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Nachdem uns die Eiseskälte im Februar fest im Griff hatte, starten wir jetzt durch in den SEO-Frühling. Passend dazu lauten die heißen Themen des Monats März: AMP, Backlinks und Bing.

1) Google befreit „Stories“ aus App-Gefangenschaft

Das populäre Informations- und Unterhaltungsformat der „Stories“ bricht auf zu neuen Ufern. Ursprünglich von Snapchat erfunden nach seinem großen Erfolg schnell von Facebook und Instagram adaptiert, fristete die handliche Multimedia-Galerie ihr Dasein in den geschlossenen Systemen von Smartphone-Apps und Social Media-Welten. Nun aber will Google die Stories aus ihrer Isolation befreien. Zu diesem Zweck hat die Suchmaschine ein Stories-Format für das abgespeckte HTML-Protokoll „Accelerated Mobile Pages“ (AMP) entwickelt und auf der diesjährigen AMP-Konferenz in Amsterdam vorgestellt. Ziel ist es, die erzählerischen Möglichkeiten der Stories mit den technologischen Vorteilen von AMP, wie den schnellen Ladezeiten und der optimalen Darstellung auf allen Plattformen und Geräten, zu verbinden. Das neue Format unterstützt Videos, Bilder, GIF-Animationen und Links. In einem ersten Showcase zeigten Publisher wie CNN, Hearst und Mashable drei Anwendungsbeispiele für Stories im „offenen“ Internet. Da schnelle Ladezeiten und plattformunabhängige User Experience zwei wichtige Rankingfaktoren für Suchmaschinen sind, lohnt es für News-Publisher und Content-Produzenten, einen genauen Blick auf die Möglichkeiten der AMP-Stories zu werfen. Darüber hinaus hat sich bereits in der Vergangenheit öfters gezeigt, dass die Suchmaschine aus Mountain View die von ihr präferierten Technologien zumindest zeitweise in ihren Suchergebnissen privilegiert behandelt. So geschehen beispielsweise mit dem Markup für strukturierte Daten. Ob sich durch die Einführung der Stories auch die Verbreitung der AMP-Technologie schneller durchsetzen wird, bleibt jedoch abzuwarten. Denn den Vorteilen stehen bislang auch Einschränkungen im Feature-Set und der Implementation von Tracking gegenüber.

2) Von wegen oldschool: SEO-Erfolg mit Backlinks

Eine Website auf ein Plus an organischer Reichweite in der passenden Zielgruppe zu optimieren ist ein komplexes Unterfangen. Die Explosion von Rankingfaktoren und –signalen über immer neue Plattformen hinweg sowie die Ausdehnung der Suchfunktion auf neue Interfaces wie Sprache und Bild hat dazu geführt, dass man als SEO-Manager bei der Konzeption eines Projektes die Qual der Wahl des richtigen Ansatzes hat. Zeit also, sich an die Ursprünge unseres Gewerks zu erinnern und eine ordentliche Backlinkkampagne in den Blick zu nehmen. Der US-Kolumnist Andrew Dennis zeigt in einem Beitrag für den Search Blog „Searchengineland“, dass man mit dem Einsatz von Brand Mentions und kluger Wettbewerbsanalyse eine substantielle Reichweiten-Starthilfe sogar für brandneue Domains geben kann. In seinem Beispiel beschreibt Dennis eine Offline-Marke mit relativ kleinem Footprint im digitalen Marketing, welche allerdings in ihrer Nischenbranche eine hohe Aufmerksamkeit für Nachrichten und Blogs erreichen kann. Diese Ausgangslage treffe auf viele Firmen aus den Branchen IT-Sicherheit, MINT-Bildung, Payment, Fitness oder Hotellerie zu, insbesondere Startups, so Dennis. In einem ersten Schritt wurden gezielt sogenannte Brand Mentions generiert, also unverlinkte, Erwähnungen der Marke auf Drittseiten in möglichst positiven Kontext. Durch die Einbindung der richtigen Verantwortlichen konnten viele Brand Mentions über die PR- und Personalabteilung, sowie Branchenverbände, Presseinterviews und Charity-Engagement erlangt werden. In einem zweiten Schritt wurde das Backlinkprofil der erfolgreichsten Wettbewerber analysiert, deren wichtigste Linkquellen automatisch auch für das zu optimierende Unternehmen relevant waren. Ohne größeren Aufwand habe man zahlreiche Portale und Verzeichnisse identifizieren können, auf denen man auch ohne teuren Content einen Backlink habe gewinnen können, so der Autor. Der Aufwand von Linkanalyse und Brand Mentions-Aufbau habe über einen Zeitraum von sechs Monaten insgesamt 64 neue Links und einen Anstieg des organischen Traffics um 43 Prozent zur Folge gehabt. Dieses Beispiel ist an sich nichts Außergewöhnliches, verdeutlicht aber, wie man in unserer trendgetriebenen SEO-Welt mit klassischer Analyse und gesundem Menschenverstand relativ einfach überzeugende Resultate erzielen kann.

3) Bing achtet jetzt auf Ausgewogenheit

Die Menschheit hat sich bereits so sehr an die Nutzung von Suchmaschinen als Helfer für fast alle Aspekte des Lebens gewöhnt, dass es an der Zeit ist, die Perspektive der Maschine (in diesem Falle der Suchmaschine) kritisch zu hinterfragen. Nachdem Amazon angekündigt hat, seiner Sprachassistentin Alexa eine eigene Meinung zu spendieren (wir berichteten) hat Microsoft seiner Suchmaschine Bing nun ein neues Feature hinzugefügt: Die Multi-Perspektiven Antwort. Was zunächst einmal sehr akademisch klingt, macht bei genauer Betrachtung durchaus Sinn. Auf die Frage, ob beispielsweise eine Sitzung Hot Yoga gut für den Körper sei, gibt es wie so oft widersprüchliche Sichtweisen. Sowohl die Pro- also auch die Kontrapositionen werden nun von Bing in einem übersichtlichen Kasten innerhalb der Suchergebnisseite aufgelistet und gegenübergestellt, ähnlich der Featured Snippet Box bei Google. Hinter der Auswahl der Perspektiven steht laut Microsoft ein selbstlernendes, neuronales Netzwerk, welches seriöse Inhalte von vertrauenswürdigen, hochwertigen Seiten verwendet. Eine weitere Voraussetzung für einen Platz in der Antwortbox ist nach Angaben des Unternehmens die Indexierbarkeit der Inhalte auf ihrer Originalseite, wo dieser prominent und ablenkungsfrei zugänglich sein müsse. Erste Beispiele der Multi-Perspektiven Antwort sind in den USA hauptsächlich bei Themen aus dem Bereich Gesundheit und Ernährung sichtbar. Microsoft kündigte jedoch an, das Feature zunächst in Großbritannien und dann in weiteren Märkten auszurollen und in diesem Zuge auch auf weitere Themenbereich auszudehnen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Internet World Business.

Das Thema Sicherheit bewegt die Menschen nicht nur bei der Bundestagswahl, sondern natürlich auch im Internet. Und genau hier lässt der Suchmaschinenriese Google jetzt seine Marktmacht spielen. Außerdem in den SEO-News: Trends und Neuigkeiten im B2B-Geschäft und auf dem chinesischen Markt, das Ende einer langen Beziehung sowie ein frischer Blick auf die Grundsatzfrage: Brauche ich eigentlich noch Backlinks für den SEO-Erfolg?

1) Google entzieht Symantec das Vertrauen

Google hat angekündigt, dass man den Sicherheitszertifikaten von Symantec das Vertrauen entziehen und diese Schritt für Schritt aus dem Chrome-Browser entfernen wird. Mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent ist Symantec der bisher größte Aussteller von Sicherheitszertifikaten, z.B. zur Verifizierung gesicherter SSL-Verbindungen. Google kritisiert Symantec nun für angebliche Qualitätsmängel und wird den Produkten ab März 2018 schrittweise das Vertrauen entziehen. Nutzer des populären Chrome-Browsers werden Webseiten mit den betroffenen Zertifikaten dann nicht mehr direkt aufrufen können. Webmaster sind nun aufgefordert, schnellstmöglich eine Alternative für Symantec-Zertifikate zu implementieren.

2) Großes SEO Potential im B2B

Wachstum im organischen E-Commerce wird mit steigender Konkurrenz immer kostspieliger und aufwendiger. Kein Einzelhändler im B2C-Bereich kann es sich heutzutage noch leisten, ohne eine SEO-Strategie in den Wettbewerb zu gehen. Abseits des Massenmarktes aber birgt der B2B-Bereich noch großes Potential für Agenturen und Werbetreibende, welches sich mit vergleichsweise geringem Aufwand aktivieren lässt. SEO-Urgestein Rand Fishkin hat auf einer Konferenz in Portland sechs Tipps für erfolgreiches B2B-SEO gegeben: So kann man gerade bei Themen mit niedrigem Suchvolumen eine hohe Sichtbarkeit erreichen, wenn man Inhalte gezielt entlang des weniger durch Preis als durch Angebotseigenschaften charakterisierten Kaufentscheidungsprozesses entwickelt. So lassen sich markengetriebene Mehrfachrankings erreichen. Auch die Nutzung reichweitenstarker Portale wie Quora, Slideshare oder Linkedin bietet sich an, um hochspezialisierte Inhalte wirksam zu platzieren. Darüber hinaus lohnt die Ansprache branchenspezifischer Multiplikatoren, von denen es oft nur wenige gibt, die aber über eine vergleichsweise hohe Reichweite in der Zielgruppe verfügen. Am wichtigsten ist aber wie immer bei der Suchmaschinenoptimierung: ein langer Atem.

3) 2017: Das ist neu bei der chinesischen Suchmaschine Baidu

Zu großen Teilen kopiert Baidu, mit rund 77 Prozent Marktführer im chinesischen Suchgeschäft, die Strategien seiner amerikanischen Konkurrenz. So setzen die Chinesen mit ihrer Version der mobiloptimierten Webseiten MIP (Mobile Instant Pages) auf das gleiche Pferd wie Google mit AMP (Accelerated Mobile Pages). Auch die bevorzugte Ausspielung gesicherter HTTPS-Webseiten und die relativ neue Technologie der Progressive Web Apps (PWA) unterstreichen, dass sich Baidu als Technologieführer verstehen will. Neben einem Algorithmus-Update namens „Hurricane“, welches illegal verwendete, geschützte Inhalte abstraft, hat sich Baidu darüber hinaus auch noch einen neuen Crawler spendiert, der Layout und UX der untersuchten Seiten besser erfassen kann. Praktische SEO-Tipps für den chinesischen Markt gibt es auch: Eine Webseite sollte nicht schwerer als 128KB und URLs möglichst unter 76 Zeichen lang sein. Chinesische Schriftzeichen in der URL sollte man daher vermeiden. 404-Seiten kann man, anders als bei Google oder Bing, per XML-Datei direkt deindexieren lassen und neue Domainendungen, wie .TOP oder .WIN kategorisiert Baidu als Spam.

4) Apples Siri liebt jetzt Google (nicht mehr Bing)

Wer zukünftig auf seinem iPhone mit Siri eine Suche durchführt, wird nicht mehr auf Suchergebnisse von Microsoft Bing verwiesen, sobald keine Voice-Antwort des Apple Sprachassistenten zur Verfügung steht. Der Konzern aus dem kalifornischen Cupertino begründete den Wechsel des iPhone-Suchproviders mit der Vereinheitlichung von Suchtechnologien zwischen seinen Plattformen iPhone (Siri), Mac (Spotlight) und der internen Suche auf iOS. Die angezeigten Ergebnisse werden Webseitenlinks und Videos umfassen, so Apple. Microsofts Suchmaschine Bing hatte seit der Markteinführung des iPhone 4s im Jahre 2011 als Standardsuche hinter der Sprachassistentin Siri gedient.

5) Bing: Links noch immer ein wichtiger Rankingfaktor

Am Anfang war der Link. Mit Google begann im Jahre 1997 das Zeitalter des PageRanks, der Gewichtung einer Webseite nach Anzahl und Qualität ihrer Verlinkungsstruktur. Für viele Jahre war ein guter Backlink daher der Goldstandard im SEO-Geschäft. Unglücklicherweise nutze die Optimierungsbranche das Manipulationspotential dieser Technologie leidlich aus, so dass Suchmaschinen ab dem Jahr 2012 damit begannen, die Bewertung von Links als Rankingfaktor herunterzufahren und durch weniger manipulierbare Messgrößen, wie Social Signals, Clickstream Data oder Engagement Data zu ersetzen. Doch die Zeit der Backlinks ist noch lange nicht vorbei. Microsoft bestätigte nun, dass man mit seiner Suchmaschine Bing noch nicht an dem Punkt sei, auf Backlinks als Rankingfaktor verzichten zu können. Ebenso wie bei der Konkurrenz von Google seien ausgehende Verweise mit Nutzwert von Seiten mit hoher Autorität unverzichtbar, so Microsoft.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Internet World Business.