Beiträge

Amazon stattet uns mit dem Dash Button als einziges Unternehmen mit einem funktionierenden, in den Alltag integrierten Produkt aus, das die Ideen des Pervasive Computing und des Internet of Things widerspiegelt. Und dennoch wird der drahtlose Bestellknopf, der vielen Menschen das Leben erleichtern soll, nicht mit Euphorie begrüßt, sondern mit überraschend viel Skepsis. Woher kommt diese Ablehnung?

Zweifelsohne: Der Dash Button ist ein First-Mover-Produkt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass er – zumindest bei uns in Deutschland und zum jetzigen Zeitpunkt – von Vielen als „überflüssiger Quatsch“ bewertet wird. Hinzu kommt, dass Datenschützer vor dem Missbrauch der neuen Fähigkeiten und Verbraucherschützer vor Preis-Intransparenz bei der Bestellung warnen. Usability-Experten werfen die Frage auf, wie viele Dash Buttons im Haushalt wohl sinnvoll sind – und zugegeben: Wir selbst fragen uns doch auch, welchen tatsächlichen Nutzen der Bestellknopf für uns hat.

Kein guter Start – obwohl Amazon mit Sicherheit klar ist, dass der Button zum jetzigen Zeitpunkt kein Mainstream ist und nicht jeden Kunden anspricht. Doch auch in der Welt des Connected Commerce gilt weiterhin der Long-Tail-Effekt: Die Zielgruppe des Dash Buttons ist relativ betrachtet zwar (noch) klein, aber in ihrer absoluten Zahl groß genug, um ihn für Amazon zu einem erfolgreichen Modell zu machen. Und auch in der Umfrage des Stern befürworten denn auch zehn Prozent der Befragten den Dash Button deutlich und sagen: „Super, ich hasse Einkaufen im Supermarkt!“

Wäre B2B besser statt B2C gewesen?

Vielleicht wäre der Start des Dash Button aber auch viel besser im B2B-Sektor des E-Commerce gelungen? Stellen Sie sich einen Produktionsbetrieb vor: Im Bereich der Serienfertigung sind synchronisierte Supply-Chains, sowie Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Prozesse bereits Realität. Abrufimpulse zwischen Herstellern und Lieferanten synchronisieren hier die Bestell- und Produktströme. Doch es gibt noch Vieles, das dort manuell abläuft – außerhalb der streng durchgetakteten Serienfertigung gibt es genug Produktionsstätten, die keine Großserien fertigen. Dort wird mit Maschinen und Werkzeugen gearbeitet, die in unregelmäßigen Abständen gewartet werden müssen. Auch das Wechseln oder Nachfüllen von Hilfs- und Betriebsstoffe erfolgt je nach Bedarf. In diesem Szenario könnte der Amazon Dash Button die innerbetriebliche Logistik optimieren. Angebracht an den jeweiligen Maschinen könnte er für unterschiedliche Materialien oder sogar Wartungsservices eingesetzt werden. Getätigte Bestellungen gehen an das eigene Lager oder via Anfrage an den Wartungs- und Instandhaltungsdienstleister. Der Buttons könnte innerbetriebliche Prozesse anstoßen und Kosten gleich den richtigen Kostenträgern zuordnen. Ausgestattet mit NFC- und einem Identifizierungscode ließe sich sogar der jeweilige Besteller zuordnen und damit sicherstellen, dass nur autorisierte Personen Materialbestellungen oder Service-Anfragen aufgeben.

Wenn wir uns von der Fertigungsbranche entfernen und an den Büroalltag denken, findet der Button auch hier einen sehr sinnvollen Platz: Ein Mitarbeiter, der die letzten Bleistifte oder Notizbücher aus dem Materiallager nimmt, könnte durch den Druck des Buttons am Regal direkt die Nachbestellung für diese Produkte auslösen. Getätigte Bestellungen könnten, wenn gewünscht, in einer wöchentlichen oder monatlichen Lieferung zusammengefasst werden und die Zustellung erfolgt zum gegebenen Zeitpunkt automatisch. Und es gibt sicher noch viele solcher Szenarien, in denen der Dash Button eine wirkliche Erleichterung darstellen könnte – auch ohne Sicherheitsbedenken.

Der Dash Button ist ein spannender erster Evolutionsschritt – aber ich bin davon überzeugt, dass er in seiner jetzigen Form die kommenden zwei Jahre nicht überstehen wird. Das war aber vielleicht auch gar nicht seine Aufgabe. Er ist eine neue Generation von Devices, die sich in den nächsten Jahren stark weiterentwickeln und neue Anwendungsfelder finden werden. Der Dash Button ist ein weiterer Schritt der Integration des Connected Commerce in den Alltag, um diesen zu verbessern und zu vereinfachen.

Vielleicht findet er ja eine wundervolle Heimat im B2B-Commerce?

Auch erschienen auf internetworld.de