Hast du heute Essen weggeworfen? Ja, ich frage das so direkt, denn es interessiert mich. Und? Hast du?
Wie ich das einfach so fragen kann? Nun ja. Ich möchte es mal so erklären: Knapp sieben Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Deutschland auf dem Müll. 66 Prozent davon entfallen auf den Privathaushalt. Damit sind Lebensmittel gemeint, die ihr Haltbarkeitsdatum erst kürzlich oder noch gar nicht überschritten haben. Und eigentlich noch essbar wären. Auch wenn sie vielleicht nicht mehr ganz so hübsch anzuschauen sind wie beim Einkauf.

Gründe gibt es viele: Durch die Massenindustrialisierung und die durch Technik begünstigte immanente Verfügbarkeit von Produkten ist uns der Bezug zum Lebensmittel verloren gegangen. Wir denken in Waren und Bedürfnisbefriedigung und überlegen selten, wie wir bestehende Ressourcen sinnvoll nutzen können. Wir verlangen im Supermarkt nach  Perfektion, die Banane muss einwandfrei aussehen und einem genauen Krümmungsgrad entsprechen, sonst kaufen wir sie nicht.  Dabei vergessen wir, worum es eigentlich geht: Geschmack und das Stillen von Hunger. Wir sind anspruchsvoll und gleichzeitig faul geworden.
So faul, dass wir oft gar nicht mehr wissen, was wir mit der letzten Kartoffel, der letzten Stange Lauch im Kühlschrank anfangen sollen. Und dann schmeißen wir sie eben weg. 82 kg wirft durchschnittlich jeder Deutsche pro Jahr weg. Das ist fast jedes achte Lebensmittel, das wir einkaufen. In der Summe ist der Lebensmittelmüllberg so hoch, dass der Welthunger damit halbiert werden könnte.

Lassen wir uns das mal auf der Zunge zergehen. Wir haben das auch getan und beschlossen, etwas zu tun.  Gemeinsam mit der Spitzenköchin Cornelia Poletto wollten wir zeigen, dass man mit Lebensmitteln, die wir normalerweise entsorgt hätten, immer noch ein Traumdinner zubereiten kann. Beliefert wurden wir von unserem Kunden Penny, der sich bereits seit Jahren glaubhaft gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt und an unserem Versuch teilhaben wollte.
Die Ausgangslage: Säckeweise Kartoffeln, Eier, Paprika, Lauch, Kohlrabi, Joghurt, Sahne, Ananas, Bananen.

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Und wie man sieht, alles Lebensmittel, die auf den ersten Blick schon noch okay aussehen. Aber alles auch Lebensmittel, mit denen man auf den ersten Blick kein wirkliches Traumdinner zubereiten kann. Wirklich? Falsch!
Das Ergebnis: Gnocchi à la Salvia und Stratificato aus karamellisierten Ananas und Bananen. Und ja, das entstand nicht in einem Sterne-Restaurant. Das entstand in unserer Kantine in gerade einmal einer Stunde!
Die Erkenntnis: Kreativität und Freude am Experimentieren als Hebel zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen bewirken zehnmal mehr als strenge Dogmen oder ideologisch-schwangere Vorträge.

Vor allem für uns Kommunikationsagenturen wird es immer wichtiger zu wissen, wie man die Konsumenten mit nachhaltigen Themen ansprechen und überzeugen kann. Denn Nachhaltigkeit ist bei unseren Konsumenten angekommen und wird auch nicht mehr nur mit rein ökologischen Facetten, sondern zunehmend auch ökonomischen und sozialen Aspekten gefordert. Die Unternehmen tragen dieser Forderung Rechnung: die Anzahl an Engagements in diesem Bereich explodieren. Fast jede Eigenmarke besitzt heutzutage eine „grüne Produktreihe“. Über 1000 Bio-Gütesiegel sind derzeit im Umlauf. Man stellt sich fast die Frage, was heutzutage nicht mehr nachhaltig ist?
Wir als Agenturgruppe haben uns auch dieser Thematik verschrieben und ein Expertenteam aufgebaut, das unsere Kunden in all diesen Fragestellungen in Bezug auf die nachhaltige Markenführung berät.

Erstaunlich, dass die meisten Bemühungen der Unternehmen kaum in der Bevölkerung ankommen. In der von Serviceplan entwickelten SIS-Umfrage (http://www.serviceplan-corporate-reputation.com) kam heraus, dass das Nachhaltigkeitsimage vieler Unternehmen trotz gleichbestehender oder sogar ausgebauter Nachhaltigkeitsaktivitäten im Vergleich zum Vorjahr gelitten hat.

Letztlich geht es also um Kommunikation. Nachhaltige Kommunikation. Das bedeutet für Sie und für uns, nicht nur Nachhaltigkeit stringent zu praktizieren, sondern auch so darüber zu reden, damit andere daran teilhaben und den Kern der Nachricht verstehen können. Und wenn wir das tun, dann bitte kreativ und schmackhaft.
Gemeinsam mit 12 unserer Kunden und damit Vertretern der Industrie sowie einigen Partnern, haben wir ebenfalls zusammen mit Cornelia Poletto eine Veranstaltung durchgeführt, die nach einem gleichermaßen kreativen, nachhaltigen Dinner, durch eine intensive Diskussion bestach.

Die Ära der Körner essenden Latzhosenträger ist also längst vorbei. Mit unseren Experimenten haben wir bewiesen, dass Nachhaltigkeit richtig gut schmecken kann. In diesem Sinne: Werfen Sie doch noch einmal einen nachhaltigen Blick in Ihren Kühlschrank. Und dann viel Spaß beim Kochen!