Anna Gauto, Redakteurin beim Magazin forum Nachhaltig Wirtschaften, sprach mit Pavan Sukhdev und Florian Haller über Werbung und Nachhaltigkeit. Pavan Sukhdev ist ehemaliger Deutsche Bank-Manager und Gründer der Nachhaltigkeitskampagne Corporation 2020. Er möchte Werbung am liebsten regulieren. Florian Haller ist CEO der größten Werbeagentur Europas, der Serviceplan Gruppe. Für ihn ist Werbung weder moralisch noch unmoralisch. Beide werden auch auf der SusCon 2012 in Bonn sprechen.

 

Anna Gauto:Werbung tut, was man ihr aufträgt. Ist Werbung unschuldig?
Florian Haller: Werbung ist nicht unschuldig. Sie verantwortet die Wahrnehmung einer Marke. Unsere Aufgabe ist es, sie in dieser Hinsicht zu beraten und zu führen. Deshalb kann Werbung nicht unschuldig sein.
Pavan Sukhdev: Werbung ist definitiv nicht unschuldig. Werber stellen sich gern als Fachleute dar, die nur die Wünsche ihrer Kunden erfüllen. Um aber das System rücksichtslosen Konsums zu durchbrechen, müssen sich sowohl Werbeagenturen als auch die Unternehmen, die sie beauftragen, über die Botschaften Gedanken machen, die sie kommunizieren.

 

Unternehmen setzen Nachhaltigkeit heute effektiv für Werbezwecke ein. Wie wurde Nachhaltigkeit zum Prestigethema?
Haller: Der Trend zu einer nachhaltigeren Lebensweise geht von den Menschen aus, nicht von den Unternehmen. Weil die Menschen diese Sehnsucht haben, nutzen gut geführte Marken diesen Megatrend als Geschäftschance.
Sukhdev: Wir müssen vielen hart arbeitenden Schriftstellern, Wissenschaftlern, Unternehmern und Bürgern danken, dass Umweltbelange relevant geworden sind. Weshalb aber das Wort Nachhaltigkeit so populär ist, ist mir ein Rätsel. Nur selten wird es korrekt verwendet. Eigentlich beschreibt es Aktivitäten, die über Jahrhunderte Wirkung entfalten. Unternehmen sollten Rechenschaft ablegen müssen, wenn sie für sich beanspruchen, nachhaltig zu sein. Deshalb ist eine Standardisierung und Regulierung von Ratings, Rankings und Gütesiegeln nötig.

 

Zigarettenwerbung zeigt: Gut verkaufen heißt nicht automatische Gutes zu verkaufen. Braucht Werbung ein Gewissen?
Haller: Werbung per se ist ein Instrument, das man so oder so nutzen kann. Deshalb ist Werbung als solche auch weder moralisch noch unmoralisch. Aber Werbung ist ein starkes Instrument, um ein moralisches Anliegen in eine Geschäftschance zu verwandeln.
Sukhdev: Werbung braucht ein Gewissen, aber wir dürfen es nicht der Industrie überlassen, dieses Gewissen allein zu entwickeln. Wir müssen uns genauer fragen, welche Werbetechniken maßlos in die Irre führen und welche Arten von Angaben auf Produktverpackungen stehen sollten.

 

Immer mehr Menschen wollen ökologische Produkte. Was hat das Verhalten der Verbraucher verändert, Reklame – oder hat Werbung umgekehrt die Verbraucher beeinflusst?
Haller: Ich glaube, dass wir den Einfluss der Werbung nicht überschätzen dürfen. Das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit haben Berichte über Klimawandel und Artenschutz sowie viele Lebensmittelskandale geprägt. Seit zwei Jahren untersuchen wir mit dem Sustainability Image Score, welche Unternehmen in Deutschland als nachhaltig wahrgenommen werden. Wir können damit den Einfluss der öffentlichen Wahrnehmung von der Nachhaltigkeit eines Unternehmens auf den Markenmehrwert und somit auf den unternehmerischen Erfolg darstellen. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass Unternehmen heute die Chance nutzen sollten, Nachhaltigkeit nicht nur zu praktizieren, sondern intensiv und professionell darüber zu reden, um damit auch bei den Verbrauchern zu punkten. Lasst daher Taten Worte folgen.
Sukhdev:
Im Hinblick auf die zunehmende Diskussion über Nachhaltigkeit haben die Konsumenten viel mehr Einfluss auf Werbung, als umgekehrt. Beide sollten sich gegenseitig bestärken. Weiterlesen

Online Marketing eröffnet technisch allerlei Spielereien und vor lauter Zahlen-Euphorie werden viel zu oft den Grundlagen und Wirkungsweisen des Marketings mit zum Teil sträflicher Ignoranz begegnet. Insbesondere verhält es sich häufig so beim Thema Kontaktdosis und Kontaktklassen.

Lesen Sie den gesamten Beitrag von Matthias Chorherr hier im Mediascale-Blog.

Unsere Branche ist stetig im Wandel und die Entwicklungen in Marketing, Werbung und Medien gehen rasant voran. Die aus meiner Sicht derzeit wichtigsten aktuellsten Trends in Marketing und Kommunikation sind folgende:

1. Mobility verändert den Wettbewerb
Der Wettbewerb wird durch die zunehmende Mobilität transparenter und damit auch härter. Preise, Kosten und Produkte sind immer und überall überprüfbar. Die Zahlen sprechen für sich: 2011 wurden erstmals mehr Smartphones als PCs verkauft (Quelle: IDC, Ab 2012 Prognosedaten). Und auch die Nutzung des mobilen Internets stieg in den letzten zwölf Monaten um mehr als 50% (Quelle: AGOF mobile facts 2011 / Plan.Net Media Intelligence , 23.515 Fälle, entspricht 70.33 Mio. Deutschsprachige ab 14 Jahren). Und durch die neuen Datenverbindungen wie LTE oder den Quad-Core Processor kann mit High-Speed alles und immer schneller von unterwegs überprüft werden.

2. Social Media als Dialogmedium statt Telefon und E-Mail
Heute sind Facebook & Co. nicht mehr aus dem täglichen Leben der Generation der unter 30-Jährigen wegzudenken. Auch die Nutzerzahlen deuten auf die wachsende Integration von Social Media hin: Laut der Acta-Studie 2011 (ACTA 2011; Facebook Advertising Tool September 2012; ComScore Net-Metrix Januar 2012) gibt es aktuell 33,15 Millionen Nutzer im deutschsprachigen Social Web. Allein auf Facebook gibt es in Deutschland 24,3 Mio. Mitglieder. Zu den meistbesuchten Mediasites zählen Facebook, YouTube, Wikipedia und gutefrage.net. Auch der Einfluss von Twitter auf die Verbreitung von News-Content – was ermöglicht, in Sekundenschnelle Nachrichten über den gesamten Globus zu streuen – ist von einer enormen Eigendynamik geprägt. Das Unternehmen hat just angekündigt, seine Präsenz in Deutschland auszubauen und die aktive Nutzung um 50 Prozent zu steigern.

3. Cloud Backup: Unser Leben in der Cloud
Termine, Adressen, Fotos, Dateien: Wir alle erstellen und verwalten Inhalte – und das an vielen unterschiedlichen Eingabegeräten. Cloud Computing ermöglicht, zu jeder Zeit und von allen Geräten auf den kompletten Datenbestand zugreifen zu können. Denn mit der Cloud sind alle Endgeräte, sei es das Smartphone, Tablet oder das internetfähige Fernsehgerät, verknüpft und bedienen sich aus einem gemeinsamen Datenpool. Die aktuellen Services lauten Google Drive, Apple Cloud oder die Telekom Cloud. Und mit den neuen Möglichkeiten der Datenübertragungen wie LTE, das um ein vielfaches schneller ist als DSL, ist diesem Trend der erfolgreiche Weg geebnet.

4. Startup Trend „Collaborative Consumption“: ausleihen statt kaufen
Collaborative Consumption steht für den gemeinschaftlichen Konsum und das Teilen von persönlichen Dingen. Das Konzept bezeichnet die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und persönlichen Gegenständen, um einen nachhaltigen Umgang mit ihnen zu fördern. Dies fängt an beim sogenannten „couch surfing“, bei der Menschen private Übernachtungsmöglichkeiten anbieten, die deutlich unter den örtlichen Hotelpreisen liegen. Oder die mittlerweile sehr populären Seiten wie Mitfahrgelegenheit. de. Für wenig Geld gemeinsam weite Strecken zurückzulegen, die Fahrtkosten untereinander aufzuteilen steht hoch im Kurs. Auch das Sharing von Autos, wie das von BMW initiierte System drive.now zeigt, belegt diesen gesellschaftlichen Trend im Nutzungsverhalten, das hohen Anklang findet. In München beispielsweise umfasst drive.now eine Kooperation mit der Stadt München, die bei Nutzung das Entwerten eines Parkzettels überflüssig macht.

5. Vertrauen ist der markenprägende Faktor
Nachhaltigkeit bedeutet für Unternehmen nicht weniger als Markenmehrwert. Die zweite SIS (Sustainability Image Score)-Studie der Serviceplan Gruppe ermöglicht es erneut, den Einfluss der öffentlichen Wahrnehmung von der Nachhaltigkeit eines Unternehmens auf den Markenmehrwert und somit auf den unternehmerischen Erfolg darzustellen. Nachhaltigkeit liegt dort mit 14 Prozent nur knapp hinter den Faktoren Qualität der Leistung (21 Prozent) und wirtschaftlicher Erfolg (18 Prozent). Nachhaltigkeit und die Sehnsucht nach „Vertrauen“ werden so zusehends zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Transparenz und ehrliche Kommunikation sind dabei die entscheidenden Faktoren, die zur Entwicklung des Markenwerts beitragen.

6. Social Enterprise: Mehrwert statt Profit
Social Enterprise sind Unternehmen, die im Sinne des sozialen Aspektes handeln und Strategien entwickeln, die drauf ausgerichtet sind, die Gesellschaft und Umwelt zu verbessern und einen Mehrwert bieten statt Profit für Stakeholder zu erwirtschaften. Sie handeln gemäß der Leitlinie: nicht der Investor steht im Vordergrund, sondern der soziale Aspekt, die gute Sache. Solche Firmen oder Organisationen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Dies ist auch ein wesentlicher Bestandteil, wenn es um Markenführung und die Integration dessen in die Kommunikation nach außen, geht. Bekanntes Beispiel ist hier GEPA, die sich seit 35 Jahren das Thema „Faires Handeln“ auf die Fahnen schreiben. Fairer Handel ist dort Kern der Unternehmensphilosophie, keine Nebensache. Denn alle Gewinne werden wieder in den Fairen Handel investiert.

(Ursprünglich erschienen hier auf horizont.net)

So viele Innovationen wie in den vergangenen zehn Jahren haben wir in der Medienbranche im ganzen letzten Jahrhundert nicht erlebt. Das Internet hat alles verändert – wir sind im Zeitalter der integrierten und der digitalen Kommunikation angekommen. Wir haben in unserer Agenturgruppe aufgehört, in „above“ und „below the line“ einzuteilen; jede einzelne Kommunikationsdisziplin ist heute ein wichtiger Teamplayer. Und wir beschäftigen uns mit innovativen Konzepten und Technologien, von denen man vor 20 Jahren nichts ahnte: Targeting, Social Web, App-Entwicklung oder 3D, um nur einige zu nennen.

Die Fülle an Innovationen macht es heute schwer, den Überblick zu behalten. Umso wichtiger ist es, das große Ganze im Blick zu behalten und die Megatrends herauszufiltern. Genau dafür gibt es den Innovationstag, den wir mit verschiedenen Partnern und Branchengrößen seit 2005 jährlich in München veranstalten. Gemeinsam mit Vordenkern und Visionären diskutieren wir die wichtigsten Strömungen in Medien und Kommunikation.

Heute, beim Innovationstag 2012, sprechen wir mit Prof. Dr. Hans-Werner Sinn (Präsident des ifo Instituts) über die Zukunft der Weltwirtschaft und des Euros, mit Frank Schirrmacher (Herausgeber der FAZ) über den Einfluss des Internets auf das Denken der Menschen und mit Rowan Barnett (German Market Director Twitter) über die künftige Relevanz des Kurznachrichtendienstes. Wir diskutieren mit weiteren Experten über die gegenwärtigen Herausforderungen einer globalen Markenkommunikation und über Technologien wie Cloud-Computing, Multi-Touch oder Eye-Tracking. Und nicht zuletzt gehen wir mit dem Philosophen Richard David Precht der Frage nach der Moral und der Verantwortung von Marken und Unternehmen in der heutigen Zeit nach.

Ein spannendes Programm! Sollten wir Sie heute nicht persönlich begrüßen dürfen, lade ich Sie herzlich dazu ein, Unterlagen zum Tag und zu den Inhalten bei uns anzufordern.

Mit besten Grüßen aus dem Haus der Kommunikation
Ihr
Florian Haller

Gestern für Ökos, heute für alle:  Wir sehen seit Jahren, dass immer mehr Menschen wissen wollen, woher die Lebensmittel, die sie konsumieren kommen, unter welchen Umständen ihre Sportschuhe gefertigt werden und von wem sich Werder Bremen finanzieren lässt. Im Gegensatz zu früher ist Nachhaltigkeit keine politische Botschaft für Randgruppen, sondern der Lifestyle von mittlerweile  geschätzt 26 Millionen Menschen in Deutschland. Menschen mit einem überdurchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen (Index 125 vs. Gesamt), guter Schulbildung (Index 130 vs. Gesamt) und einer hohen Aufgeschlossenheit für Werbung (Index 127 vs. Gesamt).
Früher Nische, heute Erfolgsfaktor: In der Konsequenz ist Nachhaltigkeit zu einer Geschäftschance im positivsten Sinne geworden. Werber müssen jetzt nicht plötzlich zu Politikern oder Ökos mutieren – können aber diese einmalige Gelegenheit nutzen und ihren Beitrag dazu leisten, um auf amüsante, innovative und kreative Art Konsumenten das Thema Nachhaltigkeit näher zu bringen. Denn es gibt kaum noch einen Markt, der von ihr unberührt ist: Der Energiemarkt steht nicht erst seit der Energiewende Kopf, der LEH verändert sich durch Bio auf breiter Front, die Automobilindustrie mit dem Thema alternativer Antriebe und CO2 Emissionen, aber auch Babynahrung, Tiefkühlprodukte, Drogeriemärkte, Kosmetik und OTC werden grundlegend gewandelt. Wer das Thema „Nachhaltigkeit“ aus den Augen verliert, riskiert die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens.
Es geht also nicht um Gutmenschentum, sondern um Marktchancen. Genauer: Es geht um gut gemachte Markenprofilierung. Und die fängt damit an, Nachhaltigkeit authentisch zu leben. Denn alles andere ist in Zeiten von Shitstorms unverantwortlich.  Bio ist bei Hipp kein Slogan, sondern gelebte Überzeugung. Und bei dm keine Werbekampagne, sondern Unternehmensphilosophie. Und im zweiten Schritt geht es darum, diese emotional zu kommunizieren. BMW hat eben unter „efficient dynamics“ seine Produkte nicht zu rollenden Verzichtserklärungen gemacht, sondern den Markenkern „Fahrfreude“ mit weniger Verbrauch emotional kommuniziert. Und ist damit 2011 zur weltweit stärksten deutschen Unternehmensmarke avanciert.
Deshalb gilt: Lasst Taten Worte folgen und nicht umgekehrt!

(Erschienen als Editorial in der September-Ausgabe von „Die Zeitungen“)

Wohl dem, der die Sommermonate für Ferien, Müßiggang und Erholung nutzen kann, passiert doch in Politik, Medien und Werbewirtschaft in der Regel nichts von Belang, abgesehen von alljährlichen Suchen nach vermeintlichen Alligatoren in deutschen Baggerseen oder unerklärlichen Benzin-Preiserhöhungen zur Reisezeit. Dem geneigten Leser kann ich allerdings versichern: Der Schein trügt! Hinter den Kulissen laufen speziell im Online Werbemarkt die „Saisonvorbereitungen auf Hochtouren“…

…den Artikel von Michael Beuth im Blog von Mediascale weiterlesen.

In letzter Zeit bin ich etwas müde geworden, bei jeder Produktneuerung oder jeder News rund um Facebook einen Blogartikel zu schreiben. Man merkt deutlich, dass bei Facebook der Druck stetig wächst, mehr Werbeeinnahmen zu generieren. Daher gibt es fast wöchentlich neue Möglichkeiten der Werbeeinbuchungen. Das kann schon mal etwas verwirrend sein – bei der Vielzahl der Schaltungsmöglichkeiten. Oft weiß man gar nicht so recht, wie man darauf regieren soll. Aber machen Sie sich nichts draus – Facebook selbst geht es da nicht anders…

…den Artikel von Agnes Ley im Blog von Mediascale weiterlesen.

Pollock stand in seinem Atelier, vor ihm lag eine Leinwand auf dem Boden. Ein Tropfen Farbe löste sich vom Pinsel und landete auf der Leinwand. Pollock mochte, wie der Tropfen auf der Leinwand aussah. Ein weiterer. Und noch einer. Er merkte, dass es nicht nur darum ging, zu mögen, was er sah, er begann zu ahnen, dass es etwas Bedeutendes war, was da passierte.  Als er fertig war, war er zufrieden. Was da lag, war neu.

Dann kam ein Mann, öffnete eine Schublade, steckte das Bild von Pollock hinein, schloss sie und klebte einen Zettel darauf: Abstrakter Expressionismus. #

Menschen sind Schubladentiere. Buchhalter. Sie wollen Dinge ablegen. Nichts tun sie lieber als eine Schublade zu öffnen, etwas hineinzulegen, die Schublade zu schließen und zu beschriften. Denn dann haben sie das Gefühl zu wissen, wovon sie reden. Sie können dann klug schauen und nicken und sich über die Schubladen austauschen. Sie sind dann kompetent.
Es gibt Ausnahmen. Es gibt viele Ausnahmen. Aber sie bleiben immer die Minderheit, die, denen Freiheit wichtiger ist als Sicherheit. Die ihre Gier nach Neuem niemals gegen Routine eintauschen wollen.

Wenn man Kreativer sein will, muss man sich entscheiden. Will man ein Schubladentier sein oder will man etwas machen, wofür es noch keine Schublade gibt. Und diese Haltungsfrage ist es, die den Unterschied macht zu anderen Jobs. Wenn wir uns gegen die Ablagementalität der Schubladentiere entscheiden, dürfen wir uns Kreative nennen. Auch, wenn wir nicht den Abstrakten Expressionismus erfinden oder den Punk. Nicht unser Erfolg, allein unsere Haltung unterscheidet uns: frei statt sicher. Neu statt routiniert. Denn das Neue ist immer das Bessere. Man nennt es Fortschritt. Es steht in totalem Widerspruch zum Schubladendenken. Das sind unsere täglichen Konflikte, die wir austragen müssen. Mit uns selbst. Mit unseren Beratern. Mit unseren Kunden. Wir sind umgeben von Schubladentieren.  Wir müssen sie nicht bekämpfen, im Gegenteil: Wir müssen ihnen das Gefühl geben, dass sie bei uns sicher sind und wir routiniert. Und dann frei und neu sein.

Also: Heute mal nichts über Integrierte Kommunikation, Branded Entertainment, Virals, Web 2.0, Branded Content oder sonst irgendwelche Schubladenbeschriftungen. Heute lassen wir die Schubladen mal zu. Überlassen wir sie den Anderen, wenn wir fertig sind. Und beginnen mit etwas Neuem.

„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, schrieb Friedrich Schiller im Jahr 1795 über die ästhetische Erziehung des Menschen. Die Theorie des Homo Ludens  aus der Spielewissenschaft hat sich spätestens seit dem Einsatz von digitalen Spielen in der werblichen Kommunikation etabliert. Denken wir nur an das Computerspiel Moorhuhn von 1999. Damals gab es das Buzzword Gamification noch gar nicht. Mittlerweile haben Spiele einen sehr hohen Stellenwert in der Kommunikation, vor allem im Online Marketing. Bei vielen Aufgabenstellungen reicht das klassische Storytelling, wie wir es im Film kennen, nicht mehr aus. Es geht um Partizipation. Um Kollaboration. Und im Idealfall um beides in einem Konzept vereint.

Man möchte meinen, der Kauf eines Produkts sei Partizipation genug. Aber so einfach ist das nicht mehr. Denn wie Alex Schill beim Werbeplanung Summit 2012  in der Wiener Hofburg dargelegt hat, machen die Menschen die Marke. Und das tun sie nicht nur, indem sie die Produkte kaufen. Oder darüber reden – im schlechtesten Fall in einem negativen Zusammenhang. Alex Schill sprach in Wien über Branded Content bzw. über Branded Entertainment als Möglichkeit, sich im Werbeumfeld mit unseren Botschaften durchzusetzen. Und was bietet mehr Entertainment als ein gutes Spiel mit Freunden?

Doch wie entwickelt man ein spielerisches Konzept in der Werbung? Weiterlesen

Hunderte sehr betriebsame junge Werber auf dem Weg zu Meetings, Schulterblicken und Telefonkonferenzen, klar, das erwartet man bei einem Gang durchs Haus der Kommunikation – aber was macht denn hier ein achtjähriges Mädchen? Hat das denn keine Schule? Tatsächlich, es gibt Tage, da sind die Schulen auch ohne Feiertrag geschlossen, aber die Kampagne einer internationalen Marke wird sich danach nicht richten können. So kommt es also schon mal vor, dass man hier Kinder bei der Erledigung von Hausaufgaben, beim Surfen im Internet oder auch mal als Inputgeber mit ganz neuen Insights in Brainstormings antrifft. Hinter solch fröhlichen Beobachtungen steht die Herausforderung, Familie und Karriere miteinander zu vereinbaren. Hier soll vor allem davon die Rede sein, wie ein marktführendes Unternehmen diesem Konflikt begegnet: Wie bindet es gut ausgebildete, fachkompetente und ambitionierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die Kinder haben?

Das Haus der Kommunikation hat verschiedene, auch individuelle, Teilzeitmodelle entwickelt und setzt damit erfolgreich auf Kreativität in der täglichen Arbeitsorganisation, wobei deutlich wird, dass der kreative Anspruch einer Kreativagentur bei der Gestaltung von Markenkommunikation lange nicht endet.
Es wurden auch weitreichende Kooperationen mit Dienstleistern geschlossen, die Eltern da weiterhelfen, wo die Möglichkeiten einer Kommunikationsagentur enden: Bei der Vermittlung von Hort- und KiTa-Plätzen, Tagesmüttern, Ferienprogrammen und Betreuern in kurzfristigen Ausnahmesituationen. Klar, ein Unternehmen mit mehr als tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern muss entsprechende Maßnahmen treffen, wobei  das Haus der Kommunikation über das branchenübliche Maß weit hinaus geht.

Die notwendige Flexibilität, die Werbekunden von Agentur und deren Mitarbeitern erwarten, findet ihre Entsprechung aber auch im Umgang mit angestellten Eltern im Fall der Fälle. Eine Präsentation kann auch schon mal im „Homeoffice“ geschrieben und per Internetanbindung zur Verfügung gestellt werden – selbst wenn zwischendurch Fischstäbchen zu brutzeln oder Prinzessin Lillifee Geschichten vorzulesen sind. Eine individuelle Absprache im Einzelfall, aber genau darum geht es: Eine Kultur, die auf die Wechselfälle des Lebens natürlich reagiert statt eine Struktur, die alle Wenns und Abers starr regelt. Dafür sind Kinder dann auch mal sehr gerne zur Stelle, wenn Kundenprodukte auszuprobieren sind oder für ein Shooting ein paar herzerweichende Kulleraugen gebraucht werden.

München ist nicht nur ein bedeutender Standort der Medien- und Kommunikationsbranche. Es ist für Familien auch einer der teuersten Lebensräume in Europa. Eltern sind hier Doppelverdiener und das Szenario „Haushaltsvorstehender Ernährer mit treu sorgender Gattin, die in Haushalt und Erziehung ihre Erfüllung gefunden hat“ ist nicht nur kulturell weit überholt. Den Kinderwunsch der Karriere zu opfern, kann zu nachhaltiger Unzufriedenheit selbst bei erfolgreichsten High-Performern führen – mit nachteiligen Auswirkungen auf ihr Leistungsvermögen. Niemand will das, nicht die Agenturgruppe und nicht ihre Kunden. Das Haus der Kommunikation ist ein Ort für Kreativität, jeder kann hier alles Mögliche sein – und Vater oder Mutter.