Nicht nur die Unternehmen, auch die Agenturen stecken knietief in der digitalen Transformation. Adzine besuchte das Haus der Kommunikation Hamburg und sprach mit der Plan.Net Hamburg Agenturchefin Diana Degraa über die gegenwärtigen Herausforderungen einer Digitalagentur.

Ein Skyscraper hier, ein Billboard da und dazwischen immer mal wieder eine Layer Ad: Auf einer Online-Seite, die – sagen wir mal – die Bedürfnisse der Nutzer nicht zu 100 Prozent in den Vordergrund stellt, kann man sich schnell mal wie auf einer Seitenstraßen des Times Square fühlen. Überall blinkt und leuchtet es. Verständlich, wenn sich Nutzer davon entnervt abwenden. Natürlich gibt es auch überall sonst Werbung, in manch einer Zeitschrift vermutlich sogar mehr als auf einer Online-News-Seite. Doch die Aufteilung zwischen Content und Ads wirkt dort meist aufgeräumter und weniger aufdringlich. Klar, ein Magazin bietet komplett andere Design-Voraussetzungen als eine Website – aber es muss doch trotzdem möglich sein, gewisse Ansprüche an Werbemittel auch in der digitalen Welt zu erfüllen. Vermarkter versprechen qualitativ hochwertige Werbeplätze, Nutzer wollen es, doch die Wirklichkeit erinnert in manchen Fällen immer noch an einen überladenen Rummelplatz.

Es ist höchste Zeit für einen digitalen Frühjahrs- bzw. Sommerputz. Und das betrifft uns alle: Vermarkter, Werbetreibende, Kreativ- und Mediaagenturen. Wollen wir uns nicht langsam endgültig davon verabschieden, dass Werbung immer ein Fremdkörper in der Gestaltung ist? Ein optimales Nutzererlebnis sollte auch Online oberste Prämisse haben. Inflationär eingesetzte Pop-ups bewirken jedoch genau das Gegenteil. Ebenso die klassischen Rectangle-Formate, die weder optisch noch inhaltlich an den redaktionellen Content angepasst sind.

Im Online-Zeitalter dreht sich alles um Relevanz, das sollte sich neben dem Inhalt auch auf die Ästhetik der Werbung auswirken. Regel Nummer eins lautet hier: Seid höflich. Wenn ich Konsumenten von meinem Angebot überzeugen möchte, sollte ich sie nicht permanent beim Lesen stören. Es muss uns gelingen, Aufmerksamkeit zu wecken, ohne dabei penetrant zu sein. Gleichzeitig müssen wir den Spagat schaffen, und das ist Regel Nummer zwei, Online so großflächig wie möglich zu werben. Auf 200 mal 300 Pixeln können Kreative nur selten ihr Können zeigen. In der Desktop-Anwendung stechen da aktuell Sticky Dynamics positiv hervor. Großflächige Ads, die sich beim Scrollen mitbewegen und im Optimalfall mit Bewegtbild-Elementen angereichert sind – ohne dabei die redaktionellen Inhalte zu unterbrechen.

Wenn ich großflächig werben und dabei nicht nerven möchte, ist es umso wichtiger, Zielgruppe, Werbung und redaktionellen Content aufeinander abzustimmen. In Printmedien können Werber ihre Anzeige auf den Redaktionsplan anpassen. Online-Artikel entstehen zwar weitaus kurzfristiger, doch in Zeiten von Big Data gilt auch hier: Context ist King! Höflich zu werben heißt, dem der Zielgruppe in der Nutzungssituation ein Angebot zu machen: „Du liest einen Artikel über‘s Bergsteigen – wenn du für die Saison noch Outdoor-Equipment brauchst, bist du hier richtig.“ Im Optimalfall nutzen Werbetreibende ein Multitab-Werbemittel, damit User das Angebot durchstöbern können, ohne die aktuelle Website verlassen zu müssen. Theoretisch könnte sogar eine komplette Customer Journey inklusive Kaufabwicklung innerhalb eines Multitab-Werbemittels stattfinden.

Auf den mobilen Endgeräten wirken alle Content-Streaming-Formate weitestgehend gut. Inhalte und Werbung sind klar voneinander abgegrenzt und User können die Ads einfach wegscrollen. Generell kann man sagen: Jede Werbung, die man nicht wegklicken muss, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Denn die Klicks vieler Layer Ads kommen doch hauptsächlich zustande, weil einige User das X nicht treffen, um die Werbung zu schließen.

Darüber hinaus bietet das Smartphone natürlich aber per se schon ganz andere technische Funktionalitäten, als die Desktopvariante. So sorgen Interactive Move-Formate wie beispielsweise Shake Ads, 3-D-Ads und Panorama Ads  durch das Bewegen des Smartphones für spielerische Interaktion und ein vollkommen anderes, überraschendes Markenerlebnis beim Nutzer.

Also, liebe Branche, packen wir es an! Wir brauchen Online dringend einen Qualitätsschub der Werbeformate, denn der jetzige Standard grenzt manchmal leider noch immer an Wegelagerei. Die gute Nachricht: Dieser Umstand scheint inzwischen aber auch teilweise erkannt zu sein. So bildet beispielsweise die „Goodvertising-Inititiative“ von BURDA Forward eine positive Speerspitze für mehr nutzerfreundliche Werbung. Als plakativen Beweis für die Umsetzung der Strategie ist die Umstellung beim Layout von Focus Online hervorzuheben. Das ursprünglich dreispaltige Grundraster der Webseite wich einer wesentlich ansprechenderen Zweispaltigkeit.

Großartige redaktionelle Inhalte verdienen innovative, hochwertige und vor allem nutzerfreundliche Werbemittel. Die lassen sich nebenbei gesprochen wahrscheinlich auch teurer vermarkten als eine Rummelplatz-Resterampe. Schaffen wir das nicht, kennen wir die Alternative: genervte User, die Adblocker installieren.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei W&V.

Ein Design-Update von Twitter und ein Raunen geht durch die iOS Familie… Denn dieser Fresh-up betrifft in erster Linie die Apple Device Nutzer. Diese sind bei Twitter nämlich nicht die Speerspitze der Zielgruppe für eine verbesserte Usability, sondern die Nachzügler. Android Nutzer haben diese optischen Anpassungen größtenteils bereits hinter sich.

Die Überarbeitung ist nicht dem Anspruch geschuldet, den Kanal aus Imagegründen heraus getrieben zu verschönern oder einzigartiger wirken zu lassen, sondern eine Vereinfachung bei der Bedienbarkeit zu gewährleisten. Insbesondere für Neulinge.

Wenn Labortests zeigen, dass sich das Klientel schwer tut mit Ikonographie, Menüführung und Zuordnung der Botschaften innerhalb einer Anwendung, sollte man schleunigst optimierend eingreifen. Im Übrigen ein absolut üblicher Vorgang im Tagesgeschäft der Digitalagenturen. Auch hier werden (je nach Kunde) permanent Testings durchgeführt um den User so einfach wie möglich abzuholen.

Dass Twitter mit dem Vorwurf konfrontiert wird, sich visuell zu stark bei Google Plus inspiriert haben zu lassen, weil jetzt alles viel runder sei, ist ziemlich absurd.
Auch Google Plus ist nicht der Erfinder des runden Profilfotos. Und wenn es bei Twitter immer wieder zu Verständnisproblemen kam, weil User nicht zwischen den rechteckigen Bildern in Tweets und den ebenfalls rechteckigen Profilbildern unterscheiden konnten, ist eine Umstellung nur konsequent.

Bei den Design-Neuerungen auf Twitter handelt es sich um optische Eingriffe, betreffend Navigation und Funktionalitäten. Es geht um den Einsatz gelernter Ikonografie, welche sich im Verständnis der User verankert hat.

Wir nutzen nun mal auch kein anderes Symbol als das gelernte Briefkuvert, wenn es darum geht die Bedeutung einer bestimmten Art von Kommunikationsaustausch bildlich zu beschreiben.

Daher ist es auch hier konsequent, wenn Twitter sich endlich von seinem (Antwort-) Pfeil verabschiedet zum Wohle einer viel leichter verständlichen Sprechblase.
Auch der Einsatz eines leichteren Schriftbilds gepaart mit plakativeren Headlines unterstützt in erster Linie die Grundsätze der klassischen Typografielehre.

Dass einer Vielzahl der aktuellen Twitter-Nutzer die Änderungen nicht weit genug reichen, weil die Vermeidung von Fake-Accounts und der Kampf gegen Hasspostings davon nicht betroffen sind, kann ich gut nachvollziehen. Diese Themen betreffen aber auch eher moralische Werte denn ästhetische.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Internet World Business.

Wenn Großinvestor Warren Buffet nicht mehr an den stationären Handel glaubt, dann ist das schon ein Paukenschlag. So darf man es auf jeden Fall deuten, wenn dessen Holdinggesellschaft „Berkshire Hathaway“, Wallmart Aktien im Wert von 900 Millionen US-Dollar verkauft und stattdessen lieber in Airlines investiert. Das Branchenportal Business Insider fragt sogar, ob es sich hierbei um den „Todesstoß für eine ganze Branche“ handelt.

PCs, Laptops, Smartphones, Tablets, Wearables – die Möglichkeiten um einzukaufen, sich beraten zu lassen oder einfach nur um zu stöbern sind grenzenlos. Ausgefeilte Produktdarstellungen und -beschreibungen, Chatbots sowie Live-Chats ersetzen mehr und mehr die Verkäufer im stationären Handel. Zunehmend kostenlose und immer schnellere Lieferungen sparen Zeit und schonen Nerven. Zusätzlich hilft Big Data dabei, den Online-Shop zu personalisieren und Waren schneller zu finden oder gar den richtigen Vorschlag für etwas zu bekommen, von dem man gar nicht wusste, dass man es sucht. 1:0 für den Online-Shop, könnte man meinen.

Seit einiger Zeit ist aber auch ein Gegentrend zu beobachten: Der Einkauf im stationären Shop hat für den Kunden wieder eine gewisse Wertigkeit erlangt. Das gilt aber selbstverständlich nur, wenn er sich davon einen Mehrwert verspricht. Für Konsumenten geht es längst nicht mehr um ein „Entweder Oder“. Sie wollen beides – sowohl Online-Shopping als auch Einkaufen im stationären Handel – und das am besten auf intelligente Weise miteinander verknüpft. Das bringt den stationären Handel wieder zurück ins Spiel.

Dabei ist die berühmte „Seamless Customer Journey“, also das nahtlose Einkaufen, aber noch längst nicht erreicht, wenn im Store Verkäufer mit Tablets ausgestattet sind bzw. digitale Beratungsterminals aufgestellt werden, um die Verlängerung in den Online-Shop zu gewährleisten. Möglichkeiten wie Beacon-Installationen im Shop, Tracking der mobilen Devices oder Voice Services wie Amazons Alexa ermöglichen es den Endkunden da abzuholen, wo er zuletzt seine Reise begonnen, pausiert oder beendet hat – nämlich online.

Durch die intelligente Auswertung von Daten können Händler darüber hinaus auch endlich einen weiteren entscheidenden Nachteil beheben: Bisher wusste ein Einzelhändler nicht sonderlich viel über seinen Kunden, abgesehen von den besonders guten vielleicht. Weder wusste er, für was er sich vor, nach oder während des Filialbesuchs interessiert hat, noch ob er parallel zum Besuch im Store Preise bei Konkurrenten verglichen hat. Durch das ganzheitliche Sammeln und Erfassen von Verhaltensmustern, Vorlieben und Bedürfnissen der Kunden im Store und im Online-Shop können diese Informationen sinnvoll zu einem persönlichen Profil zusammengefasst und an den Kunden in Form von echten Mehrwerten zurückgegeben werden.

Die Voraussetzung dafür ist, dass die richtigen Fragen gestellt werden. Dem Multimedia-Store nützt die Information zur Haarfarbe weniger als der Musikgeschmack des Kunden. Nicht alle Daten sind relevant – umso wichtiger ist die richtige Datenstrategie. So haben nicht nur Shop-Betreiber die Möglichkeit sich dem Besucher anzupassen, sondern auch der stationäre Möbelhändler, der Hifi-Shop oder der Supermarkt am Ende der Straße.

Gesammelte Daten können bereits heute in Echtzeit ausgelesen und in eine Interaktion im POS umgewandelt werden. Allzu oft mangelt es aber an einer intelligenten Datenstrategie und scheitert an veralteten Strukturen, die nun aufgebrochen werden müssen. Wenn man dann außerdem bedenkt, dass künftig das Einkaufserlebnis am Point of Sale sowie die Effizienz einer perfekten Beratung dank Virtual und Augmented Reality auf ein ganz neues Level gehoben werden kann, sollte man den stationären Handel auf keinen Fall zu früh abschreiben.
Die digitale Transformation eröffnet zukunftsorientierten Retailern die Möglichkeit aufzuholen und zu 1:1 auszugleichen. Sie müssen die Chance nur ergreifen.

Warum bringen wir also nicht endlich das Beste von Online und Offline im Sinne des Endkunden zusammen? Wenn der Kunde wirklich im Fokus stehen soll, muss das eigene Kanaldenken durchbrochen und Neues gewagt werden. Doch das gelingt nur, wenn man das Verhalten der Konsumenten genau kennt und einen Plan hat, wohin die Reise gehen soll. Der POS steht unter Zugzwang – wer sich nicht den Bedürfnissen der Kunden anpasst, wie es jeder Online-Händler tut, hat in Zukunft keine Chance.

Dieser Artikel wurde auf internetworld.de veröffentlicht.

Wollen Sie auch den Transformationsprozess in Ihrem Unternehmen beschleunigen, indem Sie den Change fast forward mittels Disruption und Out of the Box Thinking als Ultimate Goal für 2017 ausrufen? Oder vielleicht durch Programmatic Advertising unterstützt mit First, Second und Third Party Data mit Marketing Automation und Immersive Marketing den End-to-End Process zur Customer Centricity beschreiten? Und sind Sie nicht auch davon überzeugt, dass Virtual Reality und Live Content the next big things sind?

Ja, natürlich, ich übertreibe. Ganz so schlimm ist es glücklicherweise nicht. Doch wer mit digitalen Themen zu tun hat, kommt an englischen Fachbegriffen schwer vorbei. Und das ist auch gar nicht verwerflich. Zum Problem wird es nur dann, wenn wir kein gemeinsames Verständnis dieser Begriffe gewährleisten können – wenn alle zwar irgendetwas darunter verstehen, aber jeder etwas anderes. Und ab und zu wird man das Gefühl nicht los, dass manche sich auch gerne hinter Technologie, Kürzeln und abstrakten Fachbegriffen verstecken, um die eigene Unwissenheit im Detail zu überspielen.

Was soll sich durch die Digitalisierung verändern?

Nehmen Sie einen Begriff wie „Digitale Transformation“. Finden Sie als Unternehmer nicht auch, dass digitale Transformation wichtig ist? Natürlich, klar. Und jetzt fragen Sie am besten mal Ihre Mitarbeiter und Kollegen, was die darunter verstehen: Die Antworten werden Sie überraschen. Vom Kantinenplan als App bis hin zu crowdbasierter Produktentwicklung könnte da so ziemlich alles dabei sein. Wenn es hier kein gemeinsames Verständnis gibt, wird es schwer bis unmöglich, dass alle an einem Strang ziehen. Wie denn auch, wenn niemand weiß, was sich genau verändern soll durch diese digitale Transformation? Darüber hinaus hat eine aktuelle Studie ermittelt, dass nur knapp ein Drittel der hiesigen Firmen sich gut oder sehr gut auf die digitale Revolution vorbereitet fühlt. Wer hier Buzzword-Bingo spielt, riskiert, dass dieser Prozess im Unternehmen tendenziell eher scheitert. Nicht weil Mitarbeiter und Dienstleister grundsätzlich unwillig wären, aber das Ankündigen von Veränderungen geht in etablierten Firmenstrukturen in der Regel mit Unsicherheit, Angst und dem Gefühl einer fehlenden Kompetenz einher. Eine abstrakte, schwer verständliche Sprache, die hohe Komplexität vermittelt, kann bei den Mitarbeitern da zusätzliche Reaktanz hervorrufen. Dabei sind diese die wichtigsten Unterstützer – im Buzzword-Deutsch „Die Enabler“. Die oberste Maxime für Entscheider muss deshalb lauten: Machen Sie die Dinge verständlich und schaffen Sie ein allgemeines Verständnis dafür, was Sie unter bestimmten Begriffen verstehen.

Buzzwords müssen für alle Beteiligten greifbar werden

Ein weiteres Beispiel? Sie treffen im Unternehmen die grundsätzliche Entscheidung, dass „Customer Centricity“ ein Teil Ihrer Zukunftsstrategie ist. Sie wollen also künftig „den Kunden in den Mittelpunkt stellen“. Das ist möglicherweise gerade deshalb so wichtig, weil Ihr Unternehmen über eine Vielzahl an Kundendaten verfügt, die es an unterschiedlichsten Berührungspunkten mit dem Unternehmen und seinen Produkten („Touch Points“) sammelt. Sie verfügen bereits über verschiedene Datenbanken, in denen das Wissen über die Kunden liegt, die aber – historisch gewachsen – selten untereinander kompatibel sind und nicht so einfach zusammengeführt („gematcht“) werden können. Wenn nun alle involvierten Abteilungen, wie etwa die IT-, Marketing- und Sales-Abteilung, getrennt voneinander Customer Centricity definieren, werden Sie ganz unterschiedliche Ansätze mit verschiedensten Anforderungen erhalten. Sie könnten dann natürlich, weil Ihnen ein Strategieberater Einsparungen im zweistelligen Bereich versprochen hat, eine Softwarelösung als All-in-One-Lösung einkaufen. Sinnvoller wäre es aber, alle beteiligten Abteilungen im wechselseitigen Austausch – vielleicht sogar moderiert von einem externen, software-unabhängigen Berater – mal definieren zu lassen, wie das Ziel der absoluten Kundenorientierung denn in einzelnen Schritten konkret erreicht werden soll. Mit welchen Inhalten, an welchen Kontaktpunkten, in welcher Frequenz und vieles mehr. Und erst dann treffen Sie nachgelagerte Entscheidungen zu Strukturen, Verantwortlichkeiten, Budgets und vielleicht auch Software.

Am besten gelingt ein gemeinsames Verständnis unserer Erfahrung nach, wenn Dinge für alle Beteiligten greifbar werden – und das ist durchaus auch im wörtlichen Sinne zu verstehen. Nehmen Sie sich zum Beispiel Zeit für einen Workshop, in dem Sie neue Technologien testen und selbst ausprobieren können. Sprechen Sie mit Start-ups der eigenen Branche, lernen Sie diese von innen kennen oder greifen Sie auch gerne das Wissen branchenfremder Experten ab, wie diese in ihrem Unternehmen bestimmte Aspekte der digitalen Transformation gemeistert haben. Und keine Angst: Dafür muss man nicht gleich eine Reise ins Silicon Valley buchen. In einer deutschen Metropole Ihrer Wahl können Sie diese Erkenntnisse ebenso sammeln. Nach einem solchen Workshop wird vermutlich nicht die Transformationsstrategie Ihres Unternehmens stehen. Aber im besten Fall haben Sie gemeinsam die wichtigsten Handlungsfelder für eine solche Strategie identifiziert und sich ein gemeinsames Vokabular angeeignet.

Ebenso wichtig ist das gemeinsame Begriffsverständnis darüber hinaus in der Zusammenarbeit mit Ihren Dienstleistern. Trauen Sie sich nachzufragen, was mit einem bestimmten Begriff gemeint ist und was dahintersteckt, frei nach dem Motto „Es gibt keine dummen Fragen“. Wenn Sie dazu auch Ihre Dienstleister ermutigen, vereinfachen und beschleunigen Sie den gegenseitigen Wissensaustausch immens, ermöglichen sich selbst und Ihrem Gegenüber eine optimale Lernkurve und schaffen damit eine gute Basis für eine effiziente Kommunikation und kollaborative Zusammenarbeit.

Wenn man das einmal erreicht hat, wird ein Unternehmen um ein Vielfaches schneller in der konkreten Umsetzung. Und auch Buzzwords sind in diesem Prozess dann kein Problem mehr. Schließlich verstehen nun alle das Gleiche darunter.

Dieser Artikel wurde auf capital.de veröffentlicht.

Auch heute noch werden TV und Online viel zu oft unabhängig voneinander geplant und umgesetzt. Die dafür verantwortlichen Agenturen sehen sich oft nur bei Jahresstrategiepräsentationen, dazwischen herrscht Funkstille. Dass so keine erfolgreichen crossmedialen Kampagnen entstehen können, liegt nahe. Durch die fehlende Abstimmung werden Effizienzpotentiale verschenkt – und das ist nicht nur „nicht im Sinne des Kunden“. Das ist fast schon fahrlässig.

Ohne eine enge Zusammenarbeit aller Kompetenzbereiche, die den Kunden ganzheitliche Lösungen bietet, ist eine Agentur nicht zukunftsfähig. Neben der Optimierung der einzelnen Kanäle steht dabei immer die Steigerung der Gesamtkampagneneffizienz im Fokus, stehen wir doch vor großen Herausforderungen: Mediabudgets stagnieren, gleichzeitig kommt zu einer Angebotsfragmentierung; beispielsweise nahm die Anzahl an in HH empfangbaren TV-Sender in den letzten Jahren um fast 70 Prozent zu. Die Anzahl an de.-Domains hat sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt und die der verfügbaren Apps sich um den Faktor 5.000 vervielfältigt. Sogar die Anzahl an Neuerscheinungen im Printbereich übersteigt bei weitem die der Einstellungen, so das scientific institute for research press. Die Herausforderung: Die Zahl der genutzten Angebote pro Nutzer bleibt hingegen gleich (Beispiel TV: 80 Prozent der Nutzung fallen auf sieben Sender; Beispiel Apps: 80 Prozent der Nutzung fallen auf fünf Apps). Die Konsequenz aus dieser Entwicklung sind stetig sinkende Reichweiten.

TV wirkt

Wenn Reichweiten sinken und Budgets stagnieren, wird die Mediaeffizienz immer wichtiger. Im Mittelpunkt einer Effizienzstrategie steht unserer Meinung nach noch immer TV, das nicht nur den höchsten absoluten (Media-)Beitrag zum Kampagnen-ROI aufweist. TV ist auch ein wichtiger Treiber für SEO/SEA (+20 Prozent ROI) und Anschubkanal für Social Media. Unterstützt wird dieser Effekt durch eine Veränderung im Mediennutzungsverhalten: Heute schon nutzt jeder Fünfte in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen täglich TV und Internet parallel. Vor zwei Jahren war das nur jeder Viertel, so sagen es die ARD/ZDF-Onlinestudien 2013-2015. Die Intensität der Parallelnutzung nimmt also zu. Auch in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen hat jeder Dritte in den letzten zwei Tagen TV und Internet mindestens einmal parallel genutzt.

„Boost your TV Plan“

Parallelnutzung kann als Planungsparameter die klassische TV-Planung erweitern: TV und Online werden hierbei integriert und nicht (nur) auf Reichweite, sondern auch auf Wirkung geplant sowie optimiert. Denn ein hoher Parallelnutzungsanteil führt zu geringeren Cost-pro-Visits, kurz CpV, (-37 Prozent) und höheren Visits-pro-GRP, kurz VpGRP, (+32 Prozent), wie wir in einer großen Studie gemeinsam mit SevenOneMedia und den Kunden Deichmann, Saturn, MINI, bonprix und Carglass aufzeigen konnten.

Neben der Planung auf Parallelnutzer kann auch eine laufende Kampagne auf Visits und Conversions optimiert werden. Dazu bedarf es einem intelligenten Attributionsverfahren zur Bestimmung der individuellen Wirkung eines TV-Spots (Visits, Conversions), wobei sich markenindividuell natürlich deutliche Unterschiede zeigen. Bei einer Optimierung auf Einzelumfeld-Ebene sind Einsparpotentiale von 80 Prozent und mehr möglich. So konnte der CpV in einer Kampagne über einen Zeitraum von zwölf Wochen hinweg um 84 Prozent gesenkt werden. Das ist deshalb möglich, weil sich zeigt, dass die vermeintlich homogene TV-Zielgruppe gar nicht so homogen in ihrer Reaktion auf den TV-Spot ist. Abhängig von Uhrzeit und Wochentag finden sich auf den Sendern Zuseher, die unterschiedlich darauf reagieren. Auch im Spot dargestellte Produkte erzielen je nach Sender andere Reaktionen. Dennoch lassen sich natürlich auch zielgruppenübergreifend Erkenntnisse ableiten: Die Reaktionsquote (VpGRP) ist auf Spartensendern, da näher an der Zielgruppe, höher – nämlich um über 30 Prozent. Auch sind Eckpositionen im Werbeblock besonders effizient (CpV). TV-Spots mit explizitem Call-2-Action-Element wirken bei gleichem Mediaplan und gleicher Leistung ebenso deutlich besser (bis zu +152 Prozent).

Außerdem: „Little-Big-Data-Analytics“

Mit Standardmarktforschung sind einige Fragen rund um TV Kampagnen nur schwer bzw. überhaupt nicht zu beantworten. Hier zeigt sich eine weitere Stärke des Ansatzes: Über diese Little-Big-Data-TV-Analysen lassen sich Antworten finden auf Fragen wie: Konnten durch die Verjüngung der TV-Zielgruppe auch jüngere User dazu gebracht werden, den Webshop zu nutzen? Haben TV Spots eine Halbwertszeit? Wie viele TV Spots sollen/können parallel laufen, ohne dass sie sich kannibalisieren?

„Boost your Crossmedia Plan“

Wer heute noch immer eine TV-Kampagne isoliert plant, plant an der Mediennutzungsrealität vorbei. Zeitlich synchrone Mehrfachkontakte in TV und Online bringen nicht nur den extra Push, um den TV-Zuseher doch noch auf die Webseite zu bringen: Display-Kampagnen, die mit dem TV-Spot synchronisiert werden, werden häufiger geklickt (+29 Prozent) und produzieren damit günstigere Visits (-22 Prozent) als die nicht synchronisierten Kontrollgruppen (gleiches Mediabudget, gleiche Platzierungen). Darüber hinaus wirken sich zeitlich synchrone Mehrfachkontakten auch positiv auf Marken-KPIs aus: In einer Onlinebefragung (Kontroll-Testgruppen-Design) wurde gezeigt, dass durch die zeitliche Synchronisierung (gleiches Mediabudget, gleiche Platzierungen) die gestützte Markenbekanntheit um 19 Prozent gesteigert werden konnte, auch die Werbeerinnerung nahm um 12 Prozent zu.

Kontaktklassenoptimierung und Multiplyingeffekte

Kernstück unseres Ansatzes ist dabei die crossmediale Erweiterung des Targetingsystems unserer Schwesteragentur mediascale. Darin wird eine prognostizierte TV-Kontaktwahrscheinscheinlichkeit als Targetingkriterium verwendet. Um Multiplyingeffekten zu realisieren, wird allen Profilen, die eine hohe TV-Kontaktwahrscheinlichkeit besitzen, auch ein Online-Werbemittel zugespielt. Neben dieser Kontaktklassenoptimierung ist aber noch ein zweites strategisches Einsatzszenario möglich: Nettoreichweitenoptimierung. Hierbei wird eine Online-Bewegtbild-Kampagne an alle Profile ausgespielt, die nur eine sehr geringe Kontaktwahrscheinlichkeit mit der TV-Kampagne aufweisen. So kann bei gleichem Gesamtbudget die Gesamtnettoreichweite gesteigert werden (+7 Prozent) und der CpGRP sinkt (-10 Prozent). Wichtig ist, dass es sich hierbei um einen offenen Ansatz handelt, das heißt auch Kontaktwahrscheinlichkeiten mit Print oder Radio stehen als Targetingkriterium zur Verfügung.

Von Reichweite zu Wirkung

VpGRP und CpV – vorbei die Zeiten, in denen TV-Kampagnen nur auf GRPs geplant wurden. Immer öfter ist die unmittelbare Wirkung der Kampagne in Form von Visits und Conversions wichtig. Das kommt einem Paradigmenwechsel in der Mediaplanung gleich. Dafür sind neue Methoden und Tools erforderlich. Über diese neuen Methoden der Messung und Optimierung von TV erschließen sich attraktive Effizienzsteigerungspotentiale. Die Herausforderung besteht darin, TV und Online intelligent zu orchestrieren. Die Mediaagenturen, die sich diesem Anspruch stellen, können für ihre Kunden attraktive Effizienzpotentiale realisieren. Allerdings ist die Entscheidung hier mehr oder weniger schon gefallen: Die Agentur, die jetzt noch nicht auf den Zug aufgesprungen ist, hat ihn verpasst.

Dieser Artikel wurde auf www.absatzwirtschaft.de veröffentlicht.

Die Plan.Net Gruppe wird 20 und feiert das Jubiläum mit einer Hommage an zwei Jahrzehnte Internet. Im Jahr 1997 gegründet ist Plan.Net heute eine der größten unabhängigen Digitalagenturen Europas und an mehr als 25 Standorten weltweit präsent.

von Andrea Malgara und Tobias Wegmann

Keine Frage: Adfraud ist eine der unerwünschten Nebenwirkungen, die aus der stetigen Weiterentwicklung des Online-Werbemarktes entstehen. Auch im deutschen Umfeld ist eine Zunahme zu beobachten – selbst wenn der dadurch entstandene Schaden hierzulande noch deutlich geringer ist als beispielsweise in den USA. Um die damit verbundenen Risiken bestmöglich unter Kontrolle zu halten, sind Agenturen wie auch Publisher in der Pflicht: Denn mit sauber gesteuerten und seriös eingekauften Kampagnen kann der Fraud-Anteil vernachlässigbar gering gehalten werden.

Der Begriff Adfraud bezeichnet das betrügerische Vortäuschen einer nicht oder falsch erbrachten Werbeleistung. Dabei gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Spielarten, die sich in Bezug auf technische Raffinesse und kriminelle Energie erheblich unterscheiden: Wir sprechen beispielsweise von „Impressionfraud“, wenn die Werbeeinblendung vorgetäuscht wird, oder von „Klickfraud“, wenn der Klick auf das Werbemittel von der betrügerischen Manipulation betroffen ist. Die einfachste Form des Klickfrauds ist so alt wie die Internetwerbung: Ein Publisher oder Vermarkter klickt von Hand auf die bei ihm eingebuchte Werbung, um die Klickrate so nach oben zu treiben.

Moderne Übeltäter legen jedoch längst nicht mehr persönlich Hand an, sondern lassen die Technik für sich arbeiten: Sie programmieren sogenannte Crawler oder Bots, also Softwareprogramme, die in einem Rechenzentrum laufen und Webseiten aufsuchen. Im Gegensatz zum legitimen Bot einer Suchmaschine geben sie sich als von einem Menschen bedienter Browser aus, um dessen Seitenaufrufe, Adclicks oder sogar Aktionen auf der Zielseite zu simulieren. Eine ganz neue Dimension hinsichtlich des technischen Aufwands erreicht Adfraud, wenn man diese Manipulationsprogramme nicht mehr nur auf eigener Hardware im Rechenzentrum installiert, sondern private Internetnutzer für sich rechnen lässt. Eine solche Software nennt sich Adware.

Eine Variante der Adware wiederrum sind die sogenannten Surfbars, bei denen User sich aktiv anmelden können. Sie erhalten dann eine minimale Vergütung dafür, dass im Hintergrund oder einem kleinen zweiten Browserfenster beliebige Webseiten geladen werden. Der Webseitenbetreiber kann diesen Traffic ganz offiziell einkaufen, um sein Auslieferungsvolumen zu erhöhen. In der Regel landet die Adware aber als undeklarierte Beigabe zu kostenloser Software auf dem Privatrechner. Der Nutzer bekommt die Installation nur selten mit und wundert sich dann, wenn sich beim Besuch einer eigentlich werbefreien Seite wie tageschau.de plötzlich ein Interstitial mit Werbespots und Bannern über oder hinter die Seite legt. Diese Werbemittel wurden zuvor über programmatische Markplätze natürlich als hochwertige Platzierungen zum Kauf angeboten.

Simulierte Werbeleistung durch Botnetzwerke

Noch deutlich mehr kriminelle Energie wenden sogenannte Bot-Netzwerke auf. Hier werden Privatrechner mit einem Computervirus infiziert, der die Kontrolle über das Gerät übernimmt und Werbeleistung simuliert. Dies geschieht entweder im Hintergrund oder durch den für den Nutzer nicht wahrnehmbaren Aufruf von meist speziell dafür erstellten Webseiten. Auf diesen Seiten werden neben  fragwürdigem Content und sichtbaren Bannern auch Werbemittel in pixelgroßen Frames, die für den menschlichen Betrachter nicht erkennbar sind, ausgeliefert. Ein zufälliger menschlicher Besucher einer entsprechend präparierten Seite bemerkt gar nicht, dass Dutzende von unsichtbaren Werbekontakten an ihn ausgeliefert werden, für die die Werbetreibenden natürlich bezahlen müssen.

Andere Formen des Adfrauds bedienen sich auch sichtbarer Werbemittel. Der Betrug liegt dann darin, dass die Auslieferung in keiner Weise den Buchungsbedingungen der Kampagne entspricht. Sehr beliebt, weil äußerst erlösträchtig, ist es zum Beispiel, ein teuer gebuchtes Instream-Video-Ad in einer äußerst billig eingekauften Bannerwerbefläche, etwa einem Medium Rectangle, abzuspielen – natürlich ohne dass auf den Videospot ein Content-Video folgt. Werbebanner selbst werden „gefraudet“, indem sie – anstatt im vorgesehenen und häufig sogar über sogenannten Referrerfraud vorgetäuschten Premiumumfeld – auf minderwertigen Ramsch-Reichweiten ausgeliefert werden. An dieser Stelle trifft Adfraud auf Brand Risk, also eine Schädigung des Markenimages: Die obskuren Webseiten, auf denen die Banner erscheinen, enthalten in der Regel pornographische oder andere für Marken eher schädliche Inhalte.

Programmatische Prozesse öffnen neue Einfallstore

Adfraud und Brand Risk sind allerdings beileibe keine neuen Erscheinungen. Schwarze Schafe gab es schon, als die Onlinewerbung um die Jahrtausendwende gerade den Kinderschuhen entstieg. In Deutschland schaffte der Markt es aber vor allem aufgrund der Qualitätsbemühungen der großen Agenturen, diese Probleme an den Rand des Marktes zurückzudrängen. Die programmatischen Prozesse, die in den vergangenen Jahren im Displaymarkt an Bedeutung gewonnen haben, haben die Situation jedoch wieder verändert. Zwar ist es natürlich erst einmal begrüßenswert, dass die programmatischen Plattformen zu einer Erweiterung des Marktes und zu einer neuen Qualität in der Kampagnenaussteuerung beitragen. Sie öffnen aber erneut Einfallstore für Marktpartner mit unlauteren Absichten und sind bisher, auch aus prinzipiellen strukturellen Gründen, nicht konsequent genug in der Lage, die Qualität ihrer Reichweiten wirksam sicherzustellen.

Die Lösung: Kontrolle und Transparenz

Was bedeutet das nun für Werbetreibende? Adfraud kann durch zwei Faktoren beherrschbar gemacht werden: Kontrolle und Vertrauen. Kontrolle bedeutet, dass alle notwendigen Tools eingesetzt werden, um die Kampagne des Werbekunden nicht nur zu optimieren, sondern auch so engmaschig wie nötig zu kontrollieren. Welches Toolset dafür eingesetzt wird, kann von Kampagne zu Kampagne unterschiedlich sein. Die Adserversuite hilft beispielsweise dabei, die Einhaltung der Buchungsbedingungen hinsichtlich Auslieferungsmenge, Umfeld, Visibilität, Kontaktfrequenz, Regionalität und Zielgruppenerreichung zu überwachen. Um Fraudversuche und die Auslieferung in problematischen Umfeldern vorzubeugen, stehen die Dienste spezieller Ad-Verification-Dienstleister zur Verfügung. Über alle Kampagnen hinweg sollte zusätzlich ein crawlerbasierter Fraud-Erkennungsdienst wachen. Dies ist ein effizientes Frühwarnsystem, das dabei hilft, besonders raffinierte oder neuartige Betrugsversuche zu erkennen und zu dokumentieren, die sonst nur beim Blick „von außen“, also durch den Crawler auf die gesamte Website, entdeckt werden können.

Doch trotz aller Sorgfalt bei der Kontrolle: Kein Softwaretool der Welt ist heute in der Lage, Kampagnenbetrug zu hundert Prozent sicher zu erkennen und zu verhindern. Entweder ist es den Systemen nicht möglich, komplexe Fraudversuche zu bemerken, da sie nur mit der Kampagne ausgeliefert werden und deshalb nicht alle Zusammenhänge auf der Website erkennen. Oder sie sehen alles, begleiten aber nicht jede einzelne Werbeauslieferung der Kampagne, wie es naturgemäß beim Crawler der Fall ist. Deshalb muss sich zur Kontrolle zwingend die Transparenz hinsichtlich eingesetzter Tools und angebotenem Inventar der Marktpartner auf Demand- und Supplyside gesellen. Das entsteht aber nur, wenn man eine direkte Geschäftsbeziehung unterhält, den Einkauf also vornehmlich über direkte Deals bei Partner-Publishern vornimmt, deren Angebot  man kennt und deren Vertrauenswürdigkeit man aufgrund systematischer Test und Erfahrungen einschätzen kann. Wer nicht die Katze im Sack kaufen will, muss auf Experimente verzichten und stattdessen auf einen kompetenten Partner mit den richtigen Kontakten setzen.

Dieser Artikel erschien in a3 Marketing am 04. Mai 2017.

Ein Supermarkt ohne Schlange stehen. Artikel nicht auf das Kassenband legen müssen. Einfach rein in den Laden die gewünschten Artikel in die Einkaufstasche stecken und wieder raus? Diesen Traum von stressgeplagten Konsumenten auf der ganzen Welt hat Amazon mit Amazon Go Ende vergangenen Jahres wahr werden lassen. Einkaufen wie es wirklich sein sollte – einfach und unkompliziert.

Amazon könnte mit diesem Angebot tatsächlich einen Lösungsansatz für eine große Schwachstelle im stationären Einzelhandel entwickelt haben. Funktioniert das Konzept verlässlich, hat Amazon damit ein zukunftsträchtiges Szenario geschaffen, um eine tatsächliche Optimierung des Payment-Prozesses im stationären Handel zu erreichen. Aktuell gibt es jedoch noch viele Fragen zum Praxiseinsatz von Amazon Go. Beispielsweise existieren bisher keine Angaben darüber, wie zuverlässig die Erkennung der aus dem Regal genommenen Produkte funktioniert oder wie die Technik mit dem Zurücklegen von Produkten an einen willkürlichen Ort im Laden umgeht. Außerdem machen aktuelle Meldungen deutlich, dass die Tracking-Technologie noch mit Schwierigkeiten beim Praxiseinsatz zu kämpfen hat, was den Start von weiteren Stores auf unbestimmte Zeit verschiebt.

Das Beispiel zeigt damit deutlich, dass ganzheitliche Lösungsansätze für den stationären Einzelhandel nur durch komplexe Systeme möglich sind, die höchst individuell, smart und zielgerichtet, aber dennoch realisierbar geplant sein müssen. Selbst für einen Branchen-Riesen wie Amazon ist das kein Kinderspiel.

Je komplexer, desto schwieriger?

Die Customer Centricity spielt dabei die entscheidende Rolle. Denn nur wenn wir die Bedürfnisse und die Verhaltensweisen der Kunden wirklich verstehen und diese in den Mittelpunkt unserer strategischen Bemühungen stellen, können wir die Kontaktpunkte zum Kunden so aufbauen, dass sie ihm den dringend benötigten Mehrwert bieten, der ihm zur Kaufentscheidung und Händlern zur Umsatzgenerierung verhilft. Dies bedeutet allerdings, dass Anbieter ihre Kontaktmöglichkeiten zum Kunden kennen und vor allem steuern müssen.

Unterschiedliche Kontaktpunkte wie das stationäre Ladengeschäft, der Online Shop, die App und andere bedürfen dabei unterschiedlicher Herangehensweisen und technischer Konzepte, um Informationen auszugeben, zu sammeln und sinnvoll zu verknüpfen. Und damit das funktioniert, müssen selbstverständlich auch ausgeklügelte Schnittstellen, um diese miteinander zu verknüpfen, zur Verfügung stehen.

In den vergangenen Jahren haben viele Händler bereits Systeme aufgebaut, die ihre Online Shops, Apps und stationären Geschäfte mit Preisen, Kundendaten und Produktdaten versorgen. Obwohl diese Systeme, jedes für sich gesehen, ihren Zweck wunderbar erfüllen und stetig funktional sowie im Datenumfang gewachsen sind, bieten sie häufig keine einfachen, smarten Möglichkeiten, Daten sinnvoll zwischen ihnen zu verteilen. Jedoch kommt es genau darauf an.

Um mit relativ geringem infrastrukturellen Aufwand die ersten Schritte hin zu solch komplexen Szenarien zu gehen, eigenen sich sogenannte Middleware-Lösungen. Ihre Implementierung sorgt dafür, dass Altsysteme bestehen oder sukzessive erneuert werden können, ohne dass laufende Geschäftsprozesse beeinträchtigt werden. Sie erlauben außerdem, das bestehende System flexibel um weitere Kontaktpunkte zu erweitern und diese miteinander zu verknüpfen. Ohne eine übergreifende Strategie, wie Angebote und Inhalte über die verschiedenen Kontaktpunkte hinweg ausgespielt werden, bringt aber auch eine solche Lösung relativ wenig.

Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Zwar gibt es bereits Ansätze für solche übergreifende Strategien. Jedoch lohnt es sich in keinem Fall, diese einfach zu übernehmen und zu kopieren. Eine Strategie, die nicht individuell auf das Unternehmen sowie die Erwartungen der Kunden zugeschnitten ist, wird nicht funktionieren. Essentiell dafür ist es, eine Vision zu entwickeln die deutlich macht, was tatsächlich geschaffen werden soll. Darüber hinaus muss man sich im Klaren darüber sein, was technisch bereits umsetzbar ist, was (noch) nicht möglich ist und wie bestehende Varianten in angepasster Form für das eigene Unternehmen eingesetzt werden können.

Ohne Erfahrungen aus der Praxis sind solche Erkenntnisse allerdings nicht möglich. Stattdessen bedarf es einer experimentellen Herangehensweise durch protypische Umsetzungen oder MVP-Tests mit Kunden. Wie funktionieren Augmented Reality Ansätze, Location Based Services oder Sprachsteuerung? Wie kann man diese für das eigene Ladengeschäft nutzen? Und bieten sie den Kunden überhaupt einen Mehrwert? Fragen wie diese sollten dabei in einem solchen Praxistest ergründet werden. Kleine Workshops zum Testen und Verstehen unterschiedlichster technischer Systeme und Anwendungen, sowie daraus ableitbare Szenario-Ideen bilden die Grundlage für den strategischen Prozess an dessen Ende das eigene Connected-Retail-Konzept steht.

The time is now

Die technische Entwicklung hat bereits einen Punkt erreicht, in dem sinnvolle Retail-Szenarien realisiert werden können, die keine Unterscheidung zwischen Ladengeschäft und Online-Aktivitäten mehr kennen. Das zeigt nicht zuletzt das Beispiel Amazon Go. Was nun noch fehlt, sind konkrete Konzepte, wie man diese Technik und die verschiedenen Informationen, die sich im Laufe der Zeit über Produkte und Kundenpräferenzen an den verschiedenen Touchpoints angesammelt haben, vereint und im Sinne einer ganzheitlichen Strategie nutzt. Es ist höchste Zeit, auch die physischen Kontaktpunkte zum Kunden wieder aufzuwerten und zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Wer sich hierzu noch keine Gedanken gemacht hat, sollte schnellstmöglich damit beginnen.

Dieser Artikel wurde auch auf lead-digital.de veröffentlicht.

Wann ist eine Technologie vollständig im Markt angekommen? Wenn jeder sie verwendet? Wenn der erste Hype vorüber ist? Programmatic Advertising ist heute fester Bestandteil im digitalen Mediageschäft. Sind wir damit am Ziel? Sicher nicht, denn genauso schnell, wie sich der Markt und die Marktteilnehmer ändern, ändern sich auch die Herausforderungen, vor denen wir als Marktteilnehmer immer wieder gestellt werden.

Aus meiner Sicht sind es die folgenden „Big 3“ im Programmatic Business, die uns beschäftigen und für die wir in den nächsten Monate Lösungen und Ansätze finden müssen:

1. Transparenz betrifft alle

Was wurde und wird auf die Mediaagenturen eingedroschen – der Reflex ist einfach und wird deswegen gern bemüht: „Wir wissen ja nicht, was da genau läuft – und die Agenturen sind daran schuld. Sie bereichern sich und sind die Bösen im Spiel“, so der oft gehörte Tenor in der veröffentlichten Meinung. Fragt man dann mal öffentlichkeitsunwirksam ohne Mikrofon und ohne Amt, das es zu repräsentieren gilt, fällt die Antwort meist anders und immer wesentlich differenzierter aus. Leider ist hier selten ein Journalist dabei.
Umso schöner dann doch der Auftritt zweier Werbungtreibender auf der diesjährigen d3con in Hamburg, die von ihrer Zusammenarbeit mit einer Mediaagentur im programmatischen Zeitalter berichtet haben und siehe da, ihr Fazit sieht anders aus: „Die Zusammenarbeit zwischen Kunde und Agentur funktioniert wie in einer guten Ehe: Man muss ständig daran arbeiten und gegenseitiges Vertrauen ist für beide Seiten zwingend notwendig, um ein gutes Beziehungsklima zu erhalten.“
Daher mein Appell: Liebe Werbungtreibende, liebe Agenturen, Programmatic ermöglicht Transparenz – nutzen Sie sie! Keine Agentur wird sich dem widersetzen!

2. Fragmentierung und Orchestrierung

Die programmatische Welt wächst exponentiell: Schon heute sprechen wir bei Programmatic nicht nur über Online- oder Mobile-Werbung. Auch Digital-out-of-Home, Programmatic Radio, Adressable TV und weitere Disziplinen kommen hinzu oder sind schon Teil einer programmatischen Gesamtkampagne. Diese Fragmentierung stellt uns vor eine große Herausforderung, bei der uns die Technik helfen kann und neue Möglichkeiten bietet. Doch den Allermeisten, die Programmatic ernst meinen, wird oder ist bereits klar, dass keine Technik der Welt ihnen die zentrale Aufgabe abnimmt: die richtige Orchestrierung der Marketing-Maßnahmen – basierend auf immer mehr Devices und immer mehr Daten.
Doch ist das neu? Sicher nicht, das war schon immer der Job eines Mediaverantwortlichen und seiner Agentur. Nur glaube ich, wird es immer offensichtlicher, wohin die Reise für die Agenturen geht: Wenn wir nicht in der Lage sind, für den Kunden ein wirklicher Berater in dieser fragmentierten Welt zu sein, werden wir uns bald überlegen müssen, was unser Job ist. Denn sich auf den Einkauf oder die schiere Einkaufsgröße zurückzuziehen, wird nicht mehr reichen, um alle Anforderungen an eine effiziente Kampagne zu erfüllen. Von der Integration von Kreation in programmatische Kampagnen ist dabei noch gar nicht die Rede, obwohl dies sicherlich der entscheidende Faktor sein wird!

3. Qualität

Wenn über datenbasierte Kommunikation gesprochen wird, ist die Frage der Qualität allgegenwärtig. Doch was verstehen die Beteiligten unter Qualität? Fragt man nach einer Definition, wird es kompliziert und die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus: Da wird Qualität beispielsweise als „maximale Wirkung“ beschrieben, oder auch nur als „Werbung, die von einem Menschen gesehen wird“ bis hin zu „Qualität umfasst die relevante Botschaft“.
Nichts davon ist falsch, doch keine dieser Aussagen ist wirklich umfassend. Und vielleicht ist genau das die Erkenntnis: Es gibt keinen einheitlichen Qualitätsbegriff! Was Qualität ist, definiert jeder Betrachter aus seiner Perspektive. Das stellt uns alle vor die zentrale Herausforderung, sich gegenseitig im Vorfeld jeder kommunikativen Maßnahme zu fragen, welche Form von Qualität es denn am Ende zu erreichen gilt.
Beziehungsweise auf welcher Basis wir denn eine Kampagne optimieren sollen. Und gerade hier liegt die Krux, denn es gibt de facto sehr unterschiedliche Felder, die es zu integrieren gilt. Egal, ob wir über die Qualität von Reichweiten sprechen oder über inhaltliche Qualität bis hin zu Datenqualität – es wird nicht leicht sein, hier ein gemeinsames Qualitätsverständnis aufzubauen.

Fazit

Programmatic Advertising ist vollständig im Markt angekommen und hat seine Vorteile relativ schnell belegen können. Doch wie bei jedem technologischen Entwicklungsschritt müssen wir noch ein paar Hausaufgaben erledigen. Die Basis, wie Kunde und Agenturen künftig zusammenarbeiten, ist dabei genauso wichtig wie ein gemeinsames Verständnis zentraler Punkte wie Transparenz und Qualität. Deshalb: Lassen Sie uns reden.

 

Dieser Artikel erschien auf internetworld.de.