wüste.
Wer heute allein auf die Fanzahlen schielt, Meldung nach Meldung auf der Pinnwand platziert und mittels Gewinnspiel ohne Markenrelevanz („gewinne ein iPAD“) Fanzahlen nach oben treibt, redet am Ende doch nur mit sich selbst. Er verhält sich wie jemand, der völlig belanglose Pressemitteilungen an einen riesigen Verteiler schickt und sich dabei gut verstanden fühlt. Und Facebook ist gnadenlos und behandelt alle gleich – ob Großkonzern, Wohltätigkeitsorganisation oder lokale Friseur-Kette. Der bloße „Gefällt mir“-Klick reicht nicht aus, um User mit den eigenen Einträgen zu erreichen – sie werden bei den Meldungen auf der Pinnwand schlicht und einfach nicht mehr angezeigt. Denn Facebook ordnet Meldungen und ganze Seiten nach der individuellen Relevanz – dem sogenannten Edge Rank. Das Geheimnis, wie dieser Algorithmus die drei Hauptkriterien Affinität, Gewichtung und Aktualität mit zahlreichen anderen Faktoren ermittelt, wird von Facebook gehütet wie die Brausehersteller aus Atlanta die Originalrezeptur ihrer Coke. Und wahrscheinlich auch ähnlich oft geändert wie die legendären Suchmaschinenalgorithmen von Google.
Smarte Social Media-Konzepte aktivieren daher gezielt den Dialog mit den eigenen Fans und deren Freunden. Wie man das bei Facebook macht? Ingo Di Bella, Experte der auf Social Media spezialisierten Beratungsfirma UCS, hat hierfür eine einfache Formel: „Gute Fragen stellen, Erfahrung sammeln und immer besser werden.“ Je mehr Fans Meldungen „liken“, kommentieren, die Anhänge anklicken und den Post mit ihren eigenen Freunden teilen, desto größer ist die Relevanz und die Wahrscheinlichkeit, dass Posts weiter auf der sogenannten Wall der Fans zu sehen sind.
Kommunikationsverantwortliche müssen daher entscheiden, ob sie wirklich den langfristigen Dialog und die Interaktion mit Usern suchen oder den reinen Imageeffekt einer großen Fanzahl. Das System Facebook zu verstehen ist für erfolgreiche Kommunikation im Social Web unerlässlich. Und fällt vielen Organisationen schon schwer genug.
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