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Als wir vom Dach eines Wolkenkratzers auf die pulsierende Metropole Bangkok hinabblickten, fragten wir uns: „Wäre es nicht völlig verrückt und gleichzeitig großartig in Asien zu arbeiten?“ Das war 2008. Erst kurz zuvor waren wir in ein neues Appartement in Berlin gezogen. Und drei Monate, nachdem wir uns diese im Nachhinein prophetisch anmutende Frage gestellt hatten, erhielten wir von einer Agenturgruppe ein Angebot, nach China zu gehen. Die Aussicht, dort zu leben und zu arbeiten, war so etwas wie die Erfüllung unserer Träume. Wir entschieden uns recht schnell, diesen Schritt zu wagen – auch, wenn er eine Herausforderung war: Wir ließen die Sicherheit unserer gewohnten Umgebung hinter uns, um in einem Land zu arbeiten, dessen Sprache wir überhaupt nicht beherrschten und dessen Kultur uns völlig neu und fremd war. Unsere Verständigungsmöglichkeiten in einer riesigen Metropole mit 20 Millionen Einwohnern beschränkten sich auf sechs chinesische Wörter – „Hallo!“, „Links / Rechts“, „Geradeaus!“, „Stopp!“ und „Tschüs!“.

Für uns als Werbespezialisten bot China eine Fülle großartiger Chancen. Wir brachten nicht nur unsere internationale Erfahrung ein, sondern betrieben auch einen Wissensaustausch mit dem Team vor Ort, um den Herausforderungen für internationale Marken mit neuen und effektiven Kommunikationsformen zu begegnen. Wir leiteten ein 30-köpfiges Team – davon ein Drittel aus aller Welt und zwei Drittel aus China – in dem sich die fernöstliche und die westliche Kultur perfekt ergänzten.

In dieser aufregenden Atmosphäre verging die Zeit wie im Flug, das Team war sehr erfolgreich und wir repräsentierten die Agentur sogar in Korea und waren in ganz Asien unterwegs – Japan, Malaysia, Korea, Philippinen usw. Nach zweieinhalb phantastischen Jahren in China schlugen wir ein neues aufregendes Kapitel auf: Indien!

Wir hatten schon viel über dieses wundervolle Land gehört – von unseren Freunden, Kollegen und natürlich hatten wir auch Berichte darüber bei Discovery Channel und National Geographic gesehen. Wir hatten auch unser eigenes Bild von Indien und den Indern. Doch nach unseren Erfahrungen in China wussten wir, dass Stereotypen nichts mit der Realität zu tun haben. Dieses Mal waren für uns nicht nur die Kultur und die Menschen neu. Auch die Situation und die Umstände waren anders: Wir mussten von Grund auf eine Agentur mit vollem Serviceangebot aufbauen – und zwar wie zuvor für internationale Kunden wie BMW, MINI und Lufthansa.

Wir machten uns also auf, um Indien auf eigene Faust kennenzulernen!
Hatten wir Angst? Ja!
Waren wir aufgeregt? Selbstverständlich!

Unsere Reise begann in der Millennium-Stadt Gurgaon, eine der am schnellsten wachsenden Städte in der Umgebung von Neu-Delhi. Hier sollte die von Grund auf neue indische Niederlassung von Liquid Campaign entstehen, die inzwischen Teil der Serviceplan Gruppe ist. Anfangs arbeiteten wir von einem Büro unseres Kunden BMW aus, bis wir unsere eigenen Räumlichkeiten im „German Center“ beziehen konnten. Zwischendurch mussten wir sogar in ein behelfsmäßiges Büro ausweichen, in dem es keine Notstromversorgung, keine Fenster und praktisch keine Möbel gab! Doch wir begriffen jede Herausforderung als Chance. Wir mussten im wahrsten Sinne des Wortes ein völlig neues Büro einrichten, was eine sehr lehrreiche Erfahrung war, mussten wir doch in den örtlichen Geschäften Büroausstattung, von Laptops bis zu Möbeln, kaufen. So lernten wir Gurgaon aus erster Hand kennen. Unser neues Büro trägt daher unsere persönliche Handschrift und zahlreiche Besucher, vom Chef von BMW India bis zum deutschen Botschafter, haben sich anerkennend über die minimalistische Einrichtung mit ihrem industriellen Touch geäußert.

Schon bald stießen neue Mitarbeiter zum Liquid-Team und wir konnten einen furiosen Start hinlegen. Wir entwarfen für den indischen Markt Werbekampagnen zur Markteinführung des BMW 6er Cabrios, des BMW X3 und später der automobilen Stilikone MINI. Anschließend stand die Markteinführung der BMW 3er Reihe, des weltweit meistverkauften Premiumfahrzeugs, an. Dies war eine weitaus größere Herausforderung und Verantwortung, die unsere Zukunft als Werbeagentur in Indien bestimmen würde. Wir arbeiteten unermüdlich im Team, um eine zentrale Kommunikationsstrategie für die komplett neue BMW 3er Reihe zu entwickeln. So entstand anlässlich der Markteinführung der BMW 3er Reihe in Indien die Kampagne THE ULTIMAT3 – entworfen in Indien für Indien. Eine 360-Grad-Kampagne, bei der sämtliche Kanäle genutzt wurden und die auf allen Plattformen das gewünschte Echo fand. Am meisten freuten wir uns über das tolle Feedback, das wir für die Kampagne erhielten.

Das ist unsere Geschichte und es vergeht kein Tag, an dem wir in Indien nicht etwas Neues entdecken – neue Orte, neues Köstlichkeiten, neue Menschen und neue Herausforderungen. Seine enorme Größe und Vielfalt können das Land auf einen Außenstehenden chaotisch wirken lassen. Außerdem weiß der indische Konsument auch die erfahrensten Marketing- und Werbespezialisten zu verblüffen. Wir sind glücklich, diese Entwicklung begleiten zu dürfen, die uns sowohl beruflich als auch persönlich weiterbringt. Wir freuen uns, dass wir den Mut hatten, „Ja“ zu sagen.

Und das Beste: Das ist erst der Anfang…

Der Blogbeitrag bei W&V.