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Durch die deutsche Kommunikationslandschaft geht ein tiefer Riss. Auf der einen Seite die Werber: halb Künstler, nervös, häufig düster bebrillt und seit Jahrzehnten besessen von der Mission, die Werbung besser zu machen. Auf der anderen Seite die PR-Leute: geschmeidig, kontaktfreudig wie halbwüchsige Welpen und süchtig nach immer neuen Kontakten.
Diese beiden Gruppen bestimmen zu großen Teilen, wie Kommunikation in Deutschland funktioniert. Und trotzdem kennen sich Werber und PR-Leute kaum. Zeit für ein Experiment. Ich, als sozialisierter Werber, ging auf den Kommunikationskongress.

Was ist eigentlich der Kommunikationskongress? Das was für den Werber der ADC, den Autobauer die IAA oder den Staatspräsidenten die UNO ist: Ein Ort, wo sich endlich alle PR-Leute mal wieder treffen können. Und außerdem ist der Kommunikationskongress der beste Ort, um Vorträge zu halten. Denn was die PR-Leute fast noch lieber machen, als Kontakte knüpfen, ist Vorträge halten. Im Berliner Kongress-Zentrum, wo der Kommunikationskongress stattfindet, herrscht die vermutlich höchste Vortragsdichte pro Quadratmeter auf diesem Planeten. Man hat die Wahl zwischen geschätzt 500 Vorträgen, die alle zeitgleich stattfinden. Mal abgesehen davon, dass beim Kontakte knüpfen, sich so mancher frisch geknüpfte Kontakt dadurch profiliert, dass er spontan einen Vortrag hält. (Kleiner Tipp: Wer selbst einen Vortrag halten will, sollte sich eigenhändig ein paar Zuhörer besorgen. In kleineren Auditorien besteht sonst die Gefahr, dass man sich selbst einen Vortrag hält.)

Und noch etwas fällt auf, wenn man auf den Kommunikationskongress geht. Etwas, was Werber erschüttern sollte: Die Macht gehört den PR-Menschen. Sie sitzen an den Schalthebeln der Kommunikationsabteilungen. Die Werber hingegen in ihren Agenturen.  Es gibt ja die Theorie, dass jeder Mensch mit jedem anderen Menschen über sechs Ecken bekannt ist. Dass diese Theorie wahr ist, zeigt sich daran, dass Werber Unternehmensvorstände tatsächlich nur über sechs Ecken kennen. Der PR-Mensch hingegen sitzt beim Vorstand auf dem Schoß. Die wahren Karriereleitern führen nämlich vom Volontariat bei der örtlichen Kreiszeitung über eine PR-Agentur hinauf in den Olymp des Leiters Unternehmenskommunikation bei einem internationalen Milliarden-Konzern. Das ist die Situation.
Und was machen wir Werber aus dieser Situation? Wir sollten öfter auf den Kommunikationskongress gehen. Brücken bauen für die wahrhaft integrierte Kommunikation. Und Visitenkarten sammeln um endlich jemand zu kennen, der den Vorstand kennt. Und natürlich Vorträge anhören. Man lernt ja nie aus!

Sprite, die erfrischende Zitronenlimo aus dem Hause Coca-Cola, hatte uns für eine Sommeraktion gebrieft. „Refreshment“ soll da rüberkommen bei einer jungen Zielgruppe, die mehr an die coole Marke gebunden werden soll. Die Botschaft des laufenden TV-Spots ist Erfrischung pur als Höhepunkt eines Basketballspiels (genauer gesagt: urbaner Streetball). „Also platzieren wir auf dem Potsdamer Platz in Berlin viele Körbe für viel Publikum mit viel Entertainment…“ Aber was ist mit den hunderttausenden Jugendlichen im Rest des Landes – gucken die einfach nur zu im Internet? „Nee, die machen natürlich mit! Da gibt’s doch diese Fußballwurfmaschinen fürs Torwarttraining, wir schrauben die um, hängen die ans Internet und dann kann jeder vom PC aus das Ding online steuern!“ Weiterlesen