Wisst ihr, was eure Freund:innen oder Familie genau arbeiten? Wie ihr Alltag auf der Arbeit aussieht? Wo sie Montag bis Freitag nach dem Morgenkaffee hingehen? Ob und wie viele Meetings sie haben? Mit welchen Tools sie arbeiten? Ich hatte vor einiger Zeit die Erkenntnis: Ich weiß es nicht. In meinem Bekanntenkreis sind Berufe wie Lehrer:in, Lkw-Fahrer:in oder Gesundheits- und Krankenpfleger:in dabei, aber bei einem Großteil kenne ich nicht mal den genauen Jobtitel. Und selbst wenn ich es weiß, bin ich ratlos, wie genau ihr Arbeitsalltag aussieht. Besonders bei jährlichen Treffen mit Schulfreund:innen geht es oft um andere Dinge als Arbeit. Dass ich dann folglich nicht viel über einen – mindestens zeitlich – sehr großen Teil ihres Lebens weiß, ist doch schade.

Dasselbe gilt jedoch auch umgekehrt: Wissen meine Freunde, was ich genau arbeite? Wie ich meinen Arbeitsalltag verbringe? Arbeit nimmt den Großteil meiner Zeit in Anspruch und macht mir persönlich Spaß. Ich mag die Tätigkeit, meine Kolleg:innen und unser Büro. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass ich vor meinem Studium oder sogar vor meiner Jobsuche keine Ahnung von Media oder dem Berufsfeld Mediaplanung hatte. Jetzt ist es zeitlich und sozial ein riesiger Teil meines Lebens – und Menschen, die mir sehr nahestehen, wissen fast nichts davon? Das war mir nicht gut genug.

Ein Beruf mit vielen Interpretationsmöglichkeiten

Aber wie sollte ich anfangen? Ich beschloss, einfach mal bei unseren nächsten Treffen gezielt nachzufragen. „Und was machst du beruflich?“ Von vielen verachtet, ist diese Frage eigentlich der ideale Eisbrecher! Wenn man nur ein oder zwei gezielte Nachfragen stellt, entsteht so schnell ein gutes Gespräch, man erfährt mehr über das Berufsfeld – oder wofür das Gegenüber stattdessen brennt. Manchmal zeigen sich neue Seiten an Personen, die man vermeintlich in- und auswendig kannte.

Ich bin dann gleichzeitig in die Offensive gegangen und habe gefragt, was meine Freund:innen und Familie denken, was ich so arbeite. Es fiel das bekannte Zitat „irgendwas mit Medien“ und im Bereich Marketing und Werbung konnten mich alle verorten. Die häufigste Antwort war dann aber Mediengestalterin, das Wort Media wurde nie genannt. Das konnte ich natürlich nicht so stehen lassen!

Durch mein Studium der Kommunikationswissenschaft habe ich schon eine gewisse Übung darin, eine Tätigkeit im Bereich „irgendwas mit Medien“ zu erklären. Mit einem Job als Mediaplanerin und Beraterin in einer Mediaagentur hat sich meine Gesprächssituation nun nach dem Studium auch nur bedingt verbessert. Der Beraterin-Part ist nicht das Problem: Ich berate Kunden – in den meisten Fällen Unternehmen. Aber wobei berate ich die Kunden und warum? Die drei Wörter „Ich berate Kunden“ allein als Statement sagen sehr viel aus und sind doch nichtssagend zugleich. Und dann kommt da noch der Mediaplanerin-Part.

Und was heißt Mediaplanung jetzt genau?

Dieser Beruf ist oft schwer zu erklären, wenn man nicht selbst in der Branche tätig ist. Der gemeine Mediaplaner ist natürlich hip, KR34T1V und unsere Fotobearbeitungsskillz sind sick – aber unsere Expertise liegt woanders. Ein wilder Mix aus Zahlen und Daten, kreativen Ideen mit Elementen aus Psychologie und Soziologie bestimmt unseren Arbeitsalltag.

Als Mediaplaner:in sind wir dafür verantwortlich, die Werbung unserer Kunden sichtbar zu machen. Dieser tritt mit einem Wunsch bzw. einem Ziel auf uns zu, z. B. die Markenbekanntheit stärken. Wir analysieren dazu, wie es um die Markenbekanntheit aktuell bestellt ist und wo wir ansetzen können, um sie zu verbessern. Wir werfen einen Blick auf die Zielgruppe der Marke oder eines bestimmten Produkts der Marke: Was macht diese Gruppe aus? Wo sind sie unterwegs? Wo kommen sie mit Werbung in Kontakt? Und aus diesen Infos entwickeln wir die bestmögliche Werbestrategie. Wir bestimmen, wo die Werbung zu sehen oder zu hören sein wird. Schalten wir einen TV-Spot auf RTL, hängen wir Plakate auf oder wird unsere Anzeige auf Facebook zu sehen sein? Ein weiterer Teil unserer Arbeit als Mediaplaner:in besteht darin, die Kampagne und Strategie zu analysieren, um ihren Erfolg zu messen, zu optimieren und neue Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen. Wir müssen in der Lage sein, komplexe Daten zu verstehen und sie in eine Sprache zu übersetzen, die für unsere Kunden verständlich ist.

Das (Arbeits-)Umfeld ist wichtig

Der letzte große Part unserer Arbeit ist unser Umfeld. Dies besteht nicht nur aus Kund:innen und Kolleg:innen, sondern im Fall der Mediascale noch aus einem so modernen Arbeitsplatz im neuen Haus der Kommunikation in München, dass kein Arbeitskonzept dieser Welt mich mehr schockt. Scrum, Activity Based Working, agiles Arbeiten – kennen wir alles und leben es. Und die Siebträgermaschine und den Obstkorb gibt es natürlich auch.

Es gehört zu unserem Beruf, die neuesten Trends zu kennen, First Mover zu sein und die Gesellschaft zu verstehen. Die Welt ist ständig im Wandel und es ist unsere Aufgabe, immer auf dem neuesten Stand zu sein und diese Infos weiterzugeben. Wir müssen Trends in der Werbebranche verstehen und die neuesten Technologien und Plattformen kennen oder sogar nutzen.

Und genau so versuche ich seit geraumer Zeit Freund:innen und Familie auf die Frage „He, was machst du eigentlich?“ zu antworten. Mir ist dabei besonders wichtig, dass sie sehen, wie vielseitig und umfassend der Beruf sein kann. Das ist nämlich genau der Aspekt, der mir Spaß macht und den ich weitergeben möchte. Es ist wichtig zu verstehen, dass es viele Berufe gibt, die für Menschen außerhalb der Branche schwer greifbar sind und dadurch sehr abstrakt erscheinen können. Indem wir gegenseitig diese Teile unserer Leben besser kennenlernen und unsere Erfahrungen teilen, können wir nicht nur unsere Beziehungen stärken, sondern auch unser Verständnis und unsere Wertschätzung für die Vielfalt der Berufe in unserer Gesellschaft erweitern.