Die Zeiten, in denen Kunden bereit waren, länger als unbedingt nötig auf ihre online bestellte Ware zu warten, sind vorbei. Lieferdienste von Einzelhändlern konkurrieren mit klassischen Versandhändlern und Onlineshops um eine schlaue und vor allem schnelle Lieferung. Wer dabei das Maß aller Dinge sein wird, ist klar: Amazon.

Amazon und der Blitz-Service

Der E-Commerce-Gigant verzeichnete in der dritten Dezemberwoche weltweit drei Millionen neue Prime-Mitglieder – mehr als 200 Millionen Produkte wurden in der Vorweihnachtszeit gratis via Prime verschickt und zugestellt.

Es sind auch die logistischen Leistungen, hierzulande und international, die den Erfolg des Konzerns mittragen: An Heiligabend, als die höchste Anzahl an Prime-Now-Bestellungen aller Zeiten einging, hat es Amazon geschafft, die letzte Bestellung um 23:59 Uhr ausliefern zu lassen.

Macquarie Research hat erhoben, dass 51 Cent jedes zusätzlichen Dollars, den US-amerikanische User online ausgaben, an Amazon fließen. Das bedeutet, dass ein Viertel des Umsatzwachstums (94 Milliarden US-Dollar) im stationären und Online-Handel an Amazon ging. Tendenz steigend.

Und der nächste Schritt für 2016?

„Prime-Now“ in Europa etablieren. In einigen Großstädten der USA und in Großbritannien bietet Amazon bereits seinen Exklusivdienst an, bei dem ausgewählte Produkte innerhalb einer Stunde geliefert werden können. Im Münchner Raum – so wird derzeit spekuliert – soll Amazon zwei neue Logistikzentren aufbauen. Es soll sich dabei um die neuen Prime-Now-Zentralen handeln, die künftig die bayerische Hauptstadt und das Umland in circa 60 Minuten beliefern sollen. Dagegen wirkt der bereits in jeder Metropolregion Deutschlands eingesetzte Amazon-Service „Same-Day“ wie ein alter Schuh.

2016: Das Jahr der schnellen Lieferung

Mit diesem Service trifft Amazon den Zeitgeist und sorgt dabei für Staunen und Begeisterung bei den Usern – und das ganz ohne Drohnen-Technologie. Es sind nämlich nicht nur die Customer Experience oder ein ansehnlicher Online-Shop, die den Kunden wichtig sind, sondern immer öfter auch die Geschwindigkeit der Zustellung.

Amazon bringt damit die Konkurrenz in Bedrängnis und beweist gleichzeitig, wie wichtig es ist, das Tempo der User mitzugehen: Unterschiede zwischen den einzelnen Kanälen werden in Zeiten des Connected Commerce nicht mehr akzeptiert. Ob am Point-of-Sale oder online, der Kunde möchte dieselbe Vielfalt, Beratung, denselben Preis und eine sofortige Mitnahme – oder eben Lieferung. Vorbei sind die Tage, an denen es um Vorzüge und Nachteile der jeweiligen Teilbereiche des Commerce geht: Jeder Kanal muss das volle Spektrum bedienen, den Kunden im vollen Umfang glücklich machen und ein echtes Erlebnis schaffen.

Diese Art der Verschmelzung von on- und offline kommt dabei beiden Seiten zugute: der Marke, die bisher nur stationär verkauft hat und nun online geht oder über Click&Collect eine Brücke schlägt, ebenso wie den Online-Marken wie Mymuesli und Co., die erst größere Bekanntheit durch die Listung im Einzelhandelssegment verzeichnen konnten.

Unternehmen, die flexibler, vielleicht experimentierfreudiger werden, neues Terrain erkunden und den Fokus auf die Optimierung des Service am Kunden legen, werden langfristig erfolgreicher, als jene, die „nur“ gute Verkäufer sind. Das sollten sich alle Händler für das neue Jahr zum Vorsatz nehmen.

Dieser Artikel wurde auf lead-digital.de veröffentlicht.