Jemand aus meinem Freundeskreis stellte vor kurzem die These auf, dass es den E-Mail-Abwesenheitsassistenten bald nicht mehr geben wird, weil man durch Smartphones sowieso ständig erreichbar und nicht mehr abwesend ist.  Die „Smartphone-Fessel“ gewährleistet eine permanente Erreichbarkeit und das Abschalten vom Berufsleben fällt immer schwerer. Aus Leidenschaft für den Beruf wird da schnell Besessenheit. In einem Artikel aus dem Handelsblatt  zu diesem Thema heißt es, jeder zweite Arbeitnehmer ruft im Urlaub berufliche E-Mails ab. Im Freundeskreis verkündet man mittlerweile nicht ohne Stolz, wenn man im Urlaub die E-Mail-Funktion tatsächlich ausgeschaltet hat.
Es ist leider nicht immer einfach,  eine gesunde Work-Life-Balance auch in den Alltag zu übertragen. Gerade in unserer Branche spielen Termindruck und höchste Qualitätsansprüche eine bedeutende Rolle und die Balance zwischen Beruf und Freizeit gelingt dem einen besser als dem anderen.

Aber wie kann man die „Immer-Online-Erreichbarkeit“ für sich tatsächlich positiv nutzen und sogar ein ausgeglichenes Lebensgefühl damit erreichen?

Die neuen Kommunikationsmittel machen Arbeit prinzipiell von überall möglich und eröffnen bei gutem Selbstmanagement  dadurch viele Möglichkeiten zur Entlastung und somit auch neue Optionen für die Freizeitgestaltung. Gleichzeitig bergen sie aber auch das Risiko, dass der Job rund um die Uhr stattfindet.  Wir müssen also lernen, selbst zu entscheiden, wann es für uns gut ist und wann nicht.
Es ist nicht immer notwendig, vom Schreibtisch in der Firma aus zu arbeiten oder durchgehend präsent zu sein. Gerade bei strategischen Arbeiten oder kreativen Berufen ist es sogar hilfreich, sich hin und wieder auszuklinken, um – manchmal auch außerhalb der Bürowände, bei Serviceplan zum Beispiel draußen im Innenhof oder auf der Agenturterrasse – neue Ideen und Strategien zu entwickeln. Auch, sich einfach mal kurzzeitig aus dem turbulenten Tagesgeschäft rauszuziehen, kann hilfreich sein, um die Kreativität und Effizienz wieder zu steigern – manchmal genügt schon ein kleiner Spaziergang, um wieder Kraft zu tanken.
Kurzes Abschalten um den Kopf frei zu bekommen ist etwas Positives. Dieses Bewusstsein muss meines Erachtens wieder neu geschärft werden und ist in den letzten Jahren durch den Anspruch der permanenten Verfügbarkeit und dem steigenden Druck  im Job verloren gegangen. Hinzu kommt das schlechte Gewissen, die Kollegen bei bewusster Abwesenheit im Stich zu lassen.

Führungskräfte bzw. Arbeitgeber, die diese freien Zeiten im Alltag ernst nehmen und auch für sich selbst nutzen, nehmen den Druck, verbessern das Arbeitsklima und tragen somit auch zur Motivation und Nachahmung bei. Wenn also die  „Immer-Online-Erreichbarkeit“ Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit für den Einzelnen bedeutet, sind wir mit der Nutzung der mobilen Kommunikation auf dem richtigen Weg zu einer guten Work-Life-Balance.