Ja, ist schon klar: Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, wearables, die Vernetzung von allem mit allem, Big Data. Die heißen Themen des letzten Jahres werden auch das Jahr 2018 prägen. Aber der branchenübliche „hottest shit“ wird meiner Meinung nach auch einen Gegentrend befeuern: Offline wird 2018 zum neuen cool werden.

Früher gab man auf Partys damit an, volle sechs Kalenderwochen im Jahr auf seiner Finca auf Mallorca verbracht zu haben. Im Jahr 2018 wird der beneidet, der von sich sagen kann, er habe vor drei Tagen sein Smartphone verlegt und es bisher noch nicht einmal bemerkt. Leadership im Jahr 2018 zeigt der, der alle cc-Mails ungelesen löscht. Anstatt über die Motorisierung oder die Bereifung des neuen SUVs zu reden, werden wir davon schwärmen, wie toll es sich anfühlt, vier Wochen lang keine Spuren in den sozialen Netzwerken zu hinterlassen. Und richtig cool ist der, der seine Termine ganz oldschool von Hand in ein Notizbuch einträgt, während die Kollegen sich weiter den Tag von Outlook-Terminen versauen lassen. Irgendwie freue ich mich auf 2018.

Der Megatrend des Jahres 2018 ist die Qualität des Contents. Katzenbilder-Content hat weiter seine Existenzberechtigung, aber seine Relevanz nimmt ab. PR als Multichannel-Disziplin spielt aufgrund ihrer edukativen Kerntugenden in der Kommunikationsbranche eine gegenüber dem reinen kampagnen-getriebenen Marketing deutlich wichtigere Rolle.

Die Trennschärfe zwischen klassischer PR, redaktionellem Digital-Content, Paid Content und Marketing hebt sich zunehmend auf. Den Anspruch an die Integration der Kommunikationsdisziplinen sehe ich als die zentrale Herausforderung der Branche. Und Public Relations, das Management von Beziehungen, hat großartige neue Möglichkeiten. Oder um es mit den Worten eines Branchenkollegen zu sagen: „Die große Epoche der PR fängt gerade erst an“.

Die immer schneller fortschreitende Digitalisierung bietet für das Marketing faszinierende neue Möglichkeiten. Noch nie konnte man Kunden außerhalb des POS so nah kommen und sie ohne irgendwelche Streuverluste erreichen. Aber die neue digitale Nähe bedingt auch einen Wandel der Ansprache, wenn sie funktionieren soll. Weniger werblich, dafür mehr wertschätzend. Wer den finalen Klick für eine Entscheidung erreichen will, muss auf Augenhöhe kommunizieren, den Angesprochenen ernst nehmen, seine Sprache sprechen. Daher brauchen wir neben intelligenter Technik auch ebenso intelligente Geschichtenerzähler und visuelle Zauberer, die mit dem, was sie kreieren, im richtigen Moment mitten ins emotionale Schwarze treffen. Auch in Marken kann man sich beim ersten Klick verlieben. Ob daraus mehr wird, entscheidet eine Content-Strategie, die sich immer so anfühlt, als wäre sie nur für dich ganz allein entwickelt worden.

Wir befinden uns in einer Zeit, in der wir uns ständig verändern müssen. Eine Welt, in der Agilität das Nonplusultra ist. Es geht nicht mehr um klassisches Change-Management. Wir müssen eine Arbeitskultur der Veränderungsbereitschaft ermöglichen. Eine Kultur, in der die Menschen die richtigen Mindsets und Werkzeuge haben, um sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und selber schnell Veränderungen herbeizuführen.

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren ohne Zweifel tolle neue Möglichkeiten auf den Plan gerufen. Möglichkeiten, die uns näher an unseren Kunden gebracht haben und uns helfen, unsere Produkte und Dienstleistungen noch genauer auf ihn abzustimmen. Doch auch wenn wir heute jede Marketingmaßnahme und jede Verkaufszahl bis ins Kleinste berechnen können, sollte eines nicht auf der Strecke bleiben: unsere Intuition.

Denn so bunt und vielfältig unsere schöne, neue Welt ist, so ist der Mensch im Grunde doch der geblieben, der er immer war: ein fühlendes, empathisches Wesen, das sich nach echten Kontakten sehnt, das verstehen und verstanden werden will, das hinterfragt und mitgestaltet und das dabei doch noch immer auf seine ureigenen – völlig analogen – Instinkte vertraut: das Fühlen, Sehen, Hören, Schmecken, Riechen.

Für 2018 gilt es, die vielen Möglichkeiten des Digitalen mit unseren empathischen und intuitiven Fähigkeiten zusammenzubringen – und aus beiden Welten das Beste herauszuholen. Sowohl für den Kunden, als auch für unsere eigenen Mitarbeiter.

Marketing in der Ukraine integriert sich in zunehmendem Maße in den globalen Markt. Daher werden wir 2018 unterschiedliche Adaptionen und Interpretationen der globalen Kommunikationstrends auf regionaler Ebene sehen.

Erster Punkt: Big Data. Persönliche Daten werden eine zunehmend aufstrebende Plattform für Transaktionen zwischen Marken und Verbrauchern in der Ukraine. Im kommenden Jahr wird die Anzahl der Unterstützer von Big Data unter den lokalen Marktteilnehmern wachsen.

Der Trend personalisierter Inhalte wird ebenfalls weiter zunehmen. Während der letzten Jahre hat die ukrainische Geschäftswelt in zunehmendem Maße die Vorteile des direkten Online-Dialogs mit seinen Verbrauchern genutzt.

Die Smartphonisierung ist einer der Gründe, warum Videos für unterwegs immer beliebter werden. 2018 werden Online-Videoinhalte der bevorzugte und maßgebende Kommunikationskanal für ukrainische Marken bleiben.

Auch im kommenden Jahr werden die Menschen in der Ukraine Offline- und Online-Werbung erfolgreich ignorieren. Die Antwort auf diese stabile Tendenz wird Werbung im bekannten Umfeld sein, die sich auf die Suche nach den raffiniertesten Methoden der Integration in populäre Medieninhalte konzentriert.

Nischen-Blogger werden 2018 eine zunehmende Rolle in der Kommunikation spielen. Dadurch, dass sie Meinungsbildner für eine begrenzte Online-Zielgruppe sind, können sie effektiv alle Vorteile personalisierter Inhalte und von Online-Videos nutzen.

Außerdem muss die zunehmende Rolle von Unternehmensblogs in der Marketingkommunikation erwähnt werden. Diese Möglichkeit, mit Verbrauchern direkt zu kommunizieren und auf Änderungen der Verbrauchernachfrage schnell zu reagieren, ist ein Instrument, von dem ukrainische Marken gerade erst zu profitieren anfangen.

2017 fand dank Facebook Live, Facebook Stories und Instagram Stories ein Boom für Nutzer von temporären Live-Videos statt. 2018 wird das Jahr des temporären Videos für Marken. Es ist nicht mehr notwendig, in große Produktionen zu investieren, da diese Formate einen realistischeren und spontaneren Live-Inhalt bieten. Dies bedeutet im Zusammenspiel mit der Zunahme an Influencern, dass Marken nicht einmal mehr den Inhalt erstellen müssen: es sind Drittpersonen, die ihn mit der Relevanz erstellen, nach der die Nutzer verlangen, wobei die Marke ausschließlich die Promotion verwalten muss. Auf Instagram können wir diese Strategie bereits darin erkennen, dass Marken die Posts von Influencern promoten, in denen ihre Produkte vorgestellt werden.

Künstliche Intelligenz, Maschinenlernen und digitale Zwillinge

Auch wenn diese drei Begriffe nichts Neues sind, wird 2018 so gesehen ein Jahr des Fortschritts. Die Entwicklung künstlicher Intelligenz, in dem Sinne, dass Maschinen lernen und „Entscheidungen treffen“, wird für bestimmte Geschäftsmodelle relevant sein. Mit dem Anstieg des Maschinenlernens innerhalb der Branche werden die Prozesse immer effizienter, und es gibt eine Steigerung der Qualität und Produktivität einiger Unternehmen, da sie Fehler innerhalb virtueller Umgebungen „kontrollieren“ können.

Das Verlangen nach Luxus bei Verbrauchern im Nahen Osten ist unersättlich gestiegen, sodass Online-Luxus-Einkaufszentren, die 24/7 geöffnet sind, inzwischen ein aufstrebendes Kraftzentrum sind. Ounass, „The Definitive Home of Luxury“ des Handelsgiganten Al Tayer Group, verspricht kostenlose Lieferungen innerhalb von zwei Stunden in Dubai, während The Modist, „The First Ever Luxury Modest Fashion Destination“, das aus einem beeindruckenden Start-up-Unternehmen entstanden ist, eine Plattform verspricht, die ein persönliches Shopping- und Styling-Team, einen 24/7-Concierge-Service für Kunden und Lieferungen am gleichen Tag im Nahen Osten umfasst. Beide Unternehmen sind eine direkte Reaktion auf den Erfolg von Net-A-Porter in einer Region, die nun einen Durchschnittsbestellwert repräsentiert, der um 50 % über dem der übrigen Welt liegt. Der digitale Einzelhandel macht jedoch nur die Hälfte der Luxus-Gleichung im Nahen Osten aus. Greifbare Erfahrungen existieren nun in Form von konventionellen Geschäften, wie sie sich in den „Luxusflügeln“ herausragender Einkaufszentren häufen, neben Pop-up-Stores, die mittlerweile die Größe, Vielfalt und Ausmaße echter Einzelhandelsgeschäfte haben. „Digital mit greifbaren Erfahrungen“ ist der schmale Pfad zwischen exklusiven, konkret fassbaren Erfahrungen und dem Trend, Luxus-Einkaufszentren online aufzubauen. Ein Trend mit einer Win-Win-Situation?

Sehr oft kriegen Mitarbeiter folgenden Spruch von Ihrem Chef zu hören: „Kommen Sie nicht mit einem Problem zu mir, sondern mit einer Lösung!“ Wie erfrischend wäre es, wenn der Chef auf einmal sagen würde: „Kommen Sie nicht mit einer Lösung zu mir, sondern überlegen Sie sich, ob es nicht ein besseres Problem zu lösen gibt.“

In einer Welt, in der wir alle eifrig nach Lösungen suchen, und diese so schnell und effektiv wie möglich umsetzen möchten, klingt eine solche Aussage erst mal befremdlich. Albert Einstein hätte dafür größtes Verständnis, denn er hat mal selber gesagt: „Wenn ich eine Stunde hätte, um ein Problem zu lösen und mein Leben wäre von der Lösung abhängig, würde ich die ersten 55 Minuten damit verbringen die richtige Frage zu formulieren. Denn wenn ich die richtige Frage formuliere, kann ich das Problem in fünf Minuten lösen.“

Agenturen sollten dieses Zitat viel öfter beherzigen. Warum? Denn wenn wir uns am Anfang eines Projektes mehr Zeit nehmen, um das richtige Problem zu identifizieren (gemeinsam mit unseren Kunden) und bei der Problemfomulierung genau so leidenschaftlich sind wie bei der Lösungsentwicklung, dann würden wir nicht nur schneller zu einer Lösung kommen, sondern auch zu mehreren, besseren und innovativeren Lösungen.

Die folgenden zwei Beispiele illustrieren dieses Prinzip auf sehr einfache Art und Weise:

Wenn ich Sie frage, was die Summe von 5 + 5 ist, gibt es nur eine mögliche Antwort. Wenn ich Sie aber frage, welche zwei Zahlen auf 10 addieren, gibt es eine unbegrenzte Zahl an Lösungen. Beide Fragen basieren auf einer einfachen Addition und unterscheiden sich aber nur in der Art & Weise, wie die Aufgabe formuliert wird – ein einfaches Beispiel für „reframing the problem“.

Nicht vom Ende her denken

Das zweite Beispiel zeigt, wie „problem reframing“ zu innovativeren Lösungen führt, weil man sich nicht mit der Lösung des „offensichtlichen“ Problems auseinandersetzt. In seinem Artikel „Are you solving the right problem“ schildert Thomas Wedell-Wedellsborg folgende Situation: Stellen Sie sich vor, Sie sind der Eigentümer eines Bürogebäudes und die Mieter beschweren sich über den alten und vor allem langsamen Aufzug und die damit verbundenen Wartezeiten. Die meisten von uns würden in einer solchen Situation direkt in Lösungen denken: ein neuer Aufzug muss her oder der Motor muss ausgetauscht werden. Dieser lösungsorientierte Ansatz beruht darauf, dass ein zu langsamer Aufzug das Problem ist:

Wenn man Gebäude-Manager mit dem gleichen Problem konfrontiert, dann schlagen sie etwas komplett anderes vor: Spiegel sollten im Aufzug aufgehängt werden. Warum Spiegel? Weil Verhaltensstudien beweisen, dass Menschen die Zeit vergessen, wenn man ihnen was Tolles und Spannendes zu beobachten gibt: sich selbst!

Das Besondere an der „Spiegel-Lösung“ ist, dass sie keine direkte Antwort auf das ursprüngliche Problem ist, denn sie macht den Aufzug kein bisschen schneller. Was diese Lösung tut, ist das Problem ganz anders zu betrachten und neu zu definieren („reframing“).

Rory Sutherland (Vice-Chairman von Ogilvy UK) gibt uns in seinem humorvollen TED-Beitrag ein weiteres und inspirierendes Beispiel von „problem reframing“. Er hinterfragt die milliardenschweren Investitionen für den Bau des Eurostar-Tunnels. Seine These: Anstatt mehrere Milliarden auszugeben, um einen Tunnel unter dem atlantischen Ozean zu bauen der die Reise verkürzt, hätte man das Geld viel effizienter investieren können und Passagieren das ultimative Unterhaltungsprogramm an Board zu bieten und jede Zugreise damit zum unvergesslichen Erlebnis machen.

Dass „problem reframing“ nicht nur zu kreativeren und effizienteren Lösungen führen kann, sondern auch signifikant zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beitragen kann, zeigt die „Try something new today“ Kampagne vom englischen Lebensmittelhändler Sainsbury‘s. Als Justin King die Rolle des CEOs im Jahr 2004 übernahm, befand sich Sainsbury’s in einer schwierigen Situation. Asda hatte gerade Sainsbury’s von Platz 2 verdrängt, der Umsatz war rückgängig und Sainsbury’s war auch teurer als sein direkter Wettbewerb. Um sich als neuer CEO zu behaupten und den Turn-Around zu schaffen, muss der Umsatz innerhalb der nächsten drei Jahre um 2,5 Milliarden £ gesteigert werden. Kein leichtes Unterfangen wie die BBC es damals betitelte: „Sainsbury’s Chief Executive, Justin King, has been given one of the toughest jobs in British retailing – turning around the trouble supermarket chain”.

Das “reframing” des Problems wurde zum Herzstück des Turn-Arounds und des neuen Sainsbury’s Marketing –und Kommunikationsprogramms. Anstatt sich auf Neukundenakquise zu fokussieren, entschied sich die Agentur und das Management von Sainsbury’s dafür, den durchschnittlichen Bonwert von Bestandskunden zu erhöhen. Der Insight, der zu dieser strategisch wichtigen Entscheidung führte, lieferte eine so einfache wie auch bemerkenswerte Analyse des Umsatz-Zieles:

2,5 Milliarden £ an zusätzlichen Umsatz über die nächsten drei Jahre klingt nach einer gigantischen Summe und wirkt für die Entwicklung einer kreativen Lösung erst mal wenig inspirierend. Aber wenn man weiß, dass Sainsbury’s täglich 14 Mio. Besucher hat, und diese Zahl über drei Jahre hochrechnet, findet man heraus, dass das Umsatzziel erreicht werden könnte, wenn jeder Sainsbury’s Kunde in den nächsten drei Jahren 1,14 £ mehr pro Besuch ausgibt!

Dieses Reframing stellte die Rolle der Kommunikation (und das Briefing) auf den Kopf:
Von: Die Kommunikation muss helfen einen zusätzlichen Umsatz in Höhe von 2,5 Milliarden £ zu generieren.
Zu: Bestandskunden dazu zu bewegen ein bisschen mehr bei jedem Sainsbury’s Besuch auszugeben.

Do not take the brief, make the brief

Und somit war auch die Idee „Try something new today“ geboren. Eine Idee, die weit mehr als die Kommunikation von Sainsbury’s revolutionierte: nicht nur Kommunikation und den POS-Auftritt sollten Menschen anregen, etwas Neues zu probieren, sondern „Try something new today“ wurde auch benutzt, um die Unternehmenskultur von Sainsbury’s zu verändern. Ein unternehmensweites Programm rief Mitarbeiter auf, Vorschläge zu machen über Prozesse, die verändert oder verbessert werden sollten. „Try something new“ wurde so zu einem der sechs „Leadership Prinzipien“ für Filialmanager.

Dank dieses Reframings wurde das Umsatzziel drei Monate früher erreicht als geplant. Sainsbury’s Umsatz wuchs zehn Quartale in Folge und der Gewinn konnte während der Kampagne um 475 Mio. £ gesteigert werden (Quelle: IPA Sainsbury’s – How an idea helped make Sainsbury’s great again).

Der Sainsbury’s Case demonstriert auf beeindruckende Art und Weise zu welchen Ergebnissen ein erfolgreiches Reframing führen kann und liefert auch eine wichtige Erkenntnis, die wir als Agentur und strategische Berater beherzigen sollten: „Don’t take the brief, make the brief“.

Es lohnt sich, gemeinsam mit unseren Kunden, das Problem solange zu hinterfragen, bis man ein „besseres Problem“ identifiziert hat – anstatt sich sofort auf die Suche nach der richtigen Lösung zu machen.

Dieser Beitrag erschien in der Print-Ausgabe von W&V.

Deutschlands Sauberfrau serviert homöopathische Promille-Skandälchen und zeigt wie gute PR funktioniert

Kürzlich erwachte ich schweißnass aus einen Traum. Ich hatte auf einer Ü-30-Party mit einer Polizistin in Uniform Discofox zu „Atemlos“ von Helene Fischer getanzt. Das war ein echter Alptraum. Zu Helene Fischer zu tanzen, schließe ich für mich komplett aus – selbst nach ausgiebigem Alkoholgenuss. Damit wären wir beim Thema Helene Fischer und der Alkohol.

Das Thema bewegt aktuell die Massenmedien. Vor ein paar Tagen trank die blonde Sängerin in einem goldenen Minikleid unter dem tosenden Applaus von 15.000 Fans auf der Bühne eine Maß Bier auf ex – innerhalb von weniger als 30 Sekunden. Eine bemerkenswerte Performance für die 1,58 kleine Künstlerin, die – wenn man der einschlägigen Fachpresse glaubt – gerade mal 50 Kilo wiegt. Laut Alkoholrechner.de hatte die Künstlerin damit einen Alkoholpegel von 1,1 Promille mit Folgen wie Verwirrtheit, Sprachstörungen, gesteigerter Enthemmung und maßloser Selbstüberschätzung. Laut Augen- und Ohrenzeugen aber setzte Helene Fischer das Konzert nach einer kurzen Umziehpause unverändert fort.

Kurz darauf postete die Schlagersängerin auf ihrem Instagram-Account ein Foto von ihrem Frühstückstisch – Bierflasche inklusive. Ihr Kommentar: „Frühstück, die wichtigste Mahlzeit des Tages“. Hat die Sängerin etwa ein Alkoholproblem? Schließlich ist sie in Sibirien geboren. Eine Gegend, in der man einen anderen Umgang mit Alkohol pflegt und Bier – ohne zugesetzten Wodka – eher als rausgeschmissenes Geld versteht und nicht als potenzielles Suchtmittel. Eine andere Interpretation erklärt Helene Fischers Hang zum Bier mit einem möglicherweise angestrebten Imagewandel. Wenn das so einfach wäre mit dem Image. Denn wer sich wie Helene Fischer die Krone der Volksmusik verleihen lässt, beim Schlagermarathon teilnimmt und für das die ZDF Die Biene Maja neu einsingt – dessen Image ist mit ein paar öffentlichen Bierchen nicht korrigiert.

Der wahre Grund für den demonstrativen Durst der gelernten Musicaldarstellerin ist ein anderer: Sie möchte Schlagzeilen machen. Und das gelang ihr mit minimalen Aufwand spektakulär gut: Bild, Bunte, Stern, die regionalen Tageszeitungen und die Morningshows der Radiostationen: alle griffen sie die Steilvorlage der Blondine dankbar auf. Comedian Luke gab auf SAT 1 zum Besten, Helene saufe sich ihre Musik schön und sammelte damit alleine auf Youtube beinahe eine Million Views. Die Süddeutsche lästerte, zuerst versaue Helene Fischer die Jugend mit ihrer Musik, dann fördere sie noch den Alkoholmissbrauch. Das blaue Kreuz mahnte, die Satiriker vom Postillion reagierten und produzierten gewohnt schnell eine aktualisierte Version von Helenes größtem Hit – mit integrierten Rülpsern.

Man kann Helene Fischers PR-Aktion trashig finden. Ich finde sie richtig großartig. In einer alkoholintensiven Branche – der Durst von Schlagergrößen wie Rex Gildo, Roy Black oder Tony Marshall gilt als legendär – schafft die Sauberfrau mit einer Maß vermutlich alkoholfreiem Bier maximale Aufmerksamkeit. Denn die Künstlerin hat die Reflexe der Medien perfekt bedient. Sie hat (ein klein wenig) provoziert, sie hat Spielraum für Spekulation gelassen, sie hat medientaugliche Bilder produziert und die Social Media Kanäle perfekt bedient. Das ist eine Meisterleistung, die zu überbieten schwierig ist.

Deshalb lade ich jeden ein, der eine Idee hat, wie man für einen Prominenten, über den alles gesagt und geschrieben ist, mit noch weniger Aufwand so viel Publizität produziert. Auf eine Maß Bier oder gerne auch eine gute Flasche Rotwein – aber bitte nicht auf ex.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf prmagazin.de.