Neu ist sie inzwischen nicht mehr die Diskussion um die Messung der Ad Visibility, die Sichtbarkeit eines Werbemittels im Browser also. Und ich glaube, es ist nicht verwegen zu behaupten, dass sich alle Marktteilnehmer im Prinzip einig sind, dass die Visibility bei vielen Bannerformaten eine zentrale Messgröße zur Bewertung der Kampagnenleistung ist. Sogar die eher behäbig arbeitenden Gremien der Onlineforschung sehen die Sichtbarkeit als zentrales Element ihrer, vornehm auch als Werbewahrnehmungschance bezeichneten, neuen Messgröße namens O-Faktor.

Natürlich sind sich die Marktpartner noch nicht abschließend einig über die Definition der Sichtbarkeit für die verschiedenen Formate, ganz zu schweigen von einer inhaltlichen Bewertung der Werbewirkung bei unterschiedlichen Sichtbarkeitswerten. Um hier Grundlagen für eine Bewertung zu schaffen, erscheint es logisch, erst einmal eine möglichst breite Datengrundlage zu kreieren, indem man herangeht und in möglichst vielen Kampagnen die Sichtbarkeit der Werbemittel systematisch erhebt.

Technisch ist das nicht sehr aufwändig und auch Bedenken hinsichtlich der Beeinträchtigung der Performance der werbetragenden Seiten durch die Messskripte werden zwar von Vermarkterseite immer wieder geäußert, mir ist aber bisher kein Fall bekannt geworden, bei dem es tatsächlich zu Problemen gekommen wäre.

Es könnte also alles gut sein, wären da nicht die IFRAMES. Wofür diese famosen Gebilde im Code der Website dienen sollen, haben wir bereits an anderer Stelle ausführlich erklärt. Deshalb hier kurz nur so viel: IFRAMES können die Sicherheit einer Website vor dem Einschleusen von Schadcode erhöhen, sorgen aber auch dafür, dass sich aus ihnen heraus, die Position eines Werbemittels im Browserfenster in vielen Fällen nicht sauber ermitteln lässt. Und seltsam: Parallel zum Anschwellen der Diskussion um die Ad Visibility, vermehrten sich auf geheimnisvolle Weise auch die IFRAMES auf den Publisherportfolios. Führt man heute eine Analyse über die Reichweiten der zwanzig größten deutschen Vermarkter durch, so wird man feststellen, dass eine breite Mehrheit der AdImpressions dort im IFRAME ausgeliefert wird, während das im Sommer 2012 noch für deutlich weniger als die Hälfte des Volumens galt. Die Messdienstleister halten dagegen und feilen an ihren undokumentierten Geheimformeln, mit denen ihnen trotz IFRAME eine Visibilitätsmessung mal besser, mal schlechter gelingt. Jede neue Browserversion, die auf den Markt kommt, kann hier die Ausgangssituation in die eine oder andere Richtung verändern und was die Messergebnisse dann wert sind, lässt sich von außen oft  nur noch schwer bewerten.

Statt weiter hinter den Kulissen Hase und Igel spielen, wäre es deshalb an der Zeit, offen über die Möglichkeiten zu standardisierten Visibilitätsmessungen zu sprechen. Die einfachste Möglichkeit wäre es, wenn es die Vermarktern den Messdienstleistern erlauben würden, ihre Messskripte im Kontext der Website selbst anzumelden. Dies würde keine zusätzliche Last auf den Websites erzeugen, wäre organisatorisch nicht sehr aufwändig und würde die Existenz der IFRAMES auf den Seiten zur Sicherstellung der Integrität des Contents weiterhin erlauben. Natürlich gäbe es – wie immer – Diskussionen über die Ergebnisse, aber die Messung selbst könnte ohne an Hacker erinnernde Tricks auskommen und Methoden anwenden, die einfacher offengelegt und überprüft werden könnten.

Den Artikel von Tobias Wegmann im Blog von Mediascale lesen.