Um die Journey ihrer Kunden ganzheitlich zu betreuen, stellt sich Automobilherstellern die Frage, wie sie ihr End-To-End-Customer-Experience-Management wirksam aufstellen. MINI gilt als Vorreiter für einen exzellenten Customer-Centricity-Ansatz und entwickelt dabei Marke und Unternehmensprozesse kontinuierlich entlang der Customer Journey weiter. Wie dies gelingt, schildern Ulrike von Mirbach, Europachefin bei MINI, und Wolf Ingomar Faecks, Vorstand Serviceplan Group SE, Plan.Net Gruppe & The Marcom Engine im Gespräch mit Mario Zillmann von Lünendonk. The Marcom Engine verantwortet seit 2020 die EU-weite und datengetriebene Produkt- und Marketingkommunikation der Marken BMW und MINI.
LÜNENDONK: Frau von Mirbach, Sie sind seit 17 Jahren bei MINI tätig, seit Juli als Europa-Chefin. Wo steht die Marke heute?
ULRIKE VON MIRBACH: Im Laufe der Zeit hat sich MINI
als starke Marke am Markt positioniert. Neues zu denken, Herausforderungen als
Chance zu sehen, offen und unkonventionell die Wünsche und Bedürfnisse der
Menschen zu berücksichtigen – all das ist in der Tradition der Marke MINI fest
verankert. Wir kennen die Anforderungen an uns und verstehen es, unseren Kundinnen,
Kunden und Fans in den richtigen Momenten mit den richtigen Emotionen zu begegnen.
Dies zeigt sich in unserer sehr aktiven Community mit Millionen Fans – nicht
nur auf der Straße, sondern auch Online mit hunderttausenden Followern auf
Instagram.
Uns ist klar, dass wir unsere drei Kern-Zielgruppen – Kunden & Fans, Multiplikatoren und Handelspartner – in den Vordergrund stellen müssen, um erfolgreich zu sein. Deshalb verankern wir gemeinsam mit The Marcom Engine das Experience Management als zentrales Element in der Marketing- und Vertriebs-Organisation.
LÜNENDONK: Das klingt nach einem gewaltigen Umbau. Lassen Sie uns also gerne einen Blick hinter die Kulissen werfen. Schildern Sie doch bitte einmal, wie Sie dabei vorgehen.
ULRIKE VON MIRBACH: Gerne. Zunächst stellen wir die
Customer Journey in den Mittelpunkt unserer Transformation. Das bedeutet, dass
jeder – gleich welcher Disziplin in unserer Organisation, sich fragt, welchen
Mehrwert wir unseren Kunden am jeweiligen Touchpoint entlang der individuellen
Customer Journey bieten können. Es ist uns wichtig, bei jedem Schritt in der
Markenkommunikation die Menschen ins Zentrum zu stellen und dabei deren
jeweilige Bedürfnisse und Emotionen zu berücksichtigen. Denn unserem
Verständnis nach ist Customer Centricity nicht nur ein Schlagwort, sondern
‚das‘ Differenzierungsmerkmal der Stunde, um am Puls der Zeit – oder konkret am
Puls der Fans und Interessenten – zu bleiben.
LÜNENDONK: Wie genau erfühlen Sie denn den Puls der MINI-Fans?
WOLF INGOMAR FAECKS: Wir beobachten kontinuierlich
das On- und Offline-Verhalten unserer Interessenten und Kunden und analysieren
die Daten nach relevanten Verhaltensmustern. Dadurch sind wir ganz nah an
unseren Fans und können schnell reagieren, wenn sie ihr Verhalten oder sich
ihre Bedürfnisse ändern sollten.
Aus dem ganzheitlichen Customer Experience Management leiten
wir Anforderungen an die Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen ab und
implementieren sie an den entsprechenden Stellen, sodass sie zum richtigen
Zeitpunkt sichtbar und für die MINI-Kunden erlebbar werden.
ULRIKE VON MIRBACH: Schauen Sie sich doch nur einmal
die Kommunikation in der Social Community an: Unsere Fans posten begeistert
Fotos von ihrem MINI, sprechen miteinander und fragen nach allem rund um MINI
und tauschen sich zu ihrer letzten Ausfahrt aus. Da entsteht ein echter Dialog
mit Mehrwert für den Einzelnen. Unsere MINI-Verkaufsberater in ganz Europa –
als Gesicht unserer Marke – spielen hier eine zentrale Rolle für ihre Kunden
und auch für uns als Marke. Quasi als „Key Opinion Customer und Sales Experts“.
LÜNENDONK: Ein End-To-End-Customer-Experience-Management-Ansatz stellt sicherlich komplexe Anforderungen an eine Organisation. Wie gelingt die Vernetzung der einzelnen Marketing- und Kommunikations-Silos?
ULRIKE VON MIRBACH: Wir
optimieren bei MINI immer weiter die Prozesse, sodass wir schnell und agil auf
externe Einflüsse und neue Anforderungen reagieren können. Dazu entwickeln wir
MINI hin zu einer kundenzentrierten Organisation – mit einem ganzheitlichen
horizontalen Experience Management, einer wirksamen Marketing- und
Kommunikationsstrategie, einer darauf abgestimmten Technologie-Architektur und
nicht zu vergessen den dafür notwendigen Unternehmensprozessen.
WOLF INGOMAR FAECKS: Diese
vier Komponenten werden bei MINI so aufeinander abgestimmt, dass sie dem
Experience Management den Weg ebnen, die KPIs über einzelne Kanäle
nachverfolgen, ein ganzheitliches Cross-Channel Management und dessen
Optimierung ermöglichen und eine Rückkopplung von Kundendaten auf die
Produktentwicklung beschleunigen
LÜNENDONK: Man könnte also sagen, dass MINI sich in einem Prozess befindet, in dem Sie kontinuierlich datengetrieben die Markenkommunikation optimieren?
ULRIKE VON MIRBACH: Absolut.
Aber auf ein gutes Bauchgefühl sollte man dennoch nicht verzichten.
WOLF INGOMAR FAECKS: Indem
wir die Technologielandschaft auf das nächste Level heben, können wir die
Performance-Steuerung an der Customer Journey ausrichten und so die Touchpoints
optimieren. Mithilfe eines Test-Learn-Adapt Ansatzes erproben wir
kontinuierlich verschiedene Designs, Darstellungen und Ausschnitte auf ihre
Wirksamkeit. Eine atomare Asset-Produktion macht es möglich, dass wir die
Assets spezifischer ausspielen, die Werbemittelnutzung optimieren und neue
Kommunikationsideen realisieren.
ULRIKE VON MIRBACH: So
überprüfen wir die Wirksamkeit unserer Maßnahmen entlang des gesamten Sales
Funnel kontinuierlich und optimieren gegebenenfalls. Im Ergebnis setzen wir auf
verschiedene, innovative Umsetzungen und bieten unseren Fans ein MINI
spezifisches Markenerlebnis, was wiederum die Kundenerwartung befriedigt, die
Markenloyalität erhöht und langfristig zu höheren Verkaufszahlen führt.
WOLF INGOMAR FAECKS: Man
kann also sagen, dass ein Product-Marketing-Loop entsteht, den wir mithilfe
eines Customer-Data-Managements (CDM) sowie eines Digital-Asset-Management
(DAM)-Systems rund um die Uhr mit den jeweils relevanten Produkt- und
Kommunikationsinformationen bespielen können. Entsprechend hat dieser
Product-Marketing-Loop auch einen großen Einfluss auf den Einsatz und die
Ausspielung von Digital Media Assets.
Wir bewegen uns so weg von einer
starren Kampagnenlogik – hin zu einer individualisierten Always
On-Kommunikation, in der Motivinhalte, Tonalität und Botschaften auf Basis von
Datenpunkten individuell zusammengestellt und ausgespielt werden. Dieser
Prozess läuft weitgehend automatisiert. Hier sind wir technologisch und
prozessual mitten in der Transformation.
LÜNENDONK: Was genau bedeutet dies für die Unternehmensstrukturen?
ULRIKE VON MIRBACH: Wir
setzen auf einen gemeinsamen europäischen Ansatz. Dies ist kein Selbstzweck,
sondern eine Voraussetzung, um das personalisierte, datengetriebene Marketing
auf das nächste Level zu heben und ein Cross-Channel-Management sowie ein
konsistentes Markenerlebnis zu schaffen, das über alle EU-Länder hinweg funktioniert.
Denn die Marke MINI ist in allen europäischen Ländern als emotionale Premium-Marke
verankert. In sogenannten Core-Einheiten schaffen wir digitale Standards, die
sich aus den Learnings und Bedürfnissen der europäischen Länder speisen.
Basierend auf den Zielen und Budgets
der Länder und den Standards aus den zentralen Core-Einheiten werden in Hubs
dann Empfehlungen entwickelt, die die Länderorganisationen implementieren und
aktivieren. Immer mit starker Rückkoppelung. So handeln wir über alle
europäischen Märkte hinweg effizient und konsistent und spielen die jeweiligen
Kampagnennuancen entlang unseres Markenversprechens aus. Das charakteristische
MINI-Feeling und der individuelle, urbane Mobilitätscharakter durchdringen also
spürbar jede Markenkommunikation. Gleichzeitig erhöhen wir die Effizienz neben
der Effektivität.
LÜNENDONK: Eine solche Steuerung der Kampagnen in mehreren Ländern wirkt sich doch sicherlich auch auf die Teamstruktur aus.
WOLF INGOMAR FAECKS: Die
Teams arbeiten mittlerweile deutlich stärker cross-funktional zusammen, indem
Personen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen und so gemeinsam
komplexen Anforderungen lösen können. Für die MINI Editions beispielsweise
haben wir in einem voll integrierten Team eine komplexe Multi-Channel Kampagne
geplant, konzipiert, produziert und exekutiert.
LÜNENDONK: Und wie schlägt sich das konkret in Erfolgen nieder?
ULRIKE VON MIRBACH: Zum
einen konnten wir durch die Flexibilität der europaweiten Kampagne
gewährleisten, dass das Markenerlebnis vom ersten Kontakt bis zum Kauf
konsistent und aufeinander abgestimmt ist. Zum andern konnten wir aufgrund der
frühzeitigen Einbindung der Länder und derer Bedarfe die Aktivierung der
Kampagne über die Länder hinweg intensivieren. Das Resultat: eine verwertbare Reaktion
von mehr Interessenten bei gleichem Mitteleinsatz und eine erhöhte
Reaktionsgeschwindigkeit.
LÜNENDONK: Wie wichtig ist dabei das Team?
ULRIKE VON MIRBACH: Entscheidend. Unsere Erfolge und die kontinuierliche Weiterentwicklung sind unseren eng verzahnten Vertriebs- und Marketing-Teams zu verdanken. Denn jeder Einzelne in unseren europäischen Teams bringt unterschiedliche Erfahrungen und Expertise mit und hat bei MINI die Chance, dies ein- und „auf die Straße zu bringen“ – im MINI Style. Mich freut daher sehr, dass wir alle mit einem 360 Grad-Mindset die Marke und unseren Absatz im Fokus haben – getreu unseres MINI Mottos „We are all different, but pretty good together“.
Dieses Interview erschien zuerst hier:
Lünendonk-Studie 2022: Der Markt für Digital Experience Services in Deutschland