Der Osterhase hat uns 2018 den lang erwarteten Mobile-First-Index von Google gebracht. Nun gilt es abzuwarten und zu schauen, welche Konsequenzen sich für die Optimierung digitaler Assets daraus ergeben. Man wird also mit Sicherheit noch viel zu diesem Thema hören. In der Zwischenzeit geht es in den SEO-News für April um kurze Klicks, den Geschwindigkeitswettlauf im E-Commerce und einen neuen (Search-) Blick auf die Welt.

1) Google bietet Abkürzung für Suchende

Der Mensch an sich ist faul, das ist keine besonders neue Erkenntnis. Nur bei der Suche im Internet legt der Homo Sapiens eine besonders hartnäckige Emsigkeit an den Tag. Dass nämlich eine Suchabfrage unmittelbar zu einem befriedigenden Ergebnis führt ist keinesfalls die Regel. Im Durschnitt kehrt der Suchende fünf Mal zur Suchergebnisseite zurück, um entweder seinen Suchbegriff zu verfeinern, oder ein anderes Ergebnis aufzurufen. Diese Klicks zurück zu den Ergebnissen von Google oder Bing werden „Short Clicks“ genannt. Wenn man so will, ist es die vornehmste Aufgabe der Suchmaschinenoptimierung, genau diese Short Clicks überflüssig zu machen, indem man die Inhalte von Webseiten bestmöglich auf die Intentionen der Suchenden abstimmt. Auch Google will die Sucherfahrung seiner Nutzer verbessern und beschleunigen und hat nun ein Feature ausgerollt, das schon seit einiger Zeit auf mobilen Geräten und in den USA getestet worden ist. Kehrt man mit einem Short Click auf Google zurück, so öffnet sich unter dem ersten Suchergebnis eine Box mit der Überschrift “Andere suchten auch nach”. Diese Box enthält eine Liste von Links mit ähnlichen Suchanfragen, die sich deutlich von der bestehenden Liste alternativer Suchanfragen am Ende der Suchergebnisseite unterscheidet. Der globale Rollout der Short Click-Box zeigt, dass Google das Phänomen unzufriedener Suchender ernst nimmt und darauf reagiert. Es ist ein weiterer Hinweis in die Richtung, dass Short Clicks als negatives Nutzersignal herangezogen werden. Die Suchmaschinenoptimierung muss daher weiterhin versuchen, den Short Click überflüssig und das Leben für Suchende noch ein wenig einfacher zu machen.

2) Geschwindigkeit zählt im Rennen um die E-Commerce-Krone

Es ist Frühjahr und die Konferenzsaison der Branche läuft auf Hochtouren. Vergleicht man die Top Themen der internationalen Branchen-Leitmesse „Search Marketing Expo“ (SMX) in Nordamerika und Europa, so fällt auf, dass das Thema Accelerated Mobile Pages (AMP) in den USA einen deutlich größeren Stellenwert einnimmt, als in unseren Gefilden. Jenseits des Atlantiks setzen Websitebetreiber und verstärkt auch E-Commerce-Anbieter auf die Technologie eines abgespeckten HTML-Protokolls. Man verspricht sich davon in erster Linie eine bessere Nutzererfahrung und mehr Konversionen durch schnellere Ladezeiten. Vertreter von Google haben auch auf der diesjährigen Online Marketing Rockstars-Konferenz in Hamburg darauf hingewiesen, das schnelle Ladezeiten der entscheidende Faktor im Wettbewerb sind, insbesondere mit dem Platzhirschen Amazon. Passend zu diesem Thema hat der US-Search Experte Eric Enge eine Studie zu den Vorteilen der AMP-Technologie veröffentlicht. Darin versucht der Autor mit vier großen Mythen aufzuräumen, die mutmaßlich viele Unternehmen vom Einsatz der Technologie abhalten. Zunächst weist Enge darauf hin, dass sich AMP nicht nur für News-Publisher eignet, auch wenn hierfür kürzlich erst das Stories-Format auf der AMP-Plattform implementiert wurde (wir berichteten). Stattdessen zeigt er an Beispielen aus Indien, dass gerade in Märkten, die stark von der Nutzung mobiler Endgeräte geprägt sind, die verbesserte Geschwindigkeit im E-Commerce zu signifikant höheren Konversionsraten führt. Darüber hinaus erklärt Enge, dass man keinesfalls auf Designfeatures verzichten muss, wenn man sich für AMP entscheidet. Das von den großen Suchmaschinenbetreibern empfohlene, responsive Websitedesign zeige gerade im Vergleich mit AMP große Schwächen, so der Autor. Laut Enge müsse man für die Konzeption und Umsetzung einer optimalen AMP-User Experience mehr Ressourcen einplanen, da es bislang noch zu wenig Use Cases in diesem Bereich gäbe. Ausdrücklich warnt die Studie vor halbherzigen AMP-Implementierungen, diese würden die Nutzung auf mobilen Geräten erschweren und elementare Funktionen, wie beispielsweise die Navigation, unnötig komplizieren. Ladegeschwindigkeit sollte zwar schon jetzt ein Hauptpfeiler einer jeden SEO-Strategie sein. Will man im Wettbewerb mit globalen Marktteilnehmern bestehen, sollte aber auch Deutschland dem Einsatz der AMP-Technologie mehr als nur einen kurzen Moment seiner Aufmerksamkeit gönnen.

3) Leben durch die Linse – Visual Search ist da

„Alexa! Kann ich dir mal schnell etwas zeigen?“. Wer denkt, er könne die neue Garde der Sprachassistenten wie ein Familienmitglied behandeln, merkt schnell, dass zur vollen Integration der intelligenten Lautsprecher in unsere Gesellschaft noch etwas Entscheidendes fehlt: Sie haben keine Augen. Doch diese Lücke wird sich sehr bald schließen, das Zauberwort heißt „Visual Search“. Getrieben von einer immer tieferen Integration von Künstlicher Intelligenz, ist die Interpretation von visuellen Informationen und das Erkennen von Gegenständen keine technologische Hürde mehr. Als jüngsten Beweis kann man den Start von „Google Lens“ heranziehen. Das Tool zur visuellen Suche hatte vor einigen Monaten exklusiv auf den Google-eigenen „Pixel“-Smartphones das Licht der Welt erblickt. „Google Lens“ erlaubt es dem Nutzer, ein Foto per Knopfdruck untersuchen zu lassen. Die Suchmaschine erkennt dann selbstständig die abgebildeten Dinge, z.B. Sehenswürdigkeiten wie den Eiffelturm und spielt relevante Informationen wie Anfahrt, Öffnungszeiten, Eintrittspreise und Erfahrungsberichte zu. Besonders gut funktioniert Lens mit Text. Zugegeben, Texterkennung ist wahrlich kein neues Feature, aber Google ist in der Lage, beispielsweise abfotografierte Visitenkarten als Adressformat zu erkennen und die Fotoinformationen in eine entsprechende Kontaktdatei umzuwandeln. Und die Suchmaschine aus Mountain View ist nicht das einzige Unternehmen, dass in diesem Bereich investiert: Auch Microsoft hat vor wenigen Wochen seiner Suchmaschine Bing ein KI-Paket spendiert, welches ebenfalls einige neue Features für die Visuelle Suche enthielt (auch darüber haben wir schon berichtet). Und die populäre Plattform Pinterest hat sich schon immer als visuelles Entdeckungstool verstanden und rückt mit der Einführung seiner neuen „Pinterest Lens“-App die visuelle Suche in den Mittelpunkt der Nutzererfahrung. Nicht nur werden gescannte Bilder in ihre Attribute wie Farbe, Beschaffenheit, Funktion zerlegt, darüber hinaus kann Pinterest Lens aus einer Bildersuche auch Shoppinglinks für ausgewählte Marken generieren. Dass alle großen Internetkonzerne die visuelle Suche ins Visier nehmen ist kein Zufall. Laut dem Marktforschungsinstitut Gartner werden schon 2019 rund 50 Prozent aller mobilen Suchen entweder durch Sprache oder visuell ausgelöst. Es handelt sich also bei den neuen, kontextgetriebenen Suchen um ein Wachstumssegment, welches dem intuitiven, menschlichen Verhalten entgegenkommt. Ob sich die Versprechungen als Umsatztreiber im E-Commerce jedoch so schnell bewahrheiten werden, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass der Suchmaschinenoptimierung eine steile Lernkurve abseits von Keywords und Content bevorsteht.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Internet World Business.

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